Test Luxman LX-380 & D-380
Die Vintage-Optik, die moderne Technologie und die herausragend gute Fertigung: Der Vollverstärker Luxman LX-380 und der CD-Player D- 380 vom selben Hersteller überzeugen im Test voll und ganz
Sie sprechen schon optisch den HiFi-Genießer an und glänzen mit feinsten Zutaten: Luxman bringt mit dem CD-Spieler D-380 und dem Vollverstärker LX-380 eine röhrenbestückte Kombination, die mächtig Appetit macht.
Manchmal reagieren HiFi- Fans wie der berühmte Pawlowsche Hund. Man braucht nur den Namen Luxman zu nennen, schon läuft ihnen das Wasser im Mund zusammen. Kein Wunder, hat die schon 1925 in Osaka gegrün- dete Traditionsfirma doch etliche Wohlklang- Klassiker geschaffen, die technologisch, optisch und haptisch richtige Leckerbissen waren. Doch nach den ruhmreichen 1960er- und 1970er- Jahren drohte Luxman in einer wechselvollen Geschichte sämtlicher Gourmet-Sterne verlustig zu gehen. Aber seit Beginn des neuen Jahrtausends kocht man wieder nach eigenem Rezept und erobert sich alte Reputation zurück. Zum Beispiel mit dem reinen CD-Spieler D- 380 für rund 4800 Euro und dem Vollverstärker LX- 380 für knapp 7000 Euro. Auf die beiden Vertreter der neuen 38er-Serie reagierte der Autor fast schulmäßig nach Verhaltensforscher Pawlow und wollte sie – nach einem ausführlichen Kennenlernen in der Schweiz für das Supplement AUDIO SWISS Q3/17 – unbedingt im AUDIO- Jubiläumsjahr auch zum regulären Test in Hörraum und Labor haben. Es klappte gerade noch rechtzeitig für diese Ausgabe. Zum Glück. Schon die feine Holzeinfassung der Aluminium- Gehäuse suggeriert die Befriedigung nobler Ansprüche. Und insbesondere die Front des LX- 380 weckt mit ihren Kipp- und Drehschaltern Erinnerungen an glorreiche Zeiten, als solide HiFi- Kunst noch als Statussymbol das traute Heim zierte. Luxman- Fans assoziieren die 38 in der Typenbezeichnung sofort mit Röhren als traditionell tugendhaften Dienern des guten Geschmacks. Der LX- 380 hat dann auch mit dem SQ- 38 einen Ahn, der ihm nicht nur optisch ähnelt, sondern der seit
1963 über Jahrzehnte gebaut wurde und mit seinen glimmenden Glaskolben Generationen von Genießern an sich band. Auch wenn sich unter den Lüftungsschlitzen einiges getan hat: Bei den jetzt verbauten Endröhren treibt die Tradition noch tiefere Tunnels in die Zeitachse. Schließlich erblickte die sogenannte Strahlbündel-Tetrode 6L6 bereits 1936 das Licht der Elektrizitäts-Welt und zählt somit zu den ältesten bis heute nahezu unverändert gebauten Verstärkerröhren. Im Übrigen fanden sie oft auch ihren Weg in die Schaltungen von Instrumenten-Verstärkern, eine Parallele zur 5AR4 im Linear 200 von Opera Audio Consonance (Seite 40). Wie dort die Pentoden KT 120 schuften die Tetroden – sie verzichten zugunsten von Strahlbündelblechen auf ein Schirmgitter der Fünfpoler – im Luxman im Gegentakt beziehungsweise im Push- Pull- Betrieb. Von den Doppeltrioden ECC82 angetrieben nimmt sich pro Stereokanal ein Paar 6L6 GC, davon die eine der positiven, die andere der negativen Halbwelle des Musiksignals an. Dabei bleibt die Leistungsausbeute eher bescheiden – siehe Messwerte. Nun neigt der Verfasser etwa bei Gustav Mahler oder Led Zeppelin auch gerne mal zu satten Abhörpegeln, aber im Zweifelsfall zieht er feinwürzige Eleganz bei nicht ganz so hohem Sättigungsgrad jeder Kraftmeierei vor. Dennoch gilt für Luxman LX- 380 wie auch für den Opera Audio: Wenn Sie nicht zu den ausgesprochenen Pegelkostverächtern zählen, achten Sie bei der Lautsprecherwahl auf ordentlichen Wirkungsgrad und nicht allzu niedrige Impedanzen; eine Richtzahl könnte eine AUDIO- Kennzahl um/unter 50 sein. Waltet im Leistungsbereich eine klassische Röhrenschaltung mit Ausgangstransformatoren, so ist im Vorstufenbereich Halbleiter- und sogar Computertechnik zu finden. Unter dem Lautstärkeregler steht das für Luxman- Novizen rätselhafte Wort LECUA – die Abkürzung für „Luxman Electronically Controlled Ultimate Attenuator“, hier erstmals in einem LuxmanRöhren-Amp eingesetzt. Die firmeneigene Lösung für das leidige Nadelöhr jeder Vorstufe, die Lautstärke- Einstellung,
ELEGANZ STATT GROBER KRAFT
funktioniert Mikroprozessor- gesteuert. Der nimmt über Sensor die Stellung des Reglers ab und schaltet die Signalstärke über 88 Stufen auf dem Strompfad, also nicht über ein Widerstandsnetzwerk. Luxman verspricht sich davon einen besseren Signal- Rauschabstand unabhängig von der Reglerstellung und einen optima- len Kanalgleichlauf. Dem Spieltrieb auch postadoleszenter HiFi- Fans kommen die zahlreichen Möglichkeiten der Klangmanipulation entgegen: Über je drei Eingriffs- Frequenzen lassen sich Bässe und Höhen tunen, ein Loudness- Schalter hebt zusätzlich die Bässe bei kleinen Lautstärken an, natürlich alles auch ab- schaltbar. Unter Umständen mehr Sinn stiften ein Mono-Schalter und ein Subsonic- Filter, das vor allem Vinyl- Fans mit welligen LPs zu schätzen wissen, bewahrt es doch Verstärker und Lautsprecher vor tiefstfrequenten Störungen. Das Aufpeppen der kleinen Spannungen von Moving- Magnet-Tonabneh-
mern und der winzigen von MovingCoil- Pickups übernehmen dafür prädestinierte Operationsverstärker. Anderes hätte definitiv den Preisrahmen gesprengt. Wer als Schallplattenfreund hier auch Röhren bevorzugt, dem bietet Luxman mit dem EQ- 500 für etwa 7400 Euro die glühende Vollfettstufe an. Die Digitalfraktion darf sich freilich über die glimmende ECC 82 freuen, die herzerwärmend im Sichtfenster des D- 380 aufscheint, so sie denn in der Ausgangsstufe des CD- Players dazugeschaltet wird. Spötter bezeichnen den Beitrag von Röhren in Digitalquellen gern als „Klirr plus Rauschen“. Im Luxman- Player ist die Röhrenstufe jedoch als zusätzlicher Pufferkreis mit einem feisten Ausgangsübertrager samt hochwertigen Kondensatoren ausgelegt, dient also nicht zweifelhaftem Soundtuning. Auch wenn Klirr und Rauschen mit Röhre leicht zunehmen, wächst dafür aber auch die Ausgangsspannung, die normale Hoch-
pegeleingänge problemlos aussteuert. Neben der Wahl zwischen Röhre Ein/Aus – sozusagen zwischen kraftvollem oder leichtem Wein – darf der Klang- Gourmet auch zwischen zwei Filter- Charakteristiken wählen, wenn man so will: zwischen Merlot- oder Cabernet- betontem Rotwein zum CD- Hauptgang. Den serviert der Wandler PCM 5102A von Texas Instruments. Der arbeitet zwar intern mit 32 Bit Rechentiefe und 192 Kilohertz Abtastung, stellt diese Rechenleistung aber ausschließlich der zugefütterten CD- Kost zur Verfügung. Digitale Eingänge stehen beim D- 380 nicht auf der Karte. Aber was das sehr solide wirkende Laufwerk an Daten ausliest, kann der Player auch über koaxialen oder optischen Digitalausgang an externe Wandler herausgeben. Muss er aber nicht, denn auch als integrierter Player liefert der Luxman D- 380 eine ausgesprochen geschmackvolle Vorstellung. Wobei sein bernsteinfarbenes, dimmbares, vierfach zoombares Display ebenso geschmackvoll über das Festmahl informierte. Wie um ein altes Vorurteil zu bestätigen, legte er bei Röhrenzuschaltung noch ein paar Nuancen an Grundtonwärme zu, was klassisch ausgebildeten Sänger/Innen zu ein wenig mehr Ausdruck verhalf. Doch wie um ein anderes Vorurteil zu entkräften, ging das nicht auf Kosten von Impulsivität und Hochtonauflösung. Dennoch dürften die Freunde der präzisen Analyse eher den reinen Transistorweg bevorzugen. Die beiden Filter wirken je nach Musikmaterial unterschiedlich stark auf das Ergebnis ein: nicht in der tonalen Balance, eher über die Raumdarstellung offenbaren sich phasenoptimierte oder frequenzgangoptimierte Stellung – ohne ein besser oder schlechter. Geschmacksfrage.
FÜR FEINGEISTER
Keine Frage, dass auch der LX- 380 erlesene Geschmäcker entzücken kann. Das ist mal wieder so ein Vollverstärker für Feingeister, durch und durch japanischer Hochadel. Aber ganz gewiss kein Erfüllungsgehilfe für abgeschlaffte Gemüter, die fehlende Höhen und schlappe Bässe für audiophile Tugenden halten. Im AUDIO- Hörraum kamen wir dem Zartbesaiteten in Sachen Leistungsdurst zunächst entgegen mit der Klipsch Forte III, die sich im Test in AUDIO 1/18 und einer Kennzahl von 40 nachdrücklich empfahl als Lautsprecher- Partnerin für Verstärker von schwächlicher Papierform. Und da war dann genug Pfeffer bei BassdrumKicks drin, ausreichend Brillanz bei gesalzenen Crashbecken-Schlägen ebenso. Wunderbar transparent aber gelang die harmonische Abstimmung sehr abwechslungsreicher Orchesterwerke, die wie etwa Gustav Mahlers Zweite Sinfonie vom zarten Flötensolo bis zur massiven Ballung von Chor- und Orchester so ziemlich alles an spätromantischer Klangkultur verlangen. Der Luxman LX- 380, und dann auch die Luxman- Kombi mit dem D- 380 lieferte. Was Küche und Keller da auf den Tisch brachten, war schon aller Ehren wert. Die Vielfalt der aufgebotenen Aromen nahm mit einer strikt neutral abgestimmten Box wie der Nubert nuVero 110 (Seite 28) eher noch zu. Die Stimmwiedergabe wird noch präsenter und packender. Es bleibt dennoch ein Makel bestehen: Wer sich mit Heavy Metal noch ein magenmassierendes Dessert oder mit großorchestraler Originallautstärke noch einen rauschstarken Schnaps geben will, der sollte das Lokal, pardon, den Verstärker wechseln. Wer aber geht denn schon in ein Sterne- Restaurant, um dort eine krachende Bockwurst zu verspeisen?