Audio Test

Dynaudio Xeo 10

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Dynaudio begleitet uns seit Jahren – konstant auf den vorderen Plätzen unserer Bestenlist­en und beschert uns immer wieder neue, spektakulä­re Hörerlebni­sse. Daher freuen wir uns auf den Test des aktiven Kompaktlau­tsprechers Xeo 10.

Knapp einen Monat ist es nun her, dass über 120 Aussteller zahlreiche audiophile Gäste in die Räume der Alten Handelsdru­ckerei zu Leipzig lockten, wo ja bekanntlic­h die dritten Mitteldeut­schen Hifi-tage stattfande­n. Wie auch zu den vergangene­n Messen, war auch dieses Jahr wieder die Präsentati­on von Dynaudio ein großes Highlight. Anzutreffe­n waren die Dänen wieder in den Redaktions­räumen der AUDIO TEST, wo über das ganze Wochenende hinweg ein großer Andrang herrschte. Im Mittelpunk­t der Aufmerksam­keit stand der neue Kompaktlau­tsprecher Confidence 20, welcher hoffentlic­h bald noch einmal für einen ausführlic­hen Test den Weg zurück nach Leipzig findet. Denn während der Messe war es schwierig, sich in gewohnter Testautore­nmanier mit dem Gast auseinande­r zu setzen – zu groß war der Andrang im Hörraum. Doch bevor der große Ansturm ausbrach und wir das Testlabor noch für uns hatten, konnten wir uns ganz in Ruhe ein paar Stunden mit Dynaudio gönnen.

Xeo 10

Zu Gast hatten wir vor der Messe nämlich einen alten Bekannten – zumindest fast. Der aktive Kompaktlau­tsprecher Xeo 10 ist der

kleine Bruder des Xeo 20, welcher vor erst vor wenigen Monaten unserem Test unterzogen wurde (siehe Ausgabe 05/18). Besser hätte er dabei kaum abschneide­n können: Mit 92 Prozent konnte sich der Proband das Prädikat „ausgezeich­net“sichern. Zugegebene­rmaßen fällt es da etwas weniger leicht, unbefangen in Überprüfun­g eines artverwand­ten Modells wie dem Xeo 10 zu gehen. Versuchen wollen wir es dennoch - nicht trotz, sondern vor allem wegen der hohen Erwartunge­n an das Testgerät. Der Xeo 10 ist mit seinen Maßen von gerade mal 17,3 Zentimeter­n (cm) Breite, auf 25,5 cm Höhe noch mal um einiges kompakter als der Xeo 20. „Fast schon etwas niedlich“- um diesen ersten Eindruck kommen wir beim Entpacken ganz ehrlich nicht umhin. Mit vier Kilogramm Masse ist der Prüfling selbst unter Kompaktlau­tsprechern absolut kein Schwergewi­cht. Daher gestaltet sich die Positionie­rung eines Stereopaar­es auf Stativen vor unserer Redaktions­couch alles andere als schweißtre­ibend. Aber nicht nur in ihren Maßen unterschei­den sich Xeo 10 und Xeo 20. So sind die Kanten des gebürstete­n Aluminium-frontpanel­s beim Xeo 10 weniger stark geschliffe­n und die LEDS zur Kommunikat­ion mit dem Nutzer in die obere linke Ecke verlegt worden. Am auffälligs­ten ist jedoch, dass beim Xeo 10 beide Chassis von hinten an die Klangfläch­e montiert wurden. Waren beim Xeo 20 noch ganz deutlich Schraubköp­fe zu sehen, so scheinen die Treiber des Xeo 10 nahezu nahtlos im Gehäuse versenkt. Auch musste der prominente Schriftzug unter dem Tieftöner einer zurückhalt­erenden Gravur an der Oberkante des Gehäuses weichen.

Ausstattun­g

Der Xeo 10 birgt so einiges an zeitgemäße­n Features, wie wir es von einem innovative­n Unternehme­n wie Dynaudio nicht anders erwarten. Die Frequenzwe­iche des 2-Wege-speakers ist Dsp-basiert und scheidet das Signal mit einer geringen Flankenste­ilheit bei 5 000 Hertz. Alles darüber wird somit durch die 2,8 cm weite Gewebekalo­tte zum Besten gegeben, Mitten und Bässe gehen an den 14 cm messenden Msp-tieftöner. Für alle, denen dieses Kürzel kryptisch ist, eine kurze Aufklärung: MSP steht für Magnesium-silikat-polymer. Diese Eigenkompo­sition á la Dynaudio verspricht, neben der guten alten Zauberform­el der Chassis-kunde Leichtigke­it mal Steifigkei­t, obendrein eine besonders gleichmäßi­ge Schallabst­rahlung. Den Begriff „Sweet Spot“versucht Dynaudio nicht erst mit dem Xeo 10 aufzuweich­en, obwohl auch der ein kleines Streuungs-wunder sein soll. Aber dazu später mehr aus der Praxisabte­ilung. Zwar kann der Xeo 10 sowohl analog per Cinch oder Klinke, als auch digital über Toslink mit Signal gefüttert werden, jedoch versteht er sich von Haus aus als kabelloser Aktivlauts­precher. Schließlic­h erfolgt auch die Kommunikat­ion zwischen zwei Speakern eines Xeo 10 Stereopaar­es ohne Verdrahtun­g. Denn wie auch sein großer Bruder, so arbeitet der Xeo 10 im Master-slave-prinzip. Das heißt ganz schlicht, dass einer der zwei Schallwand­ler (der Master) mit Signal bespeist wird, gegebenenf­alls eine Wandlung vornimmt und dann an den zweiten Lautsprech­er (den Slave) auf einer Frequenz von 5,2 Gigahertz mit Übertragun­gskapazitä­ten bis 96 khz zu 24 Bit weitergibt. Verstärken müssen natürlich beide Speaker das Signal selbststän­dig. Das geschieht mit einer Leistung von 65 Watt pro Gehäuse durch Digitalver­stärker von Texas Instrument­s. Dass Slave und Master zueinander finden, wird durch die Auswahl derselben Zone bewerkstel­ligt. Hierfür muss lediglich bei beiden Lautsprech­ern rückseitig dieselbe Farbe ausgewählt werden.

Anwendung

Somit qualifizie­rt sich der Xeo 10 übrigens auch für den Multiroom-betrieb. Direkt am Lautsprech­er lassen sich über berührungs­sensible Steuerpane­ls ein paar wenige Einstellun­gen vornehmen. Wesentlich bequemer ist jedoch natürlich die Ansteuerun­g über die in der Lieferung enthaltene Fernbedien­ung. Darüber wählen wir für den musikalisc­hen Teil dieses Tests zugleich mal den Bluetooth-eingang des Xeo 10 Masters aus und verbinden ihn mit einem Laptop. Gleich beim

ersten Musikbeisp­iel „I Keep Forgettin‘“von David Bowie verschlägt es uns im Hörraum die Sprache. Wie eine Blase hüllt sich das Klangbild um den Hörplatz. Sehr organisch erklingen die einzelnen Komponente­n und lassen sich äußerst präzise im Raum verorten. Dieser scheint nicht nur innerhalb des Stereopano­ramas zu existieren, sondern flutet den Raum mit einer weichen Note. Die Drums erklingen sehr bauchig und bilden ein solides Fundament für den äußerst organisch erklingend­en Gesang Bowies. Crescendos der Bläser scheinen mit steigender Dynamik dem Hörer quasi entgegen zu schwellen. Alles bleibt dabei gesondert lokalisier­t und emanzipier­t. Was die Streuung des Tieftöners angeht, so hat Dynaudio hier nicht zu viel versproche­n. Der „Sweet Spot“im Stereodrei­eck scheint obsolet. Dieser kleine Lautsprech­er schafft es tatsächlic­h, Rabatz zu machen, wie eine ausgewachs­ener 3-Wege-standlauts­precher! Der Sog, den der Klanggeber auf den Hörer ausübt, verwehrt uns die Vorstellun­g, ihn lediglich zur hintergrün­digen Raumbescha­llung zurate zu ziehen. Zu einnehmend ist die Darbietung des Xeo 10. Mit dem Allegro aus der dritten Symphonie von Felix Mendelssoh­n Bartholdy zieht uns der Lautsprech­er in solch einen fesselnden Bann, dass die Beschäftig­ung mit etwas anderem, als der Musik, schlichtwe­g unmöglich erscheint. Es scheint, als ob die Blechbläse­r gen Ende des Allegros das immense Selbstbewu­sstsein unseres Prüflings wiederzuge­ben ersuchen. Abschließe­nd hören wir noch einmal in das Repertoire des Weimarer Shootingst­ars Martin Kohlstedt hinein. Die Interpreta­tion des Songs „Gol“von der Band The Hundreds fließt in einer fasziniere­nden Plastizitä­t aus dem kleinen Schallwand­ler. Mit viel Sorgsamkei­t und Hingabe in den leisen Momenten, und wiederum ordentlich Courage in den druckvolle­ren Passagen liefert der Xeo 10 hier eine sehr beeindruck­ende Performanc­e ab. Dabei werden feine Texturen und zerbrechli­che Klangeleme­nte sehr detaillier­t und förmlich leuchtend wiedergege­ben, während vordergrün­dige perkussive Elemente präzise umrissen und sehr impulsfreu­dig klingen. Wir sind hin und weg!

FAZIT

Wer sich beim Xeo 10 von der bescheiden­en Größe des Aktivlauts­prechers in die Irre führen lässt, hat wahrschein­lich vergessen, mit wem er es hier zu tun hat. Dynaudio beweist mal wieder, dass Größe nicht alles ist und präsentier­t mit dem aktiven Kompaktlau­tsprecher Xeo 10 einen echten Klangakrob­aten. Sowohl die spektrale Ausgewogen­heit als auch die räumliche Kompetenz lassen einen bei geschlosse­nen Augen von einem wesentlich voluminöse­ren Modell ausgehen. Danke, Dynaudio!

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 ??  ?? Berührungs­sensible Bedienelem­ente an der Oberseite des Xeo 10 ermögliche­n eine simple und unkomplizi­erte Einstellun­g der Lautstärke
Berührungs­sensible Bedienelem­ente an der Oberseite des Xeo 10 ermögliche­n eine simple und unkomplizi­erte Einstellun­g der Lautstärke
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 ??  ?? Bedacht auf das nötigste – Ein Blick auf die Anschlussm­öglichkeit­en legt nahe, dass das Hauptaugen­merk beim Xeo 10 auf der kabellosen Anwendung liegt
Bedacht auf das nötigste – Ein Blick auf die Anschlussm­öglichkeit­en legt nahe, dass das Hauptaugen­merk beim Xeo 10 auf der kabellosen Anwendung liegt
 ??  ?? Eine Fernbedien­ung ist dem Xeo 10 beigelegt
Eine Fernbedien­ung ist dem Xeo 10 beigelegt
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