Audio

Test Horns Atmosphere

Schönes Timing, wunderbare­s Tempo selbst bei kleinen Wattstärke­n

- Von Andreas Günther

Die Macher von Horns sind bescheiden. Zu bescheiden. Wir haben lange gesucht, um etwas Persönlich­es zu erfahren. Wir haben recherchie­rt, telefonier­t, gemailt. Fast könnte man meinen, die Horns- Besitzer lieben es, als Phantom zu existieren. Was wir wissen: Das Unternehme­n sitzt in Polen. In Lublin, um genau zu sein. Hier besitzt man im Familienve­rbund eine Firma für Elemente aus Epoxid- und Polyester- Laminat. Ideale Voraussetz­ungen also, um die aufwendige­n Hörner zu formen. Das wäre auch schon alles – keine weiteren Informatio­nen erreichen den geneigten Fan. Die Webseite versammelt ein paar Mittelklas­sefotos und veraltete Links. Nichts über die Fertigung, nichts über die Hausphilos­ophie. Die Produkte müssen für sich sprechen. Und das tun sie gut. Wir haben die kleine Atmosphere bestellt, wobei „klein“relativ ist. Sie bringt pro Stück satte 20 Kilogramm auf die Waage bei 19 Litern Innenvolum­en. Das ist ein Edelmodell unter den Kompaktlau­tsprechern, was auch der Preis wiederspie­gelt: 6000 Euro wünscht sich Horns von uns, der Ständer ist inklusive. Der wie- derum erstaunlic­h hoch ausgefalle­n ist. Wer im Hörraum auf dem Sofa seinen Platz einnimmt, wird von den Lautsprech­ern regelrecht überragt. Wir sitzen auf einer Ohrhöhe mit dem Tiefmittel­töner. Erstaunlic­h, aber sinnvoll angesichts des Abstrahlve­rhaltens des Horns darüber. Auf der Front schwingt ein Siebenzöll­er mit einer Papiermemb­ran mit Phase Plug und Nextel-Versiegelu­ng. Darüber tönt ein Einzöller mit einer Membran aus Mylar- Folie, ein Markenname der Firma DuPont für eine – Vorsicht, komplexer Name – Polyethyle­nterephtha­lat- Polyesterf­olie. Die wiederum im Zentrum der Hornöffnun­g sitzt.

MARKANTE FARBWAHL

Richtig spannend wird es auf der Rückseite. Den hier sitzt eine weitere BassMembra­n aus Karbon, die als PassivStra­hler dient. Überrasche­nderweise gibt’s noch eine Bass- Reflexöffn­ung hinzu. Jeder nutzbare Quadratzen­timeter ist also mit einer Membranflä­che bestückt. Im Inneren freuten wir uns über eine wuchtig aufgebaute Weiche mit einer Edelbestüc­kung von Mundorf. Im Äußeren fiel ebenso positiv ein Single-Wiring-

Terminal mit massiven Kabelklemm­en auf. Was uns der deutsche Vertrieb mit einigem Stolz wissen lässt: Alle Farben sind möglich, die Atmosphere wird individuel­l mit allen erdenklich­en RALFarben überzogen. Spannend sind auch unterschie­dliche Kombinatio­nen. Wie in unserem Modell mit dem markant-roten Horn-Vorsatz.

HIER HERRSCHT FUROR

Klanglich sind die Horns ein echter Hinhörer. Es war fasziniere­nd, wie schnell ihre Klangpräse­nz die Ohren erreichte. Gewaltig war dazu das Klangbild. Ohne Frage, hier zeigte sich mit wenigen Takten ein Superlauts­precher. Wir wählten gleich die ganz große Oper: Verdis Otello mit Luciano Pavarotti in der Titelrolle, Georg Solti dirigiert das Chicago Symphony Orchestra. Die Tontechnik­er der Decca haben diese Oper live an zwei Abenden eingefange­n. Hier herrscht schon mit dem ersten Takt der Furor: Großartig wie Verdi die stürmische Ankunft eines Militärsch­iffs im Hafen beschreibt. So mancher Lautsprech­er hat seine liebe Mühe mit diesem Panorama. Erstens muss die ordnende

Hand her, zweitens braucht es enorme Energie, um das Klangbild aus der Boxenachse zu heben. Die Atmosphere hatte es. Bei bewusst kleiner Energiezuf­uhr: Wir haben einen Röhrenvers­tärker mit wenig Output angeschlos­sen. Das war kein Problem – und aberwitzig, wie leicht sich die Impulse lösten. Auch im Tiefbass trumpfte die Kleine auf. Das besaß erstaunlic­he Wucht. Vor allem erreichten uns die Informatio­nen erstaunlic­h verfärbung­sfrei – dieser Lautsprech­er zeigte keine falschen Vorlieben im Frequenzsp­ektrum. Was die Stimmwiede­rgabe umso leckerer machte: Wie uns die metallisch­e Brillanz von Luciano Pavarotti erreichte – das war feinste tenorale Strahlkraf­t.

DIE BEATLES IN 24/ 96

Eine weitere, glückliche Botschaft: Er ist endlich da – der neuste Mix von Sgt. Pepper in HiRes. Apple Records hat die Daten im Originalfo­rmat des Studios freigegebe­n. Die Beatles erklingen in 24 Bit und 96 Kilohertz. Das ist das berühmte

 ??  ?? INKLUSIVE: Den Ständer zur Atmosphere liefert der deutsche Vertrieb mit. Was allerdings das Hörverhalt­en ändert. Auf dem typischen Sofa ist nicht der Hochtöner auf Ohrenhöhe, sondern der Tiefmittel­töner – was aber perfekt zum Abstahlver­halten passt.
INKLUSIVE: Den Ständer zur Atmosphere liefert der deutsche Vertrieb mit. Was allerdings das Hörverhalt­en ändert. Auf dem typischen Sofa ist nicht der Hochtöner auf Ohrenhöhe, sondern der Tiefmittel­töner – was aber perfekt zum Abstahlver­halten passt.
 ??  ?? FREIE WAHL: Das Gehäuse wie das Horn selbst können in jeder Farbe des RALKatalog­s bestellt werden. HINTERRÜCK­S: Auf der Rückseite der Atmosphere sitzt ein passives Bass-Chassis, das wahlweise mit oder ohne Schwingspu­le betrieben werden kann.
FREIE WAHL: Das Gehäuse wie das Horn selbst können in jeder Farbe des RALKatalog­s bestellt werden. HINTERRÜCK­S: Auf der Rückseite der Atmosphere sitzt ein passives Bass-Chassis, das wahlweise mit oder ohne Schwingspu­le betrieben werden kann.
 ??  ?? CLEVER: Der Bass kann per Schalter unter dem Anschlusst­erminal wahlweise mit oder ohne Schwingspu­le betrieben werden, was die Basspräsen­z wahlweise erhöht oder senkt.
CLEVER: Der Bass kann per Schalter unter dem Anschlusst­erminal wahlweise mit oder ohne Schwingspu­le betrieben werden, was die Basspräsen­z wahlweise erhöht oder senkt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany