SMART SPEAKER
„Spiel’s noch einmal, Sam“war gestern. Heute adressiert man Wünsche an Alexa oder Googles Assistenten. Die stecken in immer mehr Smart Speakern.
Wer heute etwas auf sich hält, muss smart sein. Doch der Begriff definiert keine feste Größe. Wer gestern noch als smart galt, guckt heute eher dumm aus der Wäsche. Für einen angesagten Smart Speaker reicht es nicht mehr aus, vernetzt zu sein, streamen zu können und sich für Multiroom-Systeme zu eignen: Das neue Zauberwort heißt „zuhören“. 1948, als George Orwell seine legendäre Dystopie „1984“verfasste, gab es kaum eine schlimmere Vorstellung als die vom „Großen Bruder“, der immer und überall mithört. Doch 1984 ist schon lange Geschichte. Viele von uns brennen geradezu darauf, in ihren hippen Smart Homes ständig belauscht zu werden. Digitale Assistenten sollen ihnen jeden Wunsch förmlich von den Lippen ablesen – sei es nun die Frage nach dem Wetter, Einträgen im Terminkalender oder der Wunsch nach automatischer Musikberieselung via Onlinedienst. Da stört es nicht einmal, dass die dazu nötigen Assistenten Diener zweier Herren sind: Der Google Assistant leitet jeden Befehl direkt an die Server der als Datenkrake berüchtigten Suchmaschine aus den USA weiter. Hinter Alexa steht der Online-Versender Amazon, der auch nicht gerade den Ruf genießt, zu den Vorreitern des Datenschutzes zu gehören. Doch offenbar bereiten solche Sorgen vielen Menschen gar keine Sorgen, denn der Trend zu sprachgesteuerten Smart Speakern nimmt immer mehr Fahrt auf. Nicht nur Hersteller wie Netgear oder Riva bieten entsprechende Lösungen an, auch die Designer- Dänen von Libratone machen mit. Sogar Traditionsmarken wie Harman Kardon, Klipsch und Yamaha springen auf den Zug auf. Was den Datenschutz betrifft, handelt es sich um eine Frage, die sich jeder einzelne jeden Tag aufs Neue stellen muss, nicht nur bei den Sprachassistenten. Aber die Sache mit dem Klang folgt trotz allem Hightech einen alten Muster. Und hier kann der Vergleich sechs interessanter Smart Speaker Aufschluss geben, damit es am Ende nicht heißt: „ Alexa, bestelle mir Ohrenschützer.“
Vor einigen Jahren veröffentlichten wir an gleicher Stelle den ersten Test der Omni- Serie von Harman Kardon. Der Klang der Multiroom- Lautsprecher überzeugte uns auf ganzer Linie und ließ das große Vorbild Sonos locker hinter sich. Allerdings hatte die im eigenen Haus entwickelte Software noch Macken, die, wenn man die Nutzerbewertungen im Netz verfolgt, offenbar bis zum Ende nicht abgestellt wurden. Jetzt wagen die Amerikaner einen kompletten Neustart in Sachen Smart Home. Mit der Citation- Serie ist nicht nur der alte Name Geschichte, sondern auch die rundlichen Formen und die glänzenden Kunststoffoberflächen. Die
mussten wohnlichen Stoffen weichen und es gibt noch eine viel bedeutendere Neuerung am Citation 500, die durchaus als richtungsweisend für den ganzen Bereich zu werten ist: Auf der Oberseite des ovalen Lautsprechers befindet sich ein farbiges Display mit Touchfunktion. Das unterstützt den Anwender bereits während der Installation, indem es nach der gewünschten Sprache fragt und auf den unverzichtbaren Download der „Google Home“-App hinweist. Nach der problemlosen Installation meldet sich prompt der dienstbare Geist: „Hallo, ich bin dein Google Assistent.“Das machen zwar auch einige Mitbewerber, aber spätestens, wenn die Musik etwas lauter spielt, trennt sich die Spreu vom Weizen. Während sich die Sprachassistenten dann oftmals taub stellen, erkannte der Harman die Befehle immer noch relativ zuverlässig. Auch bei den Schallwandlern hat Harman einigen Aufwand betrieben. Die Entwickler spendierten dem Citation 500 gleich zwei 2-Wege-Systeme mit je einem 2,5- cm- Hochtöner und einem 13,1- cm-Tieftöner, für die insgesamt 200 Watt Endstufenleistung vorhanden sind. In dieser Klasse ist das schon ziemlich außergewöhnlich, was sich auch im Gewicht von immerhin 7,6 kg niederschlägt. Sparsamkeit herrscht nur bei den Anschlüssen: Das einzige Kabel führt zur Steckdose. Die Wiedergabe gelingt daher nur über drahtloses Streaming mit Chromecast und Bluetooth. Und weil man beim Streamen aus einer App wie Tune- In die Lautstärke nur umständlich regeln kann, wünscht man sich eine gute Regelung am Gerät. Das ist beim Citation 500 nicht ganz der Fall, weil er ein schlecht gekennzeichnetes Touchfeld vor dem eigentlichen Touchscreen nutzt. Was die Lautstärke an sich betrifft, herrschte kein Mangel. Der Haman erreichte mühelos hohe Pegel und erzeugte ein großes Klangfeld. Während die Mitten und Höhen keinesfalls vorlaut wirkten, trug der Bass mächtig auf. Die Abstimmung ließ ihn sehr weich erscheinen, wenn man Rockmusik hörte. Allerdings passte der übertriebene Boost perfekt bei harten Elektro- Beats wie „The Fall“von Eminem, wo der Punch plötzlich total trocken wirkte.
DER REINSTE BASS-ISTENT