Wharfedale Diamond 11.3 ...................
800 EURO
Diese Briten sind selbstbewusst: Sie kündigen ihre Klangwandler als „die Juwelen unter den Lautsprechern“an. Da denkt man sofort an die Kronjuwelen im Tower – und liegt daneben. Mal ehrlich: Kein Lautsprecher funktioniert in der Selbstachtung wie der Vermarktung als „Juwel“. Juwelen sind klein, bescheiden, teuer. Die neue Diamond-Serie von Wharfedale hingegen ist raumgreifend, stattlich und günstig. Was die Company von ihren Konkurrenten abhebt: Sie ist uralt. Im Jahre 1932 ging Gilbert Briggs in den Keller seines Hauses und entwarf die ersten Lautsprecher dieses Namens. Er ist der Ahnherr. Der Mann wusste um seine Zielgruppe. Wie Wharfedale noch heute. Die superteuren Klangwandler liegen der Company weniger am Herzen als die erschwinglichen Einsteiger. So durften wir uns glücklich schätzen, ein neues Paradebeispiel zum Test zu erhalten – die Diamond 11.3. Sie ist die kleinste unter den Standboxen der neuen Serie, gerade einmal einen runden Meter hoch und ausgestattet mit drei Chassis. Die zur allgemeinen Überraschung einmal nicht nach dem Prinzip von D’Appolito angeordnet sind. Was an der Grundschaltung liegt: Dies ist ein 2,5- Wege- Entwurf. Die Tiefen laufen doppelt, das untere Chassis blendet sich ab der Mitte aus.
STATTLICHE MAGNETEN
Hier verbaut Wharfedale zwei 13- cmMembranen, die – natürlich – im eigenen Haus entwickelt wurden. Es schwingt ein Geflecht aus Kevlar. In der Höhe wiederum vertrauen die Briten einer Eigenschöpfung mit Gewebemembran. Wer alles zusammenzählt, kommt auf einen Klassiker – so muss eine Standbox nach dem 2,5-Wege- Prinzip aussehen. Aber kosten muss sie nicht viel: Wharfedale setzt 800 Euro an, relativ kleines Geld für großen Aufwand. Denn: Wir treffen auf stattliche Magneten, optimierte Sicken,
komplexe Innenarchitektur und einen Bassreflexkanal, der senkrecht in einen kleinen Schlitz am Boden führt. Da wollte jemand etwas, die Ingenieure von der Insel hatten sich offensichtlich auf Resonanzarmut und Linearität kapriziert. Was nach unserem Geschmack gelang. Als ersten Markstein legten wir die „Ariadne auf Naxos“von Richard Strauss ein. Kurt Masur und dem Gewandhausorchester ist eine besondere Interpretation gelungen (Philips). Alles wirkt leicht, zudem müssen die Gesangssolisten deutlich vor den Membranen erscheinen. Die Impulse sind schnell, nichts darf falsche Schwere entstehen lassen. Hier erreichte die Wharfedale aber ihre Grenzen. Das wirkte für unseren Geschmack zu erdgebunden. Die Diamond 11.3 betonte die Mitten und den Oberbass, weshalb die Celli und Bässe mit besonderer Präsenz erschienen. Das war zwar schön anzuhören, aber nicht ganz stimmig zu der beschriebenen Impulsfreudigkeit der Aufnahme.
Doch gerade die Oberbassfreudigkeit könnte Popmusik zur Ehre gereichen. Und hier vollführte die Wharfedale Wunderbares. Wir streamten das Album „McCartney II“herbei, erschienen in 24 Bit und 96 Kilohertz. Sir Paul hat die meisten Instrumente selbst gespielt. Im ersten Track „Coming Up“müssen die Membranen beben – das ist Pop mit einer starken Bassfigur. Genau hier lebte sich die Diamond 11.3 aus. Es war erstaunlich, welchen Druck sie in den Raum stellte – angesichts der immer noch schlanken Bauweise. Super auch die Stimmwiedergabe. „Waterfalls“zum Beispiel ist eine zu Herzen gehende Ballade. Hat der Lautsprecher kein Händchen für Feindynamik, dann wirkt der Song eindimensional. Doch die Wharfedale vermittelte den Reichtum, die elegante Instrumentierung, die Präsenz der Singstimme. Da stimmte alles, das perfekte Timing. Hier triumphierte regelrecht eine Box in britischer Klangphilosophie.
Sie vermittelte den Reichtum, die elegante Instrumentierung, die Präsenz der Stimme