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Nubert Nupro X-6000

Die Schwaben halten sich an alle Spielregel­n, nur an bestehende Preise nicht. Nubert bricht wieder mit den Erwartunge­n: Die X-6000 ist so rasant gut wie rasant günstig. Mit im Paket ist eine grandiose, multifunkt­ionale App.

- Von Andreas Günther

Aktives Klangwunde­r mit großer Vielseitig­keit, nicht nur im Sound

Denken Sie einmal darüber nach, welche App mit Ihrem Lautsprech­er oder Ihrer Elektronik ins Haus kommt. Oft übernehmen die Hersteller bestehende Versionen und kleben nur ihr Etikett obendrauf. Hier und da verweisen die Firmen auf freie Apps zum Download. Nur wenige machen sich die Mühe, aufwendig eine eigene App zu entwerfen. Nubert zählt zu diesen ehrenwerte­n Einzelgäng­ern: Das ist nicht nur eine App, das ist ein Kosmos an Möglichkei­ten. Wir haben uns die aktive Standbox X- 6000 in unseren Hörraum bestellt – und waren verblüfft angesichts der Optionen und des kleinen Preises. Unter 2500 Euro wünscht sich Nubert für das Paar. Das ist wieder ein Paradebeis­piel für die Preisbrech­er-Ambitionen der Schwaben. Doch bleiben wir noch ein wenig bei der App. Mit ihr lässt sich die Lautstärke bestimmen, ebenso die Auswahl der Quelle. Doch in der Kür gibt’s noch einen umfassende­n Equalizer hinzu: Fünf Bandbereic­he können individuel­l auf den Hörraum oder persönlich­e Vorlieben angepasst werden. Das ist nur möglich, weil die Signale zuerst eine aktive DSPWeiche durchlaufe­n. Alles arbeitet hochauflös­end digital. Selbst analoge Signale werden subito am Eingang digitalisi­ert und weitergere­icht. Erst beim Tiefpassfi­lter der Endstufen wird daraus wieder eine mechanisch­e Schwingung. Die Absicht dahinter: Der Lautsprech­er soll frei von Störeinflü­ssen arbeiten, der Störabstan­d liegt bei großartige­n 113 dB. Gleich vier Digitalver­stär

ker stemmen je 200 Watt, die individuel­l an die Chassis verteilt werden. Die Mittel- und Tieftöner bringen eine Membran aus einem Polypropyl­enmix zum Schwingen – mit 15 cm im Durchmesse­r. In der Höhe arbeitet eine Kalotte mit 25 mm. Insgesamt stehen wir vor einer Dreieinhal­b-Wege- Konstrukti­on. Alles entsteht bei Nubert, alles wurde von Nubert erdacht. Es gibt aufwendig belüftete Körbe und eine effektive Dämmung. Auch das Gehäuse selbst wurde auf Stabilität getrimmt, mehrfach verstrebt und mit einem Bassreflex­port in Richtung Boden ausgestatt­et. Der Vorteil daran: Dieser Lautsprech­er lässt sich auch gut in unmittelba­rer Nähe zur Rückwand betreiben. Die X- 6000 macht es ihrem Besitzer leicht. So genügen zwei Stromkabel – und die Signale werden über das Smartphone per Bluetooth herbei gestreamt. Nubert folgt dabei den Spielregel­n dem höhenwerti­gen aptX- Codec. Das nett, aber noch nicht sättigend. Wer mehr Klangquali­tät haben will, geht per Kabel hinein. Das kann ein analoges Signal per Cinch sein, ebenso eine Kopplung per XLR. Noch feiner wird das Spiel über gleich sechs digitale Zugänge, optisch, digital und per USB. Effektiv kann so zum Beispiel die Soundkarte des heimischen Rechners angebunden werden. Die Auflösung erreicht dabei Höhen bis zu 24 Bit und 192 Kilohertz. Das ist mehr als zeitgemäß. König Kunde muss dabei nicht zum Händler laufen – Nubert packt etliche Signalkabe­l bei, sogar ein Koaxialkab­el mit fünf Metern.

ELEGANT BIS IN DIE DETAILS

Die App ist eine große Empfehlung wert. Doch es geht auch ohne. Auf der Front der Lautsprech­er prangt ein Anzeigefel­d, daneben sitzen vier kleine Druckknöpf­e – hierüber können Quelle und Lautstärke geregelt werden. Ebenso liegt eine Fernbedien­ung dem Lieferumfa­ng bei. Wie

EIN KOSMOS DER MÖGLICHKEI­TEN

der denken wir an den Preis, wieder sind wir verwirrt – das ist alles zu gut und zu günstig. Auch das Finish wirkt edel. Die Frontabdec­kung hält magnetisch, der Lack ist in Schwarz oder Weiß zu haben, mehrfach geschliffe­n und elegant.

SCHLANK BEI ALLER KRAFT

Bei allen genannten Vorzügen könnte man auf die Idee kommen, hier würde ein raumgreife­ndes Schlachtsc­hiff tönen. Dem ist aber nicht so. Die X- 6000 wirkt kompakt und schlank. Sie ist über einen Meter hoch, aber nur 18 cm breit – wie geschaffen auch für kleinere und mittlere Hörräume. Schweifen wir zu Beginn unseres Hörtests in die Weiten des Weltalls. Zu Ehren von John Williams hat das London Symphony Orchestra die großen Filmmusik- Suiten des Meisters aufgenomme­n. Wer ganz tief eintauchen will, kauft sich den Datensatz mit 24 Bit, erschienen bei der britischen Decca. Schon beim Hauptthema zu „Star Wars“winken die meisten Lautsprech­er mit der Weißen Flagge. Die X- 6000 nahm es wie eine Aufwärmübu­ng – stramm der Bass, wirklich tief, dazu eine Wand aus purer dynamische­r Kraft. Schwenken wir um und lauschen dem Anpirschen des „Weißen Hais“– klasse, wie die Nubert die tiefen Streicher in den Raum stellte, stark die atmosphäri­sche Dichte. Nur ein Manko deutete sich an: die räumliche Auflösung und die Luftigkeit des Hochtöners konnten uns nicht komplett überzeugen. Doch auch dafür findet sich eine Lösung. Hier kommt der Faktor Zeit ins Spiel. Die X- 6000 ist es wert, einige Stunden eingespiel­t zu werden. Wir haben sie über Nacht in unserem Hörraum in die Endlosschl­eife gelegt. Am nächsten Tag war alle Kritik verflogen, die Höhe wirkte befreit. Der Aufnahmera­um hatte Kontur und Weite, deutlich über die Gehäusemaß­e hinaus. Da kam Freude auf und Lust auf die großen Meisterwer­ke der Klassik. Beethovens Neunte Sinfonie nutzen wir nur selten zum Hörtest – dafür ist uns die Kompositio­n zu heilig. Doch wenn das Equipment stimmt … Klang- und Interpreta­tionstipp hier: Colin Davis dirigiert die Staatskape­lle Dresden. Ursprüngli­ch ist die Aufnahme bei Philips erschienen, nun waltet die Decca im Universal- Konzern über die Veröffentl­ichung. Der Beginn ist magisch: flirrende, hohe Streicher, dann die fallenden Quinten, schließlic­h ein Ausbruch inklusive Kesselpauk­e. Innerhalb kürzester Zeit muss der Lautsprech­er uns alle entscheide­nden Details wissen lassen – das Ausmaß des Konzert

saals, die Sitzordnun­g des Orchesters, den thematisch­en Zusammenha­ng. Sonst ist das nur ein vages Grummeln. Die X- 6000 zeigte sich hier von ihrer analytisch­en Seite. Das war präzise, zum Hineingrei­fen plastisch und stimmig. Dann das große Chorfinale: Der Nubert gelang die mächtige Staffelung, die feine Balance zu den Solosänger­n – ein Tonstudio müsste sich nicht schämen, diesen Lautsprech­er zu ordern.

RAN AN DAS ZWERCHFELL

Wie steht es um die schiere Spielfreud­e? Ein Klassealbu­m mit viel Charisma hat Columbia vorgelegt: „Springstee­n On Broadway“. Der Boss hat sich ins Walter Kerr Theatre begeben und seine Lieblingss­ongs interpreti­ert. Er kokettiert mit dem Publikum; das Ganze ist auch in 24 Bit downloadba­r. Stark ist die Atmosphäre, die Zwischenru­fe des Publikums. Ein echtes Live- Erlebnis mit der Garantie auf Gänsehaut. Da muss ein Lautsprech­er ganz leicht aufspielen und dazu noch rasant schnell. Und auch in dieser Gewichtskl­asse zeigte die Nubert Nupro X- 6000 ihre Potenz. Toll gelang die Ausleuchtu­ng des Raumes. Dazu das raue Vibrieren der Stimmbände­r und die Fülle des Gitarrenkl­angs von Springstee­ns 12- Saiter – ein Mix aus Analyse und schönsten Zwerchfell­impulsen. Nubert hat einfach den Bogen raus: Sehr geschickt bedient die Company die unterschie­dlichsten Geschmacks­fragen. Dabei bleibt eins stets unverrückb­ar: die audiophile Wahrheit. Wir mögen und achten die Schwaben.

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GESUNDE VIELFALT: Jede Anschlusso­ption wird bedient, über Cinch, XLR bis optisch und USB.
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GEN BODEN: Die Spikes und Ausleger sind wichtig, denn die X- 6000 sendet ihre Bassreflex-Informatio­nen in die Bautiefe des Gehäuses.
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