Test Dual CS526
Alle reden von selbstfahrenden Autos, doch um automatisierte Plattenspieler ist es ruhig geworden. Dual knüpft jetzt mit dem halbautomatischen CS 526 an alte Zeiten an. Aber kann eine solche KomfortKiste auch richtig Gas geben?
Das haben wir vermisst: Ein halbautomatischer Plattenspieler. Hier ist er endlich!
Viele kennen das von ihrem Auto: Die Technik nimmt dem Fahrer zahlreiche Aufgaben ab. Der kann sich dann zwar entspannen, behält aber immer noch die Kontrolle. Mit dem halbautomatischen Dual CS 526 verhält es sich ähnlich, nur dass hier keine KI, sondern vergleichweise simple Elektronik für die Komfortsteigerung verantwortlich ist. Der Traditionshersteller hat einen zeitlosen Plattenspieler konstruiert, der komplett mit dem MM-Tonabnehmer Ortofon OM 10 angeboten wird und damit das Thema audiophile Phono-Wiedergabe einem noch größeren Kreis zugänglich macht. Für 1000 Euro. Das Paketangebot senkt die Schwellenangst, gilt doch schon die bloße Zusammenstellung von Laufwerk, Tonabnehmer und Tonarm als Expertensache, wo sich schnell unnötig Geld versenken lässt. Doch auch die Halbautomatik-
Funktionen bergen Eroberungspotenzial für den Hersteller, der in der Kindertagen der Stereowiedergabe genau mit solchen einfach zu handhabenden Plattenabspielgeräten Geschichte schrieb. Einige vollautomatische Modelle ließen sich mit speziellen Achsen- Aufsätzen als Plattenwechsler aufrüsten. Tonbandgeräte waren für die meisten normalen User auch gerade wegen der hohen Kosten für Bänder kaum erschinglich; in gewissen Momenten der Zweisamkeit waren die simplen, aber effektiven Wechsler vom üblicherweise meist verrauschten, von Werbung und Nachrichten unterbrochenen UKW- Radio die einzige praktikable Möglichkeit, nicht im unpassendsten Moment aufspringen und die Platte umdrehen zu müssen. Solche Dauerbeschallung beherrscht der halbautomatische CS 526 freilich nicht. Aber wer schon einmal mit seiner Liebsten zugange war, wenn die kostbare Diamantnadel die Endrille erreichte, um mit jeder Umdrehung bedrohlich knackend auf ihr Martyrium hinzuweisen, der weiß vor allem eine Funktion zu schätzen: die automatische Endabschaltung. Da unterscheiden sich Audiophile von Audi- Fahrern, die auf Abschalteinrichtungen gerade überhaupt nicht gut zu sprechen sind. Als einer, der in gewissen Lagen einst ein Königreich für eine Endabschaltung gegeben hätte, ist dieses ungeachtet des Vinyl- Booms seltene Feature für den Autor das absolute Highlight am Dual CS 526. Dass der riemengetriebene Plattenteller automatisch anläuft, wenn man den Arm mit dem in die Zarge integrier ten, viskositätsbedämpften Lift anhebt und zum Plattenteller bewegt, ist da allenfalls Beifang. Damit positioniert sich der leicht antiquiert anmutende Dual als neue Mitte – zwischen puristischen Einteiger- Angeboten à la Pro- Ject, Aufsteiger- Drehern von Thorens und Co und
Ein Königreich für eine Abschalt-einrichtung!
teuren Bling- Bling- Skulpturen aus den einschlägigen Manufakturen.
hängt an der Nad el
Der kardanisch gelagerte Tonarm des Dual mit masseloser Auflagekrafteinstellung dank hochpräziser Torsionsfeder bietet die bequeme Einstellung von Auflagegewicht und Antiskating über Rädchen. Den schnellen Systemwechsel ermöglicht ein abnehmbares Headshell aus Carbon- Fibre- Composite mit 1/ 2-Zoll- Systembefestigung. Darin ist der 5 Gramm schwere, mit 65 Euro in der Liste stehende MM-Tonabnehmer Ortofon OM 10 mit elliptischer Nadel (Nachgiebigkeit 25 μm/mN) montiert. Wir staunten nicht schlecht darüber, was dieses Arbeitstier unter den Abtastern an Details, vor allem aber an Tiefton- Punch und Hochtonattacke aus den Rillen holte. Diese Klasseleistung stand im Gegensatz zur stellenweise etwas rustikal anmutendenden Technik des CS 526. Handfeste Gitarrenmusik wie „No Sanctuary“vom unvergessenen Chris Jones wirkte druckvoll, ausgewogen und überaus plastisch, dazu stabil in der Abbildung. Das ging in die Füße, die fast schon zwanghaft mitwippten. Der Bombast- Rock des Pink- Floyd- Klassikers „The Wall“kam richtig satt und mitreißend. Nach langer, der Bequemlichkeit geschuldeter Vinyl- Abstinenz (manueller Plattenspieler!) kamen dem Autor wieder alte Sprachbilder in den Kopf, die damals aber den richtig teuren Plattendrehern galten: Im Vergleich zu üblichen Digitalquellen klang das bisweilen, als wenn jemand von hinten gegen die Treiber treten würde, dies ganz besonders bei akustischen Drums. Auch gerade in den Höhen hielt sich der reichlich volkstümliche MM- Abtaster an dem bürgerlichen Tonarm viel besser als erwartet. Um den finalen Nachweis zu erbringen, dass am oberen Ende des Frequenzspektrums Quantität vor Qualität, sprich Auflösung geht, musste man ihm schon Klassik mit möglichst vielen Streichern servieren. Doch auch da zeigten sich nur verständliche Grenzen, aber der Dual CS 526 gab sich keine Blöße. Bravo: Teilautonomes Hören und gehöriger Drive schließen sich demnach nicht automatisch aus.