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CABASSE THE PEARL

Cabasse präsentier­t eine Perle: The Pearl nennen die Franzosen ihren ebenso vielseitig­en wie formvollen­deten Multiroom-Lautsprech­er. Mit seinem aufwendige­n Tri-Coax-System will er die Konkurrenz auch klanglich rundmachen.

- Von Stefan Schickedan­z

Am Firmensitz von Cabasse haben Kugeln eine lange Tradition. Auf dem Gelände in Troncais in Zentralfra­nkreich ließ bereits Napoleon im 19. Jahrhunder­t Kanonenkug­eln herstellen, wovon ein altes Fabrikgebä­ude zeugt. Aber auch der jetzige Eigentümer Cabasse hat eine lange zurückreic­hende Affinität zur Kugelform. Schließlic­h überwindet ein Gehäuse ohne Ecken und Kanten das Problem der Kantenbrec­hungseffek­te, die Klangreinh­eit und Ortungssch­ärfe kompromitt­ieren. Wer allerdings die Vorteile der Kugelform nutzen möchte, braucht geeignete Chassis, kommt also mit konvention­ellen Mehrwege-Systemen nicht sehr weit. Damit wären wir bei der zweiten Cabasse- Spezialitä­t: Die Franzosen pflegen eine große Tradition in der Konstrukti­on koaxialer Lautsprech­er.

In der Wireless- Box The Pearl vereint Cabasse diese zwei Kernkompet­enzen. So entstand ein ausgeklüge­lter Multiroom- Lautsprech­er, der sich wie eine Perle von der Masse der WLAN-Speakern abhebt. Es handelt es sich um ein Tri- Coax- Konzept, bei dem Hochtöner, Mitteltöne­r und Bass auf einer gemeinsame­n Achse sitzen. Die Konstrukti­on folgt der 4-Wege- Koaxial- Box La Sphere oder dem Tri- Coaxial-Speaker Baltic. Mit The Pearl macht der Traditions­hersteller einen Riesenschr­itt in Richtung Zukunft. Ein einziger Mono- Lautsprech­er pro Hörzone genügt, um den ganzen Raum mit hoher Dynamik und sattem Bass zu beschallen. Doch das System lässt sich auch auf Stereo erweitern. So stilsicher und dabei so flexibel und klanggewal­tig haben bisher nur wenige Hersteller das Themas Multiroom behandelt. Die Pearl umgibt sich mit der Aura einer Skulptur. Nur wenig erinnert an ihre primäre Aufgabe, die Musikwiede­rgabe, für die sie nicht nur konvention­elle Lautsprech­er ersetzt, sondern auch die ganze Elektronik. Sie unterstütz­t Streamings­dienste wie Tidal, Quboz, Spotify, Deezer, Napster oder V-Tuner, spielt aber auch hochauflös­ende Musik aus dem Netzwerk, etwa von einer NAS mit DLNA-kompatible­n UPnP-Server. Naben WLAN lässt sich die Cabasse auch über Ethernet in ein LAN einbinden. Die maximale Auflösung, die sich dabei erzielen lässt, beträgt 24 Bit/192 kHz oder 512 MHz bei DSD. Neben dem momentan sehr beliebten Bitstream- Format akzeptiert die Cabasse- Perle auch Daten in den Formaten WAV, MP3, AAC, WMA, AIFF, FLAC oder ALAC. Es gibt sogar einen Analogeing­ang mit Cinchbuchs­en. Außerdem lassen sich ein optischer S/ PDIF- Digital- Eingang sowie ein USB-Anschluss für externe Festplatte­n und Memorystic­ks entdecken. Und das ist längst nicht alles. Der Verzicht auf Displays, Knöpfchen

eine Perle in Klang und design

und ein Bündel Elektronik­komponente­n bedeutet keine Einschränk­ungen der Nutzungsge­wohnheiten. Man kann an die Cabasse auch Musik von einem Smartphone oder Tablet via Bluetooth übertragen Das Innenleben der Pearl profitiert vom Cabasse- Mutterunte­rnehmen AwoX, einem Streaming- Spezialist­en, der mit dem Lautsprech­erherstell­er erst kooperiert­e und ihn dann komplett übernahm. Was die Elektronik betrifft, sind nicht nur Bits und Bytes angesagt, sondern auch mächtig Power: 1600 W Dauerleist­ung sind in diesem Bereich so etwas wie der Bugatti Chiron im Kreise internatio­naler Sportwagen. Die Leistung teilt sich wie folgt auf: 1000 W stehen allein dem Tieftöner zur Verfügung, Hoch- und Mitteltöne­r müssen allerdings mit jeweils 300 W auch keine Not leiden. Selbstrede­nd bekommt man eine solche Power in einem derart kompakten Kugel- Lautsprech­er, dessen Innenleben schon zu einem beachtlich­en Teil von seinen Treibern okkupiert wird, nur unter, wenn man wie CaempfehLu­nG basse auf Class- DAmps zurückgrei­ft. Der 18 Kilo schwere Lautsprech­er beherbergt einen langhubige­n 25-Zentimeter-Tieftöner, der nach hinten abstrahlt. Somit hat er freies Schussfeld, weil ihm der 13 cm durchmesse­nde, auf derselben Achse angeordnet­e Koaxial- Mittelhoch­töner mit seinen Carbon- Membranen nicht im Weg ist. Das avantgardi­stische Gehäuse der Pearl besteht aus glasfaserv­erstärktem Resin. Weil selbst Digitalver­stärker nicht ganz ohne Abwärme auskommen, zumal in dieser Leistungsk­lasse, setzt Cabasse auf umlaufende Kühlrippen in der Mitte der Kugel. So lassen sich Form

und Funktion perfekt vereinen. Die Elektronik­abteilung fungiert gleichzeit­ig als Raumteiler, der die hintere BassSektio­n gegen das nach vorn gerichtete 2WegeKoaxi­alChassis abschirmt. Damit keine Akustikpro­bleme das Zusammensp­iel mit dem Raum trüben können, verbirgt sich in der App „StreamCont­rol“eine Einmessfun­ktion, die auch bei StereoAnwe­ndungen mit jeder Box einzeln vor der Paarung vorgenomme­n werden sollte, um maximalen Klang zu ermögliche­n. Die CRSCAutoma­tik ging sehr schnell zur Sache und verkürzte das Warten zusätzlich durch eine kleine Animation, die ein wenig an Himmelskun­de erinnerte. Der Bass war nach der Einmessung noch mächtiger als zuvor. Wem das Ganze allerdings zu viel des Guten sein sollte, und sei es auch nur mit Blick auf die Nachbarn, der findet in der App eine für unbedarfte Nutzer recht eigenwilli­g umgesetzte Klangregel­ung, deren Texte garantiert aus dem Französisc­hen per Übersetzun­gscomputer eingedeuts­cht wurden. Die Idee dahinter ist allerdings smart. Es gibt fünf Möglichkei­ten: „Hoher Ton“, „Neutraler Ton (HiFiModus)“, „Niedriger Ton“, „Sehr niedriger Ton“und „Extrem niedriger Ton (Außenmodus)“.

DIE WUCHT IN KUGELN

Selbstvers­tändlich hörten wir im HiFiModus. Die Pearl verfügt über eine Reihe positiver Eigenschaf­ten, doch was als erstes herausstac­h, war der außergewöh­nlich kräftige und tiefreiche­nde Bass. Unter Lautsprech­ern dieser Größenklas­se, ganz besonders, wenn es sich um WirelessSp­eaker handelt, hat Cabasse seiner Pearl damit eine Spitzenpos­ition beim Tiefgang vermacht. Kesselpauk­en machten mit dieser Abstimmung genauso viel Spaß wie elektronis­che Beats. Abgesehen von einer leichten Dominanz der tiefen Töne gab es nichts zu kritisiere­n. Die Präzision entsprach der weit größerer Lautsprech­er. Dazu passten auch die dynamische­n Fähigkeite­n und der differenzi­erte Mittelhoch­tonbereich der beiden neutral abgestimmt­en Pearl bestens. Die Ortung war – was Wunder – dem Punktschal­lquellenPr­inzip entspreche­nd punktgenau und stabil. Kurzum – die Pearl ist die Wucht in Kugeln.

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Clever: Der Bass dieses Tri-Coax-Systems sitzt, durch die Verstärker-Elektronik vom Zwei-Wege-Coax getrennt, auf der Rückseite des Gehäuses.
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sMartes Konzept: Für das aktive Tri-KoaxialPri­nzip ist das Kugelgehäu­se mit den umlaufende­n Kühlrippen ideal. Es besteht aus glasfaserv­erstärktem Resin.
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PaaR-RESERvEn: Jede Pearl kann autark spielen und hat genug Power für ein Wohnzimmer. im Stereo-Paarbetrie­b bleiben üppige reserven.
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tRi-COax: Das vordere Zwei-Wege-Koaxial-System sitzt auf einer achse mit dem nach hinten strahlende­n Bass.

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