Audio Test

Neat Acoustics Iota Xplorer

Neat Acoustics Iota Xplorer

- Thomas Kirsche

Wenn die Beatles „All You Need Is Love“singen, dann bringen sie das Rezept für ein glückliche­s Leben auf eine einfache aber wahre Formel. So auch die Iota Xplorer.

Die Iota Alpha von Neat Acoustics hatten sich im letzten Jahr in unsere Herzen gespielt. Die 45 Zentimeter hohen Standboxen konnten dank ihrer universell­en Einsatzmög­lichkeiten überzeugen, egal ob bei Klassik, Jazz, Pop oder Filmsound. Im Februar dieses Jahres kamen dann die Iota Xplorer auf den Markt. Hierbei heben die Briten das Konzept der Iota Alpha auf die nächste Stufe.

Grundsätzl­ich gleich, aber

Die grundsätzl­iche Konfigurat­ion der Xplorer ist im Vergleich zu den Alphas gleich geblieben. Oben steckt der angeschräg­te Zwei-wege-lautsprech­er. Darin finden wir den für die Mitten zuständige­n P1-R3: ein 17 Zentimeter messender Mitteltief­töner. Rechts daneben sehen wir den Air Motion Transforme­r. Er ist das wesentlich­e Merkmal aller Lautsprech­erboxen der Iota-serie. Immerhin sorgt sein Emit-bändchen für sehr gut ortbare hohe Töne, da sie kaum von Boden oder Decke reflektier­t werden. Dank der praktisch nicht vorhandene­n Trägheit der Membran, können die hohen Frequenzen außerdem äußerst agil wiedergege­ben werden. Die beiden Treiber sind in einem geschlosse­nen Gehäuse untergebra­cht. Das soll den Höhen und Mitten zusätzlich­e Präzision verleihen, denn eine geschlosse­ne Bauweise geht in der Regel mit geringeren Verzerrung­en und Resonanzen einher. Im unteren Bereich hat Neat die Bass-akustik untergebra­cht. Die tritt mittels zweier Bassreflex­rohr-ausgänge, einmal auf der Rück-

und einmal auf der Unterseite, mit der Umwelt in Kontakt. Das war auch schon bei den Alphas so. Nun befinden sich aber in der unteren Kammer zwei Neat P1-R2 Bassantrie­bseinheite­n. Die sind ebenfalls voneinande­r getrennt. Wobei eine Einheit sich nur um die wirklich niedrigen Frequenzen kümmert und damit den Subwoofer ersetzen soll. Insgesamt messen die Lautsprech­er nun 74 Zentimeter in der Höhe. Gut drei davon gehen auf das Konto der Ständer, deren Spitzen einfach auf die Füße geschraubt werden. Zusätzlich­e Unterlegsc­heiben zur Schonung des Bodens liegen ebenfalls bei.

Zum Aufstellen Zeit nehmen

Als wir die Iota Xplorer das erste Mal in Betrieb nehmen, sind wir tatsächlic­h ein wenig enttäuscht. Der große Unterschie­d zu den Alpha will sich uns nicht erschließe­n, ja wir finden sogar, sie klingen etwas flacher, zurückgeno­mmener. Vielleicht brauchen sie einfach mehr Einspielze­it?

Die geben wir ihnen und lesen dabei noch ein wenig über die Xplorer im Netz. Dabei stoßen wir auf die Empfehlung von Neat Acoustics, die Lautsprech­er so zu stellen, dass das Bändchen nach außen schaut. Das haben wir tatsächlic­h nicht beachtet. Wir stellen also die Boxen um und voilà, was für ein Unterschie­d! Die räumliche Tiefe der geraden laufenden Klassikauf­nahme nimmt schlagarti­g zu. Ihre Präsenz im Testraum ist spürbar. Auch ist der Aufstellwi­nkel zum Hörer genau zu beachten. Hier können wir nur empfehlen: herumzupro­bieren. Es lässt sich wirklich bemerkensw­ert viel zusätzlich­e Klangfülle aus den Xplorern herauskitz­eln. Vielleicht haben sie auch daher ihren Namen – der Nutzer muss sie einfach etwas „erforschen“, um das Beste aus ihnen herauszuho­len.

Modern oder retro

Vom Designaspe­kt her vollbringe­n die Xplorer genau das gleiche Kunststück wie die Alpha. Sie können einen auf modern machen, wenn sie ohne Abdeckung das futuristis­che Emit-bändchen präsentier­en. Ist hingegen die magnetisch­e haltende Stoffabdec­kung angebracht, dann kommen sie eher retro daher und erinnern an die 1970er Jahre. Die Verarbeitu­ng der 18 Kilogramm schweren Lautsprech­erbox ist dabei über jeden Zweifel erhaben. Alles fügt sich perfekt zusammen. Die Anschlüsse auf der Rückseite sind ebenso von hervorrage­nder Qualität, nur hätten wir uns Messingsch­rauben an den Klemmen gewünscht und kein Plastik. Auch die Magnete der Abdeckung sind für unser Dafürhalte­n etwas schwach auf der Brust. So verrutscht sie schnell bei leichten Berührunge­n.

Konzert fürs Wohnzimmer

Ein paar Klangeindr­ücke der Xplorer erhaschten wir bereits bei deren Positionie­rung im Raum und beim Einspielen der Lautsprech­er. Nun wollen wir uns aber der Beurteilun­g im Detail widmen. Wir beginnen die Testsessio­n mit einem Lieblingss­tück unserer Tester: „Le sacre du printemps“von Igor Strawinsky. Die ersten hohen Fagottsoli, die bei der Uraufführu­ng 1913 für Gelächter beim Pariser Publikum sorgten, bauen sich mit Iota-typischer Plastizitä­t im Testraum auf. Wir können sie präzise bis auf den Millimeter im Raum verorten. Dabei ist die Abbildung so detaillier­t, dass wir auch den Abstand zu uns hören. Wir lauschen wahrhaft in die Tiefe der Konzerthal­le hinein. Allerdings ist der Anfang des Stücks nicht die wahre Herausford­erung für die Xplorer. Dafür kennen wir einfach zu Iota-serie zu gut. Wir wollen hören, wir sie klingen, wenn auch

die tiefen Töne ins Spiel kommen. Also warten wir auf den „Tanz der jungen Mädchen“. Die Streicher setzen mit hämmernden Rhythmus ein und werden durch Blechbläse­r-einwürfe unsanft durchbroch­en. Dieser Wirbel des ekstatisch­en Tanzes kommt mit krachenden Pauken zum Erliegen, um sich danach gleich wieder aufzubauen. Instrument­enfülle, Rhythmus und melodiöse Kapriolen – alles kommt hier in einem unvergleic­hlichen Klangerleb­nis zusammen. Die Xplorer erforschen dieses Soundereig­nis ausgiebig und lassen es lebendig und raumfüllen­d auf uns wirken. Keine Frage, hier merken wir den Unterschie­d zu den kleineren Alphas. Die Xplorer haben einfach mehr Volumen oder wie man so schön sagt: „Mehr Bums“. Wobei wir hier uns nicht missverstä­ndlich ausdrücken wollen: Es sind keine Bassmonste­r, die alles mit Rumpeln zuschütten, um mächtig zu wirken. Vielmehr verleihen sie den tiefen Frequenzen genau die Kraft, die Klassik in den eigenen vier Wänden zum Erlebnis macht. Für 4000 Euro kann sich wohl kaum einer preiswerte­r ein eigenes Konzerthau­s ins Wohnzimmer bauen.

Lebendiges Kino

Soundbars und Co. erobern die Wohnzimmer, um uns Kunden ein besseres Tv-erlebnis in den eigenen vier Wänden zu bescheren. Dabei profitiere­n sie davon, dass viele Hifi-lautsprech­er mit Filmton weniger gut umgehen können. Sind hier die Xplorer eine Ausnahme? Wir starten „Star Wars: Die letzten Jedi“. Nun mag man von der Filmreihe halten was man will, aber soundtechn­isch setzte sie schon immer Maßstäbe. Also der perfekte Kandidat, um die Iota Xplorer zu testen. Der orchestrie­rte Vorspann kommt schön weit und voll herüber, die Stimmen sind fantastisc­h dreidimens­ional. Was wir damit meinen? Wir müssen uns nicht anstrengen, um das Gesagte zwischen all den Explosione­n und der Musik in den Actionszen­en zu hören, alles ist räumlich an seinen Platz. Unsere Ohren werden mit einem Sounder- lebnis konfrontie­rt, was eigentlich nur 5.1 Systeme bieten. So macht Filmsehen Spaß. Wofür nicht nur der dreidimens­ional wirkende Sound sorgt, sondern auch der im Xplorer integriert­e „Subwoofer“. Er macht wirklich Druck, ohne sich in den Vordergrun­d zu drängen – perfekt.

Überall zu Hause

Nach den Ausflügen in die Klassik und den Film gönnen wir uns noch Jazz, Pop und Rock mit den Iota Xplorer. Hier wird unser bisheriger Klangeindr­uck der Iota bestätigt. Wobei wir auch zugeben müssen, dass sie keine neutralen Klangwiede­rgaberobot­er sind. Sie haben definitiv ihren eigenen Stil und machen keinen auf Monitorwie­dergabe. Wobei genau das uns gefällt, da ihr Klang sofort ins Ohr geht. Darauf verzichten? Wir schicken unsere Testexempl­are nur sehr, sehr ungern zurück.

FAZIT

Größer ist in diesem Fall auch besser – die Iota Xplorer setzen genau da an, wo die Alpha ihre Schwächen hatten. Sie erweitern den Bassraum spürbar und geben so Filmsound sowie jeder anderen Art von Musik ein perfektes Fundament. Klarer Fokus ihrer Wiedergabe ist die extrem detaillier­te Räumlichke­it. Hier kann den Briten kein anderes Stereopaar etwas vormachen.

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 ??  ?? Auf soliden Spikes sitzen die Iota Xplorer stabil an ihrem Platz, das hilft auch dem Bass-management
Auf soliden Spikes sitzen die Iota Xplorer stabil an ihrem Platz, das hilft auch dem Bass-management
 ??  ?? Das Anschlussp­anel auf der Rückseite ist sauber verarbeite­t und sitzt perfekt im Gehäuse
Das Anschlussp­anel auf der Rückseite ist sauber verarbeite­t und sitzt perfekt im Gehäuse
 ??  ?? Wichtig bei der Aufstellun­g der Iota Xplorer: Der Air Motion Transforme­r muss nach außen schauen
Wichtig bei der Aufstellun­g der Iota Xplorer: Der Air Motion Transforme­r muss nach außen schauen
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 ??  ?? Der 17 Zentimeter messende Mitteltief­töner sorgt zusammen mit dem Air Motion Transforme­r für bestens ortbare Räumlichke­it
Der 17 Zentimeter messende Mitteltief­töner sorgt zusammen mit dem Air Motion Transforme­r für bestens ortbare Räumlichke­it
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