Test AMC XCDi-vt
Klassischer Look: Wie alt mag der CD-Player AMC XCDi-vt wohl sein? Er ist erfreulich jung, besitzt eine Röhrenstufe und ein Slot-in-Laufwerk.
Ein CD-Player inklusive Röhrenstufe
elche Beziehung haben wir zur CD? Ich erinnere mich noch an meine Jugend. Knapp vor dem Abitur sprach alle Welt nur über die Compact Disc – ein Wunderwerk. Die alte Schallplatte solle man vergessen und lieber auf die Zukunft der Silberscheibe setzen. Sagten auch etablierte Testredakteure. Das war so etwas wie der Elch-Test bei der Mercedes AKlasse. Keiner fand die Wahrheit heraus, keiner wollte sich der Wahrheit stellen. Holt eine gute Schallplatte auf einem guten Plattenspieler nicht mehr ehrliche Klangqualität aus der Musik heraus? Doch der Trend und nicht zuletzt die Ästhetik der CD waren zu mächtig. Ein historisches Datum: Am 15. April 1981 hielt Herbert von Karajan auf einer Pressekonferenz in Salzburg seine erste CD in die Höhe. Und er sprach die programmatischen Worte: „Alles andere ist Gaslicht.“Die silberne Revolution nahm ihren Lauf. Und sie hat weiterhin Fans, es gibt gewaltige Sammlungen. Die CD ist das erfolgreichste Medium der Musikgeschichte. Folglich wird auch hin und wieder ein neuer CD- Player fällig.
Die bestmögliche ReDuktion
Aber wo wird’s spannend? Interessanterweise bei den kleineren Herstellern. So bringt AMC dieser Tage den XCDi in den Handel. Der sieht wunderbar klassisch aus, überrascht aber mit einem Slot- in- Laufwerk. Die meisten anderen Firmen setzen auf die übliche Schublade, doch AMC folgt einer anderen Logik. Ein Slot- in- Laufwerk sei die bestmögliche Reduktion – weniger mechanische Teile, dazu eine rein für die CDWiedergabe geschaffene Architektur; eben kein Computer- Laufwerk. Lieferant ist das japanische Unternehmen Shinwa. Ansonsten verwirrt und fasziniert bei AMC immer wieder die traditionelle Bauweise. Das kokettiert mit dem Design alter Braun- Legenden. Kein Knopf zu viel, alles sachlich, fast rituell reduziert. Dazu als Erkennungszeichen der grüne Druckknopf hart links als Einschalter. Man könnte einen deutschen Wertebewahrer dahinter vermuten. Doch falsch: AMC sitzt in den USA. Und es gibt eine weitere, seltsame Vorliebe: Röhren im Signalweg. Die kann man im Fall des XCDi hinzubestellen, dann heißt der Player AMC XCDi-vt. Also entweder eine klassische Transistor- Schaltung oder eine Version mit zwei Golden Dragon 12AX7 in der Ausgangsstufe. 595 Euro stehen 995 Euro gegenüber. Für uns war das keine Frage – wir wollten die Röhren
version haben. Nicht nur das Glimmen unter der Haube hat uns erfreut, sondern der ganze Aufbau des Signalparcours. Das sah aus wie reines Class- A – und war es bei tieferer Recherche auch. Schlau auch die Einbindung der Röhren selbst: AMC hat hier ein eigenes Netzteil integriert, die Röhren- und die DigitalEbene sind komplett voneinander getrennt. Den Digital/Analog-Wandler kauft AMC bei Burr Brown an, die Datentiefe liegt bei 24 Bit und 192 Kilohertz.
hArMonisChe KlAngAbstiMMung
Zwei weitere Zugaben verwirren uns eher. So gibt es eine USB- Buchse auf der Front und gleich daneben noch einen Slot für SD- Karten. Wer das wohl nutzen mag? Zumal hier keine HiRes- Daten gewandelt werden können, sondern nur kritisches MP3. Das muss man nicht verstehen, aber das tut auch nicht weh. Wie überhaupt die komplette Klangabstimmung auf freundliche Harmonie ausgelegt ist. Wir haben lange und viel gelauscht – und dabei von diesem Player nie ein hartes Wort gehört. Er wirkte stimmig, human, sehr analog. Eine der brutalsten, lustigsten Testscheiben ist „Knock Out 2000“von Meister- Schlagzeuger Charly Antolini. Nicht, dass wir den musikalischen Wert herunterspielen möchten, doch hier geht es um Punch und brachiale Gewalt. Man könnte dieser Scheibe sogar Tötungsabsichten für zu sensible Membranen unterstellen. Der AMC hörte tiefer hinein. Er feierte die Impulse, verlieh dem Ganzen aber eine größere Tiefe. Da war der Korpus der Bassdrum zu hören, hier das Fell, dort der konkrete Anschlag. Wirklich gut gelungen, diese Körperlichkeit. Beim Klassik-Test legten wir einen Superseller auf: Mozarts Klarinettenkonzert, mit Jack Brymer am Soloinstrument, Neville Marriner dirigiert die Academy of St. Martin in the Fields. Kennt man garantiert. Was dieser Silberscheibe einen solchen Erfolg einbrachte, war der Umstand, dass sie als Soundtrack für den Film „Jenseits von Afrika“herhalten durfte. Wir begegnen einer der letzten Kompositionen Mozarts – jeder Ton ist wertvoll, jede Phrase ein Geschenk. Hier muss ein CD- Player die Aura erfassen, dazu wirklich analoge Werte mitbringen. Es darf in keiner Minute, auch nicht im Forte, gepresst klingen. Genau dieser Linie folgte der AMC XCDi-vt. Da stimmte die innere Harmonie, da waren alle relevanten Informationen präsent. Ok, diese Vorzüge erkaufte er sich in unserem Test dadurch, dass er uns nicht übermäßig Impulse entgegenschleuderte. Doch die Eleganz der Feindynamik war da. Wie überhaupt das Wort „Eleganz“am besten den Grundwert dieses Players absteckt. Er ist edel, schlau konzipiert und sicherlich ein Compact- Disc- Sparringspartner für Jahre.