Test NuPrime Evolution DAC
Die Amerikaner denken gerne in Superlativen. So verbaut NuPrime im Evolution DAC den größten D/A-Chip der Welt. Mit Erfolg, denn der Klang ist galaktisch.
Zukunftssicher: Manche HiResFiles, die der DAC abspielen könnte, sind noch gar nicht zu haben
Die haben tatsächlich Fans: Bei unserer jüngsten Leserwahl stimmten überraschend viele HiFi- Fans für NuPrime. Es reichte zwar nicht für den ersten Platz, doch gleich mehrmals sahnten die US- Amerikaner den zweiten Platz in unterschiedlichen Kategorien ab. Woran mag es liegen? Die Company ist noch recht jung. Man residiert in Wyoming. Das ist einer jener US- Staaten, die für Konzentration sorgen und wenig Abwechslung bieten. Kein Meer, keine größeren Städte, aber immerhin liegt oben im Nordwesten der YellowstoneNationalpark. Alles ist eher beschaulich. Aber das NuPrime- Design ist richtig clever – die Firma baut ihre Geräte in maximal kompakter Form. Hier werden die Komponenten nicht mit Luft aufgeblasen, um das klassische 43-ZentimeterMaß zu erreichen. Hier wird’s entweder dünn oder sogar superkompakt. Als Klassiker gilt zum Beispiel der IDA- 8, ein Vollverstärker mit Class- A und - D- Stufen, dazu ein DAC, alles bei einer bescheidenen Breite, aber einem großen Hörauftritt. Ach ja, und den Preis nicht zu vergessen: Gerade einmal gute 1000 Euro veranschlagen die Amerikaner.
Wir haben nun eine der teuersten Komponenten in unseren Hörraum geordert – aus der Evolution- Serie den Digital/Analog-Wandler mit flankierendem Vorverstärker. 3500 Euro ruft NuPrime für den Evolution DAC auf – das ist nicht wirklich viel, wenn man die Konkurrenz betrachtet. Hier geht es wirklich zur Sache, ganz tief in die digitale Welt hinein.
Der Chip-Weltmeister
Wo andere Hersteller sich im Mittelfeld bedienen, kauft NuPrime den größten und teuersten Chip bei ESS Sabre an – den ES9038PRO. Das ist derzeit der Weltmeister. Er kann PCM bis 32 Bit und 768 Kilohertz lesen, dazu noch DSD von 64 bis 512. Unnötig zu sagen, dass man diese Luxusauflösung als Normalsterblicher heutzutage noch gar nicht kaufen kann. Aber immerhin: Der Evolution DAC ist gewappnet und zukunftssicher. Was die Entwickler an diesem Chip besonders lieben: Er leifert nach offiziellem Statement eine „warmer sonic characteristic“, erfüllt also die Sehnsucht nach dem analogen Lebensgefühl. Das muss ein Monstrum sein, ein aufwendig gekühlter Riesenchip. Nö, ist er nicht. Der Blick unter die Haube beginnt eher mit einem Suchspiel – wo mag der ESS Sabre wohl sein? Es ist glücklicherweise nicht die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, aber ähnlich anspruchsvoll. Tatsächlich sitzt in der Mitte der Zentralplatine ein winziger Chip, kaum größer als ein gepflegter Daumennagel. Wo wir gerade dabei sind, schauen wir tiefer in die Architektur. Es gibt gleich zwei vollverkapselte Netzteile – NuPrime trennt
hier sehr schön die digitale Wandlung von der analogen Klangaufbereitung. Die Kondensatoren daneben sind die größten Bauteile – sie sind schnell und erreichen Top-Werte in Siebung und Schaltfrequenz. Die Signalverarbeitung könnte nicht schöner ausfallen, selbstredend vollsymmetrisch. In der Kür überzeugen dann auch die Zugaben. So hat sich NuPrime die Gerätefüße patentieren lassen – die Komponente ruht auf drei Kegeln, an deren Spitzen kleine Pucks aus Spezialkunststoff liegen. Vibrationen von außen haben keine Chance. Jeder Eingang ist zudem justierbar, individuell auf eine durchgehend harmonische Lautstärke. Die Helligkeit des Display lässt sich individuell anpassen. Für die meisten am wichtigsten: Sieben Ausgangsfilter können angewählt werden.
Bis zu sieben filter lassen sich im Nuprime wählen
Wer es bislang nicht noch verstanden hat, hier erneut mit Ausrufezeichen: Eine opulentere, schlauere, schlicht bessere Digital/Analog-Wandlung ist kaum möglich. Deshalb nochmals der Preis: 3500 Euro sind günstig bemessen. Aber es gibt Einsprüche: Dieser DAC kann nur wandeln, er eignet sich nicht als Streamer. Also nichts für die CouchPotatos, die auf einen Klick hin ihre Lieblingsmusik per Tidal oder von der NAS hören wollen. Es braucht einen aktiven Zubringer der Daten. Zumeist ist das ein PC oder Mac, der per USB oder HDMI angeschlossen wird. Wer mal eben seinen CD- Player per Coax oder optisch einbinden will, genießt zwar sicherlich ein besseres Klangbild. Doch ehrlich: 16 Bit und 44,1 Kilohertz sind bei diesem Wunderwandler die berühmten Perlen vor die Säue – stark untermotorisiert. Womit wir beim Nutzwert wären. Wer kauft diese Kombination? Nicht zu vergessen: Hier gibt es auch einen potenten
Vorverstärker dazu. Sagen wir einmal, ich hätte einen Schreibtisch mit Ausblick auf die Isar, die Spree oder die Elbe, links und rechts davon zwei schmucke Standboxen, die wiederum verkoppelt wären mit zwei feinen Monoblöcken. Dann ist der NuPrime Evolution DAC der beste Mitspieler. Einfach die Soundfiles aus dem Rechner digital andocken und den Play- Befehl geben – danach verändert sich die audiophile Welt.
mEISTERLIchE mEISTERSINGER
Seien wir brutal und beginnen mit einer scheinbar einfachen, in Wahrheit aber schwierigen Aufgabe: Eben eine klassische CD in höchster Auflösung an die Boxen zu streamen. Das war vor über 20 Jahren ein Klassiker. Damals gab es ein Laufwerk und einen externen Wandler – das höchste der Gefühle um das Jahr 2000. Kommt der NuPrime tatsächlich über die alte 44,1- Kilohertz- Schwelle? Wir haben das erste Remastering von Wagners „Meistersingern“aufgelegt. Georg Solti dirigiert die Wiener Philharmoniker, eine legendäre Einspielung der Decca. Und siehe da: Unser alter CDPlayer klang eindeutig härter als der Stream über den Evolution DAC. Dieser erwies sich als Meister der feinen Töne. Schon in der Ouvertüre überraschten uns Nuancen, die der CD- Player schlicht unterschlagen hatte, etwa das Fugato der Holzbläser. Hier drängte alles, die leisen Stimmen vermittelten klaren Drive und Korpus. Der Player hatte es vernuschelt, der DAC hingegen analysierte reicher – klar die bessere Wiedergabe.
dER AUdIoPhILE Ed ShEERAN
Bei Pop und Rock steuerten wir auf das neue Album von Ed Sheeran zu. „No.6“ist wirklich ein Meisterwerk, tolle Songs, tolle Stimmen. Klar führend in den Charts, auch in HiRes bei Qobuz. In „South Of The Border“springen einen die Saiten an – ein hochinformatives Klangbild. Eine Prachtleistung der Tontechniker. Das macht Spaß, auch für audiophile Gemüter. Je länger man lauscht, desto klarer wird selbst dem kritischsten Nörgler, das hier ein Super- Album gelungen ist. Wer in der Hackordnung klettern will, ersteht die Version in 24 Bit. Welch’ herrliche Balladen, etwa „Best Part of Me“. Via NuPrime erreichten enorm viele Impulse die Membranen. Wer Zeit und das richtige Feeling hat, wird regelrecht von Glücksgefühlen überschüttet. Wir verstehen nach diesem Test deutlich besser, warum NuPrime so viele Fans in aller Welt hat. Die Anhänger dieser Marke wissen, dass sie hier das Absolute für erschwingliches Geld bekommen. Und demzufolge gehört NuPrime fortan auch zu unseren Lieblingen. Ein schönes Lebensgefühl.