stax LaMBDa sr-L700MK2
Diese Stax-Kombi aus Kopfhörer und Treiberverstärker spielt perfekt zusammen, auch wenn sie preislich auf den ersten Blick weniger gut zu harmonieren scheint.
Diese Traumpaar aus elektrostatischem Kopfhörer und Röhren-Amp erschafft das perfekte Zusammenspiel
Wir waren auf der Suche nach einer Traum- Kopfhörer- Kombi. Die gute Nachricht: Wir sind fündig geworden. Sicherlich haben auch andere Mütter hübsche Töchter, bauen auch andere Hersteller exzellente Kopfhörer und tolle Verstärker, aber diese Stax- Kombination aus dem Lambda SR- L700MK2 und dem Treiberverstärker SRM-700T ist etwas Besonderes. Preis- Leistungs-technisch dürfte es die beste Stax- Kombi aller Zeiten sein. Doch zurück zum Anfang. Für diese Ausgabe hatten wir drei Traumkombis geplant. Darunter wäre als Weltpremiere der erste Kopfhörerverstärker aus dem Hause Ultrasone gewesen. Aber aufgrund der derzeitigen Lage wurden die Produkte nicht rechtzeitig fertig, auch die geplante T+A- Kombi mussten wir auf eine spätere Ausgabe verschieben. Stax hingegen konnte liefern, und diese Kombi lieferte ab ...!
Schon immer haben die eckigen Ohrmuscheln, das Markenzeichen der edlen Stax- Elektrostaten, bei HiFi- Enthusiasten Begehrlichkeiten geweckt. Kein anderer Kopfhörer besitzt einen so hohen Wiedererkennungswert wie ein Stax aus der Lambda-Serie. Denjenigen, die noch nie einen eckigen Stax auf den Ohren hatten und fürchten, das kantige Studiodesign sei unbequem, sei versichert, dass sich dieser Stax außerordentlich bequem tragen lässt. Selbst auf großen Köpfen wie dem des Autors sitzt er wunderbar. Stundenlages Hören ist dank dem einstellbaren und breiten Kopfband ausgesprochen erträglich.
Der MK2 bringt gegenüber zu seinem Vorgänger eine wichtige Neuerung mit: Ein austauschbares Anschlusskabel aus versilbertem und sauerstofffreiem Kupfer. Dabei geht es nicht um die UpgradeFähigkeit, denn das Kabel ist bereits sehr hochwertig, sondern um den einfachen Austausch eines defekten Kabels. Stax-typisch handelt es sich beim SRL700MK2 um einen Elektrostaten mit offener Bauweise – mit allen Vor- und Nachteilen. Nachteile der offenen Bauweise: Alle im Raum befindlichen Personen werden unfreiwillig zu Mithörern und man selbst benötigt eine ruhige Umgebung. Nachteil des Elektrostaten: Es wird ein spezieller Treiberverstärker der Marke Stax benötigt, und da kostet der günstigste bereits 550 Euro. Aber damit hätten wir die Nachteile bereits abge
hakt und können uns ganz auf die vielen Vorteile konzentrieren. Die Treiberbestückung des SR- L700MK2 kommt der des Topmodells SR- 009 schon recht nahe, er kostet aber nicht einmal die Hälfte. Unter Stax- Kennern wird der Lambda SRL700MK2 als Geheimtipp gehandelt.
perfekter Spielpartner
Wir wollten nicht irgendeinen Treiberverstärker von Stax, sondern den, der am besten mit dem SR- L700 zusammenspielt. Das ist unserer Meinung nach der SRM-700T. Leider schlägt er mit fast 4000 Euro zu Buche, aber er ist tatsächlich jeden Cent wert. Das „T“in seinem Namen steht für Tube, was ihn als Röhren- Amp klassifiziert. Es gibt ihn fürs gleiche Geld auch als Transitorvariante, leicht zu erkennen an den fehlenden Kamelhöckerchen.
Der SRM-700T ist schön übersichtlich aufgebaut. Er bietet die Möglichekeit, zwei Staxe parallel zu betreiben. Signale nimmt er nur analog entgegen, entweder unsymmetrisch über RCA- Buchsen oder symmetrisch über XLR. Das Signal kann er durchgeschleift an einen Verstärker (nur RCA) weitergeben, sodass sich der Kopfhörer-Amp zwischen Quelle und Verstärker hängen lässt. Seine Verarbeitung ist top, die Haptik liegt auf hohem Niveau. Der Lautstärkeregler läuft spielfrei und sehr leicht. Im Innneren arbeiten zwei Doppeltrioden in getrennten Signalwegen. Es handelt sich um ein OTL-System ohne Ausgangsübetrager.
Nach dem Einschalten gönnt sich der Verstärker eine kurze Aufwärmphase, dann kann es losgehen. Unter den beiden Hügelchen auf der Oberseite sitzen die zwei Röhren. In warmem Zustand zeigen sie das sanfte Glühen. Wegen der doch recht hohen Verlustleistung sollte man es vermeiden, andere Geräte auf dem Amp zu parken, er wird wirklich gut warm! Wir betrieben den SRM-700T an einem USB- DAC von Micromega, der per USB an einem iMac hing. Gehört haben wir vornehmlich in CD- Qualität.
weite räume
Elektrostaten stehen im Ruf, der Musik einen weiten Raum zu verleihen, dies jedoch zulasten der Ortbarkeit. Bei der Stax- Kombi war der Raum schlicht herrlich. Wir spielten den Pink- Floyd- Klassiker „Time“von „The Dark Side Of The
Moon“. Wenn hier keine Ortbarkeit zustande kommt, dann bei keinem anderen Titel. Das Ergebnis war eine wunderbare Dreidimensionalität in der Wiedergabe. Die Klänge standen gut ortbar in dem weiten Raum. Und der Stax- Hörer räumte gleich mit einem zweiten Vorurteil gegenüber Elektrostaten auf: Wir erlebten ein sauberes Bassfundament. Unser Labor attestierte dem SR- L700MK2 laut Messung wenig Tiefbass, was aber angesichts der verzerrungsfreien Wiedergabe vom Oberbassbereich bis in die höchsten Frequenzen überhaupt nicht störte. Wer mehr Wumms benötigt, ist mit einem Beats vielleicht besser bedient. Elektrostaten sind Raumwunder und Feinzeichner. Die gute Basswiedergabe und die feine Auflösung verdankte der Kopfhörer auch dem SRM-700T – hier harmonierte die Röhrentechnologie perfekt mit dem Elektrostaten.
EINE KLEINER TIPP
Wer angesichts der 1700 Euro, die für den SR- L700MK2 fällig werden, die zusätzlichen 4000 Euro für dem SRM-700T nicht stemmen kann, sollte ein Auge auf den zweitgünstigsten Treiber- Amp aus dem Stax- Regal werfen. Der SRM- D10 ist ein mobiler Treiberverstärker, der sowohl stationär als auch unterwegs im Akkubetrieb genutzt werden kann. Er ist mit 1000 Euro erschwinglicher, und wer später dann den SRM-700T nachrüstet, hat dann immer noch Spaß an der mobilen Lösung für die Terrasse, das Hotelzimmer oder das Ferienhaus. Aufgrund ihrer offenen Bauweise sind Stax- Kopfhörer für Flugzeug- oder Bahnreisen weniger gut geeignet.
Aber zu Hause lädt die Kombi zum stundenlangen Musikgenuss ein. Der SRM-700T trägt einen großen Teil zum Klang bei, die Röhrenvariante bekommt eine dicke Empfehlung. Sie verleiht der Musik feinen Glanz und angenehmen Bass. Das Klangerlebnis dieser Kombination liegt auf dem Niveau einer HighEnd- Anlage. Unaufdringlich, mit schnellem, präzisem Timing, verzerrungsfrei bis in hohe Pegel. Das ist ein Sound, der süchtig macht. Ihn zu erleben, ist kostspielig, aber nicht unbezahlbar. Achtung: Der Verstärker kann NUR in Verbindung mit einem Stax- Kopfhörer betrieben werden. Deshalb keine Wertung, keine Empfehlung, keine Messung.