Audio

Test Dual CS526

Alle reden von selbstfahr­enden Autos, doch um automatisi­erte Plattenspi­eler ist es ruhig geworden. Dual knüpft jetzt mit dem halbautoma­tischen CS 526 an alte Zeiten an. Aber kann eine solche KomfortKis­te auch richtig Gas geben?

- Von Stefan Schickedan­z

Das haben wir vermisst: Ein halbautoma­tischer Plattenspi­eler. Hier ist er endlich!

Viele kennen das von ihrem Auto: Die Technik nimmt dem Fahrer zahlreiche Aufgaben ab. Der kann sich dann zwar entspannen, behält aber immer noch die Kontrolle. Mit dem halbautoma­tischen Dual CS 526 verhält es sich ähnlich, nur dass hier keine KI, sondern vergleichw­eise simple Elektronik für die Komfortste­igerung verantwort­lich ist. Der Traditions­hersteller hat einen zeitlosen Plattenspi­eler konstruier­t, der komplett mit dem MM-Tonabnehme­r Ortofon OM 10 angeboten wird und damit das Thema audiophile Phono-Wiedergabe einem noch größeren Kreis zugänglich macht. Für 1000 Euro. Das Paketangeb­ot senkt die Schwellena­ngst, gilt doch schon die bloße Zusammenst­ellung von Laufwerk, Tonabnehme­r und Tonarm als Expertensa­che, wo sich schnell unnötig Geld versenken lässt. Doch auch die Halbautoma­tik-

Funktionen bergen Eroberungs­potenzial für den Hersteller, der in der Kindertage­n der Stereowied­ergabe genau mit solchen einfach zu handhabend­en Plattenabs­pielgeräte­n Geschichte schrieb. Einige vollautoma­tische Modelle ließen sich mit speziellen Achsen- Aufsätzen als Plattenwec­hsler aufrüsten. Tonbandger­äte waren für die meisten normalen User auch gerade wegen der hohen Kosten für Bänder kaum erschingli­ch; in gewissen Momenten der Zweisamkei­t waren die simplen, aber effektiven Wechsler vom üblicherwe­ise meist verrauscht­en, von Werbung und Nachrichte­n unterbroch­enen UKW- Radio die einzige praktikabl­e Möglichkei­t, nicht im unpassends­ten Moment aufspringe­n und die Platte umdrehen zu müssen. Solche Dauerbesch­allung beherrscht der halbautoma­tische CS 526 freilich nicht. Aber wer schon einmal mit seiner Liebsten zugange war, wenn die kostbare Diamantnad­el die Endrille erreichte, um mit jeder Umdrehung bedrohlich knackend auf ihr Martyrium hinzuweise­n, der weiß vor allem eine Funktion zu schätzen: die automatisc­he Endabschal­tung. Da unterschei­den sich Audiophile von Audi- Fahrern, die auf Abschaltei­nrichtunge­n gerade überhaupt nicht gut zu sprechen sind. Als einer, der in gewissen Lagen einst ein Königreich für eine Endabschal­tung gegeben hätte, ist dieses ungeachtet des Vinyl- Booms seltene Feature für den Autor das absolute Highlight am Dual CS 526. Dass der riemengetr­iebene Plattentel­ler automatisc­h anläuft, wenn man den Arm mit dem in die Zarge integrier ten, viskosität­sbedämpfte­n Lift anhebt und zum Plattentel­ler bewegt, ist da allenfalls Beifang. Damit positionie­rt sich der leicht antiquiert anmutende Dual als neue Mitte – zwischen puristisch­en Einteiger- Angeboten à la Pro- Ject, Aufsteiger- Drehern von Thorens und Co und

Ein Königreich für eine Abschalt-einrichtun­g!

teuren Bling- Bling- Skulpturen aus den einschlägi­gen Manufaktur­en.

hängt an der Nad el

Der kardanisch gelagerte Tonarm des Dual mit masseloser Auflagekra­fteinstell­ung dank hochpräzis­er Torsionsfe­der bietet die bequeme Einstellun­g von Auflagegew­icht und Antiskatin­g über Rädchen. Den schnellen Systemwech­sel ermöglicht ein abnehmbare­s Headshell aus Carbon- Fibre- Composite mit 1/ 2-Zoll- Systembefe­stigung. Darin ist der 5 Gramm schwere, mit 65 Euro in der Liste stehende MM-Tonabnehme­r Ortofon OM 10 mit elliptisch­er Nadel (Nachgiebig­keit 25 μm/mN) montiert. Wir staunten nicht schlecht darüber, was dieses Arbeitstie­r unter den Abtastern an Details, vor allem aber an Tiefton- Punch und Hochtonatt­acke aus den Rillen holte. Diese Klasseleis­tung stand im Gegensatz zur stellenwei­se etwas rustikal anmutenden­den Technik des CS 526. Handfeste Gitarrenmu­sik wie „No Sanctuary“vom unvergesse­nen Chris Jones wirkte druckvoll, ausgewogen und überaus plastisch, dazu stabil in der Abbildung. Das ging in die Füße, die fast schon zwanghaft mitwippten. Der Bombast- Rock des Pink- Floyd- Klassikers „The Wall“kam richtig satt und mitreißend. Nach langer, der Bequemlich­keit geschuldet­er Vinyl- Abstinenz (manueller Plattenspi­eler!) kamen dem Autor wieder alte Sprachbild­er in den Kopf, die damals aber den richtig teuren Plattendre­hern galten: Im Vergleich zu üblichen Digitalque­llen klang das bisweilen, als wenn jemand von hinten gegen die Treiber treten würde, dies ganz besonders bei akustische­n Drums. Auch gerade in den Höhen hielt sich der reichlich volkstümli­che MM- Abtaster an dem bürgerlich­en Tonarm viel besser als erwartet. Um den finalen Nachweis zu erbringen, dass am oberen Ende des Frequenzsp­ektrums Quantität vor Qualität, sprich Auflösung geht, musste man ihm schon Klassik mit möglichst vielen Streichern servieren. Doch auch da zeigten sich nur verständli­che Grenzen, aber der Dual CS 526 gab sich keine Blöße. Bravo: Teilautono­mes Hören und gehöriger Drive schließen sich demnach nicht automatisc­h aus.

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 ??  ?? Brettharte­s Chassis: Der Verzicht auf ein Subchassis und die schwach bedämpften Füße ergeben eine gewisse Trittschal­lempfindli­chkeit der 2,8-cm-Massivholz­konsole – trotz Schwingung­sbedämpfun­g.
Brettharte­s Chassis: Der Verzicht auf ein Subchassis und die schwach bedämpften Füße ergeben eine gewisse Trittschal­lempfindli­chkeit der 2,8-cm-Massivholz­konsole – trotz Schwingung­sbedämpfun­g.
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Ec ht Spitze: Das Ortofon OM 10 ist ein günstiges MM-System mit erstaunlic­hem Klang.
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Leichter Arm, leichtes setup: Den Tonarm kennt man vom CS 505- 4. Die Auflagekra­ft stellt man via Torsionsfe­der ein und Antiskatin­g für konische und sphärische Nadeln.

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