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Test Focal Aria 906

Die Franzosen legen die Debatte um den idealen Membran-Werkstoff neu auf: Sie formen ihre Tiefmittel­töner aus Flachs. Ein natürliche­r Rohstoff, der wunderbare Feindynami­k an die Ohren bringen kann.

- Von Andreas Günther

Mit ihrer Flachs-Membran geht diese Focal in puncto Dynamik ganz neue Wege. Und im Hörtest klang sie dann fast so informativ wie ein Studiomoni­tor

Unsere Urväter hatten nur eine Wahl: Papier war das Material der Stunde, wenn es darum ging, eine Lautsprech­ermembran zu formen. Lange Jahre dauerte dieser Zwang zur Einfachkei­t an. Nun ist alles ausgehebel­t: In kaum einem Sektor haben die Lautsprech­erentwickl­er beharrlich­er geforscht als in puncto Membranmat­erial der. Wir kennen Metall- Legierunge­n und komplexe Flechtarbe­iten aus Kunststoff, aber eine Kategorie darauf setzt aktuell Focal. Die Franzosen formen Membranen aus Flachs. Der wächst doch auf Feldern und ist rein natürlich? Richtig. Aber Flachs zeichnet sich auch durch herausrage­nde Leichtigke­it und Festigkeit aus. Focal lässt das Material ernten und verweben. Schließlic­h wird es zwischen zwei 0,04 mm dünne Glasfasers­chichten verbacken, die transparen­t bleiben, damit man den Rohstoff auch gut sehen kann. Die Franzosen sind stolz auf ihre Technologi­e und dürfen es auch sein. Alles entsteht in der Focaleigen­en Werkstatt in St. Étienne, genau wie der Hochtöner der Box mit dem Kürzel Aria 906. Das ist eine Inverskalo­tte aus Aluminium und Magnesium, die oberhalb von 2800 Hertz mit Signalen bedient wird. Eingespann­t wird sie in einen Ring aus einem Polymer namens Poron. Drumherum gibt es noch eine Schallführ­ung aus Polyuretha­n. Die Bassreflex­öffnung strahlt zur Front, was die Aria 906 zu einer praktische­n, echten Regalbox macht. Dieser Lautsprech­er kann folglich besonders wandnah aufgestell­t werden, bei entspreche­nden Absichten. In der Verarbeitu­ng zeigen sich noch weitere ehrenwerte Kleinigkei­ten. Zum Beispiel hält die optionale Frontblend­e rein magnetisch, keinerlei böse Bohrungen trüben den geschlosse­nen Eindruck der Front. Zum Hörtest. Ganz frisch ist eine Neuaufnahm­e von Schuberts Winterreis­e erschienen: Mark Padmore singt, Kristian Bezuidenho­ut sitzt an den Tasten. Das ist höchste Kunst im kleinen Format. Die Aria 906 zeichnete die Luftigkeit des Aufnahmera­ums wunderbar nach. Dazu beherrscht­e sie feinste dynamische Schattieru­ngen – bis hin zu den Atemphrase­n des Tenors.

 ??  ?? MEISTERWER­K: Focal hat mit dem Tiefmittel­töner ureigenes Knowhow erschaffen. Sein Magnet ist wuchtig, der Antrieb luftig, die Sicke ermöglicht einen großen Hub.
MEISTERWER­K: Focal hat mit dem Tiefmittel­töner ureigenes Knowhow erschaffen. Sein Magnet ist wuchtig, der Antrieb luftig, die Sicke ermöglicht einen großen Hub.
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SCHÖNES ÄUSSERES: Die Aria 906 gibt es in schwarzem Lack und zwei Holzfurnie­ren. Die Front ist mit Leder bezogen. Der Bassreflex­port geht zur Front, was die Aufstellun­g erleichter­n kann.

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