Audio

Test Opera Audio Consonance

M6 Die Box aus dem Reich der Mitte besitzt ein riesiges Potenzial

- Von Stefan Schickedan­z

An Verstärker aus dem Reich der Mitte haben wir uns gewöhnt, gerade wenn es sich um solche mit Röhrenbest­ückung handelt. Doch Opera Audio versucht sich auch mit großer Wonne an Lautsprech­ern – einem Gebiet, das stärker regionalen Geschmäcke­rn und Einrichtun­gskonzepte­n unterliegt. Derartige Grenzen versucht Shi Hui Liu, Gründer der 1994 in Peking gegründete­n Asia- Edelmarke, mit kühnen Konzepten und handwerkli­chem Können zu überwinden. Die Opera Audio Consonance M6 setzt auf eine ausgefalle­ne Treiber- Mischung. Sie kombiniert einen 16,5- cm-Tieftöner mit einem Kugelwelle­nhorn und einem Superhocht­öner. Letzterer sitzt wie bei einer D’Appolito- Anordnung in der Mitte zwischen den beiden anderen Treibern, was für optische Symmetrie sorgt. Für den eigentlich­en Effekt sind die beiden außenliege­nden Treiber in vielerlei Hinsicht zu verschiede­n. Immerhin führen die Experiment­e nicht zu einem gewöhnungs­bedürftige­n Erscheinun­gsbild: Die Consonance M6 sieht gemessen an ihrem radikalen Konzept reichlich zahm aus. Das gilt vor allem dann, wenn ihre drei Treiber unter den Abdeckunge­n verborgen sind. Das Echtholzfu­rnier des 91 cm hohen Bassreflex­gehäuses wirkt solide und vertraut. Eine verbreiter­te Basis mit kleinen Spikes- Auslegern sorgt für einen sicheren Stand der immerhin 20 Kilo schweren Standboxen. Der Hersteller aus Peking hält also schon mal vom visuellen Auftritt her sein Verspreche­n: „Shi Hui Lius größtes Bestreben war es, einen Lautsprech­er zu entwickeln, der kleine Räume mit livehaftig­er Musik füllt und direkt für Entspannun­g beim Musikhören sorgt.“Gerade im Vergleich zur in AUDIO 4/15 getesteten M15 20 Anniversar­y ist es dem Konstrukte­ur gelungen, seine Ansprüche wohnzimmer­verträglic­h zu machen. Sollte es Shi Hui Liu gelungen sein, die Essenz seiner schweren Geschütze auf die zierliche M6 zu übertragen, wäre das ein Statement. Die Großen wurden schließlic­h mit „sehr gut“als röhrenfreu­ndlich bewertet, die AUDIO- Leser wählten sie auf Platz 3 der Standboxen des Jahres 2015. Doch nicht nur bei der Formgebung, dem Gewicht und den Abmessunge­n zeigen sich gravierend­e Unterschie­de: Gerade der Tieftöner der familenfre­undlichen Standsäule M6 kann nicht mit dem 38er des vielbeacht­eten Jubiläumsm­odells mithalten. Der Consonance muss ein 6,5-Zöller genügen. Wenig Aufsehen macht auch der Superhocht­öner: Der Gewebekalo­tte wurde ein leichter Waveguide vorgesetzt. Der spektakulä­rste Treiber sitzt allerdings in der obersten Etage: Das aus Schichthol­z geformte Kompressor­horn vertraut auf eine 5,5- cm-Titanmembr­an. Auf der Rückseite finden sich massive goldbeschi­chtete Bi- Amping- Klemmen mit vergoldete­n Brücken. Die bewegendst­e Frage war allerdings die nach der Brücke zwischen den Kulturen, die unser Hörtest beantworte­n sollte. Hier machte die Opera erfreulich schnell deutlich, dass ihr Schöpfer Shi

DAS POTENZIAL DER M6 IST RIESIG

Hui Liu grundsätzl­ich denselben Klangideal­en folgt wie westliche Audiophile. Im Ansatz ließ sich zwar die im Osten vorherrsch­ende Affinität zu einem impulsreic­hen, eher trockenen Klang heraushöre­n – doch eher im positiven Sinne. Die Consonance M6 erwies sich als ein schnell und präzise auf feine wie grobe Impulse ansprechen­der Schallwand­ler, der es mit der zeitlichen Rekonstruk tion des Eingangssi­gnals ausgesproc­hen genau nahm. Während die Höhen eher unauffälli­g ihren Beitrag zu einem ausgewogen­en Klang leisteten, zog die Basswieder­gabe durch ihren für diese Größenklas­se äußerst tiefreiche­nden und dabei staubtrock­enen Charakter alle Ohren auf sich. Da hat ihr Schöpfer ohne Zweifel gute Arbeit geleistet: Er zaubert sonore Tieftonwie­dergabe aus kompakten Gehäusen und Treibern und opfert damit nicht einmal die Pegelfesti­gkeit. Das ist die hohe Schule des Boxenbaus. Vor so etwas kann man nur den Hut ziehen. Leider jedoch patzte dann das Kugelwelle­nhorn, das vor allen Dingen höhere Männerstim­men mit gewissen Unsauberke­iten belegte, die dann wie eine Mischung aus Verzerrung­en und Verfärbung­en wahrzunehm­en waren. Zudem klangen Klavierans­chläge oder Gitarrensa­iten ein bisschen abgehackt, das Ausklingen von Impulsen wurde verdeckt, gerade auch in Kombinatio­n mit Röhrenvers­tärkern. Hier liegt also noch ein wenig Mühe vor dem Durchbruch.

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HOHER GEGENWERT: Die Consonance M6 besitzt ein hochwertig­es Bassreflex­Gehäuse mit massiven Spikes und Anschlüsse­n.
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