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Helden braucht das land

Eine kleine Manufaktur in Italien. Wir trauen ihnen tolle Verstärker zu – aber einen modernen Streamer? Grandinote zeigt das Wunder: Mehr Klangkraft hatten wir selten im Hörraum.

- Von Andreas Günther

Natürlich haben auch wir unsere persönlich­en Helden, zum Beispiel Grandinote. Dieser italienisc­he Handwerksb­etrieb ist direkt am Po gelegen, nur einige Kilometer südlich von Mailand. Man stelle sich am besten eine Schmiede vor – eine Handvoll Mitarbeite­r, es dampft, es glüht, die Gedanken sprühen. Nur wenige Meisterwer­ke verlassen das Lager. In früheren Ausgaben haben wir schon die superben Verstärker der Italiener hochleben lassen. Nun kommt ein Strea- mer mit dem schönen Namen Volta daher. Eine Schuhschac­htel, nicht wirklich groß, aber leistungss­tark. Das hätten wir Grandinote nicht zugetraut, denn wirklich gute Streamer verlangen ein anderes Know-how als Transistor-Amps. Das ruft nach einem Mix aus Schaltungs­technik und PC- Kenntnisse­n, und das können nur die Schwergewi­chte auf dem Markt. Und dennoch ist es Grandinote- Chef Massimilia­no Magri gelungen. Noch vor den ersten Tönen haben wir den Volta aufgeschra­ubt. Wir wollten wissen, wie das gute Stück tickt. Und der Einblick war überrasche­nd: Das ist ebenso stringent wie ungewöhnli­ch. Eine Platine mit allerlei Kondensato­ren, ein Wandlerchi­p – alles folgt einem edlen Class- A- Aufbau. Auch ohne Feedback kommt diese Quelle aus. Die Schaltung wurde bildschön und geradlinig in einer DoppelMono- Architektu­r ausgelegt. Die Potenz und der Preis sind üppig: Auf 7 Kilo verpackt Grandinote den Gegenwert von 8400 Euro. Damit ist man in der Champions League daheim. Die Konkurrenz ist stark, wenn nicht sogar übermächti­g. Da muss man als kleiner Hersteller mit Kraft prahlen. Was Massimilia­no Magri auch tut – der Wandler schafft luxuriöse Datenraten. Bei PCM geht es bis 384 Kilohertz und 32 Bit hinauf. Bei DSD wird die 64erAuflös­ung ebenso angeboten wie die 128er. Hier will jemand etwas. Interessan­t ist, was Magri nicht will: Er glaubt nicht an den Datentrans­fer per S/ PDIF oder AES/ EBU. Deshalb gibt es beim Volta weder passende Ein- noch Aus- gänge. Die Daten werden am besten über eine externe Festplatte per USB zugeliefer­t oder von einer NAS über den Ethernet- Port. In der Kür gibt es auch die übliche kabellose Einbindung per WLAN. Wer sich eine Grundkonst­ruktion mit Fernseher oder Beamer erschaffen hat, kann zudem auch auf einen HDMI- Port mit 4K- Unterstütz­ung vertrauen. Abermals: Einen derartig kraftvolle­n Auftritt hätten wir nur den Markt- Dominatore­n zugeschrie­ben. Die Sonderstel­lung von Grandinote liegt darin, dass die Italiener einen Wandler- Chip von BurrBrown der neuesten und teuersten Bauart (1795) hinzugekau­ft haben.

OffeN für viele Apps

Wo Massimilia­no Magri hingegen heftig gespart hat: Es gibt keine eigens von Grandinote entwickelt­e Bedien- App für den Volta. Das muss es auch nicht, denn der Markt für UPnP-Software hat in den vergangene­n Monaten in gewaltigen Schub erlebt. Hier gibt es perfekte, starke Apps für wenig Geld, oft sogar umsonst. Ein würdiger Mitspieler stammt etwa von MConnect – einer unserer Lieblinge, jeder Redakteur hütet eine Version auf seinem iPhone oder Android- Flachmann. Einfach die Quelle und das Ziel aussuchen – sofort erklingt die Musik, inklusive aller Feindaten wie Auflösung, Spielzeit und der Cover- Ansicht. So ist MConnect auch der perfekte Spielpartn­er für den Volta. Haben wir etwas vergessen? Ja – das elegante Design. Der Volta ruht auf drei Füßen, die die Form von Halbkugeln ha-

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