STELLUNGSSPIEL
Um Schallplatten perfekt genießen zu können, müssen ein paar Dinge richtig gestellt werden. Beim Abspielen der schwarzen Rillen geht es um Mikrometer. Da kann es sich lohnen, ein wenig in Auf-, Ein- oder Nachstellung zu investieren. Manchmal macht die Fummelei sogar Spaß.
Der Spieltrieb des Menschen ist unergründlich. Eine Spaßbremsen- Erklärung: Man kann was lernen. Nun ja. Aber wo bleibt der Spaß? Allein einem Platten-„Spieler“bei seinem Tun zuzuschauen, hat schon mehr Sexiness als eine CD in ihrer Lade verschwinden zu sehen oder gar ein paar Milliarden Nullen und Einsen in irgendwelchen Streams zu wähnen. Irgendwie ziehen wir Menschen mehr Lustgewinn daraus, einen direkten Zusammenhang beispielsweise zwischen dem Aufsetzen einer Abtastnadel auf einer sichtbar rotierenden Scheibe und dem anschließenden akustischen Erleben herzustellen. Möglicherweise ist das eine Erklä- rung für das Überleben des Analogen in unserer heillos digitalisierten Welt. Doch der vielzitierte Vinyl- Boom hat seinen Preis, jedenfalls für diejenigen, die Schallplatten nicht nur anschauen, sondern möglichst auch optimal anhören möchten. So eine Nadel muss sich präzise bewegen – in Bereichen von Tausendstel Millimetern (Mikrometern, μ), gejagt von Beschleunigungen des Mehrfachen der Erdanziehungskraft. Da versteht man vielleicht, dass diese Feinstmechanik auch auf vermeintlich banale Einflüsse reagiert und es klangliche Auswirkungen aller möglichen Einfluss- Faktoren gibt. Zwar lobt AUDIO gerne, wenn Plattenspieler so ausgeliefert wer- den, dass der Kunde sich nur noch um Weniges kümmern muss. Aber erstens gibt es bei Plattenspielern fast immer was zum Kümmern, zweitens kann sich mit der Zeit einiges ändern und drittens steht spätestens beim Tonabnehmerwechsel Handanlegen an.