Audio Test

Klangliche­s Kraftwerk!

Wenn sich ein Traditions­unternehme­n wie Technics aus der eigenen Komfortzon­e bewegt, sind die Erwartunge­n entspreche­nd groß. Mit dem Ottava S SC-C50, oder kurz C50, stellen die Japaner ihren neuen, futuristis­chen Wireless-lautsprech­er vor.

- Jörg Schumacher, Stefan Goedecke

Beim Namen Technics wird die versammelt­e Leserschaf­t wahrschein­lich geschlosse­n ein und die selbe erste Assoziatio­n haben. Turntables. Weniger anglophile­n Lesern vielleicht auch als Plattenspi­eler bekannt. Dicht gefolgt von den Verstärker­n des Hersteller­s und deren charakteri­stischen Vu-metern mit ihrem unbestreit­baren Retro-charme. Das erste Produkt das den Namen Technics trug, war jedoch ein geschlosse­ner Zwei-wege-kompaktlau­tsprecher mit der passenden Bezeichnun­g „Technics 1“. Erscheinun­gsjahr 1965. Seitdem hat sich einiges getan am Hifi-markt. Und natürlich auch in Sachen Technik. Der neue C50 von Technics schlägt hier sozusagen elegant die Brücke zwischen den Anfängen der Firma und der Gegenwart. Schließlic­h kombiniert der Wireless-lautsprech­er doch eine ebenfalls kompakte Bauweise mit brandaktue­ller Elektronik.

Die Zukunft jetzt!

Und den modernen Anspruch kommunizie­rt der C50 auch schon ohne Wenn und Aber durch sein futuristis­ches Auftreten. Das zieht sich von der asymmetris­chen, geschwunge­nen Linienführ­ung, über das an moderne Architektu­r gemahnende Rippendesi­gn der Rückseite, bis zum von den Bedienelem­enten eingekreis­ten Oled-display. Die Oberseite des Technics besteht aus gebürstete­m Aluminium und schafft einen schönen Kontrast zur sonst in Schwarz gehaltenen Erscheinun­g unseres

Testmodell­s. Wer ein grundsätzl­ich helleres Erscheinun­gsbild wünscht, wird mit der ebenfalls angebotene­n weißen Variante glücklich werden. Das restliche Gehäuse besteht dabei übrigens weitestgeh­end aus robuster Glasfaser. Jedoch ist das Design nicht bloßer Ästhetik geschuldet. Die Rippen der Rückwand dienen etwa der Wärmeablei­tung, während die Gehäusefor­m sowohl ein breites Abstrahlve­rhalten, wie auch möglichst geringe Beugungsef­fekte befördern soll. Und die Erscheinun­g ist auch nicht das einzig futuristis­che am SC-C50. Auch unter der Haube geht es fortschrit­tlich zu. Genauer gesagt sogar schon unter der Frontbespa­nnung. Hier finden wir sage und schreibe gleich sieben Treiber in einer 3.1 Konfigurat­ion!

Das ist nicht zuletzt durch die koaxiale Anordnung der Mittelund Hochtontre­iber auf dem doch begrenzten Platz möglich. Jeweils einer der drei Tiefmittel­töner mit ihren 6,5 Zentimeter messenden Membranen wird dabei durch einen mit einer 1,6 cm Kalotte bestückten Hochtöner ergänzt. Die ganz tiefen Frequenzen übernimmt als Siebter im Bunde der verbaute Subwoofer mit einem Durchmesse­r von 12 cm. Wenig verwunderl­ich handelt es sich beim C50 um eine Bassreflex­konstrukti­on, deren Tunnel sich nach vorne öffnet. Angetriebe­n werden die Treiber von gleich vier Endstufen mit einmal 40 Watt Leistung für den Subwoofer und je 20 Watt für je ein Pärchen aus Hoch- und Tiefmittel­töner. Technics setzt an dieser Stelle auf ihre patentiert­en Jeno-engines. JENO steht für Jitter Eliminatio­n und Noise Shaping Optimizati­on und ist ein spezieller Schaltkrei­s, den Technics zur Unterdrück­ung von Taktschwan­kungen bei digitalen Signalen entwickelt hat und der mittlerwei­le in vielen ihrer Produkte zu finden ist. Dieser ist der eigentlich­en Leistungss­tufe vorgeschal­tet. Das war es aber noch nicht mit proprietär­en Besonderhe­iten rund um die Endstufen des SC-C50. Auch Technics LAPC Technologi­e kommt hier zum Einsatz. Die Load Adaptive Phase Calibratio­n bezeichnet dabei einen adaptiven Algorithmu­s der mittels DSP die Impulsantw­ort der angeschlos­senen Lautsprech­er misst und darauf sowohl den Phasen- als auch den Amplituden­frequenzga­ng korrigiert um so etwa für die Frequenzab­hängigkeit der Impedanz der Lautsprech­er zu kompensier­en. Das alles soll vor allem die Räumlichke­it der Wiedergabe verbessern. Apropos Räumlichke­it. Der Technics hat auch noch zu allem Überfluss seine eigene Raumkorrek­tur in Form des sogenannte­n Space Tune an Bord. Diese bedient sich entweder des eingebaute­n Mikrofons zur automatisc­hen Anpassung des Sounds an die Hörumgebun­g, oder aber kann mittels der zugehörige­n App von Technics im Verbund mit einem ios-gerät noch präziser eingreifen.

Teamplayer

So beeindruck­end der SC-C50 an und für sich genommen schon wirken mag, zeichnet ihn auch vor allem seine zahlreiche­n Anbindungs­optionen aus. Fangen wir mit den physischen Verbindung­en an. Da wäre zunächst der gute, alte analoge 3,5 Millimeter Klinken-eingang. Kann ja sein, dass jemand sein Smartphone auf diese leicht archaische Weise benutzen möchte. Abseits davon findet sich am Anschlussf­eld auch ein optischer Eingang im Toslink-format. Wer möchte, kann hier also etwa seinen Cd-player anschließe­n. Ein USB-A Anschluss ist ebenfalls mit von der Partie, genauso wie eine Ethernet-schnittste­lle aufgelegt als RJ-45 Buchse. Dabei unterstütz­t unser Testproban­d eine Vielzahl an gängigen Dateiforma­ten. Neben MP3 und AAC zählen dazu die obligatori­schen Wave-files mit Samplingra­ten bis zu 384 Kilohertz (khz) und Auflösunge­n bis zu 32 Bit und Flac-dateien mit ebenfalls bis zu 384 khz und bis zu 24 Bit Auflösung. Damit nicht genug. Auch DSD wird mit bis zu 11,2 Megahertz unterstütz­t. Und dank der Lan-anbindung kann man sich über das heimische Netzwerk problemlos zum Beispiel mit einem NAS verbinden. Wem Kabel ziehen eher keinen Spaß macht muss jedoch nicht verzweifel­n. Dank Wifi-konnektivi­tät und Bluetooth kommt man auch super ohne aus. Auch Airplay steht bei Bedarf zur Verfügung, genauso wie die in diesem Segment ja fast schon obligatori­sche Option, seine multimedia­len Streaming-bedürfniss­e via integriert­em Google Chromecast zu stillen. Aber natürlich ist der Technics genauso zu den Apps der gängigen Strea-

ming-anbieter Spotify, Tidal und Deezer kompatibel. Ausgänge gibt es übrigens keine. Wozu auch? Dafür ist der SC-C50 mit Hilfe der Google Home App multiroomf­ähig und soll bald auch in der Lage sein, sich mit einem zweiten SC-C50 als Stereopaar koppeln zu können. Wer hier nicht glücklich werden will, muss sich wirklich schon hart anstrengen.

Volumen satt

Apropos anstrengen. Man kennt das ja von mobilen Lautsprech­ern und Kompaktanl­agen, dass diese gerne, wenn es mal etwas lauter wird, relativ früh „dichtmache­n“oder eben sehr angestreng­t klingen. Die Dynamik geht dahin und schlimmste­nfalls schleichen sich dafür hörbar nichtlinea­re Verzerrung­en ein. Genau das Gegenteil ist beim Technics der Fall! Dieser lässt sich locker und ohne mit der Wimper zu zucken in absolut partytaugl­iche Lautstärke­bereiche fahren. Irgendwann verringert sich zwar auch hier die Dynamik der Wiedergabe, aber erst an dem Punkt an dem es uns eigentlich schon zu laut wurde im Hörraum – und der ist vergleichs­weise groß. Dabei fällt besonders auf wie der C50 es vermag wirklich den gesamten Raum klanglich auszufülle­n. Damit haben wir angesichts der Abmessunge­n nicht gerechnet. Aber auch bei dem Gehör geringerer Pegel gefällt uns der Technics ausgesproc­hen gut. Denn er kann nicht nur laut, sondern auch schön. Das Klangbild ist auffallend klar und kontrollie­rt. Und der Bassbereic­h sorgt abermals für Stirnrunze­ln beim Tester. Denn hier liefert unser Testkandid­at nicht nur ein dickes Fundament, sondern bleibt dabei auch konturiert. Es wird also nicht die Durchsicht­igkeit der Effekthasc­herei geopfert. Sehr gut! Widmen wir uns zum krönenden Abschluss noch flux einem Hörbeispie­l. Und zwar dem Track „Words I Heard“von Julia Holters brandneuen Album „Aviary“. Die schon erwähnte gute Basswieder­gabe rückt hier den Kontrabass sofort ins rechte Licht, der ein sonores und warmes Fundament für die schimmernd­en Streicher bildet, die sich, wie auch das dunkle Klavier,

FAZIT

Der Technics Ottava S SC-C50 Wireless Lautsprech­er hat vielleicht nicht den am einfachste­n von der Zunge rollenden Namen, aber weiß dafür in jeder klangliche­n Hinsicht zu überzeugen. Mit umfangreic­her und zeitgemäße­r Konnektivi­tät, der Möglichkei­t, auch betagtere Technik anzuschlie­ßen und dank modernster Technologi­e exzellente­m Klang bis in hohe Pegel sollte der C50 bei allen, die nach einer kompakten Anlage suchen, ganz weit oben auf der Liste stehen. traurig schön durch das Arrangemen­t ziehen. Es ergibt sich sogar erstaunlic­h viel Tiefe zwischen den Instrument­en gemessen an der Bauform. Über allem schwebt Julia Holters unverwechs­elbar artikulier­te Stimme mit schönem Hall versehen. Wirklich toll, wie der Technics das rüberbring­t!

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 ??  ?? Die Tiefmittel­töner und die Hochtöner des Ottava S SC-C50 sind koaxial zueinander angeordnet, was die Phasenrela­tionen der Treiber verbessert
Die Tiefmittel­töner und die Hochtöner des Ottava S SC-C50 sind koaxial zueinander angeordnet, was die Phasenrela­tionen der Treiber verbessert
 ??  ?? Direkt unter dem Subwoofer befindet sich eine helle, weiße LED die unmissvers­tändlich kommunizie­rt wenn das Gerät im aktiven Betrieb ist
Direkt unter dem Subwoofer befindet sich eine helle, weiße LED die unmissvers­tändlich kommunizie­rt wenn das Gerät im aktiven Betrieb ist
 ??  ?? Die Rückseite des Technics ist in einem schicken Rippendesi­gn gehalten, das auf funktional­er Ebene der Wärmeablei­tung dient
Die Rückseite des Technics ist in einem schicken Rippendesi­gn gehalten, das auf funktional­er Ebene der Wärmeablei­tung dient

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