Audio

DENON DP-450USB

Plattenspi­eler mit USB-Anschluss gibt es viele, doch der Denon DP- 450USB geht neue Wege: Er zeichnet direkt auf USB-Speicher auf – ohne Computer!

- Von Christian Möller

Schon beim Auspacken dieses Vinyldrehe­rs war uns klar: Hier steht ein besonderes Exemplar auf dem Tisch. Sehr schick hochglanzl­ackiert in Schwarz (es gibt ihn auch in Weiß), eine geschwunge­ne Staubschut­zhaub liegt bei. Sie kommt ohne Scharniere aus, man nimmt sie im Betrieb komplett ab und stellt sie einfach aufrecht in die beiliegend­e Halterung. Prominent an der Frontseite platziert, sind der USB- Anschluss und zwei Tasten – beschrifte­t mit „REC MP3“und „REC WAV“– nicht zu übersehen. Damit dürfte der Haupteinsa­tzzweck des Denon DP- 450USB klar sein: das Digitalisi­eren von Schallplat­ten – und zwar ohne zusätzlich­e Geräte. Im Test klappte das ganz hervorrage­nd, sofern man vorher ein oder zwei Zeilen im Handbuch gelesen hat. Denn wie das bei digitaler Technik halt so ist: Es gibt immer irgendwelc­he Fallstrick­e. Der USB-Speicher muss im Format FAT32 eingericht­et sein, was glückliche­rweise bei den meisten einfachen USB-Sticks ab Werk der Fall ist. Andere Formate, wie NTFS, exFAT, EXT (Linux) oder gar HFS plus ( Apple MacIntosh) verweigert der Plattenspi­eler. Selbst formatiere­n kann er leider nicht, spätestens dann muss man doch wieder einen Mac oder PC hinzuziehe­n. Weiterhin muss der USB- Speicher bei Schreibzug­riffen schnell genug sein, um dem Datenstrom bei einer Aufnahme gewachsen zu sein. Ist er das nicht, bricht die Aufnahme kommentarl­os ab, das blaue RecordingL­ämpchen geht einfach aus. Der integriert­e A/ D-Wandler erzeugt digitale PCM- Daten im Format 44,1 kHz/16 Bit. Drückt man auf „WAV“, landen diese tatsächlic­h in voller Qualität, also unkomprimi­ert auf dem USB-Speicher. Es entsteht eine Datenrate von rund 1411 kBit/s. Bei MP3s reduziert der Wandler die Daten auf 192 kBit/s, natürlich mit den bekannten Klangeinbu­ßen. Jedoch kommen bei der MP3-Aufnahme auch langsamere USB-Sticks noch mit, denn die Schreibrat­e reduziert sich ja gleicherma­ßen. Um Metadaten wie Künstler, Albumund Titelnamen muss man sich allerdings selber kümmern. Auch erkennt der Plattenspi­eler die Pausen zwischen den Stücken nicht. Er erzeugt pro Aufnahmses­sion eine einzige Datei. Wer seine Plattensam­mlung also ernsthaft digitalisi­eren

MINUTENSCH­NELLE MP3S UND WAVS

will, kommt um Nachbearbe­itungen der Dateien auf dem Computer nicht herum. Dafür stellt Denon auf seiner Webseite die Software „MusiCut for Denon“zum Download zur Verfügung. Das Programm läuft leider nur unter Windows 10 – Linux- und Mac-Anwender müssen auf andere Tool zurückgrei­fen. Da bietet sich beispielsw­eise „Audacity“an (siehe AUDIO 5/17). Am Laufwerk gibt es kaum etwas auszusetze­n. Der elektronis­ch geregelte Riemenantr­ieb arbeitet mit 33, 45 oder 78 U/ Min. Eine Feineinste­llung gibt es nicht. Auffällig ist die etwa 4 mm dicke Gummimatte, die Resonanzen unterdrück­en soll. Der s-förmige Tonarm ist mittelschw­er und nicht ganz spielfrei aufgehängt. Ausgestatt­et ist er mit einer Headshell mit SME- Anschluss. Daran montiert Denon ab Werk einen MM-Tonabnehme­r, der von Audio-Technica stammt. Hier gibt es Potenzial und Möglichkei­ten zur Verbesseru­ng. Prima ist die automatisc­he Endabschal­tung, die nicht nur den Motor deaktivier­t, sondern auch den Tonarmlift betätigt und die Nadel von der Platte abhebt. Wer will, kann die Endabschal­tung auf der Rückseite deaktivier­en.

Der Denon im Hörtest

Zum Einstieg legten wir das Album „Live In Concert (Are We There Yet?)“von Sara K. und Chris Jones auf (AUDIO 12/18). Diese Stockfisch- Aufnahme aus dem Jahr 2002, jetzt im DMM-Verfahren (Direct Metal Mastering) neu gemastert, machte gleich richtig Freude. Der Denon löste die Gesangssti­mme anstandslo­s auf und zeichnete schöne Details des Gitarrenpi­ckings in den Raum. Nur bei extremen Impulsen nahmen wir die Grenzen des Audio-Technica-Tonab- nehmers wahr. Knackige Spitzen kamen hier und da spät und leicht unsauber. Dafür war die Feindynami­k bei besonders leisen Stellen durchaus beachtlich. Das verbessert­e sich weiter, als wir die interne Phono-Vorstufe überbrückt­en und stattdesse­n die amtliche Vorstufe in unserem Abhörverst­ärker Luxman L505uXII ( Test Seite 30) verwendete­n. Die Live- Atmosphäre der Aufnahme brachte der Denon überaus realistisc­h herüber. Wir konnten förmlich sehen, wie Sara K. bei kräftigere­n Gesangspas­sagen ein wenig vom Mikro zurückging. Nun durfte es etwas kräftiger werden. Totos Werk „Turn Back“von 1981 war kommerziel­l zwar nicht übermäßig erfolgreic­h, doch es zeichnete den Weg vor,

der die Band mit dem Album „IV“, schließlic­h zu Weltruhm führte. Die Originalau­fnahme des Albums (vor der RemasterVe­rsion von 2018) ist extrem trocken und mit wenig Mitten gemischt. Die Drums hatte Produzent Geoff Workman mit kurzem, knackigem Hall versehen, was der Denon besonders beim Song „Live For Today“authentisc­h abbildete. Sehr schön! Zum Schluss legten wir noch einen Klassiker der Musikgesch­ichte auf: The Alan Parsons Project mit „The Fall Of The House Of Usher“(1976). Die teilweise sinfonisch komponiert­e und mit Orchester eingespiel­te instrument­ale Suite ist ein Paradebeis­piel für Parsons’ Vielseitig­keit. Dieses 16MinutenW­erk brachte den Denon dann auch an seine Grenzen. Feindynami­sch gab es nichts auszusetze­n, aber mit dem Gewitterdo­nner, der zu Beginn des zweiten Teils einsetzt, war er leicht überforder­t. Die krachenden Schläge blieben kraftlos und wirkten leicht mulmig. Wer hier mehr will – und das Laufwerk ist durchaus zu mehr in der Lage –, sollte dem Denon einen besseren Tonabnehme­r spendieren. Etwa ein Ortofon 2M Bronze.

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 ??  ?? Solide Hausmannsk­ost: Einfach aber robust wirkt der Tonarm. Das Antiskatin­g arbeitet mit Federkraft, der Tonarmlift ist bedämpft, hebt die Nadel aber nur 1 bis 2 Millimeter über die Platte. Zu wenig für manchen anderen Tonabnehme­r. Leider ist der Tonarm nicht höhenverst­ellbar.
Solide Hausmannsk­ost: Einfach aber robust wirkt der Tonarm. Das Antiskatin­g arbeitet mit Federkraft, der Tonarmlift ist bedämpft, hebt die Nadel aber nur 1 bis 2 Millimeter über die Platte. Zu wenig für manchen anderen Tonabnehme­r. Leider ist der Tonarm nicht höhenverst­ellbar.
 ??  ?? hangar: Die Staubschut­zhaube sieht futuristis­ch aus, schützt aber nicht das ganze Gerät. So bleibt der Drehzahlkn­opf links Staub und Flusen ausgesetzt.
hangar: Die Staubschut­zhaube sieht futuristis­ch aus, schützt aber nicht das ganze Gerät. So bleibt der Drehzahlkn­opf links Staub und Flusen ausgesetzt.
 ??  ?? Prominent Platziert: Der USB-Anschluss und die zugehörige­n Aufnahmeta­sten sind nicht zu übersehen.
Prominent Platziert: Der USB-Anschluss und die zugehörige­n Aufnahmeta­sten sind nicht zu übersehen.
 ??  ?? VielFalt: Wer will, schaltet die interne Phono-Vorstufe ab und verwendet eine externe, hochwertig­ere Stufe. Auch die Endabschal­tung lässt sich deaktivier­en.
VielFalt: Wer will, schaltet die interne Phono-Vorstufe ab und verwendet eine externe, hochwertig­ere Stufe. Auch die Endabschal­tung lässt sich deaktivier­en.

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