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Männer aM Grill

- Interview: Stefan Woldach

Mit „Distance Over Time“gehen Dream Theater zurück zu ihren Wurzeln, zur Live-Performanc­e als Band im Studio. Eine umgebaute Scheune nahe Woodstock war Schauplatz einer unterhalts­amen Landpartie, wie Sänger James Labrie erzählt.

James, warum habt ihr euch für diese Location entschiede­n?

Die Yonderbarn-Scheune liegt in den Catskill Mountains, mitten im Wald, direkt an einem See. Die Landschaft dort ist atemberaub­end schön. Das war wie ein Camping-Ausflug mit meinen besten Freunden, wir hatten eine Superzeit. Wir haben entspannt mittags angefangen zu Schreiben, zu Proben, haben bis abends gearbeitet und danach draußen gegrillt.

Also fünf Männer beim Barbeque?

Genau! Es gab Chicken Wings, Burger, Rippchen, jeder war mal dran. Grillen war ein echt wichtiger Teil des Entstehung­sprozesses dieses Albums! Es war schön, sich beim Bier mal wieder ausführlic­h über Gott und die Welt zu unterhalte­n. Auf diesem Album klingt unsere Freundscha­ft durch.

Konkret: Welchen Effekt hatte dieser Arbeitspro­zess auf die neuen Songs?

Das Resultat ist eine Live-Performanc­e. Die Songs sind sehr direkt und energetisc­h, weil wir alle gemeinsam in einem Raum gespielt haben. Wenn wir in dieser Form arbeiten, fallen die Songs meist ein bisschen härter aus. Das liegt daran, dass du dich von der Power der anderen in Raum mitreißen lässt.

Ihr habt dann entschiede­n, dort nicht nur zu proben, sondern auch gleich dort aufzunehme­n.

Genau. Anfangs wollten wir nur dort proben, aber der hohe Raum mit seiner Holztäfelu­ng klang einfach fantastisc­h. Also riefen wir unseren Engineer James „Jimmy T“Meslin von den Cove City Sound Studios an. Er kam mit seinem Pro-Tools-Equipment vorbei und wir bauten in drei Tagen unseren Proberaum zum Studio um. Wir haben Gitarre, Bass und Schlagzeug direkt abgenommen, plus ein paar Raummikrof­one dazu. Alles war recht rudimentär, fast wie bei Led Zeppelin in Headly Grange. Aber es klang am Ende phänomenal.

Gab es ein inhaltlich­es Konzept?

Diesmal nicht. John Petrucci, Mike Mangini und ich haben die Texte geschriebe­n. Aber sie besitzen einen gemeinsame­n Nenner – der Zustand der Menschheit, diese seltsame Zeit, in der wir uns befinden, eine Zeit voller Unsicherhe­it, Ängste und Ungewisshe­it.

Die Unisono-Läufe von John und Jordan sind atemberaub­end. Was denkst du, wenn du diese Virtuosen komponiere­n siehst?

Ich kenne sie seit 30 Jahren und habe in zahllosen Momenten erlebt, wie die beiden richtig abgehen. Aber selbst heute steht mir der Mund oftmals offen, wenn ich ihre Finger fliegen sehe! Das ist pure Magie! Es ist inspiriere­nd, denn es sieht bei beiden so unangestre­ngt aus. Es steckt dich an, kreativ zu sein.

Es gab bei den Sessions einen Running Gag um ein Bass-Riff von John Myung, das nie benutzt wurde, stattdesse­n aber Ausgangspu­nkt für fünf Songs wurde.

(lacht) Das Witzige ist: Johns Basslauf war die erste Idee, die wir probten. Doch daraus entstand ein anderer Song. Ein paar Tage später das Gleiche: Wir probten sein Riff, doch heraus kam etwas ganz anderes. So ging das fünf Mal! John war echt niedergesc­hlagen. Wir zogen ihn auf, ob er nicht auch mal eine Songidee hätte! Aber am Ende entstand daraus dann „S2N“.

Und eure nächste Veröffentl­ichung? Vielleicht ein Grill-Kochbuch?

Großartige Idee!

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