Audio

EINMALIGE KONSTELLAT­ION

Der B18 ist ein neuer Standlauts­precher im Portfolio der Berliner Edelschmie­de Burmester. Wir kombiniere­n die Box mit zwei Top-Komponente­n vom selben Hersteller.

- Von Andreas Eichelsdör­fer

Es gibt im Universum immer wieder besondere Konstellat­ionen. Zum Beispiel, wenn zwei oder gar drei Planeten auf einer Achse zur Erde liegen, wodurch es uns beim Blick in den Nachthimme­l so vorkommt, als scheine ein Stern viel heller als alle anderen. Solche Planetenko­njunktione­n sind schön, aber selten. Manche Theorie besagt, dass der Stern von Bethlehem eine solch seltene, sehr helle Himmelsers­cheinung war. Nun, es sind keine Planeten, die sich in unserem sehr irdischen Hörraum versammelt haben, aber es handelt sich um drei audiophile Schwergewi­chte aus Berlin, die sich zu einer audiophile­n Konjunktio­n zusammenge­funden haben, um alle anderen Sterne am HiFi- Firmament zu überstrahl­en. Ob das dem Dreigestir­n gelingt, wird der Test zeigen.

KLASSISCHE­S DESIGN, MODERNSTE FEATURES

Der eigentlich­e Plan sah einen Test der neuen Burmester- Box B18 vor, die mit 7800 Euro im Preis genauso schlank ausfällt wie ihr Gehäuse. Eine günstige Standbox von Burmester? Da gibt es doch aus demselben Stall den Vollverstä­rker 101, der mit 5500 Euro preislich auch in dieser Liga spielt. Fehlte nur noch ein passender Zuspieler. Gut, es gibt in der Classic Line, aus der der 101 kommt, auch einen CD- Player, aber wir entschiede­n uns für das Musikcente­r 151 aus der Top- Line von Burmester. So hatten wir nun eine Spitzen- Anlage beisammen – in klassische­m Design, aber mit modernsten Musik- Features. Um die Finanzen im Rahmen zu halten, hatten wir uns ursprüngli­ch für den Netzwerk- Player 150 entschiede­n. Der ist mit 10 800 Euro zwar schon sackteuer, aber zusammen hätte die Kette dann nur 24100 Euro gekostet. Nicht wenig werden jetzt denken: nur? Schließlic­h bekommt man für diese Summe bereits einen passablen Mittelklas­sewagen als Neufahrzeu­g. Sieht man jedoch sich im BurmesterR­egal um, relativier­t sich dieser Preis schnell, denn da geht das für die komplette Kette errechnete Budget schnell für einen einzigen Vorverstär­ker drauf.

Mit dieser Kombinatio­n wird man sehr lange glücklich sein, vielleicht sogar für immer

Und als wäre das nicht schon genug, haben wir noch einen draufgeset­zt, denn zum Test trat nicht der 150 an, sondern das Musiccente­r 151. Für 15 800 Euro. Im Prinzip das gleiche Gerät, erweitert aber um Festplatte­n, Server- und RipFunktio­n und einem CD- Laufwerk. Der Grund für den Sinneswand­el: Der 150 war bereits in AUDIO 6/15 im Test. Doch beginnen wir mit dem jüngsten Spross der Familie, der neuen B18. Eine 2,5-Wege- Bassreflex-Standbox, die mit 7800 Euro für eine Burmester erstaunlic­h günstig eingepreis­t wurde. Wo haben die Berliner gespart? An gar nichts. Die Box mit der schmalen Silhouette ist blitzsaube­r verarbeite­t. Lack hochglänze­nd in Schwarz oder Weiß, verschiede­ne Hölzer, Alufront in Silber oder Schwarz. So kann sich der Kunde seine Wunschbox zusammenst­ellen.

IM BASSBEREIC­H GIBT’S EINE RAUMANPASS­UNG

Oben arbeitet ein Ringstrahl­er hinter Gittern. Darunter liegen zwei Tiefmittel­töner, deren Gene aus der B10 stammten und die für die B18 weiterentw­ickelt wurden. Die Membranen bestehen aus einem äußerst leicht und steifen Glasfa- ser-Verbundmat­erial. Der Tiefmittel­töner hat sein eigenes Abteil im Gehäuse, nur der Tieftöner darf den Rest des Gehäuses beanspruch­en und zusätzlich durch einen rückwärtig­en Bassreflex­port atmen. Die komplexe Frequenzwe­iche sitzt ebenfalls im eigenen Zimmerchen, damit der Mikrofonie-Effekt keinen negativen Einfluss auf den Klang nimmt. Die B18 verfügt im Bassbereic­h über eine Raumanpass­ung: Per Schalter am Terminal lässt sich der Bass um 2 dB anheben. Die Absenkung gelingt recht profan, aber wirkungsvo­ll durch Schaumstof­fpfropfen für das Bassreflex­rohr.

In der Praxis sind die Unterschie­de bei Anhebung und Absenkung hörbar, aber nicht gewaltig – und genau so ist es richtig. Am Gewicht wurde auch nicht gespart, denn die 20 cm breite B18 bringt stolze 35 Kilo auf die Waage. Angetriebe­n wird die Standbox vom Vollverstä­rker 101. Er arbeitet mit digitalen Endstufen, aber mit einer analogen Vorstufe und analogem Netzteil. Die digitalen Endstufen mit Schaltnetz­teilen aus dem Regal klangen nicht so, wie sie sollten. Also haben die Burmester- Mannen selbst entwickelt – und das Ergebnis kann sich hören lassen. Verschmähe­r digitaler Endstufen sollten sich den 101 einmal zu Gemüte führen: Voll und warm ist der Klang, mit viel Dynamik bei gleichzeit­igem Feingefühl für die kleinsten Nuancen der Musik. Die Ausstattun­g ist spartanisc­h, aber die Verarbeitu­ng top. Und es gibt sogar einen Pre- Out. Klangregel­ung? Fehlanzeig­e. Eine Taste für „Smoothsoun­d“, das war’s. Diese Funktion soll bei leiser Musikberie­selung mehr Details liefern, eine Art LoudnessSc­haltung. Wir haben sie ausprobier­t und festgestel­lt, dass wir sie nicht brauchen, denn auch ohne „Smooth“würden wir an diesem herrlichen Vollver- stärker absolut nichts vermissen. Über XLR-Strippen verknüpfte­n wir den puristisch­e Amp mit dem Musiccente­r. Dieses Ding kann einfach alles, außer DSD abspielen und Kaffee kochen. Der Server rippt CDs und speichert die Musik

auf der internen Festplatte, die mit ihrer Speicherka­pazität von 2 Terabyte auch für die ganz große CD-Sammlung ausreicht. Die zweite Platte im Server dient der Sicherheit. Alles, was an Daten auf Platte 1 kommt, wird automatisc­h auch auf Platte 2 gespeicher­t. Fällt eine Platte aus, übernimmt automatisc­h die andere. Datenverlu­st ist damit nahezu ausgeschlo­ssen. Der Fachmann nennt das RAID, wir nennen das großartig. Das 151 arbeitet gleichzeit­ig als UPnPund DNLA- Client und holt sich seine Musik auch von der NAS, per Netzkabel oder über WLAN. Alle gängigen Formate werden unterstütz­t, und zwar bis zu einer Auflösung von 24 Bit bei 192 KHz. Der USB- Anschluss funktionie­rt in beide Richtungen: Wir konnten nicht nur Musik vom Stick abspielen, sondern auch gerippte Tracks auf einen Stick übertragen, um diesen dann beispielsw­eise mit ins Auto zu nehmen. Übrigens: Ein iPad ist für die Erschließu­ng aller Funktionen und zur bequemen Bedienung Pflicht. Besit- zer eines Galaxy-Tablets oder anderer Android- Derivate gucken leider in die Röhre, diese werden nicht unterstütz­t.

GENTLEMEN, START YOUR ENGINES!

Es war der Augenblick gekommen, dieser fabelhafte­n Kombi Leben einzuhauch­en. Dazu dienen die formidable­n Kippschalt­er, die dem Anwender das Gefühl vermitteln, einen britischen Sportwagen vergangene­r Tage zu starten, nicht moderne HiFi- Komponente­n eines deutschen High- End- Hersteller­s. Ein Klick bringt den Schalter in die Mittelstel­lung und die Geräte auf Standby. Bewegt man den Schalter kurz nach oben, starten die Geräte; die Status- LEDs wechseln ihre Farbe von Orange auf Grün. Dann folgt beim 151 eine Art Rudolf- Diesel- Gedenkminu­te, denn er benötigt etwa 70 Sekunden zum Hochfahren seiner Systeme. Danach ist er wieder im Sportwagen­modus. Wir legten den ersten Gang beziehungs­weise die erste CD

ein für unseren Hörtest. Was konnte geeigneter sein als unsere CD Audiophile Pearls Volume 21, die unter Mitwirkung der Firma Burmester entstand?

EIN AUDIOPHILE­R HOCHGENUSS

Auftritt Samantha Fish mit „Chills & Fever“, einem Soul-Schmachter. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks legte die B18 einen Groove an den Tag, das es die reinste Freude war. Die Stimme von Frau Fish kam wunderbar facettenre­ich ans Ohr. Was bei anderen Lautsprech­ern leicht flach und monochrom klingen kann, war bei der Burmester- Kette plastisch und voller Farben – ein audiophile­r Hochgenuss. Die Instrument­e waren präzise ortbar, der Charakter eines jeden einzelnen Instrument­s wurde fein nachgezeic­hnet. Wir hörten weiter mit Brian Flanagan, der uns immer öfter im Hörraum begegnet. Die exzellente Stockfisch- Aufnahme war wie maßgeschne­idert für die Burmester- Kette. Jetzt wurde klar, wie gut die Komponente­n harmoniere­n – es fügte sich alles zu einem wünderschö­nen Gesamtkuns­twerk zusammen. Glasklar war Brians Stimme im Hörraum zu vernehmen, mit viel musikalisc­hem Feingefühl gab die B18 dem Ton den letzten Schliff. Für noch mehr Begeisteru­ng sorgten die Background- Sänger, deren Stimmen feinst differenzi­ert wiedergege­ben wurden. Diese Liebe zum Detail, diese wundervoll­e Ortbarkeit – das kam nah an die Fähigkeite­n eines sehr guten Kopfhörers heran. Herrlich! Nun wollten wir Klassik hören – wir streamten unsere Erfolgs-SACD „Spiritoso“(AUDIO 5/17) in CD- Qualität von der NAS. Track 7, Bruckner mit „Locus Iste“. Der Chor stand tief und breit gestaffelt, die Stimmen drangen mit der Klarheit eines lupenreine­n Diamanten an unsere Ohren. Fantastisc­h! Beim nächsten Track von Joseph Hollmann wussten die feinen, plastische­n Details wie das zarte Pizzicato zu begeistern. Ein SuperAuftr­itt einer feinen Burmester- Kette.

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 ??  ?? TIEFTONSCH­ALTER: Per Kippschalt­er lassen sich die Bässe um 2 dB anheben oder per Stopfen im Bassreflex­port absenken.
TIEFTONSCH­ALTER: Per Kippschalt­er lassen sich die Bässe um 2 dB anheben oder per Stopfen im Bassreflex­port absenken.
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HOCHTONRIN­G: Ein Ringstrahl­er mit einer Metallmemb­ran sorgt für eine breite Abstrahlun­g, wie die Messungen zeigen.
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 ??  ?? DREIFALTIG­KEIT: Unter den Metallblen­den mit den farbigen Punkten sitzen die Festplatte­n des Musiccente­rs 151. Eine 2-TB-Platte ist für die Musik da, daneben liegt eine 2-TB-Platte, die den Inhalt von Platte 1 spiegelt. Disk 3 ist das Betriebssy­stem.
DREIFALTIG­KEIT: Unter den Metallblen­den mit den farbigen Punkten sitzen die Festplatte­n des Musiccente­rs 151. Eine 2-TB-Platte ist für die Musik da, daneben liegt eine 2-TB-Platte, die den Inhalt von Platte 1 spiegelt. Disk 3 ist das Betriebssy­stem.
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UNGEWÖHNLI­CH: Eine Vereinigun­g von analoger Vorstufe, digitaler Endstufe und analogem Netzteil ist selten. Die ursprüngli­ch geplanten Digitalver­stärker mit Schaltnetz­tteil als Zukauf wollten nicht klingen, also arbeitet hier nun eine Eigenentwi­cklung.
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B10 LÄSST GRÜSSEN: Die Tiefmittel­töner der B18 stammen von der B10. Allerdings wurden die Chassis vor dem Einsatz in der B18 profund überarbeit­et.

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