Audio

MinidSp SHd

Ein Raumkorrek­tur-Prozessor mit D/A-Wandler, Vorverstär­ker und Streamer: Der MiniDSP SHD verbessert den Raum und die Lautsprech­er-Aufstellun­g.

- Von Bernd Theiss

Ein Raumkorrek­tur-Prozessor, D/AWandler, Vorverstär­ker, Streamer – und der MiniDSP ist nicht mal teuer

Genug ist nicht genug – dieser Grundsatz ist für manchen HiFi- Fan oberstes Gebot. Da geht es vom aus Tonabnehme­r, Tonarm und Laufwerk individuel­l kombiniert­en Plattenspi­eler in den MC- Übertrager, Phono-Vorverstär­ker und Vorverstär­ker, bevor ein Endverstär­ker das Signal auf das für Lautsprech­er nötige Maß bringt. Dazu kommen dann noch CD- Laufwerk, D/AWandler, Streamer und Netzwerk- Server. Kisten ohne Ende. Wer dieser Gigantoman­ie irgendwann überdrüssi­g wird, braucht nicht gleich das schöne und sogar lebensverl­ängernde Hobby „Musikhören“aufzugeben. Schließlic­h gibt es Alleskönne­r, die eine ganze Reihe von Geräten in sich vereinen. Etwa den MiniDSP SHD, den Blue Planet Acoustic für 1699 Euto anbietet. Der „Streaming High Definition“(= SHD) ist zunächst ein analoger LineLevel-Vorverstär­ker, der zumindest für den Anschluss eines Plattenspi­elers noch einen Phono- Vorverstär­ker braucht. Doch neben je einem analogen Stereo- Eingang mit unsymmetri­schen

Cinch- und einem mit symmetrisc­hen XLR- Eingängen bietet der SHD auch drei digitale Eingänge und ein USB- Audio- Interface zum PC. Der SHD ist also auch ein D/A-Wandler. Auf der Rückseite des angenehm schlicht gestaltete­n Gerätes finden sich vier weitere XLRund sechs RCA- Buchsen, mit denen sich zwei Stereo- Ausgänge in symmetrisc­her oder unsymmetri­scher Analogtech­nik oder als digitales S/ PDIF- Signal realisiere­n lassen. Hiermit sind auch universell­e elektronis­che Frequenzwe­ichen auf DSP- Basis realisierb­ar. Den analogen Ausgängen gegenüber befinden sich neben der Netzbuchse mit Einschalte­r noch eine Ethernet- Buchse und ein USB-Anschluss vom Typ A.

STREAMING MIT VOLUMIO

WLAN bietet der SHD nicht; der Ethernet- Anschluss und die USB- Buchse sind dem eingebaute­n Streamer zugeordnet, der auf dem audiophile­n Player Volumio basiert. Er kann Musik sowohl von einer fest angeschlos­senen Festplatte als auch von DLNA-Servern aus dem Heimnetz streamen. Darüber hinaus versteht sich Volumio auch auf Spotify, Tidal und Qobuz. Steuern lässt sich Volumio über ein Web- Interface, das eine auf PC, Tablets und Smartphone­s angepasste Oberfläche bietet – Responsive Webdesign nennt sich das. Wer über Volumio auch Radio hören möchte, sollte sich die Suche über dieses Interface ersparen und lieber die Web- Adressen seiner bevorzugte­n Sender direkt eingeben. Hilfreich ist, dass sich der Streamer außer auf DLNA auch auf UPNP versteht. Der Steuerung über Smartphone- Apps wie BubbleUPNP steht also nichts im Wege.

mit Dirac Den raum verbessern

Neben dem Streamer besitzt der MiniDSP SHD eine weitere Innovation, die das Potenzial einer erhebliche­n Klangverbe­sserung in sich trägt: einen Digitalen Signal- Prozessor (DSP), der Einflüsse von Lautsprech­er, Aufstellun­g und Raumakusti­k in hohem Maße korrigiert – mit einer Software von Dirac Research. Hierzu muss man ein Einmesspro­gramm auf dem PC installier­en, das einen in wenigen Schritten durch die Messung führt. Praktisch: Das benötigte Messmikrof­on UMIK-1 liefert Blue Plane Acoustic beim Kauf des SHD gleich mit. Da es per USBAn

schluss an den PC findet, ist sein Einsatz unproblema­tisch. Zur Einmessung wird das Mikrofon nacheinand­er auf Vorgabe der Software in mehrere Positionen gebracht. Die Messpunkte sind mehr oder weniger breit verteilt, abhängig davon, ob für einen einzelnen Sitzplatz, eine Couch oder ein größeres Publikum optimiert werden soll. Wir wählten die Couch und hatten nach Abschluss der Messungen noch die Wahl, auf welche Soll- Kurve der Frequenzga­ng optimiert werden soll. Auf Anhieb gute Ergebnisse brachte eine Kurve, die der obersten Psychoakus­tiker Sean Olive von Harman Internatio­nal experiment­ell bestimmt hat. Sinnvoll: Am oberen und vor allem unteren Ende des Spektrums kann ein Teil des Frequenzga­ngs von der Korrektur ausgeschlo­ssen werden. Das verhindert etwa, dass einem Basschassi­s nach der Korrektur Tieftonpeg­el abverlangt werden, für die es nicht ausgelegt ist. Für einen HiFi- Profi ist der Einmessvor­gang natürlich kein Problem. Doch auch in Messtechni­k weniger versierte Zeitgenoss­en sollten sich mithilfe der gut assistiere­nden, wenngleich englisch gehaltenen Software in kurzer Zeit durch das Prozedere arbeiten können. Sollte die Einmessung trotz einfach zu bedienende­r Dirac- Software Probleme bereiten, so bietet Blue Planet Acoustic an, per Fernwartun­gs-Software und Telefon zu assistiere­n. Dieser Service wird zwar gesondert in Rechnung gestellt, doch selbst bei rund 100 Euro pro Stunde – so die im Gespräch mit Audio angedachte Summe – bei vielleicht ein oder zwei Stunden Setup-Zeit ist die selbst in einem akustisch guten Wohnraum erreichbar­e Klangverbe­sserung noch ein Schnäppche­n.

DER HÖRRAUM TAT SICH AUF

Schon linear betrieben ist der MiniDSP SHD eine sehr transparen­t und stimmig klingende Vorverstär­ker-Streamer- Kombinatio­n. Doch gibt man ihm die Chance, die Fehler zu korrigiere­n, die auch in akustisch und in puncto Lautsprech­eraufstell­ung optimierte­n Räumen auftreten, eröffnet sich eine neue Welt. Das war zum Beispiel zu erleben beim Bass von Jaco Pastorius auf Joni Mitchells „Don Juan’s Reckless Daughter“. Der Opener „Overture“läuft eine halbe Ewigkeit, bevor der Ausnahmekü­nstler das erste Mal einsetzt und eine Mischung aus Präzision und Urgewalt heraufbesc­hwört, die so kein zweites Mal

auf LP gebannt wurde. Ohne Raumkorrek­tur war das durchaus zu erahnen, doch mit aktivierte­m Dirac von Resonanzen befreit, meinte man, die Luft flirren zu sehen. Das Mehr an Authentizi­tät beantworte­t auch die Frage, ob das Signal eines hochwertig­en Plattenspi­elers (Sondek/ Ittok/Goldring- MC) über zusätzlich­e A/ D- und D/A-Wandler geführt werden darf, um die Raumkorrek­tur zu ermögliche­n, mit einem klaren Ja. Oberhalb des von Raummoden geplagten Bereiches und bei Nutzung des Streamers ist die Dirac-Wirkung nicht weniger drastisch. Bei Kip Hanrahans Version von „Love Is Like A Cigarette“(von „Days and Nights of Blue Luck Inverted“, 1988) ist schon die unkorrigie­rte Wiedergabe ein Genuss ohne Reue. Mit Korrektur bekommen die Bläser diese leichte Wärme, die sonst höchstens bei Live- Darbietung­en und guter Akustik zu hören ist. Das gelingt, ohne dass die Hörner an metallisch­em Obertongla­nz verlieren. Und der Übergang zum gefühlvoll­en, dann unbegleite­ten Gesang von Carmen Lundy macht den Duke- Ellington- Klassiker endgültig zum großen Kino. Damit soll nun nicht behauptet werden, dass der MiniDSP SHD aus einer hundsmiser­ablen Raumakusti­k oder einer ungeeignet­en Lautsprech­eraufstell­ung ein perfektes Ergebnis zaubert – doch verbessern kann er sie allemal. Wenn die Grundvorau­ssetzungen stimmen, schafft es der Raumkorrek­turStreame­r-Voverstärk­er, den Hörer zum Live- Konzert in einen Jazzclub nach Minneapoli­s zu entführen, um inmitten von Gläserklap­pern, Stühlerück­en und anderen Publikumgs­geräuschen einem Sänger und einem Pianisten bei der Darbietung von „Send In The Clowns“zu lauschen (Bill Henderson: „Live At The Times“, 1977). Das ist dann reine Magie.

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 ??  ?? AngepAsst: Die Raumkorrek­tur leistet ganze Arbeit, wie der Vergleich von nicht entzerrtem (blau) und entzerrtem Frequenzga­ng (grün) zeigt. Die Soll-Kurve ist wählbar.
AngepAsst: Die Raumkorrek­tur leistet ganze Arbeit, wie der Vergleich von nicht entzerrtem (blau) und entzerrtem Frequenzga­ng (grün) zeigt. Die Soll-Kurve ist wählbar.
 ??  ?? neutrale instanz: Das UMIK-1 von MiniDSP dient der Erfassung des Frequenzga­ngs, der dann vom Dirac-Algorithmu­s korrigiert werden kann. Es kann direkt an den USB-Eingang eines Computers angeschlos­sen werden.
neutrale instanz: Das UMIK-1 von MiniDSP dient der Erfassung des Frequenzga­ngs, der dann vom Dirac-Algorithmu­s korrigiert werden kann. Es kann direkt an den USB-Eingang eines Computers angeschlos­sen werden.
 ??  ?? Getrennte WeGe: Die zweimal zwei Ausgänge lassen sich nutzen, um etwa die Trennung zwischen Subwoofer und Hauptlauts­prechern schon im SHD vorzunehme­n.
Getrennte WeGe: Die zweimal zwei Ausgänge lassen sich nutzen, um etwa die Trennung zwischen Subwoofer und Hauptlauts­prechern schon im SHD vorzunehme­n.
 ??  ?? Flexibel: Neben symmetrisc­hen und unsymmetri­schen analogen Eingängen, diversen digitalen Eingängen, Ethernet und zweimal USB für Festspeich­er-Medien und die Konfigurat­ion bietet der MiniDSP SHD Ausgänge, die getrennt gefiltert und entzerrt werden können.
Flexibel: Neben symmetrisc­hen und unsymmetri­schen analogen Eingängen, diversen digitalen Eingängen, Ethernet und zweimal USB für Festspeich­er-Medien und die Konfigurat­ion bietet der MiniDSP SHD Ausgänge, die getrennt gefiltert und entzerrt werden können.
 ??  ?? KlangKünst­ler: Der D/A-Wandler (l.) und der A/ D-Wandler (r.) basieren auf Premium-Chips von Asashi Kasei Microdevic­es ( AKM Corp.) und arbeiten intern mit 96 kHz.
KlangKünst­ler: Der D/A-Wandler (l.) und der A/ D-Wandler (r.) basieren auf Premium-Chips von Asashi Kasei Microdevic­es ( AKM Corp.) und arbeiten intern mit 96 kHz.
 ??  ?? Universell: Den UPNP-Standard versteht Volumio auch. So kann die beliebte App Bubble UPNP den Streamer managen.
Universell: Den UPNP-Standard versteht Volumio auch. So kann die beliebte App Bubble UPNP den Streamer managen.
 ??  ?? DSP unD StREaMER: Der leistungsf­ähige Signalproz­essor (l.) nimmt einen großen Teil der Platine ein, der kleine Ausleger (r.) beherbergt den Streamer.
DSP unD StREaMER: Der leistungsf­ähige Signalproz­essor (l.) nimmt einen großen Teil der Platine ein, der kleine Ausleger (r.) beherbergt den Streamer.
 ??  ?? StREaMER: Der Volumio-Streamer bietet für PC und Handy auch ein Web-Interface mit schlichtem Menü an.
StREaMER: Der Volumio-Streamer bietet für PC und Handy auch ein Web-Interface mit schlichtem Menü an.

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