EINMALIGE KONSTELLATION
Der B18 ist ein neuer Standlautsprecher im Portfolio der Berliner Edelschmiede Burmester. Wir kombinieren die Box mit zwei Top-Komponenten vom selben Hersteller.
Es gibt im Universum immer wieder besondere Konstellationen. Zum Beispiel, wenn zwei oder gar drei Planeten auf einer Achse zur Erde liegen, wodurch es uns beim Blick in den Nachthimmel so vorkommt, als scheine ein Stern viel heller als alle anderen. Solche Planetenkonjunktionen sind schön, aber selten. Manche Theorie besagt, dass der Stern von Bethlehem eine solch seltene, sehr helle Himmelserscheinung war. Nun, es sind keine Planeten, die sich in unserem sehr irdischen Hörraum versammelt haben, aber es handelt sich um drei audiophile Schwergewichte aus Berlin, die sich zu einer audiophilen Konjunktion zusammengefunden haben, um alle anderen Sterne am HiFi- Firmament zu überstrahlen. Ob das dem Dreigestirn gelingt, wird der Test zeigen.
KLASSISCHES DESIGN, MODERNSTE FEATURES
Der eigentliche Plan sah einen Test der neuen Burmester- Box B18 vor, die mit 7800 Euro im Preis genauso schlank ausfällt wie ihr Gehäuse. Eine günstige Standbox von Burmester? Da gibt es doch aus demselben Stall den Vollverstärker 101, der mit 5500 Euro preislich auch in dieser Liga spielt. Fehlte nur noch ein passender Zuspieler. Gut, es gibt in der Classic Line, aus der der 101 kommt, auch einen CD- Player, aber wir entschieden uns für das Musikcenter 151 aus der Top- Line von Burmester. So hatten wir nun eine Spitzen- Anlage beisammen – in klassischem Design, aber mit modernsten Musik- Features. Um die Finanzen im Rahmen zu halten, hatten wir uns ursprünglich für den Netzwerk- Player 150 entschieden. Der ist mit 10 800 Euro zwar schon sackteuer, aber zusammen hätte die Kette dann nur 24100 Euro gekostet. Nicht wenig werden jetzt denken: nur? Schließlich bekommt man für diese Summe bereits einen passablen Mittelklassewagen als Neufahrzeug. Sieht man jedoch sich im BurmesterRegal um, relativiert sich dieser Preis schnell, denn da geht das für die komplette Kette errechnete Budget schnell für einen einzigen Vorverstärker drauf.
Mit dieser Kombination wird man sehr lange glücklich sein, vielleicht sogar für immer
Und als wäre das nicht schon genug, haben wir noch einen draufgesetzt, denn zum Test trat nicht der 150 an, sondern das Musiccenter 151. Für 15 800 Euro. Im Prinzip das gleiche Gerät, erweitert aber um Festplatten, Server- und RipFunktion und einem CD- Laufwerk. Der Grund für den Sinneswandel: Der 150 war bereits in AUDIO 6/15 im Test. Doch beginnen wir mit dem jüngsten Spross der Familie, der neuen B18. Eine 2,5-Wege- Bassreflex-Standbox, die mit 7800 Euro für eine Burmester erstaunlich günstig eingepreist wurde. Wo haben die Berliner gespart? An gar nichts. Die Box mit der schmalen Silhouette ist blitzsauber verarbeitet. Lack hochglänzend in Schwarz oder Weiß, verschiedene Hölzer, Alufront in Silber oder Schwarz. So kann sich der Kunde seine Wunschbox zusammenstellen.
IM BASSBEREICH GIBT’S EINE RAUMANPASSUNG
Oben arbeitet ein Ringstrahler hinter Gittern. Darunter liegen zwei Tiefmitteltöner, deren Gene aus der B10 stammten und die für die B18 weiterentwickelt wurden. Die Membranen bestehen aus einem äußerst leicht und steifen Glasfa- ser-Verbundmaterial. Der Tiefmitteltöner hat sein eigenes Abteil im Gehäuse, nur der Tieftöner darf den Rest des Gehäuses beanspruchen und zusätzlich durch einen rückwärtigen Bassreflexport atmen. Die komplexe Frequenzweiche sitzt ebenfalls im eigenen Zimmerchen, damit der Mikrofonie-Effekt keinen negativen Einfluss auf den Klang nimmt. Die B18 verfügt im Bassbereich über eine Raumanpassung: Per Schalter am Terminal lässt sich der Bass um 2 dB anheben. Die Absenkung gelingt recht profan, aber wirkungsvoll durch Schaumstoffpfropfen für das Bassreflexrohr.
In der Praxis sind die Unterschiede bei Anhebung und Absenkung hörbar, aber nicht gewaltig – und genau so ist es richtig. Am Gewicht wurde auch nicht gespart, denn die 20 cm breite B18 bringt stolze 35 Kilo auf die Waage. Angetrieben wird die Standbox vom Vollverstärker 101. Er arbeitet mit digitalen Endstufen, aber mit einer analogen Vorstufe und analogem Netzteil. Die digitalen Endstufen mit Schaltnetzteilen aus dem Regal klangen nicht so, wie sie sollten. Also haben die Burmester- Mannen selbst entwickelt – und das Ergebnis kann sich hören lassen. Verschmäher digitaler Endstufen sollten sich den 101 einmal zu Gemüte führen: Voll und warm ist der Klang, mit viel Dynamik bei gleichzeitigem Feingefühl für die kleinsten Nuancen der Musik. Die Ausstattung ist spartanisch, aber die Verarbeitung top. Und es gibt sogar einen Pre- Out. Klangregelung? Fehlanzeige. Eine Taste für „Smoothsound“, das war’s. Diese Funktion soll bei leiser Musikberieselung mehr Details liefern, eine Art LoudnessSchaltung. Wir haben sie ausprobiert und festgestellt, dass wir sie nicht brauchen, denn auch ohne „Smooth“würden wir an diesem herrlichen Vollver- stärker absolut nichts vermissen. Über XLR-Strippen verknüpften wir den puristische Amp mit dem Musiccenter. Dieses Ding kann einfach alles, außer DSD abspielen und Kaffee kochen. Der Server rippt CDs und speichert die Musik
auf der internen Festplatte, die mit ihrer Speicherkapazität von 2 Terabyte auch für die ganz große CD-Sammlung ausreicht. Die zweite Platte im Server dient der Sicherheit. Alles, was an Daten auf Platte 1 kommt, wird automatisch auch auf Platte 2 gespeichert. Fällt eine Platte aus, übernimmt automatisch die andere. Datenverlust ist damit nahezu ausgeschlossen. Der Fachmann nennt das RAID, wir nennen das großartig. Das 151 arbeitet gleichzeitig als UPnPund DNLA- Client und holt sich seine Musik auch von der NAS, per Netzkabel oder über WLAN. Alle gängigen Formate werden unterstützt, und zwar bis zu einer Auflösung von 24 Bit bei 192 KHz. Der USB- Anschluss funktioniert in beide Richtungen: Wir konnten nicht nur Musik vom Stick abspielen, sondern auch gerippte Tracks auf einen Stick übertragen, um diesen dann beispielsweise mit ins Auto zu nehmen. Übrigens: Ein iPad ist für die Erschließung aller Funktionen und zur bequemen Bedienung Pflicht. Besit- zer eines Galaxy-Tablets oder anderer Android- Derivate gucken leider in die Röhre, diese werden nicht unterstützt.
GENTLEMEN, START YOUR ENGINES!
Es war der Augenblick gekommen, dieser fabelhaften Kombi Leben einzuhauchen. Dazu dienen die formidablen Kippschalter, die dem Anwender das Gefühl vermitteln, einen britischen Sportwagen vergangener Tage zu starten, nicht moderne HiFi- Komponenten eines deutschen High- End- Herstellers. Ein Klick bringt den Schalter in die Mittelstellung und die Geräte auf Standby. Bewegt man den Schalter kurz nach oben, starten die Geräte; die Status- LEDs wechseln ihre Farbe von Orange auf Grün. Dann folgt beim 151 eine Art Rudolf- Diesel- Gedenkminute, denn er benötigt etwa 70 Sekunden zum Hochfahren seiner Systeme. Danach ist er wieder im Sportwagenmodus. Wir legten den ersten Gang beziehungsweise die erste CD
ein für unseren Hörtest. Was konnte geeigneter sein als unsere CD Audiophile Pearls Volume 21, die unter Mitwirkung der Firma Burmester entstand?
EIN AUDIOPHILER HOCHGENUSS
Auftritt Samantha Fish mit „Chills & Fever“, einem Soul-Schmachter. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks legte die B18 einen Groove an den Tag, das es die reinste Freude war. Die Stimme von Frau Fish kam wunderbar facettenreich ans Ohr. Was bei anderen Lautsprechern leicht flach und monochrom klingen kann, war bei der Burmester- Kette plastisch und voller Farben – ein audiophiler Hochgenuss. Die Instrumente waren präzise ortbar, der Charakter eines jeden einzelnen Instruments wurde fein nachgezeichnet. Wir hörten weiter mit Brian Flanagan, der uns immer öfter im Hörraum begegnet. Die exzellente Stockfisch- Aufnahme war wie maßgeschneidert für die Burmester- Kette. Jetzt wurde klar, wie gut die Komponenten harmonieren – es fügte sich alles zu einem wünderschönen Gesamtkunstwerk zusammen. Glasklar war Brians Stimme im Hörraum zu vernehmen, mit viel musikalischem Feingefühl gab die B18 dem Ton den letzten Schliff. Für noch mehr Begeisterung sorgten die Background- Sänger, deren Stimmen feinst differenziert wiedergegeben wurden. Diese Liebe zum Detail, diese wundervolle Ortbarkeit – das kam nah an die Fähigkeiten eines sehr guten Kopfhörers heran. Herrlich! Nun wollten wir Klassik hören – wir streamten unsere Erfolgs-SACD „Spiritoso“(AUDIO 5/17) in CD- Qualität von der NAS. Track 7, Bruckner mit „Locus Iste“. Der Chor stand tief und breit gestaffelt, die Stimmen drangen mit der Klarheit eines lupenreinen Diamanten an unsere Ohren. Fantastisch! Beim nächsten Track von Joseph Hollmann wussten die feinen, plastischen Details wie das zarte Pizzicato zu begeistern. Ein SuperAuftritt einer feinen Burmester- Kette.