Chrissie Hynde Valve Bone Voe
Ein verwirrender Titel, eine ungewöhnliche Songauswahl, ein große Herausforderung. Die frühere Chefin der britischen Rockband The Pretenders wagte sich für ihr zweites echtes Soloalbum auf ungewohntes Terrain. 1994 hatte sie mit Frank Sinatra „Luck Be A Lady“für dessen Album „Duets II“gesungen. 25 Jahre später blühte die Erinnerung als Inspiration für ein JazzAlbum auf. Mit der Bigband Valve Bone Woe Ensemble und den Produzenten Marius de Vries und Eldad Guetta versucht sich die 68jährige USAmerikanerin an 14 Coverversionen von großer stilistischer Breite. Der Hörtrip startet mit der R’n’BBallade „How Glad I Am“, einst interpretiert von Aretha Franklin und Nancy Wilson. Es folgt eine melancholische Aufarbeitung von Brian Wilsons „Caroline, No“(vom
BeachBoysWerk „Pet Sounds“). Sinfonisch wird‘s beim SinatraKlassiker „I’m A Fool To Want You“, und nicht nur Brian Eno zeigte sich überrascht, mit welcher „Vollkommenheit und Reife“Chrissie Hynde diese Herausforderungen meistert, „als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes als diese Musik gespielt“. Es gehört viel Sensibilität dazu, sich so intensiv und stilbewusst mit Klassikern zu befassen. Sei es Charles Mingus‘ „Meditation On A Pair Of Wire Cutters“, John Coltranes berühmte Ballade „Naima“, Nick Drakes „River Man“oder „No Return“von Ray Davies. Die Songauswahl ist beeindruckend, die Neuaufnahmen sind es ebenso.
Willi Andresen
Johnny Cash: The Man Comes Around (2002), John Lennon: Rock ’n’ Roll (1974), Beck: Record Club (2009)