Endlich ein echter Anc-konkurrent
Ein Kopfhörer, der sich über drei Wege bespielen lässt und auch noch eine überzeugende aktive Rauschunterdrückung (ANC) bietet? Fiio versucht, dieses Kunststück mit dem EH3 NC fertigzubringen.
Vor ein paar Jahren waren wir in der Redaktion noch ganz aufgeregt, wenn ein Kopfhörer kam, der „dieses ANC“konnte. Es war einfach zu faszinierend den Straßenlärm vor dem Verlagsgebäude einfach auszuschalten. Inzwischen ist das Active Noise Cancelling, zu deutsch die Aktive Geräuschunterdrückung, ein alter Hase. Jedoch ist der Hase nicht so alt, dass jeder Hersteller hier gute Ergebnisse abliefert. Nein, bei manchen Kopfhörern scheint die Unterdrückung der Umgebungsgeräusche darin zu bestehen, dass der aktivierte ANC den Umgebungslärm einfach überrauscht. Oder die Absenkung der Geräusche ist nur schwach ausgeprägt. Beides haben wir schon oft erlebt und sind deshalb inzwischen ziemlich skeptisch, wenn ein Hersteller mal wieder sein tolles ANC bewirbt. Deshalb packten wir die Fiio EH3 NC nicht ohne einen gewissen Zweifel aus. Doch kommen wir zunächst zum Lieferumfang. Der ist für diese Art Kopfhörer absolut passend. Da haben wir zunächst ein schön stabiles Hardcase in Lederoptik. Darin ruhen sicher die Kopfhörer. Die Ohrhörer lassen sich um 90 Grad nach außen drehen und an den Scharnieren unter dem Kopfbügel einklappen. Das ermöglicht ihren Transport auf kleinstem Raum. Weiterhin finden sich in der Tasche ein Klinken-kabel (3,5mm) und ein USB-C-KABEL. Es lässt sich nicht nur zum Aufladen der Kopfhörer verwenden, doch dazu gleich mehr. Cleveres Detail am Klinkenkabel ist die Schnalle, die es zusammenhält. Die hat außen eine Klett-oberfläche und hält sich damit auf der Stoffoberfläche im Hardcase fest.
Kurzum: Das Kabel kann nicht mal eben schnell rausfallen, nur weil wir die Tasche blöd halten. Glücklicherweise hat sich Fiio dazu entschieden, den Kopfhörern echte physische Buttons zu spendieren. Sicher sieht es schick aus, Kopfhörer per Touch- und Wischgesten zu bedienen, allerdings passiert es selbst geübten „Wischern“, dass die Geste falsch ausgeführt wird und statt lauter zu machen, springt das System zum nächsten Titel. Bei den EH3 NC passiert das nicht. Hier haben wir echte Knöpfe, die wir drücken bzw. schieben können. Haben die Finger deren Position erstmal auswendig gelernt, dann geht die Steuerung der Kopfhörer leicht von der Hand. Inzwischen zum guten Ton gehört auch, dass die Kopfhörer neben Musik abspielen und Telefonie beherrschen auch einen der vielen Sprachassistenten unterstützen. Wir können unserem Kopfhörer nach Zweimaligen drücken des „Multifunktionsbuttons“also befehlen, zu Hause anzurufen, um auszurichten, dass wir später kommen, weil der Kopfhörertest noch eine Weile dauert.
Des Weiteren ist eine App verfügbar, mit der wir weitere Funktionen des Kopfhörers steuern. Die
App ist der Fiio-player, den wir bereits von den mobilen Hiresplayer wie etwa den M15 (Test in diesem Heft) kennen. Außerdem erlaubt uns die App die Codecs festzulegen, in denen die Bluetooth-übertragung stattfinden soll. Darunter sind nicht nur die Basis-standards wie AAC und SBC, sondern auch aptx HD, aptx Low Latency und die von Sony entwickelte Audiokodierungstechnologie LDAC. Die erlaubt es, Musikdaten mit bis 990 kbps bei 24 Bit/96 khz zu übertragen. Das macht Fans hochaufgelöster Musik viel Freude. Außerdem können wir die Zeit einstellen, nach der sich die Kopfhörer in den Standby verabschieden – auch eine praktische Sache. Was die EH3 NC leider nicht können, ist automatisch die Musik zu pausieren, wenn sie abgesetzt werden. Da müssen wir wohl vor dem Absetzen kurz die Pausentaste (Multifunktionsbutton) drücken. Für Kopfhörer extrem wichtig ist deren Sitz. Die Fiio machen da nichts verkehrt. Zunächst einmal sind sie wirklich leicht. Sie wiegen exakt 300 Gramm. Das bedeutet, wir bemerken sie quasi nicht. Dann sind die Ohrhörer perfekt gepolstert. Sie drücken nicht und unsere Ohren
werden selbst bei längerem Tragen nicht warm. Da kennen wir andere Kopfhörer, die einem regelmäßig „heiße Ohren“bescheren. Der Kopfbügel ist ebenfalls gut gepolstert, sodass er nicht unangenehm auf den Kopf drückt. Einzig der Anpressdruck der Ohrhörer an die Ohren ist vielleicht etwas zu lasch. Sportlich bewegen können wir uns deshalb mit den EH3 NC nicht, da würden sie vom Kopf rutschen. Doch für Sport sind Inears eh die bessere Wahl. Bezüglich Komfort wollen wir an dieser Stelle erwähnen, wie empfangsstark die Kopfhörer sind. Durch drei Wände einer Altbauwohnung können wir immer noch der Musik ohne Unterbrechung lauschen. Wir können uns also in einer 80-Quadrameter-wohnung völlig frei bewegen, ohne das Smartphone oder einen anderen Zuspieler mitnehmen zu müssen. Das ist wesentlich besser als bei den berühmten Kopfhörern des amerikanischen Herstellers mit dem „B“am Anfang und dem „ose“am Ende. Es liegt in der Natur der Kopfhörer, dass die meisten Anwenderinnen ihn per Bluetooth mit Signalen versorgen. Doch Fiio bietet noch zwei weitere Wege an. Da haben wir zunächst den klassischen per Klinke. Allerdings haben die meisten modernen Smartphones gar keinen Klinkenanschluss mehr. „Was kann man da machen?“, fragte sich Fiio wahrscheinlich. Und die Chinesen präsentieren eine clevere Alternative: Den Anschluss der Kopfhörer per USB-C. Dabei wird der Kopfhörer zu einem DAC, also einem Digital-analog-wandler. Er bekommt vom Smartphone oder PC die Daten zugespielt und wandelt sie dann intern zu Musik um. Das funktioniert ohne Probleme an jedem PC und jedem Smartphone mit Usb-c-anschluss. Eine tolle Sache. Da hat Fiio wirklich mitgedacht. Erwähnen wollen wir an dieser Stelle noch den 1 000 mah starken Akku, der bis zu 30 Stunden Spielzeit mit aktiviertem ANC ermöglicht. Ohne Geräuschunterdrückung sind es 50 Stunden. Bevor wir zum Klang kommen, wollen wir noch auf das ANC eingehen. Fiio hat dazu eine Hybrid