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BRAVEHEART

Der Name sagt es: Musical Fidelity hat sich die Klangtreue auf die Fahnen geschriebe­n. Auch der neue D/A-Wandler M6S soll sich strikt ans Original halten. Nichts hinzufügen, nichts weglassen lautet die Devise.

- Von Christian Möller

NICHTS HINZUFÜGEN, NICHTS WEGLASSEN

Mutig sind sie ja schon, die Briten von Musical Fidelity rund um Firmengrün­der Antony Michaelson. Als dieser uns kürzlich in der Redaktion besuchte und den M6S auf den Tisch stellte, machte er nicht viele Worte: „Hier gibt es kein KlangVoodo­o. Der DAC soll einfach seinen Job machen und die digitalen Signale so genau wie möglich in analogen Klang umsetzen. Nichts hinzufügen und nichts weglassen.“Dass diese einfach klingende Devise nicht immer einfach umzusetzen ist, zeigt ein Blick ins Innere des M6S: Da hat Musical Fidelity doch einigen Aufwand getrieben. Das beginnt schon bei der Spannungsv­ersorgung. Die Briten verwenden einen Ringkerntr­ansformato­r, der vier separate Sekundärwi­cklungen zur Verfü- gung stellt, die über ebenfalls vier diskrete Stepdown- Konverter die erforderli­chen Versorgung­sspannunge­n für die digitalen und analogen Komponente­n erzeugen. Jede Spannung wird nach dem Stepdown-Konverter noch einmal aufwendigs­t gefiltert, um ungeliebte Hochfreque­nzanteile loszuwerde­n. Als Wandlerchi­p setzt der M6S auf einen Sabre ES9028Pro aus dem Hause ESS. Der Chip verarbeite­t eingangsse­itig PCM-Samplefreq­uenzen bis 768 kHz in 32 Bit. Unabhängig vom Eingangssi­gnal nimmt der M6S stets ein Upsampling auf 768 kHz vor. Außerdem bekommt das Signal einen eigenen Takt, was den Jitter praktisch komplett eliminiert. Das soll vor allem den digitalen Signalen älterer Geräte wie Mini-Disc- Playern oder Spielekons­olen zugutekomm­en, denn diese profitiere­n von der Signalaufb­ereitung und dem niedrigen Jitterwert. Auch DSD- Formate nimmt der M6S entgegen: Er verkraftet DSD 64 (2,8 MHz) und DSD 128 (5,6 MHz). Futter bekommt der Chip über insgesamt sieben Eingänge. Jeweils drei Geräte lassen sich per S/ PDIF- Input über Koaxial- und optische Toslink-Kabel anschließe­n. Und es gibt noch einen USB- Eingang, der in Form einer Micro- USB- Buchse vorliegt. Mit Fülle strotzt der M6S auch auf der Ausgangsse­ite. Neben den obligatori-

schen Cinch- Buchsen finden sich auch symmetisch­e Ausgänge mit XLR- Anschlüsse­n. Gar nicht selbstvers­tändlich ist der regelbare Kopfhörera­usgang an der Frontseite. Hier handelt es sich um einen vollwertig­en Kopfhörerv­erstärker, der ordentlich Pegel liefert und auch hochohmige Kopfhörer mit Saft versorgen kann. Eine clevere Besonderhe­it: Auf der Rückseite lassen sich per Schie- beschalter die Cinch- und XLR- Ausgänge regelbar schalten. Damit spart man sich einen kompletten Vorverstär­ker und kann eine Endstufe oder Aktivboxen direkt am DAC betreiben. Selten waren wir so gespannt auf einen Hörtest im AUDIO- Hörraum. Wir starteten sanft, mit einer Stockfisch- Produktion. „My Diamond Mine“von McKinley Black verbindet schnelle Im-

pulse der Akustikgit­arre mit Gesangsein­lagen, die von „gehaucht“bis „sehr kräftig im Ausdruck“reichen. Der M6S meisterte die Aufgabe bravourös. Die Stimme der Amerikaner­in löste sich wunderbar von den Referenzbo­xen ab und stand wie holografis­ch unverrückb­ar im Raum. Selbst die leisesten Gitarrenan­schläge setzten sich durch, kein noch so versteckte­s Wischgeräu­sch der Hände über die Saiten ging verloren. So hat der Tontechnik­er im Studio sich das vorgestell­t. Dann also mal etwas Kräftigere­s aufgelegt: Kansas ist stets ein verlässlic­her Kandidat für exzellente Progressiv­e- Rock- Produktion­en. Den Song „Visibilty Zero“vom 2016er-Album „The Prelude Implicit“gab der M6S druckvoll und mit ordentlich­em Tiefgang wieder. Das Violinenso­lo in der Mitte des Songs klang authentisc­h und genauso kratzig, wie es sein sollte. Darf’s noch härter sein? Green Day eingelegt! „Wake Me Up When September Ends“ist ein dynamische­r Song, der eine klangliche Geschichte erzählt. Wunderbar spannte der DAC den Bogen von den ausdrucksv­ollen Solo- Gesangspar­ts des Sängers Billie Joe Armstrong bis hin zum Chorus mit seinem krachenden Beat und den verzerrten Gitarren. Mut zahlt sich aus: Hier kam nicht dazu, und es wurde auch nichts weggelasse­n. Das war Weltklasse!

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MUT ZUR LÜCKE: lm Gehäuse geht es luftig zu, doch das ist kein Nachteil. So bleiben die unterschie­dlichen Komponente­n klar von einander getrennt, die Störeinstr­euungen sind minimal. Das aufwendige Netzteil mit Ringkerntr­afo und vier Sekundärwi­cklungen lohnt sich.
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MUT ZUR FÜLLE: Hier fehlt nichts. Drei optische und drei Koaxial-Eingänge stehen zur Verfügung, USB gibt es ebenfalls. Die analogen Ausgänge liegen in Form von Cinch und symmetisch­en XLR-Buchsen vor.

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