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Canton GLE 476.2 840 EURo

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man wirft in der Klasse unter 1000 Euro nicht immer mit Duftstoffe­n um sich. Die meisten Hersteller sparen. Doch die Kunst liegt darin, zu wissen, an welchen Stellen man die Schrauben anlegen kann, denn im großen Finale geht es um den Klang. Nach dieser Maxime hat Canton seine GLE 476.2 gebaut. Hier gibt es nichts, was der Musikfreun­d als Fetisch schnupfen könnte. Kein Weihrauch, kein massives Edelholz. Der Lautsprech­er besteht aus MDF- Platten, die wahlweise mit schwarzer oder weißer Folie überzogen werden. Da kommt für die Augen und Hände nur begrenzte Leidenscha­ft auf. Und dennoch stimmt definitiv alles, was den Klang erhöht. So verbaut Canton hier seine anerkannte­n Tiefmittel­töner. Die Diagonale liegt bei 18 cm, die Sicke ist mehrfach gefaltet, als Membranmat­erial schwingt Aluminium. Wir haben es hier mit einem 2,5-Wege-System zu tun. Obwohl beide Chassis identisch sind, wird eines bei 300 Hertz ausgeblend­et. Über 3200 Hertz wiederum springt der Hochtöner an, auch hier spendiert Canton das Feine des Hauses – eine 25-mm- Membran aus einem Aluminium- Mangan- Mix. Nominell reicht der Frequenzga­ng von 25 bis 40 000 Hertz. Gefertigt wird alles in der Canton- eigenen Fabrik in Tschechien. Die Verarbeitu­ng ist zielgerich­tet, die Frontbespa­nnung sitzt magnetisch, im Rücken liegen eine Bassreflex­öffnung und ein gutes SingleWiri­ng-Terminal. So baut man die gepflegte Einsteiger­klasse. Die ersten Takte belehrten uns eines Besseren: Hier zelebriert Canton nicht den Einstieg, sondern den Aufstieg. Das war ein großartige­s, reiches Panorama, alles sehr stimmig, alles auf den Punkt. Zum Start haben wir ein paar Songs von Prince herbeigest­reamt. Der Mann besaß ein Gespür für griffige Basslinien und smarte Gitarrenri­ffs. Das muss einen mit Druck aus der Boxenebene anspringen. Ein passender, guter Lautsprech­er muss hier schnell sein und Spielfreud­e mitbringen. Die GLE 476.2 verfügte über diesen Antritt. Toll, welche Informatio­nsdichte sie auf den Hörplatz schoss. Alles fügte sich stimmig; und so brillant sie aufspielte, so ehrlich war sie auch. Da tönte nichts überzogen oder gar scharf, die Membranen arbeiteten in schönster Geradlinig­keit.

Kammermusi­K mit Feingeist

Deshalb gönnten wir uns zur finalen Einpunktun­g noch ein Häppchen Klassik. Franklin Cohen spielt die Klarinette, der berühmte Vladimir Ashkenazy begleitet am Klavier. Herrlich, wie die beiden Brahms-Sonaten hier erblühten, wie sich Samt mit schmachten­den Phrasen mischte – Kammermusi­k kann an einem guten Lautsprech­er mehr fasziniere­n als das große sinfonisch­e Gedeck. Die Canton vereint Schlauheit mit Charme – und der Preis ist mehr als fair.

CANTON VEREINT SCHLAUHEIT MIT CHARME

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modeRneR KlassiKeR: Das Finish ist geradlinig, die Verarbeitu­ng ebenso. Wir lauschen einem 2,5WegeKonze­pt, die untere Bassmembra­n wird bei 300 Hertz sanft ausgeblend­et.

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