Test HiFi-kopfhörer Grado Statement GS2000e
Grados Statement-Serie treibt das offene Kopfhörerprinzip auf die Spitze: Man kann die Treiber von außen fast ungehindert sehen. Die Offenheit erzeugt einen ganz besonderen Klang.
In liebevoller Handarbeit entsteht dieser Kopfhörer aus Holz und Leder in Brooklyn/ New York City
Auf den ersten Blick wird klar: Hier liegt ein Produkt von Grado auf dem Tisch des Hauses. Das Familienunternehmen aus dem New Yorker Bezirk Brooklyn fertigt schon in der dritten Generation HiFi- Produkte. Grado liebt Handarbeit und die Verarbeitung von Holz und Leder. Genau diese Materialien herrschen bei der Statement- Serie vor, aus welcher der Kopfhörer GS2000e stammt. Der robuste Kopfbügel ist vollständig mit edlem Rindsleder bezogen, das zudem farblich auf die Holzkapseln abgestimmt ist. Die Verarbeitung ist makellos, die hellen Nähte geben diesem Kopfhörer einen organischen Look. Gleich zwei Holzsorten verwenden die Amerikaner für die offenen Kapseln. Man kombiniert Holzarten, die auch zum Bau von Musikinstrumenten verwendet werden. Die sichtbaren Elemente bestehen aus Mahagoni. Die ringförmige Beschriftung ist dabei nicht auf das Holz gedruckt oder gar geklebt, sondern sorgfältig aus dem vollen Material gefräst. Das sieht nicht nur klasse aus, es fühlt sich auch gut an. Für die Innenseite, auf der auch die Treiber mon- tiert sind, verwendet Grado hartes Ahornholz, das akustisch besonders gut mit Mahagoni harmonieren soll. Ungewöhnlich sind die Ohrpolster. Sie umschließen die Ohren komplett und be- stehen aus speziellem akustischem Schaumstoff. Die Polster lassen sich ganz leicht mit einem Handgriff entfernen. Auf einen Bezug des Schaumstoffs verzichtet Grado. Dadurch sollen ungewollte Reflexionen auf der Innenseite, die unter Umständen zu Klangverfärbun- gen führen können, reduziert werden. Das rohe Material kommt in zwei Härtegraden zum Einsatz. Ein Ring, der direkt auf der Haut aufliegt, ist geringfügig härter. Dadurch fühlte sich der Kopfhörer auf der Haut etwas ungewohnt an. Nach einiger Zeit wurde der Effekt jedoch zur Nomalität, vor allem, da der Hörer mit gerade einmal 250 Gramm (ohne Kabel) kaum Druck auf den Kopf ausübt. Da die Ohrploster Luft hindurchlassen, bildete sich zudem keine unangenehme Feuchtigkeit. Selbst stundenlange Hörsessions waren im Test kein Problem. Der gute Tragekomfort blieb dabei stets gewahrt. Auch bei den Inneren Werten geht der Hersteller keine Kompromisse ein. Die
Wunderbare Naturmaterialien
50 mm durchmessenden dynamischen Treiber entwickelt und fertigt Grado selbst. Die kräftigen Schwingspulen aus ultrareinem Kupfer treiben superleichte Mylar- Membranen an. Auch die Zuleitungskabel, die pro Kanal zwölf Adern beinhalten, bestehen aus diesem ultrareinem Kupfer. Leider lassen sich die Kabel nicht austauschen – zusätzliche Steckverbindungen und damit einhergehende Übergangswiderstände wollte Grado vermeiden. Wir merken schon: Das gesamte Konzept der StatementSerie ist ausgelegt auf höchste Feindynamik und Impulstreue. Der GS2000e ist ein klassischer HiFiKopfhörer für zu Hause. Wer ihn dennoch öfter transportieren will, kann für 90 Euro eine passende Tasche dazu er- werben. Diese hat zudem den Vorteil, dass sich beim Kauf die Herstellergarantie von zwei auf drei Jahre verlängert.
dIE LEIChTIGKEIT dES KLANGS
Das extrem offene Prinzip und die großen, aber massearmen Treiber sorgten im Test für ein einzigartiges Klangbild. Allerdings muss man sich immer bewusst sein: Der Sitznachbar hört mit. Die offenen Kapseln strahlten mächtig nach außen ab. Längere Sessions sollte man also möglichst allein im Zimmer genießen. Außerdem sollte das Zimmer gut gegen Umweltgeräusche gedämmt sein, denn der Grado ließ Außengeräusche fast ungehindert durch. Wir hörten schlagzeugbetonten Jazz. Hier sind die Direktschnitt- Alben von Charly Antolini nach wie vor eine Institution. Wir legten „Motodrum“vom Album „Crash“auf: Die Rimshots der Snare bildete der Grado mit perfektem Timing ab. Dabei blieben aber auch die ganz leisen Nebengeräusche des Drumsets stets wahrnehmbar, beispielsweise der raschelnde Snareteppich bei Tomläufen. Wir vermissten lediglich extreme Tiefbässe, ein bekanntes Problem bei offenen Hörern. Das wurde besser, als wir einen niederohmigen Kopfhörerverstärker einsetzten. Sofort nahm die Schwärze der Bässe spürbar zu.