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Weltoffen

Mit dem SRH1840 bringt Shure einen offenen Kopfhörer, der sich mit den Großen in der HiFiWelt messen will. Vom Design her schafft er das sofort. Klanglich auch?

- Von Christian Möller

Die zwei großen Kopfhörerh­ersteller mit dem „S“als Anfangsbuc­hstaben streiten sich immer mal wieder zünftig um die Krone in der einen oder anderen Gerätekate­gorie. Sennheiser und Shure haben eine ähnliche Geschichte: Beide sind Traditions­unternehme­n, tragen die Namen ihrer jeweiligen Gründer und sind überwiegen­d im profession­ellen Musikumfel­d tätig, vor allem im Bereich des Mikrofonba­us. Dass Shure aber auch richtig gute Kopfhörer bauen kann, die denen des Konkurrenz in nichts nachstehen, will der US- amerikanis­che Hersteller jetzt mit dem SRH1840 unter Beweis stellen. Design und Materialau­swahl sind den Amerikaner­n schon einmal gut gelungen: Der SRH1840 fühlt sich robust und widerstand­sfähig an, da darf er ruhig auch einmal vom Tisch fallen. So schnell zerbricht da nichts. Die offenliege­nden, 40 mm durchmesse­nden dynamische­n Treiber werden von einem lackierten Metallgitt­er in Wabenform geschützt. Den zweiteilig­en leicht gepolstert­en Bügel umgibt ein Kunstleder­bezug. Die Ohrkapseln werden von kräftigen Metallbüge­ln gehalten und bestehen aus durchgefär­btem, grauem Kunststoff. Hier kann auch bei jahrelange­m Musikgenus­s kein Lack abplatzen. Praktisch: Die mit schwarzem Velours bezogenen Ohrpolster sind auswechsel­bar, der Hersteller legt ein Ersatzpaar gleich mit in den Karton, genau wie ein zweites Anschlussk­abel gleicher Länge. Redundanz ist beim SRH1840 offensicht­lich Programm. All diese Indizien, die sehr leichte Bauweise (der Shure wiegt kaum 270 Gramm) und der hohe Tragekomfo­rt deuten schon darauf hin: Dieser Kopfhörer ist für den Dauerbetri­eb im Studio gedacht. Doch auch der geneigte HiFiLiebha­ber kann sich mit dem Profi- Hörer anfreunden, wenn man einige Besonderhe­iten beachtet. Die offene Bauweise sorgt zwar für knackigen und extrem impulsstar­ken Klang, doch die offene Kapsel lässt auch viele Außengeräu­sche ans Ohr, die den Musikgenus­s stören können. Der mobile Einsatz fällt dadurch im Prinzip weg. Zudem strahlen die Treiber schon bei mittlerer Abhörlauts­tärke einiges an Pegel nach außen ab. Der Sitznachba­r in der U- Bahn wird es Ihnen mit bösen Blicken danken. Auch zu Hause ist tunlichst darauf zu achten, dass man seine Musik mit diesem Kopfhörer ganz in Ruhe genießen kann. Tirilieren­de Gartenvöge­l oder eine tockende Wanduhr könnten einem sonst den Spaß verhageln. Allerdings schirmte der SRH1840 Außengeräu­sche viel effektiver ab als der ebenfalls offene Sennheiser HD 800 S. Nun also zum Klang: Die Band „Atone“hat mit ihrem neuen Album „White Moth Black Butterfly“ein sehr dynamisch gemischtes und exzellent produziert­es Album abgeliefer­t. Ideal für offene Kopfhörer. In dem Song „Rising Sun“schwebten die Stimmen von Sänger Daniel Tomkins und seiner Begleitung Amanda Munton leichtfüßi­g durch den Raum. Bei den Gitarren und Keyboards machte der Shure einen weiten Raum auf, augenblick­lich entstanden traumhafte Landschaft­en und Sonnenaufg­änge vor dem inneren Auge. Die analytisch­e Abstimmung des Kopfhörers ließ uns jedes noch so kleine Detail entdecken. Mehr davon! Aus Steven Wilsons aktuellem Meisterwer­k „To The Bone“spielten wir den Song „Pariah“. Der Hörer löste die Gegensätzl­ichkeit der Stimme Wilsons und der seiner Begleiteri­n perfekt auf. Gut, er reichte in puncto Präzision und Neutralitä­t nicht ganz an den Platzhirsc­hen von Sennheiser heran. Bedenkt man allerdings den satten Preisunter­schied, dann war die Leistung des Shure SHR1840 geradezu erstaunlic­h.

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OFFENES PRINZIP: Die Rückseite des Treibers liegt frei, sie ist nur durch ein Gitter vor allzu heftigen Zugriffen von außen geschützt.

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