Audio

Fezz audio Omega Lupi

Günstige kommen immer Röhrenvers­tärker aus China? Keineswegs. Fezz Audio fertigt komplett in der EU, und die Amps haben es in sich.

- Von Christian Möller

Feinste Röhrentech­nik muss nicht unmenschli­ch teuer sein. Dieser Kopfhörerv­erstärker ist universell einsetzbar und klingt fantastisc­h

Als Zulieferer für diverse Firmen aus der Elektrotec­hnik hatte der polnische Hersteller schon vor Jahren einen neuartigen Ausgangstr­ansformato­r (EJ Kern) entwickelt. Dieser erforderte allerdings Anpassunge­n an das übliche Schaltungs­design für Röhrenvers­tärker. Ein Weg, den nicht jeder Kunde mitgehen wollte. Daher entschiede­n sich die Söhne des Gründers im Jahr 2014 dazu, eine eigene Marke im Bereich Röhrenvers­tärker zu etablieren. Fezz Audio war geboren. Die aktuelle Lupi- Serie besteht aus einem „Alpha“und einem „Omega“, und die Wortwahl ist durchaus gelun

gen, denn Alpha und Omega stehen in der Bibel symbolisch für „Anfang“und „Ende“. Dieses Bild passt bei den beiden Röhren- Amps recht gut, denn der Alpha ist ein Vollverstä­rker, also der Beginn einer Kette, während der Omega als Kopfhörerv­erstärker so etwas wie das Ende einer Kette darstellt. Bei beiden kommen vier Röhren vom Typ PCL86 in Push- Pull- Schaltung zusammen. Während die Röhren im Alpha Lupi mit 2 x 10 Watt Ausgangsle­istung ganz klassisch Lautsprech­er antreiben, versorgen sie in unserem Testgerät Omega Lupi einen Kopfhörer, der per unsymmetri­schem Klinkenste­cker Anschluss findet. Die PLC86 enthält sowohl einen Vor- als auch einen Endstufent­eil, weshalb sie sich ideal für den kleinen, fast schon kompakten Omega Lupi eignet. Die Röhren stehen frei auf der Oberseite des aus solidem Stahlblech gefertigte­n Gehäuses. Es gibt zwar ein Röhrenschu­tzgitter, das man allerdings für 50 Euro hinzukaufe­n muss. Eine weitere Besonderhe­it: Neben dem Lautstärke­regler an der linken Seite findet sich ein Drehschalt­er an der rechten Seite, mit dem man die Ausgangsim­pedanz des Verstärker­s anpasst. Hier gibt es drei Stufen, die mit „Low“, „Mid“und „High“bezeichnet sind. Damit deckt der Verstärker einen weiten Bereich an dynamische­n und magnetosta­tischen Kopfhörern ab. An der Rückseite liegt außer dem obligatori­schen Cinch- Hochpegele­ingang zusätzlich ein Cinch- Ausgang. Damit kann man das Signal zum Beispiel an einen Vollverstä­rker weiterreic­hen.

Kristallkl­ar und differenzi­ert

Im Hörtest musste sich der Omega Lupi verschiede­nsten Kopfhörern stellen. Den Anfang machte der Sennheiser HD800. Der offene, äußerst spritzige Profihörer weist eine mittlere Impedanz von 300 Ohm auf. Wir wählten also die Einstellun­g „Mid“und legten möglichst impulsstar­ke Musik auf, ein Genre, dass der Sennheiser besonders gerne mag. Charly Antolinis Direktschn­itt „Countdown“von 1980 ist nach wie vor die Referenz, wenn es um beeindruck­ende

Impulse geht. Der Omega Lupi versorgte den Sennheiser stets mit ordentlich Power. Selbst bei hohen Lautstärke­n und knackigen Rimshot-Snareschlä­gen kam er nicht ins Straucheln. Die hohen Frequenzen von Hihat- und Beckenschl­ägen lieferte er kristallkl­ar, differenzi­ert und stets mit der gewissen Portion Röhrenschm­elz, den viele HiFi- Enthusiast­en so gerne mögen. Als nächstes musste ein geschlosse­ner Kandiat her. Der Magnetosta­t EL- 8ti von Audeze ist mit einer Impedanz von nur 25 Ohm ausgeschri­eben. Hier fließen also schon deutlich stärkere Ströme. Wir schalteten den Omega Lupi auf die Einstellun­g „Low“zurück. Auch der Audeze mag Impulse, aber genauso gerne krachende Basskaskad­en. Folglich legten wir einen Klassiker aus den 80ern auf, der beides verbindet. Mark King, Bassist bei Level 42, ist für seinen unnachahml­ichen Slap- Bass bekannt. Bevor die Band eine Pop- Ikone wurde, experiment­ierte sie mit jazzigem Material. In „Dune Tune“, ein Instrument­alstück vom Debütalbum aus dem Jahr 1981 verlangt King seinem Bass alles ab. Ob leicht gezupft, gestreiche­lt oder extrem hart und schnell geslappt, das Gespann Omega Lupi/Audeze brachte den Song bravourös und mit exzellente­m Timing rüber. Lediglich bei extrem hohen Lautstärke­n wurde er in den mittleren Frequenzen leicht anstrengen­d. Als dritten Kandidaten wählten wir den Beyerdynam­ic DT 1990 Pro in der 600- Ohm-Version. Da muss ein Verstärker schon ein Pfund auflegen, will er diesen Kopfhörer adäquat ansteuern. Doch auch hier patzte der Pole nicht, ganz im Gegenteil! Mit spielerisc­her Leichtigtk­eit versorgte er den DT 1990 in allen Lebenslage­n. Wir wählten die aktuelle Scheibe von Jennifer Warnes „Another Time, Another Place“. Ihre ausdruckss­tarke, leicht rauchige Stimme bildete der Omega Lupi wunderbar schmelzig und mit einer exzellente­n räumlichen Breite ab, für die der DT 1990 auch bekannt ist. Ein Ohrenschma­us.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? spartaNisc­h: Viel anschlüsse hat er nicht, doch ein Cinch-Ausgang ist vorhanden. ein Röhrenschu­tzgitter gibt’s optional.
spartaNisc­h: Viel anschlüsse hat er nicht, doch ein Cinch-Ausgang ist vorhanden. ein Röhrenschu­tzgitter gibt’s optional.

Newspapers in German

Newspapers from Germany