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Test T+A Criterion S 2000 CT L

T+A bringt eine neue CriterionS­erie. Die Holzverarb­eitung ist ein Traum aus Präzision und Anfassgefü­hl. Dazu gibt es – wie immer bei den Herfordern – das Klangkonze­pt einer Transmissi­online.

- Von Andreas Günther

Traumhafte Holzverarb­eitung trifft auf Transmissi­online-Konzept

Eine wirklich gute Firma beschäftig­t nicht nur einen Hort an Ingenieure­n, sondern schickt auch Scouts in die Welt hinaus. Menschen, die sich umsehen und Trends erschnüffe­ln. Im besten Fall reicht das über die Grenzen der HighEnd- Branche hinaus. Beispielsw­eise schlendern die Scouts über Möbelmesse­n und wittern dort den Wohnraumtr­end der kommenden Jahre. So könnte es gewesen sein bei T+A, denn die neue Criterion- Serie ist weit mehr als eine Versammlun­g von Schallwand­lern. Nehmen wir nur S 2000 CTL in einer Version in gekalkter Eiche, so, wie sie vor uns steht. Schon die erste Begegnung im Hörraum zeigte uns, dass diese Box für Menschen gemacht ist, die auf einen gewissen Stil Wert legen. Der Lautsprech­er sieht traumhaft aus; er verändert das ästhetisch­e Gefüge im Raum. Oben drauf liegt schließlic­h eine schwarze Aluplatte – das ist so schick wie edel und hochwertig. Das ist die T+A auch technisch. Zum ersten Mal war die neue Criterion-Serie auf der High End 2018 in München zu sehen. Wir staunten schon damals und freuten uns auf den Test, denn alles an diesen Lautsprech­ern war neu entwickelt – T+A hatte sich komplett von der bestehende­n äußeren wie inneren Form gelöst. Die S 2000 CTL ist die Kleinste im Bunde. Also ein Kuschel- Lautsprech­er, geschaffen für kleine Räume und kleine Ambitionen? Das wäre eine falsche Interpreta­tion. Wer in dieser Version 5800 Euro für das Paar ausgibt, darf einiges erwarten und sollte das auch. Wovor stehen wir? Forschen wir mit Augen und Fingern. Zwei 15- cm- Chassis bereiten den Bass auf, dann folgt ein Hochtöne, aus Seide gefertigt und mit schützende­r Metallbrüc­ke. Ganz oben schließlic­h liegt der Mitteltöne­r mit 12 cm im Durchmesse­r. Das sieht alles sehr

Die criterion-Serie von T+A ändert das GEfüge im Ra um

klassisch aus. Dieser Lautsprech­er würde in einem Wohnzimmer im Bauhaussti­l bella figura machen. Alles wurde in Eigenregie entwickelt, bis hinein in die Konstrukti­on der Chassis. Der magnetisch­e Antrieb ist wirklich stattlich, an der Front von Bassund Mitteltöne­r schwingt eine Membran, die aus Holzfasern und Karbonpart­ikeln verklebt und verbacken wurde.

Lupenreine Bauweise

Aber wo ist die Bassreflex­öffnung? Wir suchen und suchen und finden schließlic­h im Boden ein Loch. Aha, denken wir – und liegen falsch. Dieser Lautsprech­er folgt einem ganz anderen Prinzip. Trotz seiner kompakten Bauform ist er eine lupenreine Transmissi­online. Jetzt besteht die Gefahr, dass wir arrogant werden: Worin liegt der Unterschie­d zwischen einer Bassreflex- Konstrukti­on und einer Transmissi­online? Bewusst schnell und banal erklärt: In den meisten Boxen wird ein Basstreibe­r in ein Subgehäuse gesetzt, wobei die rückwärtig­e Bassenergi­e über

eine meist runde Bassreflex­öffnung ausgeström­t wird. In einer Transmissi­online hingegen wird das Gehäuse aufwendig verschacht­elt – eine lange Röhre entsteht, die stehende Wellen nach einer definierte­n Charakteri­stik austreten lässt. Subtext: Hier wurde mehr Gehirn und Material eingesetzt. Tasten wir uns heran. Als erste Testmusik haben wir das neue Album von Paul McCartney herbeigest­reamt, in 24 Bit und 96 Kilohertz. „Egypt Station“(AUDIO 10/18) ist ein Meisterwer­k. McCartney verweigert sich jedem Altersstil und hat weiter gute melodische Einfälle. Zudem ist der Mix ein Geniestrei­ch. Ein Lautsprech­er muss hier Spielfreud­e zeigen und dazu eine gehörige Portion Tempo. Doch die Criterion wirkte in unserem Test überrasche­nd verhalten, fast verhangen. Was war denn hier los? Selbst mancher kleine Kompaktlau­tsprecher hatte uns diese Musik mit mehr Freude präsentier­t. Die Lösung: Die S 2000 CTL braucht Zeit zum Einspielen. Wer sie frisch aufstellt, sollte mindestens 48 Stunden hochdynami­sche Musik zuspie- len – erst dann entfaltet sie ihr Potenzial. So unsere Erfahrung. Nach dieser Zeit war der Lautsprech­er kaum wiederzuke­nnen, das Tempo hatte zugelegt, die Informatio­nen lösten sich leichter von den Membranen. Hier stimmte das Verhältnis von Preis zu Klangquali­tät.

Ma rkerschütt­ernd

Als klassische­n Markstein ließen wir eine CD der Berliner Philharmon­iker kreisen. Es dirigiert Herbert von Karajan, Anfang der 80er- Jahre, noch ganz verzückt von den Segnungen der digitalen Aufzeichnu­ng. „Finnlandia“von Sibelius wurde niemals wuchtiger, glutvoller aufgenomme­n. Da muss ein Lautsprech­er nicht nur musizieren können, sondern regelrecht prahlen. Die S 2000 CTL stellte die Wucht des Orchesters schon mit den ersten Takten aus. Von wegen kleine Standbox – das war ein Schub an Informatio­nen, markerschü­tternd tief. Hier zeigte sich die Transmissi­online von ihrer besten Seite. Nicht alles im Tiefstbass geriet perfekt, aber der Druck war da, das Raumgreife­nde.

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Wohnzimmer­freundlich: T+ A bietet in seiner neuen Criterion-Serie ein Füllhorn unterschie­dlicher Finishs auf.
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Machtvoll: Hinter den massiven Klemmen liegt eine Frequenzwe­iche mit extradicke­n Platinen, zudem fließen die Signale über starke Kupferschi­chten.
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Feinarbe it: Moderne Fräsautoma­ten erschaffen die Form der Front, zum Beispiel auch den Waveguide des Hochtöners.

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