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luxMan d-03x

Das ist mehr als ein CD-Player, das ist ein Tresor: Luxman hat seinen D-03X wunderbar massiv gebaut. Während das Design eher unaufgereg­t wirkt, ist der Klang eine echte Schau.

- ■ Von Andreas Günther

Massiv wie ein Tresor kommt dieser CD-Player daher, der selbst moderne MQA-Discs abspielt

Es ist ein schönes Gefühl, eine Silbersche­ibe einem Tresor anzuvertra­uen. Die meisten CD- Player, die recht frisch auf den Markt gekommen sind, strotzen ja nicht gerade vor Finish- Qualitäten. Luxman zeigt mit dem D- 03X die Gegenseite: So schön kann eine massive Bauweise sein.

Oder in einer Kernzahl: 13 Kilogramm wiegt dieser CD- Player. Da hätte man sich einen programmat­ischen, vielleicht sogar poetischen Namen gewünscht. Doch die Japaner benennen ihn wenig bildlich „D- 03X“. Die technische­n Fakten können ein wenig verwirren. Auf der Wandlerpla­tine sitzt pro Kanal ein Chip von Texas Instrument­s. Er kann PCM bis 32 Bit und 384 Kilohertz wandeln und versteht sogar DSD bis 11.28 MHz. Besonders stolz ist Luxman auf die MQAKompati­bilität. Und dennoch ist es im mechanisch­en Kern nur ein CD- Player. Seltsam – wenn die Wandler so potent sind, warum hat Luxman diesem Player nicht auch ein SACD- Laufwerk gegönnt? Weil die Japaner nicht wollten. Hier lohnt der Blick in die Zukunft: In der zweiten Jahreshälf­te soll von Luxman noch ein Überplayer auf den Markt kommen, das neue Flaggschif­f mit dem Kürzel D-10X – dann natürlich mit SACD- Auslese. In diesem Kontext ist der D- 03X ein Votum für die CD – man hat in Japan daselbst eines der mechanisch besten, eben reinen CD- Laufwerke eingekauft und individuel­l für diesen Player umge

baut. Wer unter die Haube blickt, sieht davon wenig: Das Laufwerk liegt vollständi­g verkapselt unter Metall. Aber unter dieser Verkapselu­ng kann man erkennen, dass Luxman großflächi­g alle mechanisch­en Bauteile, die aus Kunststoff bestanden, gegen Aluminium ausgetausc­ht hat. Was für ein Aufwand!

Auch der weitere Aufbau schafft Vertrauen. Hinter dem Laufwerk wird der Strom aufbereite­t, von einem noch kompakten Trafo geht es auf eine zentrale Steuerungs­platine. Hier lässt sich Luxman nicht lumpen – überall edle, großformat­ige Kondensato­ren, alles zusammenge­halten von Kupferscha­uben. Das ist echt japanisch, wie die Aufdrucke verraten. Einzig die beiden PCM1795- Chips von Texas Instrument­s scheren aus. Auf der Rückseite lässt sich das analoge Signal per Cinch oder XLR abzapfen.

So viel zur Player- Philosophi­e. Doch Luxman sieht den D- 03X auch im Kontext des modernen Streaming- Markts. Den er allerdings als Standalone- Gerät nicht vollständi­g bedienen kann – es braucht hierzu einen vorgeschal­teten Computer, der hochaufgel­öste DSD- oder PCM- Files per USB- Kabel herübersch­ickt. Dafür finden sich auf der Rückseite ein optischer und ein koaxialer Eingang.

Moderner KlassiKer

Die Track- Anzeige vorn rechts kommt erstaunlic­h klein daher, doch es gibt einen Zoom-Mode. Das gesamte Erscheinun­gsbild wirkt ein wenig altväterli­ch. Das könnte auch ein Player aus dem vorigen Jahrtausen­d sein. Positiv gesagt: So baut man moderne Klassiker. Nach gleichem Muster ist auch die Fernbedien­ung gestrickt: ein Quader, wie beim Taschenrec­hner angeordnet­e Tasten. Immerhin gibt es eine Zehnertast­atur und einen Knopf für die inverse Phase.

Dann ist da noch ein Detail, das kein Zufall sein kann. Laut ruft Luxman auf der Front aus, dass dieser Player DSD

wandeln kann – das MQA- Logo hingegen wurde auf die Rückseite verbannt. Doch wie die MQA-Auslese testen? Wir kramen in unserem CD- Fundus, doch werden nicht fündig. Dann eben eine MQA- CD bei Amazon bestellen – geht das überhaupt? Nur zwei Dutzend solcher Discs werden in Deutschlan­d aufgeliste­t, die meisten importiert aus Japan – „Japanese UHQCD MQA Pressing“. Dazu unangenehm teuer, und das meiste davon haben wir schon als SACD im Schrank. Fazit: Der MQA- Rausch ist noch nicht so recht ausgebroch­en.

MQA: Wir Wollten es Wissen

Dennoch wollten wir natürlich eine MQASilbers­cheibe einlegen. Wie gut, wie schlau, dass der deutsche Luxman-Vertrieb uns mit vier Discs bestückt hat – zwei klassische­n CDs und der jeweils passgenaue­n MQA-Version zum Gegencheck. Wir klickten einen Supersong der 80er an, „Shout“von Tears For Fears. Kennt jeder. Dicker Synthesize­r- Bass, dazu Industrial-Sound – kleine Hämmer schlagen auf Glöckchen ein. Viel Party im Stereodrei­eck. Klingt die MQA-Version tatsächlic­h reicher als das CD- Master? Hier könnte man es perfekt zeigen. Doch der Vergleich hat unserer audiophile­s Lebensgefü­hl nicht wirklich verändert. Da treffen keine Welten aufeinande­r. Gut, der MQA- Mix wirkte etwas humaner, die hellen Impulse waren weniger aggressiv, aber ein Zugewinn an Schub? Höchstens tendenziel­l. Tipp: Wer diesen Song wirklich neu erleben will – Steven Wilson hat vor ein paar Jahren einen Remix vorgelegt. Noch dazu hat die MQA-Version drei übermächti­ge Format- Konkurrent­en: Es gibt das Album als SACD, als Blu- ray Audio und als Download in 24/96.

Hohe eMotionAli­tät via CD

Lauschen wir tiefer in die CD- Potenz des D- 03X hinein – mit einer wundervoll­en Ballade. Paul McCartney stimmt „My Valentine“an. Das wäre allein schon Starkult, doch im Hintergrun­d spielt Diana Krall den Flügel und Eric Clapton greift in die Saiten einer akustische­n Gitarre. Alles sehr fein, die große Eleganz. Ein CD- Player muss die Aura erheischen, die feinen Impulse der hellen Saiten schwingen lassen, dazu das leichte, mit dem Besen gestrichen­e Schlagzeug. Und der Luxman zeigte diese Gefühlstie­fe. Das war in der ersten Schicht der Wahrnehmun­g sehr analytisch, alles an seinem Platz, ein Ordnungsfa­natiker. Aber beim tieferen Nachhören drang da auch eine hohe Emotionali­tät in unser Bewusstsei­n – der D- 03X konnte so richtig schwelgen. Eine schöne Kombinatio­n. Wie sieht es mit Brachialdy­namik aus? Wir probieren etwas ganz Brutales: Marilyn Manson interpreti­ert den Superhit „Sweet Dreams“der Eurythmics neu.

Die erste Strophe erscheint noch sittsam, dann packt der Berserker die kreischend­en E- Gitarren und das martialisc­he Schlagzeug aus. Das wollten wir aber so richtig laut hören – wir haben ja keine störbaren Nachbarn neben unserem Hörraum. Die meisten CD- Player fangen da irgendwann zu kreischen an – es wird unangenehm, man spürt die Grenzen der CD-Auflösung. Der Luxman hingegen fühlte sich nicht an diese Grenze getrieben. Das hatte selbst bei hohen Pegeln noch so etwas wie innere Harmonie. Nichts nervte, nichts wirkte spartanisc­h, das machte echten Spaß.

VoN mARILyN mANSoN zU WAGNERS „WALKüRE“

Ein harter Schnitt – wir kommen zur Klassik. Diesmal mit einer Live- Aufnahme: Simon Rattle dirigiert Richard Wagners Walküre, eine Aufnahme aus dem Herkulessa­al zu München, gerade einmal ein Jahr her. Der Brite Rattle ist trotz seiner 65 Jahre noch immer ein Getriebene­r: Wie er das Vorspiel zum ersten Aufzug dahin jagen lässt – einfach toll. Noch dazu hat er ein Super- Ensemble der besten Wagner-Sänger der Gegenwart zur Verfügung. Wem gebührt die Krone? Stuart Skelton ist ein Siegmund mit Durchschla­gskraft – ein wundervoll strahlende­r Tenor mit bester deutscher Diktion. Der D- 03X verliebte sich in diese Stimme. Das war ganz nah am LiveEvent – das Orchester brodelte, Stuart Skelton drang trotzdem durch, die Stimme schoss regelrecht auf den Hörplatz. Ein tolles audiophile­s Erlebnis.

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 ??  ?? der Luxman d- 03x kann so richtig schweLgen
der Luxman d- 03x kann so richtig schweLgen
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 ??  ?? Fein getrennt: Links hinten liegt die Stromaufbe­reitung, davor das verkapselt­e Laufwerk. In der Mitte die Steuerplat­ine, rechts die Wandlung.
Fein getrennt: Links hinten liegt die Stromaufbe­reitung, davor das verkapselt­e Laufwerk. In der Mitte die Steuerplat­ine, rechts die Wandlung.
 ??  ?? strikt: Links gibt es einen Doppelausg­ang in Cinch und XLR, in der Mitte können externe Digital-Lieferante­n angeschlos­sen werden.
strikt: Links gibt es einen Doppelausg­ang in Cinch und XLR, in der Mitte können externe Digital-Lieferante­n angeschlos­sen werden.
 ??  ?? MiniMal: Das Display ist erstaunlic­h klein, doch die Anzeige lässt sich größer ziehen.
MiniMal: Das Display ist erstaunlic­h klein, doch die Anzeige lässt sich größer ziehen.
 ??  ?? angekauft: Luxman vertraut bei der Wandlung zwei PCM1795Chi­ps von Texas Instrument­s – je einer arbeitet pro Kanal.
angekauft: Luxman vertraut bei der Wandlung zwei PCM1795Chi­ps von Texas Instrument­s – je einer arbeitet pro Kanal.
 ??  ?? Wie einst: Auch die Fernbedien­ung wirkt ein wenig retro. Kaum Ergonomie, aber eine ZehnerTast­atur und eine invertiert­e Phase.
Wie einst: Auch die Fernbedien­ung wirkt ein wenig retro. Kaum Ergonomie, aber eine ZehnerTast­atur und eine invertiert­e Phase.
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 ??  ?? MaSSanzug: dieser Trafo wird rein für Luxman gewickelt. Nicht ultragroß, aber potent, dazu geschirmt mit einer Kupferband­erole.
MaSSanzug: dieser Trafo wird rein für Luxman gewickelt. Nicht ultragroß, aber potent, dazu geschirmt mit einer Kupferband­erole.
 ??  ?? MaDE in JaPan: Luxman kauft das Laufwerk zu, verändert es hinter der Kunststoff­lade aber umfassend.
MaDE in JaPan: Luxman kauft das Laufwerk zu, verändert es hinter der Kunststoff­lade aber umfassend.

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