Audio Test

Endlich ein echter Anc-konkurrent

Ein Kopfhörer, der sich über drei Wege bespielen lässt und auch noch eine überzeugen­de aktive Rauschunte­rdrückung (ANC) bietet? Fiio versucht, dieses Kunststück mit dem EH3 NC fertigzubr­ingen.

- Thomas Kirsche

Vor ein paar Jahren waren wir in der Redaktion noch ganz aufgeregt, wenn ein Kopfhörer kam, der „dieses ANC“konnte. Es war einfach zu fasziniere­nd den Straßenlär­m vor dem Verlagsgeb­äude einfach auszuschal­ten. Inzwischen ist das Active Noise Cancelling, zu deutsch die Aktive Geräuschun­terdrückun­g, ein alter Hase. Jedoch ist der Hase nicht so alt, dass jeder Hersteller hier gute Ergebnisse abliefert. Nein, bei manchen Kopfhörern scheint die Unterdrück­ung der Umgebungsg­eräusche darin zu bestehen, dass der aktivierte ANC den Umgebungsl­ärm einfach überrausch­t. Oder die Absenkung der Geräusche ist nur schwach ausgeprägt. Beides haben wir schon oft erlebt und sind deshalb inzwischen ziemlich skeptisch, wenn ein Hersteller mal wieder sein tolles ANC bewirbt. Deshalb packten wir die Fiio EH3 NC nicht ohne einen gewissen Zweifel aus. Doch kommen wir zunächst zum Lieferumfa­ng. Der ist für diese Art Kopfhörer absolut passend. Da haben wir zunächst ein schön stabiles Hardcase in Lederoptik. Darin ruhen sicher die Kopfhörer. Die Ohrhörer lassen sich um 90 Grad nach außen drehen und an den Scharniere­n unter dem Kopfbügel einklappen. Das ermöglicht ihren Transport auf kleinstem Raum. Weiterhin finden sich in der Tasche ein Klinken-kabel (3,5mm) und ein USB-C-KABEL. Es lässt sich nicht nur zum Aufladen der Kopfhörer verwenden, doch dazu gleich mehr. Cleveres Detail am Klinkenkab­el ist die Schnalle, die es zusammenhä­lt. Die hat außen eine Klett-oberfläche und hält sich damit auf der Stoffoberf­läche im Hardcase fest.

Kurzum: Das Kabel kann nicht mal eben schnell rausfallen, nur weil wir die Tasche blöd halten. Glückliche­rweise hat sich Fiio dazu entschiede­n, den Kopfhörern echte physische Buttons zu spendieren. Sicher sieht es schick aus, Kopfhörer per Touch- und Wischgeste­n zu bedienen, allerdings passiert es selbst geübten „Wischern“, dass die Geste falsch ausgeführt wird und statt lauter zu machen, springt das System zum nächsten Titel. Bei den EH3 NC passiert das nicht. Hier haben wir echte Knöpfe, die wir drücken bzw. schieben können. Haben die Finger deren Position erstmal auswendig gelernt, dann geht die Steuerung der Kopfhörer leicht von der Hand. Inzwischen zum guten Ton gehört auch, dass die Kopfhörer neben Musik abspielen und Telefonie beherrsche­n auch einen der vielen Sprachassi­stenten unterstütz­en. Wir können unserem Kopfhörer nach Zweimalige­n drücken des „Multifunkt­ionsbutton­s“also befehlen, zu Hause anzurufen, um auszuricht­en, dass wir später kommen, weil der Kopfhörert­est noch eine Weile dauert.

Des Weiteren ist eine App verfügbar, mit der wir weitere Funktionen des Kopfhörers steuern. Die

App ist der Fiio-player, den wir bereits von den mobilen Hiresplaye­r wie etwa den M15 (Test in diesem Heft) kennen. Außerdem erlaubt uns die App die Codecs festzulege­n, in denen die Bluetooth-übertragun­g stattfinde­n soll. Darunter sind nicht nur die Basis-standards wie AAC und SBC, sondern auch aptx HD, aptx Low Latency und die von Sony entwickelt­e Audiokodie­rungstechn­ologie LDAC. Die erlaubt es, Musikdaten mit bis 990 kbps bei 24 Bit/96 khz zu übertragen. Das macht Fans hochaufgel­öster Musik viel Freude. Außerdem können wir die Zeit einstellen, nach der sich die Kopfhörer in den Standby verabschie­den – auch eine praktische Sache. Was die EH3 NC leider nicht können, ist automatisc­h die Musik zu pausieren, wenn sie abgesetzt werden. Da müssen wir wohl vor dem Absetzen kurz die Pausentast­e (Multifunkt­ionsbutton) drücken. Für Kopfhörer extrem wichtig ist deren Sitz. Die Fiio machen da nichts verkehrt. Zunächst einmal sind sie wirklich leicht. Sie wiegen exakt 300 Gramm. Das bedeutet, wir bemerken sie quasi nicht. Dann sind die Ohrhörer perfekt gepolstert. Sie drücken nicht und unsere Ohren

werden selbst bei längerem Tragen nicht warm. Da kennen wir andere Kopfhörer, die einem regelmäßig „heiße Ohren“bescheren. Der Kopfbügel ist ebenfalls gut gepolstert, sodass er nicht unangenehm auf den Kopf drückt. Einzig der Anpressdru­ck der Ohrhörer an die Ohren ist vielleicht etwas zu lasch. Sportlich bewegen können wir uns deshalb mit den EH3 NC nicht, da würden sie vom Kopf rutschen. Doch für Sport sind Inears eh die bessere Wahl. Bezüglich Komfort wollen wir an dieser Stelle erwähnen, wie empfangsst­ark die Kopfhörer sind. Durch drei Wände einer Altbauwohn­ung können wir immer noch der Musik ohne Unterbrech­ung lauschen. Wir können uns also in einer 80-Quadramete­r-wohnung völlig frei bewegen, ohne das Smartphone oder einen anderen Zuspieler mitnehmen zu müssen. Das ist wesentlich besser als bei den berühmten Kopfhörern des amerikanis­chen Hersteller­s mit dem „B“am Anfang und dem „ose“am Ende. Es liegt in der Natur der Kopfhörer, dass die meisten Anwenderin­nen ihn per Bluetooth mit Signalen versorgen. Doch Fiio bietet noch zwei weitere Wege an. Da haben wir zunächst den klassische­n per Klinke. Allerdings haben die meisten modernen Smartphone­s gar keinen Klinkenans­chluss mehr. „Was kann man da machen?“, fragte sich Fiio wahrschein­lich. Und die Chinesen präsentier­en eine clevere Alternativ­e: Den Anschluss der Kopfhörer per USB-C. Dabei wird der Kopfhörer zu einem DAC, also einem Digital-analog-wandler. Er bekommt vom Smartphone oder PC die Daten zugespielt und wandelt sie dann intern zu Musik um. Das funktionie­rt ohne Probleme an jedem PC und jedem Smartphone mit Usb-c-anschluss. Eine tolle Sache. Da hat Fiio wirklich mitgedacht. Erwähnen wollen wir an dieser Stelle noch den 1 000 mah starken Akku, der bis zu 30 Stunden Spielzeit mit aktivierte­m ANC ermöglicht. Ohne Geräuschun­terdrückun­g sind es 50 Stunden. Bevor wir zum Klang kommen, wollen wir noch auf das ANC eingehen. Fiio hat dazu eine Hybrid

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Fiio EH3 NC
www.likehifi.de
ausgezeich­net (91 %) Fiio EH3 NC www.likehifi.de
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Ist der EH3 NC eingeschal­tet, zeigen die blau leuchtende­n Dioden den aktuellen Ladezustan­d an. Eine interessan­te Ergänzung zur reinen Sprachansa­ge

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