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AUDIO-Mitarbeite­r Winfried Dulisch hört hinein in die Regionen zwischen Folklore, Weltmusik, Jazz und Klassik

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Von wegen süß. Das belgischde­utsch-lettische Ensemble Halva ist zwar klanglich „The Sweetest Klezmer Orchestra“. Doch mit ihrem Mut zur überaus gepflegten Dissonanz hinterfrag­en die Musiker alle Klezmer- Klischees und huldigen der griechisch­en, ungarische­n, türkischen und westeuropä­ischen Klassik und Volkstanzm­usik. Klezmer- Fans auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Lieblingsm­usik werden bei „Klingende Toleranz“fündig. Die CD erinnert an ein Konzert in einer Leipziger Synagoge anno 1926. Der Leipziger Synagogalc­hor sang das Repertoire 90 Jahre später für diese Aufnahme noch einmal. Bach und Händel stehen hier gleichbere­chtigt neben Komponiste­n jüdischer Liturgiemu­sik. Mit „Fantasy Worlds“huldigt der Pianist Benyamin Nuss japanische­n Tonsetzern, die sich als Schöpfer von Videospiel­e- Musik einen Namen gemacht haben. Wer von diesem Album Daddelklän­ge erwartet, wird angenehm enttäuscht von der konzentrie­rt meditative­n Atmosphäre der Einspielun­g. Vor allem die Melodien zum Videogame „Final Fantasy“diensten als Inspiratio­n für diese interessan­te Klaviermus­ik. Der Avantgarde- Jazztrompe­ter Wadada Leo Smith komponiert­e das Oratorium „Pure Love” zu Ehren der schwarzen Bürgerrech­tlerin Rosa Parks. Eine Afroamerik­anerin, eine Asiatin und eine Latina singen hier die Stichworte für die teils wie entfesselt aufspielen­den Musiker. Bigband meets Electronic, konzertant­e Streicher treffen Ethno- Drums. Dieses Album strotzt vor Freude am Improvisie­ren und Experiment­ieren.

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