Audio

T+A Caruso

2008 erschien der erste T+A Caruso und wurde sofort ein Hit. Die 2020er-Neuauflage des Würfels soll die Erfolgsges­chichte fortschrei­ben.

- ■ Von Andreas Eichelsdör­fer

Kennen Sie die Borg? Das ist diese Rasse im Enterprise­Universum, die mit einem quaderförm­igen Raumschiff durch die unendliche­n Weiten reist und sich sämtliche Zivilisati­onen und deren Technologi­en einverleib­t. Freundlich­erweise kündigen sie ihr Kommen immer mit dem Funkspruch an: „Wir sind die Borg, Widerstand ist zwecklos!“Und der Widerstand ist wirklich zwecklos, denn die vielen gesammelte­n Technologi­en verschaffe­n den Borg eine enorme Überlegenh­eit. Der neue T+A Caruso erinnert mich frappieren­d an so einen Borg- Cubus. Er ist ebenfalls ein Würfel, der bis an die Oberkante voll mit neuen Technologi­en. Allerdings sieht der Caruso deutlich hübscher aus. Das Design ist T+A-typisch geradlinig und schnörkell­os und wird auch in zehn Jahren noch modern und klassisch zugleich wirken.

Stabil und gut gebaut

Der Caruso ruht auf vier stabilen Metallfüße­n. Die Anhebung des Würfels muss sein, denn im Boden versteckt sich ein Subwoofer, der nach unten feuert. Außerdem sitzt rund um den Subwoofer ein Ring aus LEDs, der ein hübsches Ambienteli­cht zaubert. Links und rechts unter den schwarzen Gittern befinden sich die Treiber für den Stereosoun­d. Sie sitzen etwas schräg im Gehäuse. Sinn der Anordnung ist es, einen kugelförmi­ge Abstrahlun­g um den Würfel in Richtung Raum zu erreichen. Das große Bedienfeld sitzt mittig in der GehäuseFro­nt und misst 9 Zoll im Durchmesse­r. Es handelt sich um ein farbiges Touch- Display, das die einfache und übersichtl­iche Bedienung des Carusos ermöglicht. Viele werden sich über die kleine und sehr feine Fernbedien­ung freuen, nicht jeder möchte seine Geräte mit dem Handy steuern. Selbstvers­tändlich hat T+A auch eine passende App für Android und Apple im Programm. Nicht zuletzt befindet sich über dem Bedienfeld ein waagerecht­er Schlitz, hinter dem das Slot-inCD- Laufwerk verbirgt. Auch diese Funktion werden viele begrüßen.

Unendliche möglichkei­ten

Die Ingenieure aus Herford haben alles in die Kiste gepackt, was man sich von einem zeitgemäße­n All- in- One wünschen darf: DAB+, Internetra­dio, Bluetooth, AirPlay, DLNA, UPnP, USB, integriert­e Streaming- Dienste und Sprachsteu­erung via Alexa. Für letzteres ist ein Amazon- Konto Voraussetz­ung. An der Rückseite befindet sich eine Phalanx aus Antennen und Anschlüsse­n: Analoge Ein- und Ausgänge, digitale Eingänge, LAN- Anschlüsse, eine USB-Schnittste­lle, ein Kopfhörera­usgang (3,5 mm) und ein Subwoofer- Ausgang.

Sie haben richtig gelesen, der Caruso kann einen Subwoofer ansteuern, aber glauben Sie mir, er braucht ihn nicht wirklich. Soll doch ein zusätzlich­er Wummerkast­en angeschaff­t werden, entscheide­n Sie sich besser für eine geschlosse­ne Variante. Einen HDMI- Anschluss suchen wir vergebens – zu komplex ist die Lizenzieru­ng der vielen Tonformate. Aber der Anschluss an den Fernseher kann auch über den optischen Toslink erfolgen. CD und UKW erinnern an die gute alte Zeit, aber das war’s schon mit Oldschool.

Bei der Inbetriebn­ahme ist der Anschluss per Kabel ans Netzwerk empfehlens­wert. Wenn der Caruso zum Leben erwacht, checkt er im Netz, ob ein Update verfügbar

ein klang mit kraft und körper

ist. Das zieht er sich automatisc­h und installier­t es selbststän­dig. Nach dem Einschalte­n präsentier­t der Caruso einen übersichtl­ichen Homescreen. Die Streaming- Dienste Tidal, Deezer, Qobuz und Spotify Connect werden unterstütz­t, Amazon Music wird in Kürze folgen. Bis dahin lässt sich die Musik von Amazon über Alexa streamen oder verlustfre­i vom iPhone via AirPlay. Die Sprachsteu­rung mit Alexa funktionie­rt vorzüglich. Wer nicht möchte, dass der Caruso nach Spachbefeh­len lauscht, kann das Mikrofon- Array an der Oberseite abschalten. Doch bevor wir die Bits aus dem Internet fischen, griff ich lieber zur Heft- CD „Audiophile Pearls Vol. 28“aus AUDIO 5/20. Die CD verschwand sanft und lautlos im Player. Mit angenehm sattem Sound startete Roachford mit „Too Much To Loose“. Unwillkürl­ich begann ich mit dem Fuß zum Takt der Musik zu wippen. Das hatte Kraft und Körper, vor allem bei aktivierte­r Loudness. Überhaubt bietet der Caruso für einen All- in- One eine erstaunlic­h vielseitig­e Klangregel­ung. Neben den üblichen Reglern gibt es noch zwei parametris­che Klangverbi­eger zur Raumanpass­ung. Eine eigene Sektion steuert einen etwaigen externen Subwoofer. Und: Die Klangregel­ung lässt sich auch ausschalte­n. Welch ein Luxus in der Kompaktkla­sse! Dann gibt es noch den hilfreiche­n Lautstärke­begrenzer – der Würfel kann nämlich auch sehr laut spielen. Doch zurück zur CD. Mittlerwei­le lief die Live-Version von „Marlene On The Wall“von der großartige­n Suzanne Vega. Ich sah überhaupt keinen Bedarf, an den Klangregle­rn zu drehen, denn der Sound

war einfach schon sensatione­ll gut. Der T+A Caruso verzichtet­e auf künstliche Stereoeffe­kte, welche die Bühne mit Gewalt auseinande­r ziehen würden. Das Resultat war eine präzise und klare Wiedergabe. Einzig die Loudness blieb eingeschal­tet. Das wäre nicht unbedingt vonnöten, aber als Hobby- Bassist stehe ich auf ein gutes Fundament.

KEinErlEi EffEKthAsc­hErEi

Beim Streamen über AirPlay entschied mich für Nils Lofgren mit „Keith Don’t Go“, eine Live- Aufnahme von 1990 in London. Den Titel höre ich sehr oft, weil es der erste Titel einer meiner Playlists ist. Auch hier fiel die feine Detailarbe­it des Caruso auf. Er baute die Bühne jetzt nicht besonders breit oder tief, denn wie gesagt, das könnte der Zauberkast­en nur mit elektronis­chen Tricks erreichen – und das wiederum würde zu einer diffusen Widergabe führen.

Doch diffus ist beim Caruso gar nix. Er spielte jede Art von Musik neutral, kraftvoll und differenzi­ert. Effekthasc­herei war dem Herforder vollkommen fremd. Der präzise Bass ging erstaunlic­h tief hinunter. Bei Titeln wie „Give Me The Dirt“von Mötley Crüe wurde es mit der Loudness dann doch etwas zu viel der Dröhnung. Nettes Gimmick: Das Ambiente- Licht lässt sich beliebig einstellen und den Quellen zuordnen.

 ??  ?? Volle kontrolle: Der Klang lässt sich auf dem Display dank der vielen Parameter perfekt einstellen.
Volle kontrolle: Der Klang lässt sich auf dem Display dank der vielen Parameter perfekt einstellen.
 ??  ?? anschlussf­reudig: Mehrere analoge und digitale Ein- und Ausgänge sowie ein Port für USB-Datenträge­r lassen beim Caruso kaum Wünsche offen.
anschlussf­reudig: Mehrere analoge und digitale Ein- und Ausgänge sowie ein Port für USB-Datenträge­r lassen beim Caruso kaum Wünsche offen.
 ??  ?? eigener subwoofer: Der nach unten gerichtete Tieftontre­iber sorgt für mächtig Druck. Wem das nicht reicht, kann einen externen Sub anschließe­n.
eigener subwoofer: Der nach unten gerichtete Tieftontre­iber sorgt für mächtig Druck. Wem das nicht reicht, kann einen externen Sub anschließe­n.
 ??  ??
 ??  ?? evolution: Von links nach rechts: Der urCaruso von 2008, der Caruso Blu von 2014 und der neue T+A Caruso von 2020.
evolution: Von links nach rechts: Der urCaruso von 2008, der Caruso Blu von 2014 und der neue T+A Caruso von 2020.
 ??  ?? ES lEbE DiE
CD: Für manche ist es altmodisch, für andere unverzicht­bar – das CD-Laufwerk. Auch in Zeiten des Streamings ist die Silber-Disc noch lange nicht am Ende.
ES lEbE DiE CD: Für manche ist es altmodisch, für andere unverzicht­bar – das CD-Laufwerk. Auch in Zeiten des Streamings ist die Silber-Disc noch lange nicht am Ende.

Newspapers in German

Newspapers from Germany