Test Dali Oberon 7
Die neue Oberon-Serie des dänischen Lautsprecherherstellers Dali komplettiert sein reichhaltiges Portfolio nach unten, zumindest preislich gesehen. Denn klanglich ist diese Serie eine Ansage an die etablierte Mittelklasse.
Dänische, puristische Eleganz paart sich mit ausgeprägter Musikalität
Dass Dali die Oberon- Serie am Herzen liegt, lässt sich schon daran erkennen, dass Dali erstmals zum Mediapartner- Meeting in die deutsche Dependance nach Bensheim einlud. Dali- CEO Lars Worre Sørensen war eigens aus Dänemark angereist, um zusammen mit Deutschland- Chef Frank Hagemann ausgewählten HiFi- Journalisten die Oberon- Serie vorzustellen. Auch das neue drahtlose Callisto-System wurde präsentiert, aber es ist nun mal die Oberon 7, die jetzt im Hörraum der AUDIO darauf wartet, auf Herz und Nieren gehört zu werden. Gönnen wir der T+AElektronik ein bisschen Zeit, sich warmzuspielen, ebenso darf sich der Gast aus Dänemark noch ein wenig eingrooven, bevor es ans Hören geht.
die Oberon 7 führt die serie an
Die 7 ist die größte von fünf Oberons. Die 5 ist eine kleinere Standbox, 3 und 1 sind die kompakten Brüder, die „On-Wall“ist, wie der Name bereits verrät, für die Wand- Montage gedacht, der „Vokal“spielt als Center in Kino- Ensembles ab 3.0 aufwärts. Apropos 3.0: Wir hatten in AUDIO 9/16 ein Opticon- Setup von Dali zu Gast. Damals probierten wir die Onwall-Speaker Opticon LCR mit dem Center Opticon Vokal als cleveres und platzsparendes 3.0- Setup aus. Was mit der Opticon- Serie famos funktionierte, dürfte auch bei der Oberon- Serie der Geheimtipp sein, wenn es um großem Kinosound bei begrenztem Platz und ebensolchem Budget geht. Wir werden sicher einen Test dieser Kombi nachliefern. Doch zunächst gilt unsere volle Aufmerksamkeit der großen Box aus der Oberon- Serie, und zwar im klassischen Stereo-Setup. Für die Oberon- Serie hat Dali nicht nur die Entwickler gefordert, sondern auch die Design- Abteilung war gefragt, der Boxenserie einen modernen Look zu verpassen. Unsere 7 kommt in Eiche hell mit abgesetzter, weißer Schallwand und einer grauen, grobstoffigen Abdeckung mit abgerundeten Ecken. Das sieht modern und elegant aus. Dass es sich bei dem Preisniveau nicht um echtes Eichenfunier handelt, dürfte klar sein. Aber die hübsche Nachbildung mit griffiger Oberflächenstrukur wirkt viel hochwertiger, als wir erwartet hätten. Wer in letzter Zeit durch Möbelhäuser streifen durfte, weiß, dass Eiche in hell oder wild bei Möbelbauern angesagt ist. Die grauen Frontabdeckungen lassen die Box sehr modern wirken. Für die Preisklasse sieht der Lautsprecher ungewöhnlich gut und wertig aus. Es gibt ihn auch in Esche, Nussbaum und Weiß, aber in Eiche sieht sie besonders fesch aus. Das Arbeitsprinzip 2-WegeBassreflex hat sich bewährt, auch die Chassisbestückung bietet auf den ersten Blick gewohnte Dali- Feinkost: Eine beschichtete Gewebekalotte und zwei Tiefmitteltöner mit Papier- Holzfaser- Membran, die über ausgezeichnete Eigenschaften verfügt. Die Hochtonkalotte ist mit 29 mm Durchmesser sehr groß und nicht halbkugelförmig. Die richtige Form wurde in sehr vielen Versuchen mit Trial- and- Error optimiert. Bei der Oberon hält erstmals SMC Einzug in eine günstige Serie. SMC ist ein magnetisches Pulver, das es möglich macht, starke Magnete zu formen, die nicht elektrisch leiten. Durch den Einsatz vom SMC sollen deutlich weniger Verzerrungen in der Mitteltonwiedergabe auftreten. Ein neuer Hochtöner, SMC bei den Tiefmitteltönern und ein neues Gehäuse? Wir waren gespannt, wie sehr sich die Detailveränderungen in der Praxis bemerkbar machen würden.
wunderbar tief gestaffelte bühne
Womit ließe sich ein Lautsprecher besser testen, als mit der CD AUDIOphile Pearls Vol. 25 aus AUDIO 11/18? Diese „Gold Edition“gehört sicherlich zu den besten CDs, die unser Musikchef Sebastian Schmidt zusammengestellt hat. Track Nummer 3, BRTHR (sprich: Brother) mit „Love Me Like You Do“hat es uns besonders angetan. Der spezielle Sound des Stuttgarters Duos konnte sich auf der Oberon 7 voll entfallten. Großzügig spannte die
die crispen höhen der gitarren
elegante Dänin der Raum auf, sie staffelte die Bühne wunderbar tief. Der Bässe kamen schön trocken und samtig. Nicht, dass der Druck gefehlt hätte, aber die Oberon wollte auch nicht auf Teufel komm raus unser Zwerchfell malträtieren. Was uns ebenfalls positiv auffiel: Die Dali spielte genau und päzise, fast schon analytisch – aber eben nur fast. Ihr Sound wurde nie anstrengend, auch bei längeren Hörrsessions nicht. Die Wiedergabe zeigte sich detailreich, aber niemals verspielt. Insgesamt war die Darbietung der Oberon 7 sehr ausgewogen und musikalisch. Das fiel beonders beim nächsten Titel auf: Doyle Bramhall II feat. Eric Clapton mit „Everything You Need“. Das Staging ist noch besser als im Song davor, und uns wude klar, dass Dalis Claim „In Ad miration of Music“keine MarketingPhrase ist, sondern gelebtes Konzept. Der Lautsprecher könnte von Musikern für Musiker gebaut worden sein. In der Preisklasse findet sich so etwas eher selten. Weiter zu Track 5, „Like Irene“von Paul Stephenson. Klar, das muss gut klingen, die Aufnahme kommt aus den Stockfisch- Studios. Die crispen Höhen der Gitarrenklänge perlten fein in unseren Hörraum. Es war eine Freude, diesen Track auf der Oberon 7 zu hören. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Boxen an einer sackteueren ReferenzKette von T+A hingen. Auf der anderen Seite müssen wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass für eine dieser Boxen gerade einmal 500 Euro aufgerufen werden. Und sie wird sicher auch mit einem Verstärker der 1000-Euro- Klasse perfekt zusammenspielen. Zu guter Letzt rockten Uriah Heep aus den Oberons mit einer mehr als überzeugenden Vorstellung.