CABASSE THE PEARL
Cabasse präsentiert eine Perle: The Pearl nennen die Franzosen ihren ebenso vielseitigen wie formvollendeten Multiroom-Lautsprecher. Mit seinem aufwendigen Tri-Coax-System will er die Konkurrenz auch klanglich rundmachen.
Am Firmensitz von Cabasse haben Kugeln eine lange Tradition. Auf dem Gelände in Troncais in Zentralfrankreich ließ bereits Napoleon im 19. Jahrhundert Kanonenkugeln herstellen, wovon ein altes Fabrikgebäude zeugt. Aber auch der jetzige Eigentümer Cabasse hat eine lange zurückreichende Affinität zur Kugelform. Schließlich überwindet ein Gehäuse ohne Ecken und Kanten das Problem der Kantenbrechungseffekte, die Klangreinheit und Ortungsschärfe kompromittieren. Wer allerdings die Vorteile der Kugelform nutzen möchte, braucht geeignete Chassis, kommt also mit konventionellen Mehrwege-Systemen nicht sehr weit. Damit wären wir bei der zweiten Cabasse- Spezialität: Die Franzosen pflegen eine große Tradition in der Konstruktion koaxialer Lautsprecher.
In der Wireless- Box The Pearl vereint Cabasse diese zwei Kernkompetenzen. So entstand ein ausgeklügelter Multiroom- Lautsprecher, der sich wie eine Perle von der Masse der WLAN-Speakern abhebt. Es handelt es sich um ein Tri- Coax- Konzept, bei dem Hochtöner, Mitteltöner und Bass auf einer gemeinsamen Achse sitzen. Die Konstruktion folgt der 4-Wege- Koaxial- Box La Sphere oder dem Tri- Coaxial-Speaker Baltic. Mit The Pearl macht der Traditionshersteller einen Riesenschritt in Richtung Zukunft. Ein einziger Mono- Lautsprecher pro Hörzone genügt, um den ganzen Raum mit hoher Dynamik und sattem Bass zu beschallen. Doch das System lässt sich auch auf Stereo erweitern. So stilsicher und dabei so flexibel und klanggewaltig haben bisher nur wenige Hersteller das Themas Multiroom behandelt. Die Pearl umgibt sich mit der Aura einer Skulptur. Nur wenig erinnert an ihre primäre Aufgabe, die Musikwiedergabe, für die sie nicht nur konventionelle Lautsprecher ersetzt, sondern auch die ganze Elektronik. Sie unterstützt Streamingsdienste wie Tidal, Quboz, Spotify, Deezer, Napster oder V-Tuner, spielt aber auch hochauflösende Musik aus dem Netzwerk, etwa von einer NAS mit DLNA-kompatiblen UPnP-Server. Naben WLAN lässt sich die Cabasse auch über Ethernet in ein LAN einbinden. Die maximale Auflösung, die sich dabei erzielen lässt, beträgt 24 Bit/192 kHz oder 512 MHz bei DSD. Neben dem momentan sehr beliebten Bitstream- Format akzeptiert die Cabasse- Perle auch Daten in den Formaten WAV, MP3, AAC, WMA, AIFF, FLAC oder ALAC. Es gibt sogar einen Analogeingang mit Cinchbuchsen. Außerdem lassen sich ein optischer S/ PDIF- Digital- Eingang sowie ein USB-Anschluss für externe Festplatten und Memorysticks entdecken. Und das ist längst nicht alles. Der Verzicht auf Displays, Knöpfchen
eine Perle in Klang und design
und ein Bündel Elektronikkomponenten bedeutet keine Einschränkungen der Nutzungsgewohnheiten. Man kann an die Cabasse auch Musik von einem Smartphone oder Tablet via Bluetooth übertragen Das Innenleben der Pearl profitiert vom Cabasse- Mutterunternehmen AwoX, einem Streaming- Spezialisten, der mit dem Lautsprecherhersteller erst kooperierte und ihn dann komplett übernahm. Was die Elektronik betrifft, sind nicht nur Bits und Bytes angesagt, sondern auch mächtig Power: 1600 W Dauerleistung sind in diesem Bereich so etwas wie der Bugatti Chiron im Kreise internationaler Sportwagen. Die Leistung teilt sich wie folgt auf: 1000 W stehen allein dem Tieftöner zur Verfügung, Hoch- und Mitteltöner müssen allerdings mit jeweils 300 W auch keine Not leiden. Selbstredend bekommt man eine solche Power in einem derart kompakten Kugel- Lautsprecher, dessen Innenleben schon zu einem beachtlichen Teil von seinen Treibern okkupiert wird, nur unter, wenn man wie CaempfehLunG basse auf Class- DAmps zurückgreift. Der 18 Kilo schwere Lautsprecher beherbergt einen langhubigen 25-Zentimeter-Tieftöner, der nach hinten abstrahlt. Somit hat er freies Schussfeld, weil ihm der 13 cm durchmessende, auf derselben Achse angeordnete Koaxial- Mittelhochtöner mit seinen Carbon- Membranen nicht im Weg ist. Das avantgardistische Gehäuse der Pearl besteht aus glasfaserverstärktem Resin. Weil selbst Digitalverstärker nicht ganz ohne Abwärme auskommen, zumal in dieser Leistungsklasse, setzt Cabasse auf umlaufende Kühlrippen in der Mitte der Kugel. So lassen sich Form
und Funktion perfekt vereinen. Die Elektronikabteilung fungiert gleichzeitig als Raumteiler, der die hintere BassSektion gegen das nach vorn gerichtete 2WegeKoaxialChassis abschirmt. Damit keine Akustikprobleme das Zusammenspiel mit dem Raum trüben können, verbirgt sich in der App „StreamControl“eine Einmessfunktion, die auch bei StereoAnwendungen mit jeder Box einzeln vor der Paarung vorgenommen werden sollte, um maximalen Klang zu ermöglichen. Die CRSCAutomatik ging sehr schnell zur Sache und verkürzte das Warten zusätzlich durch eine kleine Animation, die ein wenig an Himmelskunde erinnerte. Der Bass war nach der Einmessung noch mächtiger als zuvor. Wem das Ganze allerdings zu viel des Guten sein sollte, und sei es auch nur mit Blick auf die Nachbarn, der findet in der App eine für unbedarfte Nutzer recht eigenwillig umgesetzte Klangregelung, deren Texte garantiert aus dem Französischen per Übersetzungscomputer eingedeutscht wurden. Die Idee dahinter ist allerdings smart. Es gibt fünf Möglichkeiten: „Hoher Ton“, „Neutraler Ton (HiFiModus)“, „Niedriger Ton“, „Sehr niedriger Ton“und „Extrem niedriger Ton (Außenmodus)“.
DIE WUCHT IN KUGELN
Selbstverständlich hörten wir im HiFiModus. Die Pearl verfügt über eine Reihe positiver Eigenschaften, doch was als erstes herausstach, war der außergewöhnlich kräftige und tiefreichende Bass. Unter Lautsprechern dieser Größenklasse, ganz besonders, wenn es sich um WirelessSpeaker handelt, hat Cabasse seiner Pearl damit eine Spitzenposition beim Tiefgang vermacht. Kesselpauken machten mit dieser Abstimmung genauso viel Spaß wie elektronische Beats. Abgesehen von einer leichten Dominanz der tiefen Töne gab es nichts zu kritisieren. Die Präzision entsprach der weit größerer Lautsprecher. Dazu passten auch die dynamischen Fähigkeiten und der differenzierte Mittelhochtonbereich der beiden neutral abgestimmten Pearl bestens. Die Ortung war – was Wunder – dem PunktschallquellenPrinzip entsprechend punktgenau und stabil. Kurzum – die Pearl ist die Wucht in Kugeln.