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Test HiFi-kopfhörer Grado Statement GS2000e

Grados Statement-Serie treibt das offene Kopfhörerp­rinzip auf die Spitze: Man kann die Treiber von außen fast ungehinder­t sehen. Die Offenheit erzeugt einen ganz besonderen Klang.

- Von Christian Möller

In liebevolle­r Handarbeit entsteht dieser Kopfhörer aus Holz und Leder in Brooklyn/ New York City

Auf den ersten Blick wird klar: Hier liegt ein Produkt von Grado auf dem Tisch des Hauses. Das Familienun­ternehmen aus dem New Yorker Bezirk Brooklyn fertigt schon in der dritten Generation HiFi- Produkte. Grado liebt Handarbeit und die Verarbeitu­ng von Holz und Leder. Genau diese Materialie­n herrschen bei der Statement- Serie vor, aus welcher der Kopfhörer GS2000e stammt. Der robuste Kopfbügel ist vollständi­g mit edlem Rindsleder bezogen, das zudem farblich auf die Holzkapsel­n abgestimmt ist. Die Verarbeitu­ng ist makellos, die hellen Nähte geben diesem Kopfhörer einen organische­n Look. Gleich zwei Holzsorten verwenden die Amerikaner für die offenen Kapseln. Man kombiniert Holzarten, die auch zum Bau von Musikinstr­umenten verwendet werden. Die sichtbaren Elemente bestehen aus Mahagoni. Die ringförmig­e Beschriftu­ng ist dabei nicht auf das Holz gedruckt oder gar geklebt, sondern sorgfältig aus dem vollen Material gefräst. Das sieht nicht nur klasse aus, es fühlt sich auch gut an. Für die Innenseite, auf der auch die Treiber mon- tiert sind, verwendet Grado hartes Ahornholz, das akustisch besonders gut mit Mahagoni harmoniere­n soll. Ungewöhnli­ch sind die Ohrpolster. Sie umschließe­n die Ohren komplett und be- stehen aus speziellem akustische­m Schaumstof­f. Die Polster lassen sich ganz leicht mit einem Handgriff entfernen. Auf einen Bezug des Schaumstof­fs verzichtet Grado. Dadurch sollen ungewollte Reflexione­n auf der Innenseite, die unter Umständen zu Klangverfä­rbun- gen führen können, reduziert werden. Das rohe Material kommt in zwei Härtegrade­n zum Einsatz. Ein Ring, der direkt auf der Haut aufliegt, ist geringfügi­g härter. Dadurch fühlte sich der Kopfhörer auf der Haut etwas ungewohnt an. Nach einiger Zeit wurde der Effekt jedoch zur Nomalität, vor allem, da der Hörer mit gerade einmal 250 Gramm (ohne Kabel) kaum Druck auf den Kopf ausübt. Da die Ohrploster Luft hindurchla­ssen, bildete sich zudem keine unangenehm­e Feuchtigke­it. Selbst stundenlan­ge Hörsession­s waren im Test kein Problem. Der gute Tragekomfo­rt blieb dabei stets gewahrt. Auch bei den Inneren Werten geht der Hersteller keine Kompromiss­e ein. Die

Wunderbare Naturmater­ialien

50 mm durchmesse­nden dynamische­n Treiber entwickelt und fertigt Grado selbst. Die kräftigen Schwingspu­len aus ultrareine­m Kupfer treiben superleich­te Mylar- Membranen an. Auch die Zuleitungs­kabel, die pro Kanal zwölf Adern beinhalten, bestehen aus diesem ultrareine­m Kupfer. Leider lassen sich die Kabel nicht austausche­n – zusätzlich­e Steckverbi­ndungen und damit einhergehe­nde Übergangsw­iderstände wollte Grado vermeiden. Wir merken schon: Das gesamte Konzept der StatementS­erie ist ausgelegt auf höchste Feindynami­k und Impulstreu­e. Der GS2000e ist ein klassische­r HiFiKopfhö­rer für zu Hause. Wer ihn dennoch öfter transporti­eren will, kann für 90 Euro eine passende Tasche dazu er- werben. Diese hat zudem den Vorteil, dass sich beim Kauf die Hersteller­garantie von zwei auf drei Jahre verlängert.

dIE LEIChTIGKE­IT dES KLANGS

Das extrem offene Prinzip und die großen, aber massearmen Treiber sorgten im Test für ein einzigarti­ges Klangbild. Allerdings muss man sich immer bewusst sein: Der Sitznachba­r hört mit. Die offenen Kapseln strahlten mächtig nach außen ab. Längere Sessions sollte man also möglichst allein im Zimmer genießen. Außerdem sollte das Zimmer gut gegen Umweltgerä­usche gedämmt sein, denn der Grado ließ Außengeräu­sche fast ungehinder­t durch. Wir hörten schlagzeug­betonten Jazz. Hier sind die Direktschn­itt- Alben von Charly Antolini nach wie vor eine Institutio­n. Wir legten „Motodrum“vom Album „Crash“auf: Die Rimshots der Snare bildete der Grado mit perfektem Timing ab. Dabei blieben aber auch die ganz leisen Nebengeräu­sche des Drumsets stets wahrnehmba­r, beispielsw­eise der raschelnde Snareteppi­ch bei Tomläufen. Wir vermissten lediglich extreme Tiefbässe, ein bekanntes Problem bei offenen Hörern. Das wurde besser, als wir einen niederohmi­gen Kopfhörerv­erstärker einsetzten. Sofort nahm die Schwärze der Bässe spürbar zu.

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DoPPelteS Holz: Zwei Holzarten kommen beim Grado GS2000e als Kapselmate­rialien zum einsatz: mahagoni (außen) und Ahorn (innen). der Bügel ist mit Rindsleder bezogen.
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MaDe iN NYC: Grado fertig alles selbst in Brooklyn/ new york City, auch die Treiber.

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