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test

Wir sieht die Anlage der Zukunft aus? Eine optisch sowie klanglich topmoderne Antwort auf diese Frage kommt von Lyravox aus Hamburg – sie hört auf den Namen Karlos.

- Von Andreas Günther

Lyravox Karlos Vollaktiv mit Netzwerk-Streamer und extra Hochtöner – so geht die Zukunft!

Fast hätte Karlos Karlchen geheißen. Aber nur fast. Karlchen klang aber irgendwie unglücklic­h. Also Karlos. Schließlic­h hat Lyravox ja auch schon eine Karlina und eine Karlotta im Programm. Alle leiten sich vom großen System Karl ab, technisch wie namentlich. Und das K ist kein Zufall: Es zeigt an, dass luxuriöse Keramik- Chassis zum Einsatz kommen. Lyravox signalisie­rte uns beim Redaktions­besuch, dass noch weitere Lautsprech­ersysteme der K- Serie folgen werden. Wie wär’s mit Kublai Kahn für ein großes System oberhalb von Karl? Der Zündfunken für Lyravox war die Idee eines potenten Klangwandl­ers in einem Ge- häuse. Fesch sollte es sein – mit dem Grundgedan­ken der Musikbox unserer Eltern. Nur alles viel schöner und besser. Das Ergebnis war die „Stereomast­er“; sie lässt sich an die Wand schrauben, dazu werden alle Kabel versteckt. Das macht viel her, besonders auf der eigenen Yacht. Nun haben aber die wenigsten Menschen eine Yacht im Hafen vor dem Bungalow mit Meerblick. Weshalb Lyravox schnell erkannte, dass die Zielgruppe spitz und klein ist. So entstanden die Standboxen Karl, Karlotta – und jetzt eben auch Karlina und Karlos.

Ein Stück BauhauS

Vom schmucken Äußeren hat das Lyravox-Team nicht gelassen. Karlos sieht nicht aus wie ein verwirrter Infant aus dem 16. Jahrhunder­t, sondern wie ein mutiges Stück Bauhaus der Jetztzeit. Das ist ebenso elegant wie schlank. Wir sehen nur einen großen Basstreibe­r und ein Chassis darüber. Aha – also ein Zweiwegler. Richtig und zugleich falsch geraten: An der Oberkante hat Lyravox einen zweiten Hochtöner eingelasse­n, der gen Decke strahlt. Wo die Hamburger schlau sind: Sie bauen ihre Chassis nicht selbst, sondern bedienen sich im Weltmarkt. Wobei nur das Beste in das Gehäuse aus MDF eingelasse­n wird. So schwingt in der Tiefe ein Chassis von ScanSpeak mit 26 cm und Alu- Membran. Da-

rüber wird es noch ein wenig teurer: Accuton beliefert Lyravox mit einem Keramikhoc­htöner, der über die stolzen Maße von 30 mm verfügt. Die Übergabefr­equenz liegt bei 3,5 Kilohertz. Ohne Frage: Hier weidet sich jemand in Ambitionen. Doch die schönsten Chassis nützen wenig, wenn die Weiche und die Kraft nicht stimmen. Auch hier zelebriert Lyravox Großes. Im rechten Lautsprech­er wurde alle Elektronik untergebra­cht, die linke Box wird als Sklave mit einem Signalkabe­l eingebunde­n. Vier digitale Amps stemmen die Kraft von 500 Watt für die Tiefmittel­töner und 150 Watt für die beiden Hochtöner. Hergestell­t werden die Endstufen von Pascal Audio in Dänemark. Dazu durchläuft die Musik eine DSPStufe über insgesamt acht Kanäle. Der Digital/AnalogWand­ler stammt von Audivo. Die Company hat auch die Fern

bedienung für Lyravox erarbeitet, ebenso die Basis der App für iOS und Android. Die Klangquell­en selbst könnten nicht vielfältig­er sein. Jede moderne Nutzform haben die Lyravox- Ingenieure ihrem Karlos angedeihen lassen. Natürlich kommt man über das Netzwerk hinein – hier lässt sich ein NAS anschließe­n, ebenso der Stream einer Internet- Radiostati­on abgreifen. In der Kür gibt es noch Tidal und Qobuz obenauf. Ebenso kann man das iPhone zücken und die Lieblingsm­usik per Bluetooth im besten aptXFormat zufluten. Wer es klassisch liebt, kann auch seinen CD- Player über ein koaxiales SPDIF andocken. Ebenso ist

Tolle Zugabe: Die perfekTe einmessung

die Fraktion der Plattenspi­elerfreund­e nicht ausgeschlo­ssen – es gibt einen klassische­n Cinch- Eingang. Kein Format ist Karlos fremd. Es geht beispielsw­eise bei FLAC bis zu einer Auflösung von 24 Bit und 192 Kilohertz hinauf. Rund 12 000 Euro werden fällig. Dafür sollte der Händler aber mehr leisten als nur die Lieferung ins Eigenheim. Tut er auch: Lyravox hat einen DSP- Prozessor in Karlos hinterlegt, der über einen fünfbändig­en Equalizer individuel­l programmie­rt werden soll. Zudem können noch die reinen Level von linken zu rechtem Lautsprech­er feingetunt werden. Dieser Lautsprech­er wird vom Händler perfekt auf seinen Platz eingemesse­n. Was zur Frage führt: Wo wäre denn der ideale Einsatzort? Natürlich kann es jedes Wohnzimmer sein. Aber auch ein schönes Loft, mit viel Luft und feiner Inneneinri­chtung – das wäre die ästhetisch höchste Form, in der sich ein Karlos wohlfühlt. Wobei er mit seiner individuel­len Einmessung punktet. Gibt es bei- spielsweis­e links eine große Glasfront und rechts ein gewaltiges Bücherrega­l – dieser Lautsprech­er gleicht jede reale Unregelmäß­igkeit mit seiner schlauen Elektronik aus.

Perfekt ausgeglich­en

Unregelmäß­igkeiten zeigt unser Hörraum hingegen keine. Er liegt im Keller des Verlagsgeb­äudes und ist perfekt ausgeglich­en. Hier gelten die härtesten Testwerte, jede Verzierung, jeder ästhetisch­e Eingriff würde auffallen. Also: Ehrlichkei­t ist hier gefragt. Als erste Testmusik streamten wir eine Aufnahme aus New York zu. Die Metropolit­an Opera hat kürzlich Wagners „Ring des Nibelungen“aufgeführt und eingefange­n. 14 Stunden Live- Musik. Das Orchester der MET ist in kürzester Zeit zu einem der besten Wagner- Ensembles der Welt aufgestieg­en. Alles klingt erdgebunde­n. Hier gibt es eine wundervoll­e Gruppe der Celli, dazu satten Sound von den Kontrabäss­en dahin-

ter. Die Violinen fügen sich in das Gesamtbild ein und geben nicht mit Brillanz an. Wenn jetzt nur noch die perfekten Sänger hinzukomme­n. Und sie sind da – besser und teurer als in Bayreuth, Wien oder München. Allen voran Bryn Terfel als Wotan. Da stand der Bassbarito­n deutlich vor den Membranen, dazu das feine Flirren der Streicher, die strammen Impulse in der Tiefe. Wenn es nicht so pathetisch klingen würde: Mit der Karlos holten wir uns die Faszinatio­n der MET nach Hause. Fast ein cinematogr­aphisches Erlebnis – sehr intim und dennoch ausladend. Aber der Bass – kommt da genügend Druck an die Ohren? Wir waren überrascht darüber, wie feinfühlig und kraftvoll Karlos die tiefen Töne in das Klangbild einfügte. Das Zusammensp­iel zum Hochtöner passte. Das war harmonisch, geschlosse­n und vereint im Timing. Hier sammelte Karlos Bestnoten. Wie hält es der Hanseat mit Pop? Wir haben das neueste Album von Marianne Faithfull aufgelegt – „Negative Capability“. Da spricht der Zauber der alten Dame zu uns. Ein halbes Jahrhunder­t an Pop/ Rock- Geschichte hat sie erlebt. Jeder Song dieses Albums lebt von dem, was man als Tontechnik­er schwer greifen kann: Flair. Und genau hier vollführte Karlos Großes, denn er verstand sich auf die magischen Momente. Das klang in unserem Hörraum samtig, stimmig, auf den Punkt – und dabei komplett unangestre­ngt. Toll, wie Karlos der Stimme der Faithfull Präsenz verlieh: Das hatte in der Abstimmung fast etwas von einem britischen Studiolaut­sprecher, leicht mittenbeto­nt, aber smart und stark in der Abbildung. Ein Genusslaut­sprecher! Hier kann man stundenlan­g hören, stets Neues entdecken und sich in einer Welt der schlauen Bedienbark­eit zu Hause fühlen. Apropos zu Hause: Wenn man jetzt zum Karlos-System auch noch das schöne, passende Loft mit weitem Blick über die Stadt hätte. Das gehört aber leider nicht zum Lieferumfa­ng.

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Freier FormFaktor: König Kunde kann aus Hunderten von Finish-Variaten wählen. Inklusive edler Holzhaut.
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 ??  ?? Kraft hinter Kupfer: Im rechten Lautsprech­er verbaut Lyravox die gesamte Elektronik – inklusive eines Equalizers, der vom Händler angepasst wird.
Kraft hinter Kupfer: Im rechten Lautsprech­er verbaut Lyravox die gesamte Elektronik – inklusive eines Equalizers, der vom Händler angepasst wird.
 ??  ?? DrucK in Der tiefe: Lyravox bezieht den Tiefmittel töner von ScanSpeak. Dessen Diagonale liegt bei 26 cm, es schwingt eine Membran aus Aluminium.
DrucK in Der tiefe: Lyravox bezieht den Tiefmittel töner von ScanSpeak. Dessen Diagonale liegt bei 26 cm, es schwingt eine Membran aus Aluminium.
 ??  ?? fingertipp: Es gibt eine edle Fernbedien­ung für den Karlos, aber auch eine starke, übersichtl­iche App, die auch Cover zeigt.
fingertipp: Es gibt eine edle Fernbedien­ung für den Karlos, aber auch eine starke, übersichtl­iche App, die auch Cover zeigt.
 ??  ?? LuFt unD RauM: oben sitzt ein air-Motion-Transforme­r. die gefaltete Membran stabilisie­rt die rauminform­ationen.
LuFt unD RauM: oben sitzt ein air-Motion-Transforme­r. die gefaltete Membran stabilisie­rt die rauminform­ationen.
 ??  ?? tEuER, tEuER: der frontale Hochtöner stammt von accuton. die große 30-mm-Mebran wird aus Keramik gefertigt.
tEuER, tEuER: der frontale Hochtöner stammt von accuton. die große 30-mm-Mebran wird aus Keramik gefertigt.

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