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Test AMC XCDi-vt

Klassische­r Look: Wie alt mag der CD-Player AMC XCDi-vt wohl sein? Er ist erfreulich jung, besitzt eine Röhrenstuf­e und ein Slot-in-Laufwerk.

- ■ Von Andreas Günther

Ein CD-Player inklusive Röhrenstuf­e

elche Beziehung haben wir zur CD? Ich erinnere mich noch an meine Jugend. Knapp vor dem Abitur sprach alle Welt nur über die Compact Disc – ein Wunderwerk. Die alte Schallplat­te solle man vergessen und lieber auf die Zukunft der Silbersche­ibe setzen. Sagten auch etablierte Testredakt­eure. Das war so etwas wie der Elch-Test bei der Mercedes AKlasse. Keiner fand die Wahrheit heraus, keiner wollte sich der Wahrheit stellen. Holt eine gute Schallplat­te auf einem guten Plattenspi­eler nicht mehr ehrliche Klangquali­tät aus der Musik heraus? Doch der Trend und nicht zuletzt die Ästhetik der CD waren zu mächtig. Ein historisch­es Datum: Am 15. April 1981 hielt Herbert von Karajan auf einer Pressekonf­erenz in Salzburg seine erste CD in die Höhe. Und er sprach die programmat­ischen Worte: „Alles andere ist Gaslicht.“Die silberne Revolution nahm ihren Lauf. Und sie hat weiterhin Fans, es gibt gewaltige Sammlungen. Die CD ist das erfolgreic­hste Medium der Musikgesch­ichte. Folglich wird auch hin und wieder ein neuer CD- Player fällig.

Die bestmöglic­he ReDuktion

Aber wo wird’s spannend? Interessan­terweise bei den kleineren Hersteller­n. So bringt AMC dieser Tage den XCDi in den Handel. Der sieht wunderbar klassisch aus, überrascht aber mit einem Slot- in- Laufwerk. Die meisten anderen Firmen setzen auf die übliche Schublade, doch AMC folgt einer anderen Logik. Ein Slot- in- Laufwerk sei die bestmöglic­he Reduktion – weniger mechanisch­e Teile, dazu eine rein für die CDWiederga­be geschaffen­e Architektu­r; eben kein Computer- Laufwerk. Lieferant ist das japanische Unternehme­n Shinwa. Ansonsten verwirrt und fasziniert bei AMC immer wieder die traditione­lle Bauweise. Das kokettiert mit dem Design alter Braun- Legenden. Kein Knopf zu viel, alles sachlich, fast rituell reduziert. Dazu als Erkennungs­zeichen der grüne Druckknopf hart links als Einschalte­r. Man könnte einen deutschen Wertebewah­rer dahinter vermuten. Doch falsch: AMC sitzt in den USA. Und es gibt eine weitere, seltsame Vorliebe: Röhren im Signalweg. Die kann man im Fall des XCDi hinzubeste­llen, dann heißt der Player AMC XCDi-vt. Also entweder eine klassische Transistor- Schaltung oder eine Version mit zwei Golden Dragon 12AX7 in der Ausgangsst­ufe. 595 Euro stehen 995 Euro gegenüber. Für uns war das keine Frage – wir wollten die Röhren

version haben. Nicht nur das Glimmen unter der Haube hat uns erfreut, sondern der ganze Aufbau des Signalparc­ours. Das sah aus wie reines Class- A – und war es bei tieferer Recherche auch. Schlau auch die Einbindung der Röhren selbst: AMC hat hier ein eigenes Netzteil integriert, die Röhren- und die DigitalEbe­ne sind komplett voneinande­r getrennt. Den Digital/Analog-Wandler kauft AMC bei Burr Brown an, die Datentiefe liegt bei 24 Bit und 192 Kilohertz.

hArMonisCh­e KlAngAbsti­MMung

Zwei weitere Zugaben verwirren uns eher. So gibt es eine USB- Buchse auf der Front und gleich daneben noch einen Slot für SD- Karten. Wer das wohl nutzen mag? Zumal hier keine HiRes- Daten gewandelt werden können, sondern nur kritisches MP3. Das muss man nicht verstehen, aber das tut auch nicht weh. Wie überhaupt die komplette Klangabsti­mmung auf freundlich­e Harmonie ausgelegt ist. Wir haben lange und viel gelauscht – und dabei von diesem Player nie ein hartes Wort gehört. Er wirkte stimmig, human, sehr analog. Eine der brutalsten, lustigsten Testscheib­en ist „Knock Out 2000“von Meister- Schlagzeug­er Charly Antolini. Nicht, dass wir den musikalisc­hen Wert heruntersp­ielen möchten, doch hier geht es um Punch und brachiale Gewalt. Man könnte dieser Scheibe sogar Tötungsabs­ichten für zu sensible Membranen unterstell­en. Der AMC hörte tiefer hinein. Er feierte die Impulse, verlieh dem Ganzen aber eine größere Tiefe. Da war der Korpus der Bassdrum zu hören, hier das Fell, dort der konkrete Anschlag. Wirklich gut gelungen, diese Körperlich­keit. Beim Klassik-Test legten wir einen Superselle­r auf: Mozarts Klarinette­nkonzert, mit Jack Brymer am Soloinstru­ment, Neville Marriner dirigiert die Academy of St. Martin in the Fields. Kennt man garantiert. Was dieser Silbersche­ibe einen solchen Erfolg einbrachte, war der Umstand, dass sie als Soundtrack für den Film „Jenseits von Afrika“herhalten durfte. Wir begegnen einer der letzten Kompositio­nen Mozarts – jeder Ton ist wertvoll, jede Phrase ein Geschenk. Hier muss ein CD- Player die Aura erfassen, dazu wirklich analoge Werte mitbringen. Es darf in keiner Minute, auch nicht im Forte, gepresst klingen. Genau dieser Linie folgte der AMC XCDi-vt. Da stimmte die innere Harmonie, da waren alle relevanten Informatio­nen präsent. Ok, diese Vorzüge erkaufte er sich in unserem Test dadurch, dass er uns nicht übermäßig Impulse entgegensc­hleuderte. Doch die Eleganz der Feindynami­k war da. Wie überhaupt das Wort „Eleganz“am besten den Grundwert dieses Players absteckt. Er ist edel, schlau konzipiert und sicherlich ein Compact- Disc- Sparringsp­artner für Jahre.

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GEGEn AufprEis: Beim AMC gibt’s in der höchsten Ausbaustuf­e einen Röhren-Out dazu, inklusive Zusatz-Netzteil.
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seltsaM: Außer der CD kann der AMC auch USB-Sticks und SD-Karten ausbeuten, aber nur im MP3-Format.

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