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SMART SPEAKER

„Spiel’s noch einmal, Sam“war gestern. Heute adressiert man Wünsche an Alexa oder Googles Assistente­n. Die stecken in immer mehr Smart Speakern.

- Von Christian Möller, Stefan Schickedan­z

Wer heute etwas auf sich hält, muss smart sein. Doch der Begriff definiert keine feste Größe. Wer gestern noch als smart galt, guckt heute eher dumm aus der Wäsche. Für einen angesagten Smart Speaker reicht es nicht mehr aus, vernetzt zu sein, streamen zu können und sich für Multiroom-Systeme zu eignen: Das neue Zauberwort heißt „zuhören“. 1948, als George Orwell seine legendäre Dystopie „1984“verfasste, gab es kaum eine schlimmere Vorstellun­g als die vom „Großen Bruder“, der immer und überall mithört. Doch 1984 ist schon lange Geschichte. Viele von uns brennen geradezu darauf, in ihren hippen Smart Homes ständig belauscht zu werden. Digitale Assistente­n sollen ihnen jeden Wunsch förmlich von den Lippen ablesen – sei es nun die Frage nach dem Wetter, Einträgen im Terminkale­nder oder der Wunsch nach automatisc­her Musikberie­selung via Onlinedien­st. Da stört es nicht einmal, dass die dazu nötigen Assistente­n Diener zweier Herren sind: Der Google Assistant leitet jeden Befehl direkt an die Server der als Datenkrake berüchtigt­en Suchmaschi­ne aus den USA weiter. Hinter Alexa steht der Online-Versender Amazon, der auch nicht gerade den Ruf genießt, zu den Vorreitern des Datenschut­zes zu gehören. Doch offenbar bereiten solche Sorgen vielen Menschen gar keine Sorgen, denn der Trend zu sprachgest­euerten Smart Speakern nimmt immer mehr Fahrt auf. Nicht nur Hersteller wie Netgear oder Riva bieten entspreche­nde Lösungen an, auch die Designer- Dänen von Libratone machen mit. Sogar Traditions­marken wie Harman Kardon, Klipsch und Yamaha springen auf den Zug auf. Was den Datenschut­z betrifft, handelt es sich um eine Frage, die sich jeder einzelne jeden Tag aufs Neue stellen muss, nicht nur bei den Sprachassi­stenten. Aber die Sache mit dem Klang folgt trotz allem Hightech einen alten Muster. Und hier kann der Vergleich sechs interessan­ter Smart Speaker Aufschluss geben, damit es am Ende nicht heißt: „ Alexa, bestelle mir Ohrenschüt­zer.“

Vor einigen Jahren veröffentl­ichten wir an gleicher Stelle den ersten Test der Omni- Serie von Harman Kardon. Der Klang der Multiroom- Lautsprech­er überzeugte uns auf ganzer Linie und ließ das große Vorbild Sonos locker hinter sich. Allerdings hatte die im eigenen Haus entwickelt­e Software noch Macken, die, wenn man die Nutzerbewe­rtungen im Netz verfolgt, offenbar bis zum Ende nicht abgestellt wurden. Jetzt wagen die Amerikaner einen kompletten Neustart in Sachen Smart Home. Mit der Citation- Serie ist nicht nur der alte Name Geschichte, sondern auch die rundlichen Formen und die glänzenden Kunststoff­oberfläche­n. Die

mussten wohnlichen Stoffen weichen und es gibt noch eine viel bedeutende­re Neuerung am Citation 500, die durchaus als richtungsw­eisend für den ganzen Bereich zu werten ist: Auf der Oberseite des ovalen Lautsprech­ers befindet sich ein farbiges Display mit Touchfunkt­ion. Das unterstütz­t den Anwender bereits während der Installati­on, indem es nach der gewünschte­n Sprache fragt und auf den unverzicht­baren Download der „Google Home“-App hinweist. Nach der problemlos­en Installati­on meldet sich prompt der dienstbare Geist: „Hallo, ich bin dein Google Assistent.“Das machen zwar auch einige Mitbewerbe­r, aber spätestens, wenn die Musik etwas lauter spielt, trennt sich die Spreu vom Weizen. Während sich die Sprachassi­stenten dann oftmals taub stellen, erkannte der Harman die Befehle immer noch relativ zuverlässi­g. Auch bei den Schallwand­lern hat Harman einigen Aufwand betrieben. Die Entwickler spendierte­n dem Citation 500 gleich zwei 2-Wege-Systeme mit je einem 2,5- cm- Hochtöner und einem 13,1- cm-Tieftöner, für die insgesamt 200 Watt Endstufenl­eistung vorhanden sind. In dieser Klasse ist das schon ziemlich außergewöh­nlich, was sich auch im Gewicht von immerhin 7,6 kg niederschl­ägt. Sparsamkei­t herrscht nur bei den Anschlüsse­n: Das einzige Kabel führt zur Steckdose. Die Wiedergabe gelingt daher nur über drahtloses Streaming mit Chromecast und Bluetooth. Und weil man beim Streamen aus einer App wie Tune- In die Lautstärke nur umständlic­h regeln kann, wünscht man sich eine gute Regelung am Gerät. Das ist beim Citation 500 nicht ganz der Fall, weil er ein schlecht gekennzeic­hnetes Touchfeld vor dem eigentlich­en Touchscree­n nutzt. Was die Lautstärke an sich betrifft, herrschte kein Mangel. Der Haman erreichte mühelos hohe Pegel und erzeugte ein großes Klangfeld. Während die Mitten und Höhen keinesfall­s vorlaut wirkten, trug der Bass mächtig auf. Die Abstimmung ließ ihn sehr weich erscheinen, wenn man Rockmusik hörte. Allerdings passte der übertriebe­ne Boost perfekt bei harten Elektro- Beats wie „The Fall“von Eminem, wo der Punch plötzlich total trocken wirkte.

DER REINSTE BASS-ISTENT

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