Album des Monats
Olivia Chaney Shelter
Die Herzkönigin ist wieder da! Als die Britin Olivia Chaney zusammen mit der US- Band The Decemberists 2017 das Album „The Queen Of Hearts“herausbrachte, war die Begeisterung allenthalben groß. Offa Rex hieß dieses Projekt, das die faszinierend klare, ausdrucksvolle Stimme der Sängerin gewinnbringend mit dem Folkrock der Amerikaner vereinte (AUDIO 9/17). Doch Olivia Chaney braucht gar keine Band. Sie kann es auch alleine, wie ihr neues Werk zeigt, ihr zweites Soloalbum nach „The Longest River“(2015). Sie kann es sogar sehr gut alleine. Die klassisch ausgebildete Sängerin zog sich zur Arbeit an „Shelter“in eine alte Hütte in den North York Moores zurück, einer Hochebene im Nordosten Englands. Dusche? Heizung? Pustekuchen! Stattdessen ließ sich Chaney ein Bechstein- Piano in ihren Zufluchtsort stellen, auf dem sie komponierte. Herausgekommen sind acht großartige, introspektive Songs, die die Künstlerin schlagzeugfrei aufgenommen hat, lediglich mit dem (oftmals gedämpften) Piano, Gitarre, dezenten Streichern und ebensolchem Chorgesang. Zwei Cover ergänzen das Spektrum: „O Solitude“des Barockkomponisten Henry Purcell und „Long Time Gone“, in den 50ern ein Hit der Everly Brothers. Beide Songs klingen so überirdisch wie das ganze Album. Hier ist die Kunst des wirklichen Zuhörens gefragt, der inneren Einkehr. Wer dazu bereit ist, der erlebt ein selten schönes Kunstwerk.
Offa Rex, Kate Bush, Kate Wolf