T+A Caruso
2008 erschien der erste T+A Caruso und wurde sofort ein Hit. Die 2020er-Neuauflage des Würfels soll die Erfolgsgeschichte fortschreiben.
Kennen Sie die Borg? Das ist diese Rasse im EnterpriseUniversum, die mit einem quaderförmigen Raumschiff durch die unendlichen Weiten reist und sich sämtliche Zivilisationen und deren Technologien einverleibt. Freundlicherweise kündigen sie ihr Kommen immer mit dem Funkspruch an: „Wir sind die Borg, Widerstand ist zwecklos!“Und der Widerstand ist wirklich zwecklos, denn die vielen gesammelten Technologien verschaffen den Borg eine enorme Überlegenheit. Der neue T+A Caruso erinnert mich frappierend an so einen Borg- Cubus. Er ist ebenfalls ein Würfel, der bis an die Oberkante voll mit neuen Technologien. Allerdings sieht der Caruso deutlich hübscher aus. Das Design ist T+A-typisch geradlinig und schnörkellos und wird auch in zehn Jahren noch modern und klassisch zugleich wirken.
Stabil und gut gebaut
Der Caruso ruht auf vier stabilen Metallfüßen. Die Anhebung des Würfels muss sein, denn im Boden versteckt sich ein Subwoofer, der nach unten feuert. Außerdem sitzt rund um den Subwoofer ein Ring aus LEDs, der ein hübsches Ambientelicht zaubert. Links und rechts unter den schwarzen Gittern befinden sich die Treiber für den Stereosound. Sie sitzen etwas schräg im Gehäuse. Sinn der Anordnung ist es, einen kugelförmige Abstrahlung um den Würfel in Richtung Raum zu erreichen. Das große Bedienfeld sitzt mittig in der GehäuseFront und misst 9 Zoll im Durchmesser. Es handelt sich um ein farbiges Touch- Display, das die einfache und übersichtliche Bedienung des Carusos ermöglicht. Viele werden sich über die kleine und sehr feine Fernbedienung freuen, nicht jeder möchte seine Geräte mit dem Handy steuern. Selbstverständlich hat T+A auch eine passende App für Android und Apple im Programm. Nicht zuletzt befindet sich über dem Bedienfeld ein waagerechter Schlitz, hinter dem das Slot-inCD- Laufwerk verbirgt. Auch diese Funktion werden viele begrüßen.
Unendliche möglichkeiten
Die Ingenieure aus Herford haben alles in die Kiste gepackt, was man sich von einem zeitgemäßen All- in- One wünschen darf: DAB+, Internetradio, Bluetooth, AirPlay, DLNA, UPnP, USB, integrierte Streaming- Dienste und Sprachsteuerung via Alexa. Für letzteres ist ein Amazon- Konto Voraussetzung. An der Rückseite befindet sich eine Phalanx aus Antennen und Anschlüssen: Analoge Ein- und Ausgänge, digitale Eingänge, LAN- Anschlüsse, eine USB-Schnittstelle, ein Kopfhörerausgang (3,5 mm) und ein Subwoofer- Ausgang.
Sie haben richtig gelesen, der Caruso kann einen Subwoofer ansteuern, aber glauben Sie mir, er braucht ihn nicht wirklich. Soll doch ein zusätzlicher Wummerkasten angeschafft werden, entscheiden Sie sich besser für eine geschlossene Variante. Einen HDMI- Anschluss suchen wir vergebens – zu komplex ist die Lizenzierung der vielen Tonformate. Aber der Anschluss an den Fernseher kann auch über den optischen Toslink erfolgen. CD und UKW erinnern an die gute alte Zeit, aber das war’s schon mit Oldschool.
Bei der Inbetriebnahme ist der Anschluss per Kabel ans Netzwerk empfehlenswert. Wenn der Caruso zum Leben erwacht, checkt er im Netz, ob ein Update verfügbar
ein klang mit kraft und körper
ist. Das zieht er sich automatisch und installiert es selbstständig. Nach dem Einschalten präsentiert der Caruso einen übersichtlichen Homescreen. Die Streaming- Dienste Tidal, Deezer, Qobuz und Spotify Connect werden unterstützt, Amazon Music wird in Kürze folgen. Bis dahin lässt sich die Musik von Amazon über Alexa streamen oder verlustfrei vom iPhone via AirPlay. Die Sprachsteurung mit Alexa funktioniert vorzüglich. Wer nicht möchte, dass der Caruso nach Spachbefehlen lauscht, kann das Mikrofon- Array an der Oberseite abschalten. Doch bevor wir die Bits aus dem Internet fischen, griff ich lieber zur Heft- CD „Audiophile Pearls Vol. 28“aus AUDIO 5/20. Die CD verschwand sanft und lautlos im Player. Mit angenehm sattem Sound startete Roachford mit „Too Much To Loose“. Unwillkürlich begann ich mit dem Fuß zum Takt der Musik zu wippen. Das hatte Kraft und Körper, vor allem bei aktivierter Loudness. Überhaubt bietet der Caruso für einen All- in- One eine erstaunlich vielseitige Klangregelung. Neben den üblichen Reglern gibt es noch zwei parametrische Klangverbieger zur Raumanpassung. Eine eigene Sektion steuert einen etwaigen externen Subwoofer. Und: Die Klangregelung lässt sich auch ausschalten. Welch ein Luxus in der Kompaktklasse! Dann gibt es noch den hilfreichen Lautstärkebegrenzer – der Würfel kann nämlich auch sehr laut spielen. Doch zurück zur CD. Mittlerweile lief die Live-Version von „Marlene On The Wall“von der großartigen Suzanne Vega. Ich sah überhaupt keinen Bedarf, an den Klangreglern zu drehen, denn der Sound
war einfach schon sensationell gut. Der T+A Caruso verzichtete auf künstliche Stereoeffekte, welche die Bühne mit Gewalt auseinander ziehen würden. Das Resultat war eine präzise und klare Wiedergabe. Einzig die Loudness blieb eingeschaltet. Das wäre nicht unbedingt vonnöten, aber als Hobby- Bassist stehe ich auf ein gutes Fundament.
KEinErlEi EffEKthAschErEi
Beim Streamen über AirPlay entschied mich für Nils Lofgren mit „Keith Don’t Go“, eine Live- Aufnahme von 1990 in London. Den Titel höre ich sehr oft, weil es der erste Titel einer meiner Playlists ist. Auch hier fiel die feine Detailarbeit des Caruso auf. Er baute die Bühne jetzt nicht besonders breit oder tief, denn wie gesagt, das könnte der Zauberkasten nur mit elektronischen Tricks erreichen – und das wiederum würde zu einer diffusen Widergabe führen.
Doch diffus ist beim Caruso gar nix. Er spielte jede Art von Musik neutral, kraftvoll und differenziert. Effekthascherei war dem Herforder vollkommen fremd. Der präzise Bass ging erstaunlich tief hinunter. Bei Titeln wie „Give Me The Dirt“von Mötley Crüe wurde es mit der Loudness dann doch etwas zu viel der Dröhnung. Nettes Gimmick: Das Ambiente- Licht lässt sich beliebig einstellen und den Quellen zuordnen.