BOWERS & WILKINS AM-1 550 EURO
Dieser Lautsprecher könnte meinen Outdoor- Pool beschallen. Nicht, dass ich einen hätte. Aber das Hintergrundwissen tut gut. Bowers & Wilkins hat mit dem AM-1 einen faszinierenden Allrounder geschaffen, der drinnen wie draußen aufspielen können soll. Dazu wurde er viele Stunden in Salzwassernebel gehüllt – den Membranen konnte das nichts anhaben. „Der AM-1 ist der strapazierfähigste Lautsprecher, den wir jemals hergestellt haben“, freut sich B&W. Das lockt Hausbesitzer an, die ihre Terrasse beschallen wollen. Ebenso ist der Speaker für den Betrieb in Bars gedacht. Die Wandhalterung kann in horizontaler wie vertikaler Achse befestigt werden. Da die AM-1 in der Regel ein wenig versetzt in der Höhe angebracht wird, in einer Bar beispielsweise, wurde der Hochtöner, der aus einer Aluminiumkalotte besteht, unter dem Tiefmitteltöner eingebaut, um eine bessere Abbildung zu garantieren. In der Tiefe verlässt sich B&W auf eine altbekannte Konstruktion aus Glasfaser. Weil eine Bassreflexöffnung bei einem wasserdichten Lautsprecher ein Fauxpas wäre, hat B&W den „Auxiliary Bass Radiator“entwickelt – die komplette Rückseite ist beweglich, aber versiegelt, und schwingt im Takt der Musik. Faktisch ist das eine Art große passive Membran. Die Installation des AM-1 ist ein wenig trickreich: Die Lautsprecherkabel müssen in einen winzigen Port bei den Hal- teschrauben eingeführt werden. Das geht nicht leicht von der Hand. So futuristisch der Gesamtentwurf wirkt – das hier ist eine echte Bowers & WilkinsBox. Ihre Klangausrichtung ist eher auf die Mitten fixiert, charmant und auch mit einem weiten Panorama gesegnet. Beginnen wir unseren Testlauf mit britischer Musik für die britische Box: Sir Georg Solti dirigiert die „Pomp and Circumstance“- Märsche von Edward Elgar (Decca). Die Aufnahme hat Feuer und inspiriert die britische Seele. Die AM-1 nahm’s wie eine Fingerübung. Hier war alles hell durchleuchtet, die Beckenschläge, die feinen Nebenfiguren der Holzbläser, das jubelnde Blech. Sehr stattlich für einen Lautsprecher dieser Größe. Vor allem ging die AM-1 in den dynamischen Entwicklungen mit. Dem Hörteam war schnell klar: Das ist kein Kompromisslautsprecher, sondern ein ehrenwerter Vertreter seiner Art. Weiter mit britischer Musik: Im Frühjahr 1967 versammelten sich die Beatles im Tonstudio 2 an der Abbey Road. Sie wollten etwas Neues ausprobieren und schufen eines der ersten Konzeptalben der Welt – „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“. Interessanterweise hörten sie die Masterbänder nur in Mono ab, der Stereomix rangierte als Nebenprodukt. Was man auch hörte. Bisher – denn ganz frisch hat sich Giles Martin an die Masterbänder gewagt und einen neuen Stereo- Mix geschaffen, der Lautsprechern deutlich mehr abverlangt – beispielsweise die Präsenz der Singstimme in der Mittelachse. Genau das vermochte die AM-1, das war erstaunlich plastisch. Oder die Brillanz in „Within You, Without You“, die flirrenden Sitarklänge – das löste die AM-1 vorbildlich. Diese Wandbox ist ein erwachsener Lautsprecher.
Selbst Salzwassernebel konnte den Membranen des AM-1 nichts anhaben