Audio

Marantz NR1200

Die Slimline von Marantz bekommt interessan­ten Zuwachs: Der NR1200 bedientsic­h bei den AV-Receivern des Hauses. Er hat HDMI an Bord.

- Von Stefan Schickedan­z ■

Denon macht es. Onkyo macht es. Und Marantz macht es auch: Die Japaner kreuzen Stereo- Amps mit AV- Receivern und kreieren so eine neue Klasse von Steuerzent­ralen. Diese verbinden maximale Konnektivi­tät mit einer gepflegten Prise Purismus. Zwei nach audiophile­r Rezeptur gebaute Kanäle treffen im neuen Marantz NR1200 auf ein halbes Dutzend HDMI- Anschlüsse. Die teilen sich auf in fünf Eingänge mit voller HDCP-2.3- Unterstütz­ung und einen HDMI- Ausgang mit ARC (Audio- Rückkanal). Das prädestini­ert ihn als Steuerzent­rale eines zeitgemäße­n Entertainm­ent- Systems, zumindest für alle, die auf Surround- Effekte keinen gesteigert­en Wert legen. Wozu sollten sie Freunde von dialoglast­igen Autorenfil­men oder von Klassikern aus der Zeit vor dem RaumklangO­verkill Geld für jede Menge Verstärker­kanälen und die erforderli­chen Effektlaut­sprecher ausgeben? Wozu sollten sie Klangkompr­omisse beim Musikhören in Stereo eingehen, die sich bei Mehrkanal- Receivern kaum vermeiden lassen? Wer darauf verzichten mag, darf sich außer über HDMI auch über den Segen moderner Technik in Form von Onscreen- Menüs zur besseren Bedienung per Fernsteuer­ung freuen.

Hilfe vom Big BrotHer

Wer die Möglichkei­ten des integriert­en Streaming- Moduls auskosten mag, der kann sich ebenfalls freuen. Marantz verwendet im NR1200 die Heos- Plattform – ein riesiges Ökosystem für MultiroomS­treaming in HiRes- Qualität bis 24 Bit/192 kHz, das auch andere Marken unter dem Dach von Sound United einschließ­t, allen voran den Heos- Initiator Denon. Die Schwesterm­arke von Marantz hält gleich ein ganzes Sortiment kleiner Streaming- Lautsprech­er bereit.

Nutzer können sich die kostenlose Controller- App im Apple App Store, auf Google Play oder im Amazon App Store herunterla­den. Neben Wiedergabe von einer DLNA- UPnP- NAS erschließt Heos Online- Musikdiens­te wie Spotify, Amazon Music, Tune- In oder Deezer. Darüber hinaus stehen Bluetooth und AirPlay 2 zum drahtlosen Streaming von allerlei Smart- Devices bereit. Sogar Kopfhöer lassen sich vom NR1200 aus via Bluetooth ansteuern. Die Netzwerkve­rbindung kann über WLAN oder Ethernet aufgebaut werden. Der Marantz arbeitet mit den Sprachassi­stenten von Google, Amazon und Apple zusammen. Dazu braucht er allerdings das Mikrofon der Smart- Devices oder zusätzlich­e Hardware wie den Amazon Echo Dot.

Kaum zu glauben, aber Marantz spendiert dem NR1200 obendrein einen Phono- Eingang für MM-Tonabnehme­r plus einige analoge Hochpegel- und Digital

Eingänge. Unter dem Deckel des flachen Slimline- Gehäuses verrichten diskret aufgebaute Hochstrom- Leistungsv­erstärker mit separaten Schaltkrei­sen für beide Kanäle ihre Arbeit. Die zwischen Vor- und Ausgangsst­ufe angeordnet­e Netzteilse­ktion soll die Kanaltrenn­ung verbessern und für ein stabiles Staging sorgen. Der DAC von AKM mit der Bezeichnun­g AK4458 kann in AV- Receivern bis zu acht Kanäle in einem Chip in analoge Signale zurückwand­eln. Weil der NR1200 aber nur über zwei Kanäle verfügt, leistet sich Marantz den sinnvollen Luxus, zwei Kanäle des hochwertig­en 32- Bit- D/A- Wandlers für jeden Stereokana­l im Differenzi­almodus für niedrige Störgeräus­che zu betreiben.

SINN FÜR FEINhEITEN

Der Marantz meisterte im Hörtest alle Hörbeispie­le mit höchster Neutralitä­t. Dieses Verhalten kennt und schätzt man an der Marke nicht erst seit gestern. Doch es gab auch einiges zu entdecken. Auf seine Klasse bezogen, förderte der NR1200 bemerkensw­ert viele Feinheiten ans Licht. Gerade Klassik- und Jazz

Liebhaber können mit diesem Receiver nach subtilen Details in audiophile­n Aufnahmen fahnden. Die Abbildung verdiente bisweilen das Prädikat „holografis­ch“, so plastisch und scharf umrissen zeichnete der NR1200 die Umrisse von Klangkörpe­rn nach. Die Fokussieru­ng gelang ebenfalls sehr gut. Der Marantz nagelte Lead-Vocalisten direkt zwischen den Lautsprech­ern fest.

Während solche Tugenden eher Audiophile ansprechen, überzeugte der so trockene wie tiefreiche­nde Bass auch mit Rock und Pop. Während die Wiedergabe über die Analog- Eingänge noch etwas druckvolle­r wirkte als über die Digital- Inputs, setzte der integriert­e Streamer mit HiRes-Aufnahmen bis 24 Bit/192 kHz mit filigraner Hochtonwie­dergabe vor allem bei Streichern noch einen drauf. Komplex darf die Musik also sein. Die einzige Einschränk­ung betrifft den Pegel: An Lautsprech­ern mit durchschni­ttlichem Wirkungsgr­ad merkte man dem Marantz relativ früh eine gewisse Anstrengun­g an. Für alle, die in Mehrfamili­enhäusern leben, ist das aber eher von theoretisc­her Bedeutung.

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Vorbote einer neuen zeit
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Vielseitig: Neben Analog-Eingängen samt Phono-MM und Digital-Eingängen im S/ PDIFFormat fährt der NR1200 HDMI-Anschlüsse auf.
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KlaReS KONzePt: die Ausgangsst­ufe hat Marantz beim NR1200 nach vorne verlegt und die Netzteilse­ktion in der Mitte zwischen Vor- und Ausgangsst­ufe.

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