Test T+A Criterion S 2000 CT L
T+A bringt eine neue CriterionSerie. Die Holzverarbeitung ist ein Traum aus Präzision und Anfassgefühl. Dazu gibt es – wie immer bei den Herfordern – das Klangkonzept einer Transmissionline.
Traumhafte Holzverarbeitung trifft auf Transmissionline-Konzept
Eine wirklich gute Firma beschäftigt nicht nur einen Hort an Ingenieuren, sondern schickt auch Scouts in die Welt hinaus. Menschen, die sich umsehen und Trends erschnüffeln. Im besten Fall reicht das über die Grenzen der HighEnd- Branche hinaus. Beispielsweise schlendern die Scouts über Möbelmessen und wittern dort den Wohnraumtrend der kommenden Jahre. So könnte es gewesen sein bei T+A, denn die neue Criterion- Serie ist weit mehr als eine Versammlung von Schallwandlern. Nehmen wir nur S 2000 CTL in einer Version in gekalkter Eiche, so, wie sie vor uns steht. Schon die erste Begegnung im Hörraum zeigte uns, dass diese Box für Menschen gemacht ist, die auf einen gewissen Stil Wert legen. Der Lautsprecher sieht traumhaft aus; er verändert das ästhetische Gefüge im Raum. Oben drauf liegt schließlich eine schwarze Aluplatte – das ist so schick wie edel und hochwertig. Das ist die T+A auch technisch. Zum ersten Mal war die neue Criterion-Serie auf der High End 2018 in München zu sehen. Wir staunten schon damals und freuten uns auf den Test, denn alles an diesen Lautsprechern war neu entwickelt – T+A hatte sich komplett von der bestehenden äußeren wie inneren Form gelöst. Die S 2000 CTL ist die Kleinste im Bunde. Also ein Kuschel- Lautsprecher, geschaffen für kleine Räume und kleine Ambitionen? Das wäre eine falsche Interpretation. Wer in dieser Version 5800 Euro für das Paar ausgibt, darf einiges erwarten und sollte das auch. Wovor stehen wir? Forschen wir mit Augen und Fingern. Zwei 15- cm- Chassis bereiten den Bass auf, dann folgt ein Hochtöne, aus Seide gefertigt und mit schützender Metallbrücke. Ganz oben schließlich liegt der Mitteltöner mit 12 cm im Durchmesser. Das sieht alles sehr
Die criterion-Serie von T+A ändert das GEfüge im Ra um
klassisch aus. Dieser Lautsprecher würde in einem Wohnzimmer im Bauhausstil bella figura machen. Alles wurde in Eigenregie entwickelt, bis hinein in die Konstruktion der Chassis. Der magnetische Antrieb ist wirklich stattlich, an der Front von Bassund Mitteltöner schwingt eine Membran, die aus Holzfasern und Karbonpartikeln verklebt und verbacken wurde.
Lupenreine Bauweise
Aber wo ist die Bassreflexöffnung? Wir suchen und suchen und finden schließlich im Boden ein Loch. Aha, denken wir – und liegen falsch. Dieser Lautsprecher folgt einem ganz anderen Prinzip. Trotz seiner kompakten Bauform ist er eine lupenreine Transmissionline. Jetzt besteht die Gefahr, dass wir arrogant werden: Worin liegt der Unterschied zwischen einer Bassreflex- Konstruktion und einer Transmissionline? Bewusst schnell und banal erklärt: In den meisten Boxen wird ein Basstreiber in ein Subgehäuse gesetzt, wobei die rückwärtige Bassenergie über
eine meist runde Bassreflexöffnung ausgeströmt wird. In einer Transmissionline hingegen wird das Gehäuse aufwendig verschachtelt – eine lange Röhre entsteht, die stehende Wellen nach einer definierten Charakteristik austreten lässt. Subtext: Hier wurde mehr Gehirn und Material eingesetzt. Tasten wir uns heran. Als erste Testmusik haben wir das neue Album von Paul McCartney herbeigestreamt, in 24 Bit und 96 Kilohertz. „Egypt Station“(AUDIO 10/18) ist ein Meisterwerk. McCartney verweigert sich jedem Altersstil und hat weiter gute melodische Einfälle. Zudem ist der Mix ein Geniestreich. Ein Lautsprecher muss hier Spielfreude zeigen und dazu eine gehörige Portion Tempo. Doch die Criterion wirkte in unserem Test überraschend verhalten, fast verhangen. Was war denn hier los? Selbst mancher kleine Kompaktlautsprecher hatte uns diese Musik mit mehr Freude präsentiert. Die Lösung: Die S 2000 CTL braucht Zeit zum Einspielen. Wer sie frisch aufstellt, sollte mindestens 48 Stunden hochdynamische Musik zuspie- len – erst dann entfaltet sie ihr Potenzial. So unsere Erfahrung. Nach dieser Zeit war der Lautsprecher kaum wiederzukennen, das Tempo hatte zugelegt, die Informationen lösten sich leichter von den Membranen. Hier stimmte das Verhältnis von Preis zu Klangqualität.
Ma rkerschütternd
Als klassischen Markstein ließen wir eine CD der Berliner Philharmoniker kreisen. Es dirigiert Herbert von Karajan, Anfang der 80er- Jahre, noch ganz verzückt von den Segnungen der digitalen Aufzeichnung. „Finnlandia“von Sibelius wurde niemals wuchtiger, glutvoller aufgenommen. Da muss ein Lautsprecher nicht nur musizieren können, sondern regelrecht prahlen. Die S 2000 CTL stellte die Wucht des Orchesters schon mit den ersten Takten aus. Von wegen kleine Standbox – das war ein Schub an Informationen, markerschütternd tief. Hier zeigte sich die Transmissionline von ihrer besten Seite. Nicht alles im Tiefstbass geriet perfekt, aber der Druck war da, das Raumgreifende.