BRAVEHEART
Der Name sagt es: Musical Fidelity hat sich die Klangtreue auf die Fahnen geschrieben. Auch der neue D/A-Wandler M6S soll sich strikt ans Original halten. Nichts hinzufügen, nichts weglassen lautet die Devise.
NICHTS HINZUFÜGEN, NICHTS WEGLASSEN
Mutig sind sie ja schon, die Briten von Musical Fidelity rund um Firmengründer Antony Michaelson. Als dieser uns kürzlich in der Redaktion besuchte und den M6S auf den Tisch stellte, machte er nicht viele Worte: „Hier gibt es kein KlangVoodoo. Der DAC soll einfach seinen Job machen und die digitalen Signale so genau wie möglich in analogen Klang umsetzen. Nichts hinzufügen und nichts weglassen.“Dass diese einfach klingende Devise nicht immer einfach umzusetzen ist, zeigt ein Blick ins Innere des M6S: Da hat Musical Fidelity doch einigen Aufwand getrieben. Das beginnt schon bei der Spannungsversorgung. Die Briten verwenden einen Ringkerntransformator, der vier separate Sekundärwicklungen zur Verfü- gung stellt, die über ebenfalls vier diskrete Stepdown- Konverter die erforderlichen Versorgungsspannungen für die digitalen und analogen Komponenten erzeugen. Jede Spannung wird nach dem Stepdown-Konverter noch einmal aufwendigst gefiltert, um ungeliebte Hochfrequenzanteile loszuwerden. Als Wandlerchip setzt der M6S auf einen Sabre ES9028Pro aus dem Hause ESS. Der Chip verarbeitet eingangsseitig PCM-Samplefrequenzen bis 768 kHz in 32 Bit. Unabhängig vom Eingangssignal nimmt der M6S stets ein Upsampling auf 768 kHz vor. Außerdem bekommt das Signal einen eigenen Takt, was den Jitter praktisch komplett eliminiert. Das soll vor allem den digitalen Signalen älterer Geräte wie Mini-Disc- Playern oder Spielekonsolen zugutekommen, denn diese profitieren von der Signalaufbereitung und dem niedrigen Jitterwert. Auch DSD- Formate nimmt der M6S entgegen: Er verkraftet DSD 64 (2,8 MHz) und DSD 128 (5,6 MHz). Futter bekommt der Chip über insgesamt sieben Eingänge. Jeweils drei Geräte lassen sich per S/ PDIF- Input über Koaxial- und optische Toslink-Kabel anschließen. Und es gibt noch einen USB- Eingang, der in Form einer Micro- USB- Buchse vorliegt. Mit Fülle strotzt der M6S auch auf der Ausgangsseite. Neben den obligatori-
schen Cinch- Buchsen finden sich auch symmetische Ausgänge mit XLR- Anschlüssen. Gar nicht selbstverständlich ist der regelbare Kopfhörerausgang an der Frontseite. Hier handelt es sich um einen vollwertigen Kopfhörerverstärker, der ordentlich Pegel liefert und auch hochohmige Kopfhörer mit Saft versorgen kann. Eine clevere Besonderheit: Auf der Rückseite lassen sich per Schie- beschalter die Cinch- und XLR- Ausgänge regelbar schalten. Damit spart man sich einen kompletten Vorverstärker und kann eine Endstufe oder Aktivboxen direkt am DAC betreiben. Selten waren wir so gespannt auf einen Hörtest im AUDIO- Hörraum. Wir starteten sanft, mit einer Stockfisch- Produktion. „My Diamond Mine“von McKinley Black verbindet schnelle Im-
pulse der Akustikgitarre mit Gesangseinlagen, die von „gehaucht“bis „sehr kräftig im Ausdruck“reichen. Der M6S meisterte die Aufgabe bravourös. Die Stimme der Amerikanerin löste sich wunderbar von den Referenzboxen ab und stand wie holografisch unverrückbar im Raum. Selbst die leisesten Gitarrenanschläge setzten sich durch, kein noch so verstecktes Wischgeräusch der Hände über die Saiten ging verloren. So hat der Tontechniker im Studio sich das vorgestellt. Dann also mal etwas Kräftigeres aufgelegt: Kansas ist stets ein verlässlicher Kandidat für exzellente Progressive- Rock- Produktionen. Den Song „Visibilty Zero“vom 2016er-Album „The Prelude Implicit“gab der M6S druckvoll und mit ordentlichem Tiefgang wieder. Das Violinensolo in der Mitte des Songs klang authentisch und genauso kratzig, wie es sein sollte. Darf’s noch härter sein? Green Day eingelegt! „Wake Me Up When September Ends“ist ein dynamischer Song, der eine klangliche Geschichte erzählt. Wunderbar spannte der DAC den Bogen von den ausdrucksvollen Solo- Gesangsparts des Sängers Billie Joe Armstrong bis hin zum Chorus mit seinem krachenden Beat und den verzerrten Gitarren. Mut zahlt sich aus: Hier kam nicht dazu, und es wurde auch nichts weggelassen. Das war Weltklasse!