MinidSp SHd
Ein Raumkorrektur-Prozessor mit D/A-Wandler, Vorverstärker und Streamer: Der MiniDSP SHD verbessert den Raum und die Lautsprecher-Aufstellung.
Ein Raumkorrektur-Prozessor, D/AWandler, Vorverstärker, Streamer – und der MiniDSP ist nicht mal teuer
Genug ist nicht genug – dieser Grundsatz ist für manchen HiFi- Fan oberstes Gebot. Da geht es vom aus Tonabnehmer, Tonarm und Laufwerk individuell kombinierten Plattenspieler in den MC- Übertrager, Phono-Vorverstärker und Vorverstärker, bevor ein Endverstärker das Signal auf das für Lautsprecher nötige Maß bringt. Dazu kommen dann noch CD- Laufwerk, D/AWandler, Streamer und Netzwerk- Server. Kisten ohne Ende. Wer dieser Gigantomanie irgendwann überdrüssig wird, braucht nicht gleich das schöne und sogar lebensverlängernde Hobby „Musikhören“aufzugeben. Schließlich gibt es Alleskönner, die eine ganze Reihe von Geräten in sich vereinen. Etwa den MiniDSP SHD, den Blue Planet Acoustic für 1699 Euto anbietet. Der „Streaming High Definition“(= SHD) ist zunächst ein analoger LineLevel-Vorverstärker, der zumindest für den Anschluss eines Plattenspielers noch einen Phono- Vorverstärker braucht. Doch neben je einem analogen Stereo- Eingang mit unsymmetrischen
Cinch- und einem mit symmetrischen XLR- Eingängen bietet der SHD auch drei digitale Eingänge und ein USB- Audio- Interface zum PC. Der SHD ist also auch ein D/A-Wandler. Auf der Rückseite des angenehm schlicht gestalteten Gerätes finden sich vier weitere XLRund sechs RCA- Buchsen, mit denen sich zwei Stereo- Ausgänge in symmetrischer oder unsymmetrischer Analogtechnik oder als digitales S/ PDIF- Signal realisieren lassen. Hiermit sind auch universelle elektronische Frequenzweichen auf DSP- Basis realisierbar. Den analogen Ausgängen gegenüber befinden sich neben der Netzbuchse mit Einschalter noch eine Ethernet- Buchse und ein USB-Anschluss vom Typ A.
STREAMING MIT VOLUMIO
WLAN bietet der SHD nicht; der Ethernet- Anschluss und die USB- Buchse sind dem eingebauten Streamer zugeordnet, der auf dem audiophilen Player Volumio basiert. Er kann Musik sowohl von einer fest angeschlossenen Festplatte als auch von DLNA-Servern aus dem Heimnetz streamen. Darüber hinaus versteht sich Volumio auch auf Spotify, Tidal und Qobuz. Steuern lässt sich Volumio über ein Web- Interface, das eine auf PC, Tablets und Smartphones angepasste Oberfläche bietet – Responsive Webdesign nennt sich das. Wer über Volumio auch Radio hören möchte, sollte sich die Suche über dieses Interface ersparen und lieber die Web- Adressen seiner bevorzugten Sender direkt eingeben. Hilfreich ist, dass sich der Streamer außer auf DLNA auch auf UPNP versteht. Der Steuerung über Smartphone- Apps wie BubbleUPNP steht also nichts im Wege.
mit Dirac Den raum verbessern
Neben dem Streamer besitzt der MiniDSP SHD eine weitere Innovation, die das Potenzial einer erheblichen Klangverbesserung in sich trägt: einen Digitalen Signal- Prozessor (DSP), der Einflüsse von Lautsprecher, Aufstellung und Raumakustik in hohem Maße korrigiert – mit einer Software von Dirac Research. Hierzu muss man ein Einmessprogramm auf dem PC installieren, das einen in wenigen Schritten durch die Messung führt. Praktisch: Das benötigte Messmikrofon UMIK-1 liefert Blue Plane Acoustic beim Kauf des SHD gleich mit. Da es per USBAn
schluss an den PC findet, ist sein Einsatz unproblematisch. Zur Einmessung wird das Mikrofon nacheinander auf Vorgabe der Software in mehrere Positionen gebracht. Die Messpunkte sind mehr oder weniger breit verteilt, abhängig davon, ob für einen einzelnen Sitzplatz, eine Couch oder ein größeres Publikum optimiert werden soll. Wir wählten die Couch und hatten nach Abschluss der Messungen noch die Wahl, auf welche Soll- Kurve der Frequenzgang optimiert werden soll. Auf Anhieb gute Ergebnisse brachte eine Kurve, die der obersten Psychoakustiker Sean Olive von Harman International experimentell bestimmt hat. Sinnvoll: Am oberen und vor allem unteren Ende des Spektrums kann ein Teil des Frequenzgangs von der Korrektur ausgeschlossen werden. Das verhindert etwa, dass einem Basschassis nach der Korrektur Tieftonpegel abverlangt werden, für die es nicht ausgelegt ist. Für einen HiFi- Profi ist der Einmessvorgang natürlich kein Problem. Doch auch in Messtechnik weniger versierte Zeitgenossen sollten sich mithilfe der gut assistierenden, wenngleich englisch gehaltenen Software in kurzer Zeit durch das Prozedere arbeiten können. Sollte die Einmessung trotz einfach zu bedienender Dirac- Software Probleme bereiten, so bietet Blue Planet Acoustic an, per Fernwartungs-Software und Telefon zu assistieren. Dieser Service wird zwar gesondert in Rechnung gestellt, doch selbst bei rund 100 Euro pro Stunde – so die im Gespräch mit Audio angedachte Summe – bei vielleicht ein oder zwei Stunden Setup-Zeit ist die selbst in einem akustisch guten Wohnraum erreichbare Klangverbesserung noch ein Schnäppchen.
DER HÖRRAUM TAT SICH AUF
Schon linear betrieben ist der MiniDSP SHD eine sehr transparent und stimmig klingende Vorverstärker-Streamer- Kombination. Doch gibt man ihm die Chance, die Fehler zu korrigieren, die auch in akustisch und in puncto Lautsprecheraufstellung optimierten Räumen auftreten, eröffnet sich eine neue Welt. Das war zum Beispiel zu erleben beim Bass von Jaco Pastorius auf Joni Mitchells „Don Juan’s Reckless Daughter“. Der Opener „Overture“läuft eine halbe Ewigkeit, bevor der Ausnahmekünstler das erste Mal einsetzt und eine Mischung aus Präzision und Urgewalt heraufbeschwört, die so kein zweites Mal
auf LP gebannt wurde. Ohne Raumkorrektur war das durchaus zu erahnen, doch mit aktiviertem Dirac von Resonanzen befreit, meinte man, die Luft flirren zu sehen. Das Mehr an Authentizität beantwortet auch die Frage, ob das Signal eines hochwertigen Plattenspielers (Sondek/ Ittok/Goldring- MC) über zusätzliche A/ D- und D/A-Wandler geführt werden darf, um die Raumkorrektur zu ermöglichen, mit einem klaren Ja. Oberhalb des von Raummoden geplagten Bereiches und bei Nutzung des Streamers ist die Dirac-Wirkung nicht weniger drastisch. Bei Kip Hanrahans Version von „Love Is Like A Cigarette“(von „Days and Nights of Blue Luck Inverted“, 1988) ist schon die unkorrigierte Wiedergabe ein Genuss ohne Reue. Mit Korrektur bekommen die Bläser diese leichte Wärme, die sonst höchstens bei Live- Darbietungen und guter Akustik zu hören ist. Das gelingt, ohne dass die Hörner an metallischem Obertonglanz verlieren. Und der Übergang zum gefühlvollen, dann unbegleiteten Gesang von Carmen Lundy macht den Duke- Ellington- Klassiker endgültig zum großen Kino. Damit soll nun nicht behauptet werden, dass der MiniDSP SHD aus einer hundsmiserablen Raumakustik oder einer ungeeigneten Lautsprecheraufstellung ein perfektes Ergebnis zaubert – doch verbessern kann er sie allemal. Wenn die Grundvoraussetzungen stimmen, schafft es der RaumkorrekturStreamer-Voverstärker, den Hörer zum Live- Konzert in einen Jazzclub nach Minneapolis zu entführen, um inmitten von Gläserklappern, Stühlerücken und anderen Publikumgsgeräuschen einem Sänger und einem Pianisten bei der Darbietung von „Send In The Clowns“zu lauschen (Bill Henderson: „Live At The Times“, 1977). Das ist dann reine Magie.