Test Horns Atmosphere
Schönes Timing, wunderbares Tempo selbst bei kleinen Wattstärken
Die Macher von Horns sind bescheiden. Zu bescheiden. Wir haben lange gesucht, um etwas Persönliches zu erfahren. Wir haben recherchiert, telefoniert, gemailt. Fast könnte man meinen, die Horns- Besitzer lieben es, als Phantom zu existieren. Was wir wissen: Das Unternehmen sitzt in Polen. In Lublin, um genau zu sein. Hier besitzt man im Familienverbund eine Firma für Elemente aus Epoxid- und Polyester- Laminat. Ideale Voraussetzungen also, um die aufwendigen Hörner zu formen. Das wäre auch schon alles – keine weiteren Informationen erreichen den geneigten Fan. Die Webseite versammelt ein paar Mittelklassefotos und veraltete Links. Nichts über die Fertigung, nichts über die Hausphilosophie. Die Produkte müssen für sich sprechen. Und das tun sie gut. Wir haben die kleine Atmosphere bestellt, wobei „klein“relativ ist. Sie bringt pro Stück satte 20 Kilogramm auf die Waage bei 19 Litern Innenvolumen. Das ist ein Edelmodell unter den Kompaktlautsprechern, was auch der Preis wiederspiegelt: 6000 Euro wünscht sich Horns von uns, der Ständer ist inklusive. Der wie- derum erstaunlich hoch ausgefallen ist. Wer im Hörraum auf dem Sofa seinen Platz einnimmt, wird von den Lautsprechern regelrecht überragt. Wir sitzen auf einer Ohrhöhe mit dem Tiefmitteltöner. Erstaunlich, aber sinnvoll angesichts des Abstrahlverhaltens des Horns darüber. Auf der Front schwingt ein Siebenzöller mit einer Papiermembran mit Phase Plug und Nextel-Versiegelung. Darüber tönt ein Einzöller mit einer Membran aus Mylar- Folie, ein Markenname der Firma DuPont für eine – Vorsicht, komplexer Name – Polyethylenterephthalat- Polyesterfolie. Die wiederum im Zentrum der Hornöffnung sitzt.
MARKANTE FARBWAHL
Richtig spannend wird es auf der Rückseite. Den hier sitzt eine weitere BassMembran aus Karbon, die als PassivStrahler dient. Überraschenderweise gibt’s noch eine Bass- Reflexöffnung hinzu. Jeder nutzbare Quadratzentimeter ist also mit einer Membranfläche bestückt. Im Inneren freuten wir uns über eine wuchtig aufgebaute Weiche mit einer Edelbestückung von Mundorf. Im Äußeren fiel ebenso positiv ein Single-Wiring-
Terminal mit massiven Kabelklemmen auf. Was uns der deutsche Vertrieb mit einigem Stolz wissen lässt: Alle Farben sind möglich, die Atmosphere wird individuell mit allen erdenklichen RALFarben überzogen. Spannend sind auch unterschiedliche Kombinationen. Wie in unserem Modell mit dem markant-roten Horn-Vorsatz.
HIER HERRSCHT FUROR
Klanglich sind die Horns ein echter Hinhörer. Es war faszinierend, wie schnell ihre Klangpräsenz die Ohren erreichte. Gewaltig war dazu das Klangbild. Ohne Frage, hier zeigte sich mit wenigen Takten ein Superlautsprecher. Wir wählten gleich die ganz große Oper: Verdis Otello mit Luciano Pavarotti in der Titelrolle, Georg Solti dirigiert das Chicago Symphony Orchestra. Die Tontechniker der Decca haben diese Oper live an zwei Abenden eingefangen. Hier herrscht schon mit dem ersten Takt der Furor: Großartig wie Verdi die stürmische Ankunft eines Militärschiffs im Hafen beschreibt. So mancher Lautsprecher hat seine liebe Mühe mit diesem Panorama. Erstens muss die ordnende
Hand her, zweitens braucht es enorme Energie, um das Klangbild aus der Boxenachse zu heben. Die Atmosphere hatte es. Bei bewusst kleiner Energiezufuhr: Wir haben einen Röhrenverstärker mit wenig Output angeschlossen. Das war kein Problem – und aberwitzig, wie leicht sich die Impulse lösten. Auch im Tiefbass trumpfte die Kleine auf. Das besaß erstaunliche Wucht. Vor allem erreichten uns die Informationen erstaunlich verfärbungsfrei – dieser Lautsprecher zeigte keine falschen Vorlieben im Frequenzspektrum. Was die Stimmwiedergabe umso leckerer machte: Wie uns die metallische Brillanz von Luciano Pavarotti erreichte – das war feinste tenorale Strahlkraft.
DIE BEATLES IN 24/ 96
Eine weitere, glückliche Botschaft: Er ist endlich da – der neuste Mix von Sgt. Pepper in HiRes. Apple Records hat die Daten im Originalformat des Studios freigegeben. Die Beatles erklingen in 24 Bit und 96 Kilohertz. Das ist das berühmte