luxMan d-03x
Das ist mehr als ein CD-Player, das ist ein Tresor: Luxman hat seinen D-03X wunderbar massiv gebaut. Während das Design eher unaufgeregt wirkt, ist der Klang eine echte Schau.
Massiv wie ein Tresor kommt dieser CD-Player daher, der selbst moderne MQA-Discs abspielt
Es ist ein schönes Gefühl, eine Silberscheibe einem Tresor anzuvertrauen. Die meisten CD- Player, die recht frisch auf den Markt gekommen sind, strotzen ja nicht gerade vor Finish- Qualitäten. Luxman zeigt mit dem D- 03X die Gegenseite: So schön kann eine massive Bauweise sein.
Oder in einer Kernzahl: 13 Kilogramm wiegt dieser CD- Player. Da hätte man sich einen programmatischen, vielleicht sogar poetischen Namen gewünscht. Doch die Japaner benennen ihn wenig bildlich „D- 03X“. Die technischen Fakten können ein wenig verwirren. Auf der Wandlerplatine sitzt pro Kanal ein Chip von Texas Instruments. Er kann PCM bis 32 Bit und 384 Kilohertz wandeln und versteht sogar DSD bis 11.28 MHz. Besonders stolz ist Luxman auf die MQAKompatibilität. Und dennoch ist es im mechanischen Kern nur ein CD- Player. Seltsam – wenn die Wandler so potent sind, warum hat Luxman diesem Player nicht auch ein SACD- Laufwerk gegönnt? Weil die Japaner nicht wollten. Hier lohnt der Blick in die Zukunft: In der zweiten Jahreshälfte soll von Luxman noch ein Überplayer auf den Markt kommen, das neue Flaggschiff mit dem Kürzel D-10X – dann natürlich mit SACD- Auslese. In diesem Kontext ist der D- 03X ein Votum für die CD – man hat in Japan daselbst eines der mechanisch besten, eben reinen CD- Laufwerke eingekauft und individuell für diesen Player umge
baut. Wer unter die Haube blickt, sieht davon wenig: Das Laufwerk liegt vollständig verkapselt unter Metall. Aber unter dieser Verkapselung kann man erkennen, dass Luxman großflächig alle mechanischen Bauteile, die aus Kunststoff bestanden, gegen Aluminium ausgetauscht hat. Was für ein Aufwand!
Auch der weitere Aufbau schafft Vertrauen. Hinter dem Laufwerk wird der Strom aufbereitet, von einem noch kompakten Trafo geht es auf eine zentrale Steuerungsplatine. Hier lässt sich Luxman nicht lumpen – überall edle, großformatige Kondensatoren, alles zusammengehalten von Kupferschauben. Das ist echt japanisch, wie die Aufdrucke verraten. Einzig die beiden PCM1795- Chips von Texas Instruments scheren aus. Auf der Rückseite lässt sich das analoge Signal per Cinch oder XLR abzapfen.
So viel zur Player- Philosophie. Doch Luxman sieht den D- 03X auch im Kontext des modernen Streaming- Markts. Den er allerdings als Standalone- Gerät nicht vollständig bedienen kann – es braucht hierzu einen vorgeschalteten Computer, der hochaufgelöste DSD- oder PCM- Files per USB- Kabel herüberschickt. Dafür finden sich auf der Rückseite ein optischer und ein koaxialer Eingang.
Moderner KlassiKer
Die Track- Anzeige vorn rechts kommt erstaunlich klein daher, doch es gibt einen Zoom-Mode. Das gesamte Erscheinungsbild wirkt ein wenig altväterlich. Das könnte auch ein Player aus dem vorigen Jahrtausend sein. Positiv gesagt: So baut man moderne Klassiker. Nach gleichem Muster ist auch die Fernbedienung gestrickt: ein Quader, wie beim Taschenrechner angeordnete Tasten. Immerhin gibt es eine Zehnertastatur und einen Knopf für die inverse Phase.
Dann ist da noch ein Detail, das kein Zufall sein kann. Laut ruft Luxman auf der Front aus, dass dieser Player DSD
wandeln kann – das MQA- Logo hingegen wurde auf die Rückseite verbannt. Doch wie die MQA-Auslese testen? Wir kramen in unserem CD- Fundus, doch werden nicht fündig. Dann eben eine MQA- CD bei Amazon bestellen – geht das überhaupt? Nur zwei Dutzend solcher Discs werden in Deutschland aufgelistet, die meisten importiert aus Japan – „Japanese UHQCD MQA Pressing“. Dazu unangenehm teuer, und das meiste davon haben wir schon als SACD im Schrank. Fazit: Der MQA- Rausch ist noch nicht so recht ausgebrochen.
MQA: Wir Wollten es Wissen
Dennoch wollten wir natürlich eine MQASilberscheibe einlegen. Wie gut, wie schlau, dass der deutsche Luxman-Vertrieb uns mit vier Discs bestückt hat – zwei klassischen CDs und der jeweils passgenauen MQA-Version zum Gegencheck. Wir klickten einen Supersong der 80er an, „Shout“von Tears For Fears. Kennt jeder. Dicker Synthesizer- Bass, dazu Industrial-Sound – kleine Hämmer schlagen auf Glöckchen ein. Viel Party im Stereodreieck. Klingt die MQA-Version tatsächlich reicher als das CD- Master? Hier könnte man es perfekt zeigen. Doch der Vergleich hat unserer audiophiles Lebensgefühl nicht wirklich verändert. Da treffen keine Welten aufeinander. Gut, der MQA- Mix wirkte etwas humaner, die hellen Impulse waren weniger aggressiv, aber ein Zugewinn an Schub? Höchstens tendenziell. Tipp: Wer diesen Song wirklich neu erleben will – Steven Wilson hat vor ein paar Jahren einen Remix vorgelegt. Noch dazu hat die MQA-Version drei übermächtige Format- Konkurrenten: Es gibt das Album als SACD, als Blu- ray Audio und als Download in 24/96.
Hohe eMotionAlität via CD
Lauschen wir tiefer in die CD- Potenz des D- 03X hinein – mit einer wundervollen Ballade. Paul McCartney stimmt „My Valentine“an. Das wäre allein schon Starkult, doch im Hintergrund spielt Diana Krall den Flügel und Eric Clapton greift in die Saiten einer akustischen Gitarre. Alles sehr fein, die große Eleganz. Ein CD- Player muss die Aura erheischen, die feinen Impulse der hellen Saiten schwingen lassen, dazu das leichte, mit dem Besen gestrichene Schlagzeug. Und der Luxman zeigte diese Gefühlstiefe. Das war in der ersten Schicht der Wahrnehmung sehr analytisch, alles an seinem Platz, ein Ordnungsfanatiker. Aber beim tieferen Nachhören drang da auch eine hohe Emotionalität in unser Bewusstsein – der D- 03X konnte so richtig schwelgen. Eine schöne Kombination. Wie sieht es mit Brachialdynamik aus? Wir probieren etwas ganz Brutales: Marilyn Manson interpretiert den Superhit „Sweet Dreams“der Eurythmics neu.
Die erste Strophe erscheint noch sittsam, dann packt der Berserker die kreischenden E- Gitarren und das martialische Schlagzeug aus. Das wollten wir aber so richtig laut hören – wir haben ja keine störbaren Nachbarn neben unserem Hörraum. Die meisten CD- Player fangen da irgendwann zu kreischen an – es wird unangenehm, man spürt die Grenzen der CD-Auflösung. Der Luxman hingegen fühlte sich nicht an diese Grenze getrieben. Das hatte selbst bei hohen Pegeln noch so etwas wie innere Harmonie. Nichts nervte, nichts wirkte spartanisch, das machte echten Spaß.
VoN mARILyN mANSoN zU WAGNERS „WALKüRE“
Ein harter Schnitt – wir kommen zur Klassik. Diesmal mit einer Live- Aufnahme: Simon Rattle dirigiert Richard Wagners Walküre, eine Aufnahme aus dem Herkulessaal zu München, gerade einmal ein Jahr her. Der Brite Rattle ist trotz seiner 65 Jahre noch immer ein Getriebener: Wie er das Vorspiel zum ersten Aufzug dahin jagen lässt – einfach toll. Noch dazu hat er ein Super- Ensemble der besten Wagner-Sänger der Gegenwart zur Verfügung. Wem gebührt die Krone? Stuart Skelton ist ein Siegmund mit Durchschlagskraft – ein wundervoll strahlender Tenor mit bester deutscher Diktion. Der D- 03X verliebte sich in diese Stimme. Das war ganz nah am LiveEvent – das Orchester brodelte, Stuart Skelton drang trotzdem durch, die Stimme schoss regelrecht auf den Hörplatz. Ein tolles audiophiles Erlebnis.