Chasing The Dragon
Wir haben einige der feinen Aufnahmen von Chasing The Dragon auf unserer großen High-End-Kombi gehört. Das könnte schöner nicht sein – prachtvolle Präsenz und höchste Dynamik.
Die alten Heldentaten begeistern ungebrochen, vor allem die Tontechniker und Plattensammler. Was Ende der 50er/Anfang der 60er an Stereo- Legenden entstanden ist, daran messen sich heutige Produzenten noch immer. Es war die Reduktion. Oder ganz hart ausgedrückt: der Mangel. Man musste den Stereosound erfinden und hatte keine Ahnung von Mikrofonaufstellung. Je weniger, desto besser, je direkter, desto eindrucksvoller. So hat sich Mike Valentine dazu entschlossen, die Meistertaten der Vorfahren nachzustellen. Bei seiner ersten Aufnahme für Chasing The Dragon in Venedig baute er den legendären DeccaBaum nach: ein Mikro nach links, eins nach rechts, dazu noch ein Raumfänger hinten. Diese Stringenz ist ihm bis heute geblieben. Alle CTD- Aufnahmen sind fantastisch direkt und ungeschminkt. Hier wird keine Orgie an den hundert Reglern eines modernen Mischpults betrieben. In der höchsten Philosophie
wird ein analoges Stereosignal direkt an eine Vinyl-Schneidemaschine von Neumann weitergereicht.
AMbITIOn, KLAng unD EHRLICHKEIT
Sicher, das können andere auch. Beispielsweise die Emil Berliner Studios oder Günter Pauler bei Stockfisch. Es kommt nicht auf die Größe an. Im Gegenteil. Die Big Player haben mit Direktschnitt nichts am Hut, sie sind in der Hölle der Multi- Mikrofone gefangen. Deshalb lieben wir die kleinen Labels wie CTD so sehr. Hier wird mit Ambition, Ethik und Ehrlichkeit der Klang eingefangen und gepresst. Erstaunlich ist dabei das Tempo. Wir waren Ende Juli bei den Aufnahmesitzungen. Einen Monat später können wir schon die Schallplatte rotieren lassen. Das ging schnell. Mike Valentine nutzt eine britisch- deutsche Seilschaft. In den Air Studios wird aufgenommen, gepresst aber bei Optimal im hohen Norden der Republik. Die Qualität des Vinyls ist superb. Aber auch die Preise sind gehoben. So ist der High- End- Markt un einmal. Wir sagen: Jede dieser CDs, LPs und Downloads wertet die eigene Kette hörbar auf. Hier gibt es Dynamik und Direktheit satt zu erleben. Doch welches Format ist hier das beste? Das ist eine Frage an das eigene Gewissen und an den eigenen Fuhrpark. Wir plädieren eindeutig für die LP und für alle Digitalos für den HiRes- Download. Die CD klingt auf jeden Fall auch lecker, doch die höhere Ausbeute macht den Rausch am Ende perfekt – der Drachen will gejagt sein. Leider legt Chasing The Dragon keine SACDs auf. Also ausweichen. Wir versprechen: Das Klangbild ist faszinierend – direkt, ungefiltert, hochdynamisch und ultrapräsent. Da muss man schon suchen, bis man auf gleichwertig audiophile Kost stößt.