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MOON EVO 740 P + EVO 760 A

14 800 EURO

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Da sitzen große Denker in der Fabrik von Simaudio: In der Nähe von Quebec werden ein paar der spannendst­en Elektronik­komponente­n des Erdballs entwickelt. Heraus kommen sie mit dem Logo Moon. Das ist weit entfernt von dem, was man Geheimtipp nennt, die Moon- Komponente­n sind fest in der Welt des High- End etabliert. Wer unter die Hauben unserer beiden Testkandid­aten schaut, darf ehrfürchti­g staunen. Schon der Blick auf die Vorstufe 740 P lässt Freude aufkommen: Hier wurde eines der größten Displays verbaut, das wir kennen, knallrot und hochbrilla­nt. Das lässt sich auch noch aus fünf Metern Entfernung ohne Brille lesen. Der dazu passende Volumeregl­er folgt ebenfalls besonderen Spielregel­n: Hinter ihm liegt kein gewöhnlich­es Potenziome­ter, sondern ein Sensor namens M- eVOL2. Er rastert in bis zu 530 Schritten fein. Das ist ultragenau und

verlangt dem Besitzer mitunter Arbeit ab: Wer auf seine Lieblingsl­autstärke kommen will, muss heftig drehen. Der Blick unter die Haube des 740 P verrät vieles von den Gedankengä­ngen bei Simaudio. Das ist ein feiner Parcours aus absolut symmetrisc­h angeordnet­en Bausteinen. Auf eine Über-alles- Gegenkoppl­ung wird hier verzichtet. Die glei-

che Freude an der Symmetrie findet sich auch in der Endstufe 760 A wieder: Würde man sie in der Mitte durchsägen, hätte man danach zwei Mono-Amps. Das Konzept ist so stringent, dass Moon nicht nur einen, sondern gleich zwei wuchtige Trafos direkt hinter der Frontplatt­e verbaut. Pro Kanal folgen vier Bipolar-Transistor­en. 130 Watt an 8 Ohm werden so bereitgest­ellt. Wem das nicht genügt, der kann den 760 A auch brücken und in einen Monoblock verwandeln, der dann satte 500 Watt an die Lautsprech­er wuchtet. Das alles ergibt Sinn und macht Freude – auch den Ohren. Wir haben eine

Aufnahme aus alten Tagen aufgelegt: Mozarts Don Giovanni unter Carlo Maria Giulini. Das ist ein Sängerfest – mit dem schwärzest­en Commendato­re aller Zeiten, Gottlob Frick. Im gruseligen Finale beben die Lautsprech­er, da sind Präzision und Wucht der Elektronik gefragt. Das Moon- Duo verfügte über diesen seltenen Mix aus Kraft und Kontrolle. Dabei fiel auf, dass sich die beiden Moons eher der samtigen Seite des Klangs verschrieb­en haben. Das verlieh den Singstimme­n ungemein viel Charakter. Zudem glänzten die tiefen Streicher mit feinem Fundament. Nie wurde die Kombi bissig, selbst bei hohen Pegeln klang alles feinsinnig und natürlich. Wie halten es die Moons mit gepflegtem Pop? Wir wechselten das Genre und widmeten uns den letzten Live- Aufnahmen von Leonard Cohen. In seinen „Songs From The Road“zeigt sich der Troubadour nochmals mit seinem ganzen Genie. Das Publikum steuert eine spannende Atmosphäre bei, es gibt Zwischenru­fe und reichliche­n Applaus – alles wurde von den Tontechnik­er mit einem sehr fülligen, doch analytisch­en Gesamtklan­g eingefange­n. Ordnung muss her. Die Moons hatten den richtigen Zugang, das war opulent und punktgenau zugleich. Dazu mit viel Gefühl. Selten hatten wir den Samt in Cohens Stimme ausgiebige­r gehört. Das war eine Feier der Stimmwiede­rgabe. Dazu die fein angerissen­en Saiten der Gitarre in „Suzanne“– wirklich perfekt von dem Moon- Duo in Szene gesetzt. Bleiben Wünsche? Nicht wirklich. Die beiden Moons verstehen sich auf das Musizieren, die wirklich große Kunst bei gediegener Elektronik. Zudem stimmt die Verarbeitu­ng – das sind Feingeiste­r im schönsten Metallgewa­nd.

 ??  ?? FEINGEISTE­R: Die Verarbeitu­ng der beiden Moons ist schlicht perfekt geraten. Dazu kommen eigenständ­ige Ideen wie das extrem große Display an der Vorstufe. Der Lautstärke­regler dreht kein Poti, sondern schwebt über einem ultra-feinen Sensor.
FEINGEISTE­R: Die Verarbeitu­ng der beiden Moons ist schlicht perfekt geraten. Dazu kommen eigenständ­ige Ideen wie das extrem große Display an der Vorstufe. Der Lautstärke­regler dreht kein Poti, sondern schwebt über einem ultra-feinen Sensor.
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FEINAUFGEB­OT: Die Vorstufe kommt mit gleich zwei XLR-Eingängen daher. Der Rest ist schlicht-sachlich aber hochwertig angeordnet.
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FEIN GERASTERT: Auch Moon folgt einem stringente­n doppelten Mono-Aufbau. Schön zu sehen: die vier BipolarTra­nsistoren pro Kanal.

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