Bowers & Wilkins Formation duo
Die neue Formation-Serie von B&W will auch die konservativen High-EndFreunde umarmen. Den vollaktiven, schlauen Duos gelingt es grandios.
Sie sehen aus wie schicke Kompaktboxen, sind aber auch aktiv und noch dazu Netzwerkplayer sowie Streamer – also alles in einem
Ein Imperium ist kein Segelboot, sondern ein Frachter. Der Wendekreis ist größer und man bremst nicht so leicht. Jedes Manöver will gut überlegt sein. Bowers & Wilkins ist so ein Gigant der Weltmeere. Die Konkurrenz schaut neidisch auf die Umsätze, jede neue Produktpremiere kommt einem Dekret gleich. Man kann von diesem Zeitpunkt an nicht mehr zurück, Fehlentscheidungen sind verboten. Nun haben die Briten heimlich, still und leise eine neue Serie ausgebrütet und sie „Formation“benannt. Das Konzept ist zum Siegen verdammt. Alle Komponenten erschließen den WLANMarkt, den B& W überraschend lange vernachlässigt hatte. Nun kommt ein Quintett an Klangwandlern. Eine kleine, reine StreamingElektronik für bestehende Ketten, dazu eine Soundbar. Den Subwoofer haben wir in Audi o 7/18 getestet, ebenso die keilförmige Ich- kann- allesBox namens „Wedge“. Tatsächlich kann die Wedge nicht alles. Das Stereobild ist lustig, aber nichts für echte StereoFreunde. Es soll aber auch etwas für klassische High- Ender geben. Dafür wurde der Formation Duo erschaffen. Seine Abstammung kann er nicht leugnen. Warum auch? Schließlich bietet B& W hier
Erstklassiges aus dem Katalog. In der Höhe verbauen die Briten einen CarbonDome- Hochtöner. Der schwingt nach den Bauprinzipien der höchsten 800erReihe im eigenen Gehäuse, nur die Diamantmembran fehlt. Man spendiert stattdessen eine doppellagige AluMembran aus der 700er-Serie und. Darunter tönt die neueste Flecht-Technologie von Bowers & Wilkins. Nun nicht mehr aus gelbem Kevlar, sondern gewobenen aus dem silbernen Aramid- Faden – als Gesamtkunstwerk Continuum genannt. Wir haben bereits einige Exemplare dieser Kombination getestet und waren immer wieder überrascht darüber, wie gut die beiden Chassis harmonieren, etwa in der großartigen 606. Die liegt bei nur 700 Euro das Paar, während B&W für das Formation Duo stolze 4000 Euro aufruft. Doch man darf keiner Milchmädchenrechnung verfallen. Die Duo ist deutlich komplexer und edler in ihrer Grundkonstruktion. Zudem gibt es hier Endstufen, Vorstufe und Wandler hinzu. Die Lautsprecher verständigen sich untereinander mit einer opulenten Datentiefe von 24 Bit und 96 Kilohertz. Mehr noch: Alle Formation-Wandler eröffnen untereinander der Mesh- Netzwerk – man ist also nicht auf die Abdeckung eines WLANRouters allein angewiesen, die Datendichte
Der herrliche Drive von Bowers & Wilkins
multipliziert sich dank Mesh (deutsch: Geflecht) im ganzen Haushalt. Hört sich kompliziert an, geht aber leicht von der Hand. B&W hat dazu eine eigene App entwickelt, einfach für Apple oder Android herunterladen und sich freuen. Gleich nach dem Start erkennt die App mögliche Formation- Mitspieler. Dann das Duo noch auf links und rechts zuweisen – fertig. Jetzt könnte man schon loslegen und etwa die Übertragungsprotokolle von AirPlay 2, Spotify oder Bluetooth nutzen. Doch wie streame ich meine private Musiksammlung von der NAS an die Lautsprecher? An dieser Stelle windet sich B&W ein wenig. Die hauseigene App ist nur zur Installation da, nicht zur Verwaltung von Musikdaten. Entweder wollten die Briten nicht, oder sie wissen genau, dass andere diesen Job schon bestens gestemmt haben. Allen voran Roon – die schönste und beste Bedienoberfläche für die Verwaltung von Musik-Streams. So zieht sich B&W schlau und elegant aus der Affäre und legt einen 60-Tage Gutschein für Roon gleich neben die Bedienungsanleitung.
AUdioPhile TräUme werden wAhr
Wo stehen wir klanglich? Ganz weit oben. B&W hat die Duo innerhalb der Formation- Familie geschaffen, um audiophile Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Das Versprechen wird gehalten. In unserem Hörraum zeigten die beiden typische Bowers & Wilkins- Meriten. Das war brillant, ohne zu nerven, das war körperhaft und perfekt ausgeglichen. Der herrliche Drive, ohne zu überzeichnen, mit humanem Wertegerüst. Ganz frisch ist das neue Album von Bruce Springsteen erschienen, „Western Stars“. Der Mix ist massiv, großformatig, anspruchsvoll. Da muss ein Lautsprecher erstens ordnen und zweitens auch wirkliche Kraft offenbaren. Das gelang der Duo grundehrlich und spielfreudig. Vor allem funktionierte es auch im Nahfeld. Wer also eintauchen will oder sich gar ein kleines Tonstudio einrichten möchte – hier sind zwei heiße Kandidaten.