Audiolab 6000n Play
Audiolab spendiert dem neuen Streamer 6000N Play einen Top-DAC von ESS, spart aber an der Ausstattung. Kommt hier der Traum für Puristen?
Dieser Netzwerk-Player verzichtet auf Schnickschnack. Ein amtlicher Wandler und eine gute App, ist alles was er braucht – und er klingt prima
Zu einer Zeit, in der selbst kleine Smart Speaker bisweilen mit einem praktischen Display aufwarten, fällt ein Asket wie der Audiolab 6000N Play total aus dem Rahmen. Er positioniert sich damit als Gipfel des Purismus. Kein anderer Streamer tritt derzeit so spektakulär unspektakulär auf wie der Brite. An seiner Front finden sich noch nicht einmal Tasten für Start, Stopp oder gar Titelsprung. So ganz ohne Knöpfe wollten die Entwickler den 6000N Play dann aber doch nicht ins Rennen um die Käufergunst schicken. Frei nach dem Motto „sechs sells“platzierten sie auf der rechten Seite seiner glatten Aluminium- Frontplatte ein halbes Dutzend runder Knöpfchen, die auf die Bequemlichkeit der Nutzer zielen.
Mit ihnen kann der Besitzer umstandslos seine Lieblingssender oder seine liebsten Playlists während der Wiedergabe durch Drücken und Halten eines Knopf abspeichern. Es genügt dann ein kurzer Druck auf die entsprechende Speichertaste, und der Audiolab spielt das entsprechende Programm. Bisher kannte man solche aus dem Leben gegriffene, praktische Features eher von Lifestyle- Produkten wie den WLAN- Boxen von Bose. Wenn man bedenkt, wie viel Aufwand der große amerikanische Konzern in die treffsichere Erforschung von Nutzergewohnheiten steckt, kann die kleine, feine britische HiFi-Schmiede mit diesem Kniff eigentlich nichts falsch machen. Der User aber schon: Mangels visueller Rückmeldung und langer Reaktionszeit darf man sich nicht dazu verleiten lassen, von einer Fehlfunktion auszugehen und wild auf den Tasten herumzutippen. Eine Fernbedienung liegt nicht bei. Und statt eine eigene App anzubieten, vertraut Audiolab auf die von DTS PlayFi. Der 6000N lässt sich mit InternetMusikdiensten wie Spotify, Tidal, Deezer, Amazon Music oder Napster verwenden. Der Streamer eignet sich für Wireless- Wiedergabe und kann via WLAN Daten mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit/192 kHz empfangen. Die Einbindung in ein Ethernet- Netzwerk ist ebenfalls möglich. Mit seinen beiden S/ PDIF- Digital- Ausgängen (optisch und koaxial) bietet sich das Gerät als Zuspieler für externe D/A-Wandler an. Die Arbeitsteilung sollte man sich aber gut überlegen, denn der Streamer besitzt einen ESS ES9018K2M Sabre. Dieser audiophile DAC hätte theoretisch genug Reserven für bis zu 32 Bit/ 384 kHz. Wer den 6000N Play allerdings zusammen mit dem audiophilen Vollverstärker 6000A verwendet, was vom Design und der über USB- Steuerkabel möglichen Einbindung in die Systemfernbedienung naheliegt, hat den entsprechenden DAC dann gleich doppelt in seinem Team.
Schlicht und Gut Gemacht
Der Klang des 6000N war eine runde Sache. Er servierte die Musik, ohne die Aufmerksamkeit auf irgendwelche störenden Eigenheiten zu lenken und blieb sehr neutral, wirkte aber niemals nüchtern oder distanziert. Zu seinen Tugenden gehörte die akribische Auslotung der Aufnahmesituation. Eine hohe, breite und vor allem richtig tiefe Bühnendarstellung ging einher mit einem scharfen Fokus, stabiler Abbildung und tollem Timing. Der Audiolab 6000N ist also tatsächlich der Partner für Puristen.