FLEXIBLE RESPONSE
Briten können stur sein bis zur Unvernunft. Mitunter hören Englands Plattenspieler-Bauer aber auch auf Ratschläge aus Kontinentaleuropa – beim neuen Rega mit hörbarem Gewinn.
Dem ist nichts hinzuzufügen“, pflegen Schreiber zuweilen ihr Resümée abzuschließen, wenn ihnen denn ein tolles Zitat unterkommt. „Auch in der Grundausstattung spielt der kleine Rega schon groß auf“– so schloss AUDIO- Chefredakteur Andreas Eichelsdörfer den Test des Rega Planar 1 in AUDIO 2/17 ab. Und dem hätte der Autor tatsächlich nichts hinzuzufügen, wenn denn Rega nichts hinzugefügt hätte.
Doch die Engländer rüsteten ihren 380 Euro leichten Einsteiger-Spieler, auch auf hartnäckiges Drängen ihres deutschen Vertriebs TAD, nach und ein bisschen auf. Und zwar zur „Flex Edition“, nicht zu verwechseln mit dem vorstufenbewehrten Planar 1 Plus. Der Preis der FE stieg zwar auf 450 Euro, doch die Differenz bedeutet echten Mehrwert. Kenner der neuen mit schlichtem „P“plus Ordnungszahl gezeichneten Rega- Serie erkennen, dass der P1 Flex Edition auf dem entweder wunderschön weiß oder nobel schwarz lackierten, stärkeren Leichtbau- Chassis des P2 läuft. Sie erspähen nach Abheben des 23 Millimeter starken Phenolharz- Plattentellers – leider nach wie vor nötig zum Umlegen des Riemens und damit zum Umstellen der Geschwindigkeit von 33 1/ 3 auf 45 Umdrehungen pro Minute – den weißen „Sonderriemen“, siehe Bild rechts. Die wichtigste Änderung betrifft indes den Tonarm RB 110, seinerseits schon eine exzellente Ableitung des größeren RB 330. Im normalen P1 kompensiert er die sogenannte Skating- Kraft, die jeden Radial-Tonarm nach innen zieht und damit für ungleichen Druck der Nadel auf Innen- und Außenflanke der Rille sorgt, mit einer Automatik. Deren Antiskating ist freilich fix auf das serienmäßig montierte Tonabnehmersystem Rega Carbon abgestimmt.
Nun sind Arm und Spieler, wie sich auch in diesem Test herausstellte, deutlich besser als der Klassenschnitt und taugen deshalb auch zur Montage deutlich besserer Pickups. Was wiederum eine flexiblere Antiskating- Anpassung verlangt – und die Flex Edition liefert. Aber die P1 FE liefert schon mit dem Carbon einen herrlich ausgewogenen Klang, der sofort für sie einnimmt. Sobald am clever auf der Unterseite versteckten Knopf eingeschaltet, legt der kleine Rega ordentlich los. Dabei wirkte er einen Tick weniger spritzig, dafür aber merklich weniger nervös als sein Normalo- Bruder. Und gerade aus dieser gewachsenen Ruhe erwächst eine erstaunliche Souveränität in Sachen Dynamik und Klangfarben. Die offene, differenzierte Wiedergabe von Cecilia Bartoli (LP „Dolce Duello“, fiel wegen total verknackter erster Seite aus den Vinyl- Rezensionen in diesem Heft) überzeugte ebenso wie die binnendynamisch fein gestufte Darstellung der Eleanor McEvoy. Die folkloristisch inspirierte Hymne „In Praise Of Dreams“von Jan Garbarek entfaltete schon etwas von ihrer Faszination, der schwermetallene Titelsong von Pristines „Road Back To Ruin“walzte satt in den Hörraum. So kann AUDIO den Rega Planar 1 Flex Edition mit guten Gewissen empfehlen. Und muss dem nichts hinzufügen.