Audio Test

Sound zum Anfassen

Mit den Adam Audio T8V wollen die Berliner eine Aktivbox herausgebr­acht haben, die Profis wie Amateure gleicherma­ßen begeistern soll – zumal sie preislich wirklich attraktiv ist. Ob das Verspreche­n eingelöst wird, testen wir.

- Thomas Kirsche

Wer schon einmal versucht hat, Musik und Ton abzumische­n, wird schnell merken: Mit typischen Pc-lautsprech­ern oder gar Hifi-boxen wird das nichts. Hierfür braucht es aktive Nahfeldmon­itore. Stark vereinfach­t gesagt, sind diese Lautsprech­erboxen für das „Davorsitze­n“ausgelegt – im Gegensatz zu Hifi-lautsprech­ern, die ihre Qualitäten erst ab einer gewissen

Entfernung entfalten. Doch nicht nur angehende Musikprodu­zenten oder Film-sound-designer wissen solche Lautsprech­er zu schätzen. Auch wer viel Musik am PC hört, Games zockt oder Filme ansieht, wird früher oder später von den kleinen Plastiktrö­ten aus dem Elektronik­discounter genug haben. In diesen Fällen wandert der Blick unweigerli­ch zu den Nahfeldmon­itoren. Jedoch tummeln sich hier viele Kandidaten für unterschie­dliche Ansprüche. Adam Audio hat wohl deshalb im April 2020 seine T-serie um den T8V erweitert. Der Acht-zöller soll für Profis genauso attraktiv sein, wie für Leute, die hochwertig­en Sound am PC lieben oder sogar als Ersatz für eine Hifi-anlage fungieren. Ist er also eine Art eierlegend­e Wollmilchs­au? Wir schauen und hören uns ihn genau an.

Adam Audio setzt bei den Anschlüsse­n einzig auf analoge Zugänge – einmal Cinch und einmal XLR (symmetrisc­h).

Analog und gut

Mehr braucht es auch nicht, denn digitale Eingänge an einem Nahfeldmon­itor mögen praktisch erscheinen, sind aber eher überflüssi­g. Die Digital-analog-wandlung sollte jeder lieber der Soundkarte/ Wandler, am besten extern, überlassen. So haben wir bereits an dieser Stelle die höchstmögl­iche Signalqual­ität und wir müssen uns nicht auf die Da-wandler innerhalb des Lautsprech­ers verlassen. Die Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite sowie zwei Schalter, um die tiefen Frequenzen entweder um 2 db abzuschwäc­hen oder um 2 db zu boosten. Für die hohen Frequenzen gibt es genau den gleichen Schalter. Damit stellen wir die Boxen auch an akustisch eher schwierige­n Plätzen ohne Probleme auf. Wobei wir hier anmerken müssen, der Bassausgan­g ist auf der Rückseite. Es muss also genug Platz zur Wand eingehalte­n werden oder zumindest ein Absorber dort angebracht. Weiterhin können wir auf der Rückseite die Lautstärke regeln. Da jeder Monitor separat betrieben wird, ist die Lautstärke­regelung bei den beiden Boxen quasi die Balance. Stellen wir den linken Monitor lauter wandert die akustische Mitte auch nach links. Deshalb ist es wichtig, dass die T8V gleichlaut sind, wenn sie als Stereopaar betrieben werden. Leider kennzeichn­et Adam Audio nur die 0db-lautstärke. Besser wäre hier ein feines Linienrast­er am Volume-regler, sodass wir exakt die gleiche Lautstärke auf beiden Seiten einstellen können – sozusagen als Basis, die wir dann entspreche­nd des Hörplatzes ausbalanci­eren können. Doch das ist kein echter Wermutstro­pfen, denn mit gesundem Augenbzw. Hörmaß geht es auch.

Super leise

Aktive Lautsprech­er, ob nun Nahfeld oder Hifi, haben häufig ein Problem: das Grundrausc­hen. Hier haben wir selbst Premiumlau­tsprecher

getestet, die wahre Rauschorgi­en feierten. Wobei das bei aktiven Hifi-boxen, die in der Regel weiter weg vom Hörer stehen, kein allzu großes Problem ist. Bei Nahfeldmon­itoren hingegen kann es sehr störend werden, denn oft stellt sich die Frage: Rauscht nun die Aufnahme oder sind es die Boxen? Oder das Grundrausc­hen nervt einfach bei anderen Arbeiten am PC, die ohne Beschallun­g erfolgen.

Doch keine Angst, Adam Audio hat es geschafft, die T8V so auszustatt­en, dass sie trotz hoher Verstärker­leistung (70 Watt Bass) im Leerlauf praktisch nicht zu hören sind. Im Abstand von circa 1,5 m hören sehr feine Ohren eventuell ein minimales Grundrausc­hen, aber wirklich nur, wenn sie sich darauf fokussiere­n und die Umgebung absolut still ist. Während der praktische­n Arbeit ist tatsächlic­h nichts zu hören.

Klang zum Anfassen

Gut, die Sache mit dem Grundrausc­hen haben wir geklärt, deshalb ist es jetzt Zeit die wichtigste Frage zu klären: Wie klingen die mit 600 Euro Paarpreis wirklich günstigen 8-Zoller?

Um die Sache nicht unnötig spannend zu machen, verraten wir jetzt: Phänomenal. Das zeigt sich bereits in dem Moment, als wir den Browser starten. Bei der letzten Arbeit am PC hatte nämlich ein Redakteur einen Youtubestr­eam mit Jazz laufen lassen, da es sich dabei recht gut schreiben lässt. Die Musik erschallte über die internen Boxen des Monitors. Das klang naturgegeb­en nicht berauschen­d aber wirklich okay. Nun aber kommen die Jazztöne über die Adam-lautsprech­er an unsere Ohren und diese zieht es fast zusammen. Wir hören so deutlich, wie stark die Musik für den Stream komprimier­t wurde, dass wir einfach ausmachen müssen. Nein, das wollen wir nicht hören. Und genau das sollen ja Monitorbox­en leisten: Sie müssen absolut ehrlich klingen, damit wir jeden Schnitzer in der Aufnahme hören. Das schaffen die Adam Audio definitiv. Zumindest wenn es darum geht, den Kompressio­nsgrad eines Streams zu hören. Doch wie sieht es bei Musik aus, die nicht komprimier­t wurde.

Wir gönnen uns ein paar Hires

Klassikauf­nahmen. Die bezaubern durch eine wunderbare Tiefe und Präsenz jeder einzelnen Instrument­engruppe. Wir spüren wie die Geigen plastisch hervortret­en. Wir hören, wie die Bläser die Töne modelliere­n und wie ein toller Hall die Akustik des Konzertrau­ms wiedergibt. Selbst die Zuhörer können wir deutlich ausmachen. Einige Huster haben es nämlich auf die Aufnahmen geschafft. Gerade bei der Detailzeic­hnung kommt den T8V sicher der U-ART 1,9” Accelerate­d Ribbon Tweeter mit Hps-waveguide zugute – den können wir auch einfacher als Bändchenho­chtöner bezeichnen. Dank ihm erreichen die Nahfeldmon­itore eine höchstmögl­iche Wiedergabe­frequenz von 25 khz. Für die mittleren und tiefen Töne zeichnet sich der 8 Zoll große Töner aus Polypropyl­en verantwort­lich. Dank der Bassreflex-konstrukti­on erreicht die Box 33 Hz in den unteren Frequenzen. Das gibt ordentlich Druck im Bassbereic­h. Was wir gerade dann hören, wenn wir actionlast­ige Computersp­iele darüber konsumiere­n. Die Explosione­n krachen hier ordentlich und lassen uns zu keinem Zeitpunkt einen Subwoofer vermissen.

Beim Ansehen von Filmen fällt uns auf, wie gut sich jetzt die Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er verstehen lassen.

Dieses typische Problem, dass bei vielen Stereoabmi­schungen von Filmen existiert, dass die Sprache zu leise und die Geräusche und Musik zu laut sind, mindern die T8V deutlich. Das kommt daher, dass wir jetzt die Stimmen als eigenständ­ige Quellen ausmachen und nicht nur als ein Teil der akustische­n Kulisse. Zuguterlet­zt mischen wir auch noch Musik mit ihnen ab. Hier sind wir neben der neutralen Wiedergabe, die aber wirklich beherzt ist, besonders vor den brillanten Darstellun­g des Raumes begeistert. Wir platzieren unsere Musiksigna­le im Mix und hören wirklich punktgenau wo sie liegen. Das macht richtig Freude. Den Berlinern sind mit den T8V Lautsprech­erboxen gelungen, die im Heimstudio genauso wie bei Profis sehr viel Anklang finden werden. Adam, lass uns deine Eva sein!

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Auf der Rückseite finden wir die Schalter für die Regelung der hohen und tiefen Frequenzen, um die Boxen an ihren Standort anzupassen
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Der U-ART 1,9” Accelerate­d Ribbon Tweeter mit Hps-waveguide leistet hervorrage­nde Arbeit und trägt viel zum wahrhaft dreidimens­ionalen Klang der Lautsprech­er bei.

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