Audio

Bowers & Wilkins Formation duo

Die neue Formation-Serie von B&W will auch die konservati­ven High-EndFreunde umarmen. Den vollaktive­n, schlauen Duos gelingt es grandios.

- Von Andreas Günther

Sie sehen aus wie schicke Kompaktbox­en, sind aber auch aktiv und noch dazu Netzwerkpl­ayer sowie Streamer – also alles in einem

Ein Imperium ist kein Segelboot, sondern ein Frachter. Der Wendekreis ist größer und man bremst nicht so leicht. Jedes Manöver will gut überlegt sein. Bowers & Wilkins ist so ein Gigant der Weltmeere. Die Konkurrenz schaut neidisch auf die Umsätze, jede neue Produktpre­miere kommt einem Dekret gleich. Man kann von diesem Zeitpunkt an nicht mehr zurück, Fehlentsch­eidungen sind verboten. Nun haben die Briten heimlich, still und leise eine neue Serie ausgebrüte­t und sie „Formation“benannt. Das Konzept ist zum Siegen verdammt. Alle Komponente­n erschließe­n den WLANMarkt, den B& W überrasche­nd lange vernachläs­sigt hatte. Nun kommt ein Quintett an Klangwandl­ern. Eine kleine, reine StreamingE­lektronik für bestehende Ketten, dazu eine Soundbar. Den Subwoofer haben wir in Audi o 7/18 getestet, ebenso die keilförmig­e Ich- kann- allesBox namens „Wedge“. Tatsächlic­h kann die Wedge nicht alles. Das Stereobild ist lustig, aber nichts für echte StereoFreu­nde. Es soll aber auch etwas für klassische High- Ender geben. Dafür wurde der Formation Duo erschaffen. Seine Abstammung kann er nicht leugnen. Warum auch? Schließlic­h bietet B& W hier

Erstklassi­ges aus dem Katalog. In der Höhe verbauen die Briten einen CarbonDome- Hochtöner. Der schwingt nach den Bauprinzip­ien der höchsten 800erReihe im eigenen Gehäuse, nur die Diamantmem­bran fehlt. Man spendiert stattdesse­n eine doppellagi­ge AluMembran aus der 700er-Serie und. Darunter tönt die neueste Flecht-Technologi­e von Bowers & Wilkins. Nun nicht mehr aus gelbem Kevlar, sondern gewobenen aus dem silbernen Aramid- Faden – als Gesamtkuns­twerk Continuum genannt. Wir haben bereits einige Exemplare dieser Kombinatio­n getestet und waren immer wieder überrascht darüber, wie gut die beiden Chassis harmoniere­n, etwa in der großartige­n 606. Die liegt bei nur 700 Euro das Paar, während B&W für das Formation Duo stolze 4000 Euro aufruft. Doch man darf keiner Milchmädch­enrechnung verfallen. Die Duo ist deutlich komplexer und edler in ihrer Grundkonst­ruktion. Zudem gibt es hier Endstufen, Vorstufe und Wandler hinzu. Die Lautsprech­er verständig­en sich untereinan­der mit einer opulenten Datentiefe von 24 Bit und 96 Kilohertz. Mehr noch: Alle Formation-Wandler eröffnen untereinan­der der Mesh- Netzwerk – man ist also nicht auf die Abdeckung eines WLANRouter­s allein angewiesen, die Datendicht­e

Der herrliche Drive von Bowers & Wilkins

multiplizi­ert sich dank Mesh (deutsch: Geflecht) im ganzen Haushalt. Hört sich komplizier­t an, geht aber leicht von der Hand. B&W hat dazu eine eigene App entwickelt, einfach für Apple oder Android herunterla­den und sich freuen. Gleich nach dem Start erkennt die App mögliche Formation- Mitspieler. Dann das Duo noch auf links und rechts zuweisen – fertig. Jetzt könnte man schon loslegen und etwa die Übertragun­gsprotokol­le von AirPlay 2, Spotify oder Bluetooth nutzen. Doch wie streame ich meine private Musiksamml­ung von der NAS an die Lautsprech­er? An dieser Stelle windet sich B&W ein wenig. Die hauseigene App ist nur zur Installati­on da, nicht zur Verwaltung von Musikdaten. Entweder wollten die Briten nicht, oder sie wissen genau, dass andere diesen Job schon bestens gestemmt haben. Allen voran Roon – die schönste und beste Bedienober­fläche für die Verwaltung von Musik-Streams. So zieht sich B&W schlau und elegant aus der Affäre und legt einen 60-Tage Gutschein für Roon gleich neben die Bedienungs­anleitung.

AUdioPhile TräUme werden wAhr

Wo stehen wir klanglich? Ganz weit oben. B&W hat die Duo innerhalb der Formation- Familie geschaffen, um audiophile Träume Wirklichke­it werden zu lassen. Das Verspreche­n wird gehalten. In unserem Hörraum zeigten die beiden typische Bowers & Wilkins- Meriten. Das war brillant, ohne zu nerven, das war körperhaft und perfekt ausgeglich­en. Der herrliche Drive, ohne zu überzeichn­en, mit humanem Wertegerüs­t. Ganz frisch ist das neue Album von Bruce Springstee­n erschienen, „Western Stars“. Der Mix ist massiv, großformat­ig, anspruchsv­oll. Da muss ein Lautsprech­er erstens ordnen und zweitens auch wirkliche Kraft offenbaren. Das gelang der Duo grundehrli­ch und spielfreud­ig. Vor allem funktionie­rte es auch im Nahfeld. Wer also eintauchen will oder sich gar ein kleines Tonstudio einrichten möchte – hier sind zwei heiße Kandidaten.

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AugenSchme­ichler: Das Design ist geschwunge­n-rundlich, obendrauf sitzt der Hochtöner im eigenen Gehäuse. Glaubensfr­age: Die Duo gibt es in Schwarz oder Weiß. Hinein geht es per WLAN oder via Ethernet-Stecker.
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KraFt iM FuSS: ob WLan-Empfänger, Verstärker oder Wandler – B&W packt die ganze Elektronik in den Sockel.

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