Marantz NR1200
Die Slimline von Marantz bekommt interessanten Zuwachs: Der NR1200 bedientsich bei den AV-Receivern des Hauses. Er hat HDMI an Bord.
Denon macht es. Onkyo macht es. Und Marantz macht es auch: Die Japaner kreuzen Stereo- Amps mit AV- Receivern und kreieren so eine neue Klasse von Steuerzentralen. Diese verbinden maximale Konnektivität mit einer gepflegten Prise Purismus. Zwei nach audiophiler Rezeptur gebaute Kanäle treffen im neuen Marantz NR1200 auf ein halbes Dutzend HDMI- Anschlüsse. Die teilen sich auf in fünf Eingänge mit voller HDCP-2.3- Unterstützung und einen HDMI- Ausgang mit ARC (Audio- Rückkanal). Das prädestiniert ihn als Steuerzentrale eines zeitgemäßen Entertainment- Systems, zumindest für alle, die auf Surround- Effekte keinen gesteigerten Wert legen. Wozu sollten sie Freunde von dialoglastigen Autorenfilmen oder von Klassikern aus der Zeit vor dem RaumklangOverkill Geld für jede Menge Verstärkerkanälen und die erforderlichen Effektlautsprecher ausgeben? Wozu sollten sie Klangkompromisse beim Musikhören in Stereo eingehen, die sich bei Mehrkanal- Receivern kaum vermeiden lassen? Wer darauf verzichten mag, darf sich außer über HDMI auch über den Segen moderner Technik in Form von Onscreen- Menüs zur besseren Bedienung per Fernsteuerung freuen.
Hilfe vom Big BrotHer
Wer die Möglichkeiten des integrierten Streaming- Moduls auskosten mag, der kann sich ebenfalls freuen. Marantz verwendet im NR1200 die Heos- Plattform – ein riesiges Ökosystem für MultiroomStreaming in HiRes- Qualität bis 24 Bit/192 kHz, das auch andere Marken unter dem Dach von Sound United einschließt, allen voran den Heos- Initiator Denon. Die Schwestermarke von Marantz hält gleich ein ganzes Sortiment kleiner Streaming- Lautsprecher bereit.
Nutzer können sich die kostenlose Controller- App im Apple App Store, auf Google Play oder im Amazon App Store herunterladen. Neben Wiedergabe von einer DLNA- UPnP- NAS erschließt Heos Online- Musikdienste wie Spotify, Amazon Music, Tune- In oder Deezer. Darüber hinaus stehen Bluetooth und AirPlay 2 zum drahtlosen Streaming von allerlei Smart- Devices bereit. Sogar Kopfhöer lassen sich vom NR1200 aus via Bluetooth ansteuern. Die Netzwerkverbindung kann über WLAN oder Ethernet aufgebaut werden. Der Marantz arbeitet mit den Sprachassistenten von Google, Amazon und Apple zusammen. Dazu braucht er allerdings das Mikrofon der Smart- Devices oder zusätzliche Hardware wie den Amazon Echo Dot.
Kaum zu glauben, aber Marantz spendiert dem NR1200 obendrein einen Phono- Eingang für MM-Tonabnehmer plus einige analoge Hochpegel- und Digital
Eingänge. Unter dem Deckel des flachen Slimline- Gehäuses verrichten diskret aufgebaute Hochstrom- Leistungsverstärker mit separaten Schaltkreisen für beide Kanäle ihre Arbeit. Die zwischen Vor- und Ausgangsstufe angeordnete Netzteilsektion soll die Kanaltrennung verbessern und für ein stabiles Staging sorgen. Der DAC von AKM mit der Bezeichnung AK4458 kann in AV- Receivern bis zu acht Kanäle in einem Chip in analoge Signale zurückwandeln. Weil der NR1200 aber nur über zwei Kanäle verfügt, leistet sich Marantz den sinnvollen Luxus, zwei Kanäle des hochwertigen 32- Bit- D/A- Wandlers für jeden Stereokanal im Differenzialmodus für niedrige Störgeräusche zu betreiben.
SINN FÜR FEINhEITEN
Der Marantz meisterte im Hörtest alle Hörbeispiele mit höchster Neutralität. Dieses Verhalten kennt und schätzt man an der Marke nicht erst seit gestern. Doch es gab auch einiges zu entdecken. Auf seine Klasse bezogen, förderte der NR1200 bemerkenswert viele Feinheiten ans Licht. Gerade Klassik- und Jazz
Liebhaber können mit diesem Receiver nach subtilen Details in audiophilen Aufnahmen fahnden. Die Abbildung verdiente bisweilen das Prädikat „holografisch“, so plastisch und scharf umrissen zeichnete der NR1200 die Umrisse von Klangkörpern nach. Die Fokussierung gelang ebenfalls sehr gut. Der Marantz nagelte Lead-Vocalisten direkt zwischen den Lautsprechern fest.
Während solche Tugenden eher Audiophile ansprechen, überzeugte der so trockene wie tiefreichende Bass auch mit Rock und Pop. Während die Wiedergabe über die Analog- Eingänge noch etwas druckvoller wirkte als über die Digital- Inputs, setzte der integrierte Streamer mit HiRes-Aufnahmen bis 24 Bit/192 kHz mit filigraner Hochtonwiedergabe vor allem bei Streichern noch einen drauf. Komplex darf die Musik also sein. Die einzige Einschränkung betrifft den Pegel: An Lautsprechern mit durchschnittlichem Wirkungsgrad merkte man dem Marantz relativ früh eine gewisse Anstrengung an. Für alle, die in Mehrfamilienhäusern leben, ist das aber eher von theoretischer Bedeutung.