AKTIVE KLANGWUNDER
Der Lautsprecher der Zukunft ist ein Multitalent: Er versteht Klangformate und befeuert seine Membranen aktiv. Ein Traum? Nein, Realität. Sie stammt von Canton.
Aktivboxen können Wunder vollbringen, wenn Verstärker und Chassis exakt aufeinander abgestimmt sind Dann dürfen ruhig auch mal exotische Gehäuseformen auftauchen
Vor genau hundert Jahren hat Walter Gropius in Weimar das Bauhaus gegründet. Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Geschichte des Designs. Was ist geblieben? Die Schule selbst musste umziehen, die Nazis schossen gegen die Bewegung – doch der Geist ist bis heute wach. Worum geht es im Kern? Es ging und geht um eine Rückbesinnung auf das Handwerk, seinen Status im Zeitalter der Industrialisierung und als Gegenbegriff zum Historismus. Praktische Dinge für das Hier und Jetzt sollen erfunden werden. Kein Schnörkel zu viel, aber die Kraft der Einmaligkeit. Es geht um Genies und Meister. Wo treffen wir sie heute in der Branche des HighEnds an? Sicherlich bei Canton. Die Lautsprecher sind Archetypen – Protagonisten ihrer Formsprache. Kein Detail ist zu viel, dafür fasziniert die Ansprache eines Gesamtkunstwerks. Oft sind es Kleinigkeiten. Schauen Sie einmal auf eine CantonBox, die feine Sprache der perfekt eingelassenen Chassis im Korpus, die magnetisch haltende Frontbespannung, das hohe Finish des Lacks – hier herrscht Konzentration, ein fast religiöser Zustand. Nun bedeutet die schöne Form nicht unbedingt, dass die Lautsprecher auch gut klingen. Doch hier hat Canton einen Vertrag mit Frank Göbl geschlossen. Wir holen den Superlativ heraus: Er ist schlichtweg der beste Entwickler, den es in Europa gibt. Er hat das Ohr, das Händchen und das Auge. Vor allem darf er die Finanzbilanz von Canton belasten – träumt er von besonders effektiven Chassis, so öffnet Canton seine Firmenkasse. Was Göbl weiter auszeichnet: Er schummelt nicht, er folgt streng dem Ideal eines linearen, grundehrlichen Lautsprechers. So stringent sie aussehen, so stringent klingen sie
auch. Wir kennen mittlerweile den kompletten Canton- Katalog, und noch nicht ein einziges Mal ist uns ein Showman, ein Betrüger begegnet. Deshalb wollten wir auch die neue Smart Vento 3 hören. Scheinbar ein alter Bekannter aus der Vento- Serie. Doch das Wörtchen „Smart“verrät, dass im Rücken ein Verstärkermodul steckt. Mehr noch: die linke und die rechte Box kommunizieren miteinander. Zwei Stromkabel müssen sein, der Rest richtet sich nach den persönlichen Idealen. So erklingt Musik ganz elegant und einfach über eine Bluetooth-Verbindung. Wir können aber auch Daten digital zufüttern, analog per Cinch ist es ebenfalls möglich. Sogar eine Kopplung per XLR bietet die smarte Vento an. In der höchsten Kür hat Canton auch noch Wandler für DTS und Dolby Digital verbaut – diese Lautsprecher sollen schließlich auch direkt neben dem Fernseher für den guten Ton sorgen. Die Chassis stammen allesamt aus der Forschung und Fertigung von Canton. In der Tiefe rackert eine 18-Zentimeter- Membran aus Titanium, in die Höhe schwingt sich eine Membran aus Keramik auf, mit 25 mm im Durchmesser. Darunter prangt ein sehr gut ablesbares Display, über das uns Canton die ausgewählte Quelle und das Volume wissen lässt. Die die passende, kompakte Fernbedienung liegt selbstredend bei. Wer immer Angst hatte, die neue Medienwelt würde ihn überfordern – hier gelingt alles offensichtlich und leicht. Man muss sich nur trauen. Von der Anlieferung über das Auspacken bis zum ersten Ton brauchten wir weniger als zehn Minuten. Man darf und sollte die Bedienungsanleitung lesen, aber das Konzept erschließt sich in seiner Geradlinigkeit auch intuitiv. So agiert der linke Lautsprecher als Master, der rechte infolgedessen als Slave. Die smarten, schlau berechneten, digitalen Endstufen stammen ebenfalls aus der Canton- Entwicklung und stellen bis zu 350 Watt bereit – pro Stereo-
seite. Hier kommt kein Chassis zu kurz, der Klangdruck ist immens. Jetzt sind wir genau an der Stelle, an der man am besten seinen Taschenrechner auf dem Smartphone aktiviert. Die Rechnung geht schnell. Canton bietet die Vento auch als passives Modell an, dann heißt sie 836.2 – für 669 Euro das Stück, macht 1338 für das Paar. Die aktive Variante, die Smart Vento 3, liegt bei 2300 Euro für das Paar. Also eine runde Differenz von 960 Euro. Dafür kann man sich aber einen Wandler sparen, einen Vorverstärker und zwei Endstufen noch dazu. Ohne Frage ist das die sinnigere, schlauere Option. Die Smart Vento 3 tönte stark in unserem Hörraum. Das war nichts für audiophile Veganer, eher etwas für Freunde des gepflegten Steaks. Alles klang präsent, stark, energiereich. Wer die Augen schloss, konnte einen schlanken Standlautsprecher vor sich sehen, doch hier spielte „nur“eine klassische, kompakte Zwei- Wege- Box auf. Der Bass war smooth, die Mitten kamen druckvoll. Wer so einen Lautsprecher herausfordern will, der legt am besten den Supermix von Sting auf – „Englishman In New York“. Besagter Engländer läuft durch die Straßen und saugt die Musik auf. Im Techno- Club geht es heftig zur Sache, der Bass bringt die tiefen Chassis in Wallung, dazu eine Snaredrum mit heller Gewalt. Die Smart Vento 3 zeigte alles und zierte sich nicht. Zudem legte sie das Klangpanorama wunderbar weit aus. Und die feinen Töne? Hier haben wir Mahlers fünfte Sinfonie aufgelegt. Vielmehr zugestreamt – in 24 Bit und 96 Kilohertz, Herbert von Karajan dirigiert die Berliner Philharmoniker. Das ist der ultimative Klangrausch für Klassikfans. Schon der erste Satz markiert Sinnlichkeit und Hochdynamik – die Vento staffelte alles punktgenau, klar und weit war der Raum, martialisch dazu die SoloTrompete. Dann das berühmte Adagietto, das als Filmmusik zum „Tod in Venedig“überpopulär wurde. Hier schwelgen die Streicher, hier wird Erotik als Klang kultiviert. Wenn ein Lautsprecher nur auf Druck und Show fixiert ist, dann wird es eindimensional. Doch die Smart Vento 3 verstand sich auch auf Samt und Nuancen. Das feine Beben, die Leuchtkraft der ersten Geigen. Völker, hört die Signale: So wie bei der Canton Smart Vento 3 gehen High- End und Klangkraft im 21. Jahrhundert.