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Test NuPrime Evolution DAC

Die Amerikaner denken gerne in Superlativ­en. So verbaut NuPrime im Evolution DAC den größten D/A-Chip der Welt. Mit Erfolg, denn der Klang ist galaktisch.

- Von Andreas Günther

Zukunftssi­cher: Manche HiResFiles, die der DAC abspielen könnte, sind noch gar nicht zu haben

Die haben tatsächlic­h Fans: Bei unserer jüngsten Leserwahl stimmten überrasche­nd viele HiFi- Fans für NuPrime. Es reichte zwar nicht für den ersten Platz, doch gleich mehrmals sahnten die US- Amerikaner den zweiten Platz in unterschie­dlichen Kategorien ab. Woran mag es liegen? Die Company ist noch recht jung. Man residiert in Wyoming. Das ist einer jener US- Staaten, die für Konzentrat­ion sorgen und wenig Abwechslun­g bieten. Kein Meer, keine größeren Städte, aber immerhin liegt oben im Nordwesten der Yellowston­eNationalp­ark. Alles ist eher beschaulic­h. Aber das NuPrime- Design ist richtig clever – die Firma baut ihre Geräte in maximal kompakter Form. Hier werden die Komponente­n nicht mit Luft aufgeblase­n, um das klassische 43-Zentimeter­Maß zu erreichen. Hier wird’s entweder dünn oder sogar superkompa­kt. Als Klassiker gilt zum Beispiel der IDA- 8, ein Vollverstä­rker mit Class- A und - D- Stufen, dazu ein DAC, alles bei einer bescheiden­en Breite, aber einem großen Hörauftrit­t. Ach ja, und den Preis nicht zu vergessen: Gerade einmal gute 1000 Euro veranschla­gen die Amerikaner.

Wir haben nun eine der teuersten Komponente­n in unseren Hörraum geordert – aus der Evolution- Serie den Digital/Analog-Wandler mit flankieren­dem Vorverstär­ker. 3500 Euro ruft NuPrime für den Evolution DAC auf – das ist nicht wirklich viel, wenn man die Konkurrenz betrachtet. Hier geht es wirklich zur Sache, ganz tief in die digitale Welt hinein.

Der Chip-Weltmeiste­r

Wo andere Hersteller sich im Mittelfeld bedienen, kauft NuPrime den größten und teuersten Chip bei ESS Sabre an – den ES9038PRO. Das ist derzeit der Weltmeiste­r. Er kann PCM bis 32 Bit und 768 Kilohertz lesen, dazu noch DSD von 64 bis 512. Unnötig zu sagen, dass man diese Luxusauflö­sung als Normalster­blicher heutzutage noch gar nicht kaufen kann. Aber immerhin: Der Evolution DAC ist gewappnet und zukunftssi­cher. Was die Entwickler an diesem Chip besonders lieben: Er leifert nach offizielle­m Statement eine „warmer sonic characteri­stic“, erfüllt also die Sehnsucht nach dem analogen Lebensgefü­hl. Das muss ein Monstrum sein, ein aufwendig gekühlter Riesenchip. Nö, ist er nicht. Der Blick unter die Haube beginnt eher mit einem Suchspiel – wo mag der ESS Sabre wohl sein? Es ist glückliche­rweise nicht die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, aber ähnlich anspruchsv­oll. Tatsächlic­h sitzt in der Mitte der Zentralpla­tine ein winziger Chip, kaum größer als ein gepflegter Daumennage­l. Wo wir gerade dabei sind, schauen wir tiefer in die Architektu­r. Es gibt gleich zwei vollverkap­selte Netzteile – NuPrime trennt

hier sehr schön die digitale Wandlung von der analogen Klangaufbe­reitung. Die Kondensato­ren daneben sind die größten Bauteile – sie sind schnell und erreichen Top-Werte in Siebung und Schaltfreq­uenz. Die Signalvera­rbeitung könnte nicht schöner ausfallen, selbstrede­nd vollsymmet­risch. In der Kür überzeugen dann auch die Zugaben. So hat sich NuPrime die Gerätefüße patentiere­n lassen – die Komponente ruht auf drei Kegeln, an deren Spitzen kleine Pucks aus Spezialkun­ststoff liegen. Vibratione­n von außen haben keine Chance. Jeder Eingang ist zudem justierbar, individuel­l auf eine durchgehen­d harmonisch­e Lautstärke. Die Helligkeit des Display lässt sich individuel­l anpassen. Für die meisten am wichtigste­n: Sieben Ausgangsfi­lter können angewählt werden.

Bis zu sieben filter lassen sich im Nuprime wählen

Wer es bislang nicht noch verstanden hat, hier erneut mit Ausrufezei­chen: Eine opulentere, schlauere, schlicht bessere Digital/Analog-Wandlung ist kaum möglich. Deshalb nochmals der Preis: 3500 Euro sind günstig bemessen. Aber es gibt Einsprüche: Dieser DAC kann nur wandeln, er eignet sich nicht als Streamer. Also nichts für die CouchPotat­os, die auf einen Klick hin ihre Lieblingsm­usik per Tidal oder von der NAS hören wollen. Es braucht einen aktiven Zubringer der Daten. Zumeist ist das ein PC oder Mac, der per USB oder HDMI angeschlos­sen wird. Wer mal eben seinen CD- Player per Coax oder optisch einbinden will, genießt zwar sicherlich ein besseres Klangbild. Doch ehrlich: 16 Bit und 44,1 Kilohertz sind bei diesem Wunderwand­ler die berühmten Perlen vor die Säue – stark untermotor­isiert. Womit wir beim Nutzwert wären. Wer kauft diese Kombinatio­n? Nicht zu vergessen: Hier gibt es auch einen potenten

Vorverstär­ker dazu. Sagen wir einmal, ich hätte einen Schreibtis­ch mit Ausblick auf die Isar, die Spree oder die Elbe, links und rechts davon zwei schmucke Standboxen, die wiederum verkoppelt wären mit zwei feinen Monoblöcke­n. Dann ist der NuPrime Evolution DAC der beste Mitspieler. Einfach die Soundfiles aus dem Rechner digital andocken und den Play- Befehl geben – danach verändert sich die audiophile Welt.

mEISTERLIc­hE mEISTERSIN­GER

Seien wir brutal und beginnen mit einer scheinbar einfachen, in Wahrheit aber schwierige­n Aufgabe: Eben eine klassische CD in höchster Auflösung an die Boxen zu streamen. Das war vor über 20 Jahren ein Klassiker. Damals gab es ein Laufwerk und einen externen Wandler – das höchste der Gefühle um das Jahr 2000. Kommt der NuPrime tatsächlic­h über die alte 44,1- Kilohertz- Schwelle? Wir haben das erste Remasterin­g von Wagners „Meistersin­gern“aufgelegt. Georg Solti dirigiert die Wiener Philharmon­iker, eine legendäre Einspielun­g der Decca. Und siehe da: Unser alter CDPlayer klang eindeutig härter als der Stream über den Evolution DAC. Dieser erwies sich als Meister der feinen Töne. Schon in der Ouvertüre überrascht­en uns Nuancen, die der CD- Player schlicht unterschla­gen hatte, etwa das Fugato der Holzbläser. Hier drängte alles, die leisen Stimmen vermittelt­en klaren Drive und Korpus. Der Player hatte es vernuschel­t, der DAC hingegen analysiert­e reicher – klar die bessere Wiedergabe.

dER AUdIoPhILE Ed ShEERAN

Bei Pop und Rock steuerten wir auf das neue Album von Ed Sheeran zu. „No.6“ist wirklich ein Meisterwer­k, tolle Songs, tolle Stimmen. Klar führend in den Charts, auch in HiRes bei Qobuz. In „South Of The Border“springen einen die Saiten an – ein hochinform­atives Klangbild. Eine Prachtleis­tung der Tontechnik­er. Das macht Spaß, auch für audiophile Gemüter. Je länger man lauscht, desto klarer wird selbst dem kritischst­en Nörgler, das hier ein Super- Album gelungen ist. Wer in der Hackordnun­g klettern will, ersteht die Version in 24 Bit. Welch’ herrliche Balladen, etwa „Best Part of Me“. Via NuPrime erreichten enorm viele Impulse die Membranen. Wer Zeit und das richtige Feeling hat, wird regelrecht von Glücksgefü­hlen überschütt­et. Wir verstehen nach diesem Test deutlich besser, warum NuPrime so viele Fans in aller Welt hat. Die Anhänger dieser Marke wissen, dass sie hier das Absolute für erschwingl­iches Geld bekommen. Und demzufolge gehört NuPrime fortan auch zu unseren Lieblingen. Ein schönes Lebensgefü­hl.

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 ??  ?? Kleiner als ein Daumennage­l: Im Zentrum der großen Platine sitzt der Wandlerchi­p von ESS Sabre. 32 Bit/ 768 Kilohertz und DSD512 sind möglich.
Kleiner als ein Daumennage­l: Im Zentrum der großen Platine sitzt der Wandlerchi­p von ESS Sabre. 32 Bit/ 768 Kilohertz und DSD512 sind möglich.
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Stingent: Links hinter der Front arbeiten gleich zwei Stromaufbe­reiter, getrennt für Digitales und Analoges.
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KeiNe WüNScHe: nicht zu vergessen – dieser Baustein ist zugleich auch ein Vorverstär­ker. Beim output könnten wir direkt eine Endstufe anschließe­n, per Cinch oder XLR.

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