RÖHRENWUNDER
Ein Kopfhörerverstärker in OTL-Röhrentechnik ohne klangliche Kompromisse – das möchte der Eternal Arts Twin Type Professional sein. Ist er’s?
Der Erstkontakt zeigt es: Dieser Bolide ist robust, richtig robust. Fast 3 Kilo Lebendgewicht bringt der Eternal Arts Twin Type Professional auf die Waage. Sein Gehäuse besteht aus pulverbeschichtetem Stahl und einer gelochten, makellos lackierten Aluminiumhaube. Wer sich mit der Verarbeitung von Aluminium auskennt, weiß, dass so etwas nicht einfach herzustellen ist. Beim Twin Type ist das hervorragend gelungen: Die Lochhaube verleiht dem Verstärker ein souveränes Auftreten und sorgt dafür, dass eine aktive Kühlung hier nicht nötig ist. Kein Lüftersurren stört also den Musikgenuss. Die Bedienelemente befinden sich auf der schwarzen Acrylfront, allen voran der große Volumenregler. Er besteht aus vernickeltem Vollmetall und fühlt sich edel an. Das Herz des Testers schlug spontan höher beim Anblick der beiden Kopfhörerausgänge: Außer der vergoldeten 6,3-mm- Klinkenbuchse gibt es auch einen symmetrischen Ausgang in Form einer verriegelbaren XLR-4- Buchse von Neutrik. Das ist Profi- Equipment, wie man es normalerweise nur in Tonstudios findet. Zudem sind an der Rückseite symmetrische Eingänge mit XLR- Buchsen vorhanden. Damit kann man den Verstärker über lange XLR- Kabel weit weg von der Quelle aufstellen, beispielsweise direkt am Hörplatz, ohne an Signalqualität zu verlieren. Die XLR- Eingänge sind auf Wunsch auch mit 2:1-Signalübertragern erhältlich, um die im Studio verwendeten, deutlich höheren Signalpegel ohne Übersteuerungen zu verkraften. Unsymmetrische Cinch- Buchsen bietet der Verstärker auch. Zwei Relais schalten zwischen den Eingangsformaten um, sie werden über einen Kippschalter auf der Rückseite gesteuert.
Die innere Ausstattung zeigt ausschließlich edle Komponenten. Ein vergossener Ringkerntrafo dient als Kraftwerk, die Hauptplatine ist mit vergoldeten, beidseitig kaschierten Leiterbahnen versehen. Vier Röhren kümmern sich um die Signalaufbereitung. Der Verstärker folgt dem OTL-Design, verzichtet also auf Ausgangsübertrager. Konstrukteur Dr. Burkhardt Schwäbe sagt dazu: „Hier hört man, wie die Röhre klingt und nicht der Übertrager.“Eine speziell selektierte Trioden- Pentode pro Stereokanal verstärkt das Eingangssignal in zwei Stufen. Zunächst gelangt es auf die Triode, die als regelbarer Vorverstärker arbeitet. Anschließend wird es auf die Pentode weitergeleitet, die als Endstufe dient. Deren Kathodenfolgerschaltung sorgt für einen niedrigen Innenwiderstand. Um eine möglichst stabile Anodenspannung der Verstärkerröhren zu gewährleisten, ist eine zweite Röhre pro Kanal eingebaut, die als „Glimmstabi“dient. Der Hersteller liefert den Verstärker mit einer voreingestellten Abstimmung auf niederohmige Kopfhörer aus. Man kann den Twin Type Professional allerdings auch über zwei DIP-Schalter auf hochohmige Modelle umstellen. Hierbei wird ein Kondensator, der den Frequenzgang im energiebedürftigen Tieftonbereich beeinflusst, ausgekoppelt. Ein perfekter Partner für diese Einstellung ist beispielsweise der Sennheiser HD 800 S, dessen Impedanz bei 300 Ohm liegt. Genau diesen Kopfhörer schlossen wir im Hörtest an, und das Ergebnis war erhebend! Es eröffneten sich wunderbare Transparenzlandschaften gepaart mit luftiger Offenheit und einer Prise Röhrenschmelz. Impulse kamen prompt und noch dazu äußerst präzise. Dieser Verstärker ist ein Röhrenwunder, wie geschaffen für den offenen Sennheiser.