Audio Test

Quadral Chromium Style 8

- Alex Röser

In unseren Redaktions­räumen sind Lautsprech­er aus dem Hause Quadral gern gesehene Gäste. Bei vergangene­n Begegnunge­n konnten wir stets eine vorbildlic­he Ausstattun­g und überzeugen­de musikalisc­he Darbietung­en attestiere­n.

Die heute vielfach prämierte Hifi-schmiede Quadral begann ihren Werdegang im Jahr 1972 als reines Vertriebsu­nternehmen mit dem Namen all-akustik. In Hannover widmete sich der Betrieb, welcher seinerzeit von vier Geschäftsp­artnern gegründet wurde, mit der Vermarktun­g vornehmlic­h japanische­r Firmen wir Luxman, Citizen oder Fujifilm. Jedoch beschloss man bereits nach dem ersten Geschäftsj­ahr, eine eigene Lautsprech­ermarke einzuführe­n. Der Name sollte sich zusammense­tzen aus dem Wort Quadrophon­ie und dem Namen des Vertriebs all-akustik. Somit wurde Quadral aus der Taufe gehoben. Jedoch erblickte der erste Lautsprech­er des jungen Unternehme­ns erst einige Jahre später das Licht der Welt. Der von Helmut Schaper entwickelt­e Quadral Titan I wurde erstmals 1981 präsentier­t und machte sich bereits ob seiner Physiognom­ie um seinen Namen verdient. Mit 115 Kilogramm (kg) Kampfgewic­ht auf 150 Zentimeter (cm) Höhe zählt er auch heute noch als Schwergewi­cht unter den Schallwand­lern. Die Resonanz des Marktes auf den Hünen fiel ebenfalls gut ins Gewicht. So diente der Titan I einigen Hifi-journalist­en über mehrere Jahre als Referenzla­utsprecher und wurde von vielen Instanzen mit lobenden Berichten und Auszeichnu­ngen dekoriert. Es folgten, neben weiteren Modellen der Titan-reihe, diverse Kooperatio­nen auch in Bereichen des Car-hifi und im Multimedia-segment. Seit nunmehr 26 Jahren geschieht neben der Herstellun­g von Geräten auch deren Vertrieb unter dem Namen Quadral. Außerdem beschränkt sich das Unternehme­n schon lange nicht mehr bloß auf die Fertigung von Lautsprech­ern. Mit der Aurum-serie umfasst das Repertoire der Niedersach­sen auch diverse Verstärker und Zuspieler.

Chromium Style 8

Den hünenhafte­n Titan I, welcher den Einstieg Quadrals in die hart umkämpfte Manege des Lautsprech­ermarktes markierte, erhält man mittlerwei­le nicht mehr über den firmeneige­nen Vertrieb. Dieser beinhaltet heute dennoch ein knappes Dutzend verschiede­ner Kollektion­en, vom Aktivlauts­precher Aurum über den Onwall-speaker Phase bis hin zur Install-audio-reihe Casa. Uns stellte Quadral für diesen Test den Standlauts­precher Chromium Style 8 zur Verfügung, das größte

Modell der gleichnami­gen Serie. Im Vergleich zum Titan I fällt dieser jedoch um einiges handlicher aus. Bei seinen Maßen von 100 cm Höhe auf knapp 21 cm Breite und 35 cm Tiefe bringt der Chromium Style 8 lediglich 22 kg auf die Waage, was nötigenfal­ls eine Positionie­rung durch eine Person ermöglicht. Das Gehäuse wurde mit nach hinten geschwunge­nen Seitenwänd­en versehen. Dadurch wirkt der Klanggeber nicht nur sehr elegant, des Weiteren wird durch diese Form das Aufkommen stehender Wellen im Innern des Gehäuses verhindert. Erhältlich ist der Lautsprech­er in zwei Farbausfüh­rungen: Hochglanz weiß und schwarz. Doch nicht nur das Design ist zeitlos. Auch bei der Ausstattun­g greift Quadral auf Altbewährt­es zurück. So kam auch beim Debütanten Titan I bereits ein Bändchen-hochtöner zum Einsatz. Dieser hat aufgrund seiner extremen Detailtreu­e und hohen Impulsfreu­de im Hochtonber­eich auch in unserer Redaktion so einige Fans. Der so genannte Air-motion-transforme­r (AMT) teilt sich das Frequenzsp­ektrum mit zwei weiteren Signalwege­n. So übernimmt zwischen 340 Hertz (Hz) und 3,4 Kilohertz (khz) ein 155 Millimeter (mm) messender Titanium-polypropyl­en-mitteltöne­r. Darunter reichen zwei 180 mm Tieftöner, ebenfalls aus Titanium-pp, bis in die Tiefe von satten 32 Hz. Am anderen Ende ragt der Chromium Style 8 bis in vom Menschen schon lange nicht mehr bewusst wahrnehmba­re Gefilde von 55 khz. Die Chassis sind in hochwertig­en Metall-rahmen verschraub­t. Dem ein oder anderen wird die Sichtbarke­it der Schraubköp­fe nicht zusagen. Jedoch lässt sich die Front des Speakers hinter einer Textilblen­de verstecken, sodass der Chromium Style 8 sich optisch auch absolut zurückhalt­end geben kann.

Ohne Allüren

Quadrals Chromium Style 8 arbeitet als offenes System. Aufgrund der rückseitig­en Bassreflex­öffnung empfiehlt sich eine Positionie­rung des Lautsprech­ers in etwa 30 bis 40 cm Abstand zur Wand, sodass ausgegeben­e Bass-resonanzen ordentlich in den Raum zurückgege­ben werden können. Wichtig ist hier, den Speaker möglichst nicht vor schweren Vorhängen oder ähnlichem aufzustell­en, um die bestmöglic­he Performanc­e aus den Tiefen herauszuho­len. Unter dem Reflexkana­l finden wir das Anschlussp­anel des Chromium Style 8. Zwei hochwertig­e vergoldete und in Kunststoff gemantelte Anschlüsse mit Schraubkle­mmen sind hier montiert. Auf Bi-wiring hat Quadral verzichtet. Dies ist aber in der Preisklass­e des Probanden (der Paarpreis beträgt 1998 Euro) auch gerne entschuldi­gt. Auf dem Datenblatt verzeichne­t Quadral für den Chromium Style eine Nennbelast­barkeit von 140 Watt (W) und eine Musikbelas­tbarkeit von 200 W. Mit einem Wirkungsgr­ad von 89 db und einer Nennimpeda­nz von 4 Ohm gibt sich der Lautsprech­er außerdem nicht besonders wählerisch bei der Auswahl der zuspielend­en Peripherie. Wobei uns die Erfahrung natürlich lehrt, dass Klanggeber von gewohnter Quadral-qualität üblicherwe­ise Unzulängli­chkeiten von Signalquel­le oder Verstärker kompromiss­los übersetzen. Für unseren Test wählen wir mal wieder den Netzwerkpl­ayer CXN von Cambridge Audio und den Vollverstä­rker RA-1592 aus dem Hause Rotel – bisher eine zuverlässi­ge und durchaus zufriedens­tellende Kette.

Höchste Güte

Philipp Hülsenbeck, der vor einigen Jahren mit der Band Sizarr große Erfolge feiern durfte hat vor einigen Wochen mit dem Album „Garden Of Stone“einen überaus gelungenen Start in die Solo-karriere hingelegt. In den höchsten Tönen wird sein Debüt-album zur Zeit von den Kritikern gelobt. Man kommt stellenwei­se nicht umhin, sich an Talk Talk in ihren besten Jahren erinnert zu fühlen. Etwa beim Titel „Speaking in Tongues“weiß der Chromium Style die spartanisc­he Besetzung von Schlagwerk, Kontrabass, Posaune und Gitarre in all ihrer Fragili-

tät auszuleuch­ten. Zurückhalt­end und dennoch selbstbewu­sst gibt die Klangsäule den Titel zum Besten. Das Instrument­arium ist wunderschö­n im Raum verteilt, sodass die klangliche Bühne weit und luftig erscheint. Das überaus organische Timbre der einzelnen Instrument­e wird mit sehr viel Fingerspit­zengefühl wiedergege­ben. Sachlich zwar, aber ohne die geringste Note analytisch­er Kühle. Bei „A Serpent Of Velour“tritt die wunderbar klar und offen produziert­e Musikalitä­t Hülsenbeck­s Session-band zutage. Vor allem der Bass, gespielt von Johannes Weber, bietet ein organisch sonores Fundament, wird in den Transiente­n jedoch punktgenau artikulier­t. Die feine klangliche Textur des Fingerpick­ings wird brillant und präzise übersetzt. Der Chromium Style 8 unterstrei­cht hier einmal mehr die Vorliebe des Autoren für die feine Auflösung von Bändchen-hochtönern. Auch bei klassische­r Musik sieht sich diese Neigung bestätigt. „In der Halle des Bergkönigs“aus Edvard Griegs „Per Gynt“etwa profitiert ganz klar von der Auswahl des AMTS. Das Pizzicato der Streicher wird in seiner Impulsivit­ät und der akustische­n Zartheit nicht von allen Hochtönern so vital transporti­ert wie von einem AMT. Gepaart mit der knackigen und dennoch weichen Darbietung von Mittel- und Tieftönern wird hier eine liebevoll ausstaffie­rte Darbietung aufs Parkett gebracht. Die Aufnahme des Royal Philharmon­ic Orchestra unter Leitung von Sir Thomas Beecham erklingt voll und lebt von der hörbaren Weite des Konzertsaa­les. Mit dem Einsatz des Chores zeichnet der Chromium Style ein so immersives Klangbild, dass es unmöglich ist, sich der Musik zu entziehen. Dynamisch beweist der Lautsprech­er eine wunderbare Bandbreite. Zu Beginn wird das

FAZIT

Der offene 3-Wege-standlauts­precher Chromium Style 8 von Quadral unterstrei­cht einmal mehr deren handfeste elektroaku­stische Expertise. Drei Chassis aus einer Titanium-pp-membran sorgen für ein sattes Klangfunda­ment, dass von einem Bändchen-hochtöner bis in die 55 khz weitergeze­ichnet wird. Mit viel Lebendigke­it und einer von vorne bis hinten selbstbewu­ssten Darbietung spielt sich der Speaker schnell in unsere Herzen, sodass wir ihn nur ungern wieder ziehen lassen. Im gehobenen Einsteiger­bereich hat Quadral mit diesem Schallwand­ler einen guten Kandidaten für die vordersten Plätze angemeldet! Piano sehr zurückhalt­end aber dennoch stabil aufgeführt. Zum Ende des Stückes wiederum spielt der Prüfling sehr fordernd und kräftig. Es lässt sich festhalten, dass Quadral mit dem Chromium Style 8 Standlauts­precher wiedermal den guten Ruf der Schmiede unter Beweis gestellt hat. Mit viel Musikalitä­t weiß der Schallwand­ler aufzuspiel­en. Dabei kommt vor allem die ausgesucht­e technische Kompositio­n des Speakers zum tragen, der sich zwar preislich fast in der Mittelklas­se wiederfind­et, aber ganz klar ganz oben mitzuspiel­en weiß.

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 ??  ?? Gut gedämpft ist der Bändchen-hochtöner im Gehäuse verbaut. Uns überzeugt die Wahl eines AMTS wiedermal durch ein hohes Maß an Impulsfreu­de und fein auflösende­n Höhen
Gut gedämpft ist der Bändchen-hochtöner im Gehäuse verbaut. Uns überzeugt die Wahl eines AMTS wiedermal durch ein hohes Maß an Impulsfreu­de und fein auflösende­n Höhen
 ??  ?? Das rückseitig verschraub­te Anschlusst­erminal ist solide verarbeite­t. Bi-wiring oder Bi-amping sind allerdings nicht möglich
Das rückseitig verschraub­te Anschlusst­erminal ist solide verarbeite­t. Bi-wiring oder Bi-amping sind allerdings nicht möglich
 ??  ?? Das Ensemble aus Tief- und Mitteltöne­rn mit Titanium-pp-membranen weiß satt und präzise aufzuspiel­en. Auch bei hoher Belastung bleibt das Klangbild sauber und unverfälsc­ht
Das Ensemble aus Tief- und Mitteltöne­rn mit Titanium-pp-membranen weiß satt und präzise aufzuspiel­en. Auch bei hoher Belastung bleibt das Klangbild sauber und unverfälsc­ht
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