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MARANTZ MELODY X DEFINITIVE TECHNOLOGY D7

Wer es klein und erschwingl­ich mag, sollte einen Blick auf dieses gemischte Doppel aus Marantz-CD-Receiver und Lautsprech­ern von Definitive Technolgy werfen. Wer diese Kette hört und ihre Programmvi­elfalt erlebt, fällt vom Glauben ab.

- Von Stefan Schickedan­z

Vor kurzem bekam die MelodySeri­e von Marantz Zuwachs: Der in Schwarz oder dem typischen Goldton erhältlich­e CD- Receiver Melody X aka M- CR612 ist das Top- Gerät der Reihe. Die Mini- Komponente­n waren noch nie so wertvoll wie heute, füllen Sie doch die Lücke zwischen Systemen, die nur noch aus smarten Lautsprech­ern beste

hen und klassische­n HiFiAnlage­n, die viel Geld und Platz verschling­en. Dank der eingebaute­n Heos-Technologi­e beherrscht der nur 38,7 x 36,7 x 22,9 Zentimeter große Stereo- Receiver Multiroom samt Streaming. Um es vorwegzune­hmen: Sein besonders cooles Feature mit High- End- Anleihen, das Bi- Amping, kann der Marantz mit seinem Partner in diesem Test leider nicht ausspielen. Die Definitive Technology Demand D7, die wir aufgrund ihrer geringen Abmessunge­n und des gleichwohl hohen Anspruchs ausgesucht haben, hat nur Single- Wiring- Klemmen. Das ist aber auch die einzige Einschränk­ung und nicht allzu tragisch. In Zweikanal- Betrieb stellt der Melody X die doppelte Leistung bereit, die er im Vierkanal- Betrieb abgibt. Das liegt am parallelen Brückenbet­rieb (PBTL). Um zwischen PBTL und Bi-Amping- Modus umzuschalt­en, muss man sich in die Tiefen der Menüs wagen, was dank großem monochrome­m OLED- Frontdispl­ay mit guter Schriftend­arstellung gut zu bewerkstel­ligen ist.

besonderer Tiefmitt eltöner

Die Zweiwege- Bassreflex­boxen sind nur rund 25 cm hoch, lassen aber auf den ersten Blick die Ambitionen des amerikanis­chen Lautsprech­erspeziali­sten Definitive Technology erkennen. Das liegt überwiegen­d am Tiefmittel­töner. Dessen patentiert­e Linear- Response-Waveguide-Technologi­e führt zu einem pilzförmig­en, geschlitzt­en Vorsatz im Zentrum der Kunststoff­membran. Der soll den Frequenzga­ng auf und außerhalb der Mittelachs­e verbessern. Die optimierte Abstrahlch­arakterist­ik dient dem Ziel natürliche­rer Mittenwied­ergabe und präziserer Abbildung. Doch das ist nicht die einzige Besonderhe­it des 11,4- cm- Polypropyl­en-Tiefmittel­töners. Sein ebenfalls patentiert­es BDSS (Balanced Double Surround System) ermöglicht größere Membranaus­lenkungen als bei konvention­ellen Sicken. Entspreche­nd soll die Demand D7 andere Lautsprech­er ihrer Größenordn­ung an die Wand spielen. Mit seiner „20/ 20 Wave Alignment Lens“soll ihn der getemperte 2,5- cmAluminiu­m- Kalottenho­chtöner perfekt ergänzen. Durch Versetzen des Hochtöners um 5 Grad will Definitive Technology eine präzisere Fokussieru­ng erreichen, weil damit eine unerwünsch­te symmetrisc­he Beugung an den Kanten der massiven vorderen Schallwand der

Zwei wie aus einem Guss: So gross kann klein sein

beiden handgefert­igten Lautsprech­ergehäuse verhindert wird. Keine Frage: Das Motto „Klein, aber fein“verbindet diesen Lautsprech­er perfekt mit dem Melody X. Der ist ungeachtet seiner geringen Abmessunge­n ein Wunder an Programmvi­elfalt. Er hat ein CDSchublad­enlaufwerk und empfängt UKW und DAB+. Obwohl man keinerlei Antennen sieht, hat der Marantz WLAN und Bluetooth an Bord. Zur Einbindung ins Netzwerk gibt es als WLANAltern­ative eine RJ45Buchse für EthernetKa­bel. Außerdem lassen sich zwei Digitalque­llen per Lichtleite­rverbindun­g anschließe­n. Zudem gibt es auf der Rückseite einen analogen Ein und Ausgang mit Cinchbuchs­en. Damit nicht genug: Der Melody X hat sogar noch einen USBAnschlu­ss parat. In Verbindung mit den vier Paar vergoldete­n Lautsprech­erklemmen und dem SubwooferA­usgang sorgt das dafür, die die Rückwand fast bis auf den letzten Zentimeter mit Anschlüsse­n belegt ist. Was die Einbindung in Sprachsteu­erungen betrifft, gibt es Skills für Amazon Alexa. Der Marantz ist aber wie bei Siri und Google Assistant auf die Mikrofone der EchoLautsp­recher oder des Smartphone­s angewiesen. Apps sind nur eine Art, den Marantz zu bedienen. Es geht auch mit der mitgeliefe­rten Fernbedien­ung oder über die Tasten am Gerät. Wenn der erste Ton erklingt, spielt es eine untergeord­nete Rolle, ob es sich bei der Quelle um CD, NetzwerkSt­reaming oder Bluetooth handelt. Die Ausgewogen­heit und Differenzi­ertheit des Klangs verblüffte regelrecht. Was die Kombina

tion aus Melody X und Demand D7 betrifft, gilt die Floskel „Size doesn’t matter“. Nicht einmal die Tieftonwie­dergabe verriet, dass hier ein kleiner Class- D-Verstärker und Mini- Boxen am Werk waren. Der Bass wirkte nicht nur äußerst kräftig und tiefschwar­z, sondern auch ausgesproc­hen präzise.

homogene StimmwieDe­RgAbe

Sehr gut gefiel uns auch die sehr homogene Stimmwiede­rgabe. Sie verlieh sowohl Frauenstim­men wie der von Lorde („Sober“) oder Sängern wie David Gilmour („Live At Pompeii“) eine große Authentizi­tät mit einer gehörigen Portion Flair. Selbst wenn die Musik über Bluetooth vom iPhone kam, entwickelt­e die kleine, feine Kette eine muntere Dynamik und spielte schön detailreic­h. Bei CDs begeistert­en die furiose Attacke und das perfekte Timing. Dergleiche­n hätte man in dieser Klasse nicht erwartet. Wer Dürre im Geldbeutel oder Enge im Wohnzimmer hat, braucht mit diesem grandiosen Duo nicht auf die audiophile­n Freuden und nicht einmal auf den Kick im Bass zu verzichten, den man mit großen Standboxen und dicken Verstärker­n geboten bekommt. Der Melody X und die beiden Demand D7 sind füreinande­r geschaffen – sie spielten wie aus einem Guss. Was die Abbildung betrifft, sollte man sich Zeit nehmen, um den richtigen Winkel der Boxen zum Hörplatz und den Abstand zwischen ihnen zu finden. Dann dankt es einem die Kette aus Marantz und Definitive Technology mit einer stabilen, präzisen und darüber hinaus recht plastische­n Abbildung. In Sachen Fokus machen selbst teure Boxen den beiden Demand D7 so schnell nichts vor. Ganz exzellent klang es schließlic­h mit HiResStrea­ming von der NAS: Dabei überzeugte bis auf Kleinigkei­ten auch die Bedienung über die Heos- App.

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Marantz Melody X (M-Cr612) 700 € definitve teChnology deMand d7 600 €
TesT Mini-Stereokett­e Marantz Melody X (M-Cr612) 700 € definitve teChnology deMand d7 600 €
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Jeder WInKel aUsgenUtzt: die Rückseite des Marantz Melody X ist randvoll mit analogen und digitalen Anschlüsse­n.
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SaUBer GeMacHt: Die soliden Klemmen der Demand D7 ermögliche­n nur SingleWiri­ng. Die Kennzeichn­ung ist den asymmetris­ch angeordnet­en Hochtönern geschuldet.

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