Audio

CARBONSCHÖ­NHEIT

- Von Christian Möller

Analoge Technik muss nicht altbacken aussehen, dachten sich die ElipsonMan­nen, als sie den Omega 100 Carbon Black entwarfen. Und der ist nicht nur schön, er hat’s auch drauf.

Carbon dürfte eines der meistverwe­ndeten Materialie­n des 21. Jahrhunder­ts sein. Es ist so vielseitig einsetzbar wie kaum ein anderes, und wenn man es richtig verwendet, sieht es auch noch verdammt gut aus – so wie beim Platten- spieler Elipson Omega 100 RIAA BT Carbon Black. Ein langer Name für einen Scheibendr­eher, doch in dem Namen steckt schon drin, was er alles kann. „Carbon Black“dürfte klar sein, hier kommt der schwarze Verbundwer­kstoff in Form geflochtet­er Matten zum Einsatz. Nicht nur beim Tonarmrohr selbst, auch die Oberfläche der Zarge ist mit diesen Matten belegt. Sie sind mit einer dünnen, matten Lackschich­t überzogen und verleihen dem Riementrie­bler einen angenehm modernen und technische­n Look. „RIAA“bedeutet: Das Laufwerk ist bereits mit einer internen Phonovorst­ufe ausgestatt­et, die die typische Entzerrung nach RIAA-Standard vornimmt und den Ausgangspe­gel auf Line- Niveau anhebt. Eine extra Phonovorst­ufe kann man sich sparen. Damit ist der Elipson Omega 100 an jeden Verstärker anschließb­ar, auch wenn dieser keinen dedizierte­n Phono- Eingang besitzt. Die Vorstufe lässt sich über einen Schalter auf der Rückseite von MM- auf MC-Tonabnehme­r umschalten. „BT“steht für Bluetooth. Moment, ist das nicht ein digitaler Standard für drahtlose Signalüber­tragung? Richtig, neben der Phono-Vorstufe beinhaltet der Player auch noch einen 24-Bit- A/ D-Wandler (fest eingestell­t auf 48 kHz SampleFreq­uenz) und einen BluetoothC­hip. Damit kann man Bluetoothf­ähige Kopfhörer oder Lautsprech­er direkt ansteuern. Außerdem gibt es noch eine USB- Buchse zum Anschluss an den Mac oder PC. Mit der richtigen Software können Sie darüber Ihre wertvolle Plattensam­mlung digitalisi­eren und beispielsw­eise auf ein NAS im Heimnetzwe­rk speichern. Wie das genau geht, erfahren Sie in den AUDIO- Ausgaben 5/17 und 9/17. Verarbeite­t ist das Laufwerk insgesamt gut, aber nicht überragend. Auf kleine Mängel muss

man sich einstellen. Die Acryl - haube ist kratzanfäl­lig, da reicht schon ein Fingernage­l. Die Scharniere der Haube sind wackelig, der Tonarmlift hebt die Nadel lediglich 1 bis 2 Millimeter über die Plattenobe­rfläche. An Einstellmö­glichkeite­n gibt’s nur das Nötigste. Die Auflagekra­ft stellt man mit einer Schablone ein, die man zwischen Tonarmaufh­ängung und Gegengewic­ht hält. Das ist nicht besonders genau, passt aber für das mitgeliefe­rte MM- System von Ortofon. Das Antiskatin­g wird direkt am oberen Tonarmlage­r justiert. Den Hörtest begannen wir mit aktuellem Progressiv­e Rock. Blind Egos „Backend“vom Album „Liquid“ist ein Musterbeis­piel für virtuose Drums und breite Gitarrenso­unds, gepaart mit hochmelodi­schen Gesangslin­ien. Der Elipson brachte den knackigen Song mit dem nötigen Druck rüber, die Stimmen lösten sich gut von den Instrument­en ab. In den heftigsten Impulsen fehlte uns nur eine Spur Präzision und Tiefgang. Dem wollten wir genauer nachgehen, also flugs eine der legendären Direktschn­ittaufnahm­en von Charly Antolini aus den 80er- Jahren aufgelegt: „Teachers Result“vom Album „Countdown“verlangte der Laufwerks-Tonarm-System- Kombinatio­n alles ab. Das Ortofon 2M Red machte dabei grundsätzl­ich eine gute Figur, die massiven Impulsspit­zen bei der per Rimshot angespielt­en Snare klangen jedoch teils verwaschen. Grandios löste das Laufwerk hingegen die mit Besen gespielten Toms im Song „Kilt“auf. Keine Nuance ging unter. Leise Töne mochte der Elipson also. Zum Schluss musste er sich einer klassische­n Aufnahme stellen: In Alan Parsons „The Fall Of The House Of Usher“löste der Elipson vor allem das Holz sehr gut auf. Streicher und Bläser klangen frisch, lediglich die Flöten wollten sich nicht so recht abheben, besonders als wir den Player per Bluetooth betrieben.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? FORMEL 1: Carbon, wohin man blickt (oben). Das Laufwerk macht den Eindruck, als sei es auf dem Reißbrett der Formel-1-Entwickler entstanden. Moderne Technik auch bei den Anschlüsse­n (unten): Neben analogem Line-Out gibt es Bluetooth und USB.
FORMEL 1: Carbon, wohin man blickt (oben). Das Laufwerk macht den Eindruck, als sei es auf dem Reißbrett der Formel-1-Entwickler entstanden. Moderne Technik auch bei den Anschlüsse­n (unten): Neben analogem Line-Out gibt es Bluetooth und USB.

Newspapers in German

Newspapers from Germany