Fezz audio Omega Lupi
Günstige kommen immer Röhrenverstärker aus China? Keineswegs. Fezz Audio fertigt komplett in der EU, und die Amps haben es in sich.
Feinste Röhrentechnik muss nicht unmenschlich teuer sein. Dieser Kopfhörerverstärker ist universell einsetzbar und klingt fantastisch
Als Zulieferer für diverse Firmen aus der Elektrotechnik hatte der polnische Hersteller schon vor Jahren einen neuartigen Ausgangstransformator (EJ Kern) entwickelt. Dieser erforderte allerdings Anpassungen an das übliche Schaltungsdesign für Röhrenverstärker. Ein Weg, den nicht jeder Kunde mitgehen wollte. Daher entschieden sich die Söhne des Gründers im Jahr 2014 dazu, eine eigene Marke im Bereich Röhrenverstärker zu etablieren. Fezz Audio war geboren. Die aktuelle Lupi- Serie besteht aus einem „Alpha“und einem „Omega“, und die Wortwahl ist durchaus gelun
gen, denn Alpha und Omega stehen in der Bibel symbolisch für „Anfang“und „Ende“. Dieses Bild passt bei den beiden Röhren- Amps recht gut, denn der Alpha ist ein Vollverstärker, also der Beginn einer Kette, während der Omega als Kopfhörerverstärker so etwas wie das Ende einer Kette darstellt. Bei beiden kommen vier Röhren vom Typ PCL86 in Push- Pull- Schaltung zusammen. Während die Röhren im Alpha Lupi mit 2 x 10 Watt Ausgangsleistung ganz klassisch Lautsprecher antreiben, versorgen sie in unserem Testgerät Omega Lupi einen Kopfhörer, der per unsymmetrischem Klinkenstecker Anschluss findet. Die PLC86 enthält sowohl einen Vor- als auch einen Endstufenteil, weshalb sie sich ideal für den kleinen, fast schon kompakten Omega Lupi eignet. Die Röhren stehen frei auf der Oberseite des aus solidem Stahlblech gefertigten Gehäuses. Es gibt zwar ein Röhrenschutzgitter, das man allerdings für 50 Euro hinzukaufen muss. Eine weitere Besonderheit: Neben dem Lautstärkeregler an der linken Seite findet sich ein Drehschalter an der rechten Seite, mit dem man die Ausgangsimpedanz des Verstärkers anpasst. Hier gibt es drei Stufen, die mit „Low“, „Mid“und „High“bezeichnet sind. Damit deckt der Verstärker einen weiten Bereich an dynamischen und magnetostatischen Kopfhörern ab. An der Rückseite liegt außer dem obligatorischen Cinch- Hochpegeleingang zusätzlich ein Cinch- Ausgang. Damit kann man das Signal zum Beispiel an einen Vollverstärker weiterreichen.
Kristallklar und differenziert
Im Hörtest musste sich der Omega Lupi verschiedensten Kopfhörern stellen. Den Anfang machte der Sennheiser HD800. Der offene, äußerst spritzige Profihörer weist eine mittlere Impedanz von 300 Ohm auf. Wir wählten also die Einstellung „Mid“und legten möglichst impulsstarke Musik auf, ein Genre, dass der Sennheiser besonders gerne mag. Charly Antolinis Direktschnitt „Countdown“von 1980 ist nach wie vor die Referenz, wenn es um beeindruckende
Impulse geht. Der Omega Lupi versorgte den Sennheiser stets mit ordentlich Power. Selbst bei hohen Lautstärken und knackigen Rimshot-Snareschlägen kam er nicht ins Straucheln. Die hohen Frequenzen von Hihat- und Beckenschlägen lieferte er kristallklar, differenziert und stets mit der gewissen Portion Röhrenschmelz, den viele HiFi- Enthusiasten so gerne mögen. Als nächstes musste ein geschlossener Kandiat her. Der Magnetostat EL- 8ti von Audeze ist mit einer Impedanz von nur 25 Ohm ausgeschrieben. Hier fließen also schon deutlich stärkere Ströme. Wir schalteten den Omega Lupi auf die Einstellung „Low“zurück. Auch der Audeze mag Impulse, aber genauso gerne krachende Basskaskaden. Folglich legten wir einen Klassiker aus den 80ern auf, der beides verbindet. Mark King, Bassist bei Level 42, ist für seinen unnachahmlichen Slap- Bass bekannt. Bevor die Band eine Pop- Ikone wurde, experimentierte sie mit jazzigem Material. In „Dune Tune“, ein Instrumentalstück vom Debütalbum aus dem Jahr 1981 verlangt King seinem Bass alles ab. Ob leicht gezupft, gestreichelt oder extrem hart und schnell geslappt, das Gespann Omega Lupi/Audeze brachte den Song bravourös und mit exzellentem Timing rüber. Lediglich bei extrem hohen Lautstärken wurde er in den mittleren Frequenzen leicht anstrengend. Als dritten Kandidaten wählten wir den Beyerdynamic DT 1990 Pro in der 600- Ohm-Version. Da muss ein Verstärker schon ein Pfund auflegen, will er diesen Kopfhörer adäquat ansteuern. Doch auch hier patzte der Pole nicht, ganz im Gegenteil! Mit spielerischer Leichtigtkeit versorgte er den DT 1990 in allen Lebenslagen. Wir wählten die aktuelle Scheibe von Jennifer Warnes „Another Time, Another Place“. Ihre ausdrucksstarke, leicht rauchige Stimme bildete der Omega Lupi wunderbar schmelzig und mit einer exzellenten räumlichen Breite ab, für die der DT 1990 auch bekannt ist. Ein Ohrenschmaus.