Die besten MDG-Anekdoten
Nur als Test …
… war unsere erste gemeinsame Aufnahme gedacht. Unsere Technik – sie passte kaum in den alten VW- Käfer – sollte sich bei einem Konzertmitschnitt von Rossinis „Petite Messe Solenelle“bewähren. Der Klang des Bachchores Gütersloh, die Solisten, die Akustik in der Abteikirche Marienfeld, das feurige Dirigat von Hermann Kreutz – alles fügte sich zu einem spannenden Ereignis zusammen. Und plötzlich merkten wir, dass das Werk länger war als das RevoxBand. Zum Glück wusste Reimund Grimm, welches Tonband (Scotch) elektrisch am besten mit dem verwendeten harmonierte, und so knibbelten wir Tesafilm von einer Chornote ab, klebten die Bänder aneinander und glätteten die Bandkante mit einer Beißzange. Es war klar, diese Stelle würde in der Musik niemals ungehört bleiben. Das Werk näherte sich dem Ende, das Band reichte nicht – und siehe da: In einer winzigen Generalpause kurz vor Schluss rumpelte unsere Klebestelle über den Tonkopf. Uff – das war knapp!
„Sofort aufhören, aufmachen, das ist Ruhestörung!“
Eben waren die letzten Töne von Bruckners „Locus iste“in der Lutherkirche Detmold verklungen, als zwei Polizisten gegen die eherne Kirchentüre polterten. Es war 4 Uhr früh, und die vier Solisten – Posaunenstudenten an der Musikhochschule – nutzten die Nachtruhe für die Aufnahme ihres Debütalbums. Der Altposaunist einigte sich mit der Staatsmacht dahingehend, dass man in der nächsten Nacht nur noch ganz leise „Lieder“spielen würde. Was wir alle nicht ahnten: Zwei Tage später war er Soloposaunist bei den Berliner Philharmonikern.
Plötzlich in zitternder Dunkelheit
Die Serie „Orgellandschaften“führte uns nächtens nach Dietrichswalde/Ostpreußen (Gietrzwałd), um die dortige historische Orgel aufzunehmen. Doch es versagte ein Ton. Ich kletterte ins Gehäuse und hangelte mich über Hunderte von empfindlichsten Pfeifen ganz nach hinten: Eine der offenen Holzpfeifen – sie war seltsamerweise von außen tapeziert – war stumm. Kein Wunder, es lag ein Haufen Holzmehl darin. Die Würmer hatten hier wohl schon länger genagt. Plötzlich ging das Licht aus – völlige Finsternis. Was tun? Reimund tastete sich über die Emporentreppe bis zum Altar, um nach einer gefühlten Ewigkeit mit einer der Kerzen zu leuchten und mir den Weg aus der Orgel zu ermöglichen. Die Rückfahrt war gespenstisch, da im gesamten Landstrich der Strom ausgefallen war – und mir zitterten immer noch die Knie …