Bowers & Wilkins 705 Signature
Bowers & Wilkins erhebt seine 700er-Serie mit dem Titel „Signature“in den Adelsstand. Hier glänzt edles Holz, Architektur und Aufbau der Weiche wurden komplett erneuert. Es klingt grandios.
Natürlich darf man Lieblinge haben. Wir nehmen uns diese Gunst für uns selbst heraus. Aus Erfahrung. Und genau diese Erfahrung sagt: Kein Lautsprecher von Bowers & Wilkins hat uns je enttäuscht. Häufig erreichen uns Leserbriefe: Wir könnten in die Ferne schweifen, doch wann immer wir wieder Bodenhaftung erhalten – so empfehlen wir Bowers & Wilkins. Haben uns die Briten irgendwelche Gefallen getan? Natürlich nicht. Ganz ehrlich: Ich habe von B&W weder einen Cent bekommen noch eine schöne Reise, auch kein Bier im Pub. Und trotzdem lieben wir die Briten. Weil sie ehrlich geblieben sind, weil sie nicht in Gier verfallen sind.
WARM UMS HERZ
Aber es gab ein Loch im Katalog. Ganz oben lockten die Superlautsprecher der 800er- Serie, dann für deutlich weniger Geld die Noxen der 600er- Serie. Man muss kein Genie sein, um „The Gap“zu entdecken: In der 700er- Liga war noch Platz. Dieser wurde nun gefüllt – mit der Signature-Auflage. Und als erstes Magazin der deutschen Sprache haben wir uns die 705 Signature gesichert.
Das ist die maximale Edelversion unter den Kompakten mit der Nummer 7.
Da wird einem schon beim Auspacken warm ums Herz. Es gibt einzig die Version in „Datuk
Gloss“. Was für ein Finish – edel bis in den hintersten Winkel. Zum Niederknien. So einen Lautsprecher möchte man streicheln und haben, und sei es nur als Skulptur. Das sieht einfach gut aus. Doch wir wären schlicht verrückt, würden wir nur unsere Augen und Hände walten lassen. Das ist ein Lautsprecher – sein Adressat sind die Ohren. Hier tritt Bowers & Wilkins mächtig auf das Gaspedal: Es gibt die Feinheiten der höchsten Serie. Im Hauptkorpus schimmert eine silberne Membran, das ist der Nachfolger der dottergelben Kevlarmembran, dem langjährigen Erkennungszeichen. Nun wird in Aramidfasern mit hellem Glanz gewoben. Die physikalischen Werte sind unfassbar gut. Das Gewebe verleiht der Kalotte Steifigkeit, bleibt zugleich jedoch höchst filigran. B&W vereint hier Tempo und Druck in einem einzigen Baustein.
MUTIGE KONSTRUKTION
Wer das in die aktuellen Spielregeln des Marktes übersetzt, der erkennt, dass hier wirklich eine Evolution betrieben wird. Mancher Konkurrent schmort im eigenen Saft, während B&W die Entwicklung vorantreibt. Wieder einmal ist Ehrerbietung gegenüber den Engländern angebracht. Die Chinesen, die Deutschen, die Franzosen, die Amerikaner – sie sind kleine Lichter gegenüber dem, was die Briten in den Lautsprechermarkt investieren. Es herrscht Innovationsfreude, auch bei der Hochtonwiedergabe.
Die Basiskonstruktion ist geradlinig ausgelegt: Über dem Gehäuse liegt eine mutige Konstruktion aus aus Aluminium, in deren Front die Kalotte
frei strahlen kann. Sie ist maximal entkoppelt vom Quader des Tiefmitteltöners. Großartig der Effekt und die Effizienz. Der Hochtöner wurde nicht ins Gehäuse eingebaut: Er thront frei auf der Oberfläche, wo er mit Kunststoffelementen abgehoben wird.
Auch hier gibt es einen Klangwandler, der so nur von B&W erschaffen wurde – es schwingt eine kohlefaserbedämpfte Aluminiummembran, die an ihrem kritischen Außenrand mit einem Ring stabilisiert wurde. Das ist keine Kunst, aber sehr sinnvoll gemacht, wenn denn auch die Weiche mitspielt. Was sie tut: Für die neueste Ausgabe der 700erSerie hat B&W eine ganz und gar neue interne Schaltung entworfen.
EINER DER BESTEN
Wenn wir alle Eigenschaften zusammenbringen, müssen wir ehrlich sagen – das ist einer der besten passiven ZweiwegeWandler, den wir je im Hörraum hatten. Diese Eleganz, die Ehrlichkeit, diese Musikalität – und wir sagen klar: Wir fühlen keine Sehnsucht nach einer großen Standbox. Hier ist ein Lautsprecher, der mit zwei Wegen mehr erreicht als so mancher Dreiwegler.
Das klingt vollmundig, entspricht aber der Wahrheit. Zwar haben wir nicht den großen Druck in der Tiefe, dafür aber ein Klangbild, wie es plastischer kaum sein könnte. Wenige Takte genügten, und wir fühlten uns wie vor der Allmacht des großen Panoramas. Eine große Menge an Informationen erreichte unser Ohr. Da war der Raum, auf den Zentimeter konkret, dazu die innere Harmonie und ein wunderbarer dynamischer Druck.
Für welches Instrument hat Bach seine „Kunst der Fuge“geschaffen? Für ein KammermusikEnsemble? Für ein Orchester? Oder ganz spartanisch nur für eine Orgel? Egal. Wir lieben die Interpretation von Herbert Tachezi an der großen Orgel von Bremen ( Teldec). Das ist so wundervoll aufgeräumt und dennoch reich. Jeder einzelne Ton hat Gewicht. Wir erleben das Entstehen einer neuen Welt, dazu viel Luft von den Tontechnikern und ultratiefe Töne. Mit denen sich die 705 Signature eher schwer tat – aber
die Präsenz war da, wir riefen eben nicht nach einen Subwoofer oder nach den großen BassMembranen. Erstaunlich, wie komplett die neue Bowers & Wilkins zu tönen vermochte. Wir suchten nach dem Trick, aber es gibt keinen. Das ist schlichtweg ein grundehrlicher Lautsprecher, der weit über den Möglichkeiten seiner Bauform spielt.
LAUT AUFDREHEN!
Geben wir ein wenig mehr Holz in den Ofen: einen LiveMitschnitt von Paul McCartney. „Back In The World“aus dem Jahr sollte zeigen, dass der PopMeister einerseits noch am Leben war und zudem in bester Form. Unter allen LiveAlben der letzten 20 Jahre kommt hier am meisten Genie, Klang und Bass zusammen. Die Pflicht lautet: voll aufdrehen. Und es war erstaunlich, welchen Pegel die beiden B&W 705 Signature zu stemmen vermochten. Da stand ein mächtiges LiveBild vor unseren Ohren. Wir strengten uns an, unsere Gefühle und Glieder beieinander zu halten. Doch irgendwann swingten unwillkürlich unsere Füße mit, und fast hätten wir bei „Hey Jude“mitgegrölt.
Atmen wir noch einmal ein – und wieder ganz entspannt aus. Es bleibt dabei: Das ist einer der stärksten Zweiwegler, der uns je im Hörraum begegnet ist. Wir sind Propheten, deshalb sagen wir: Die Faszination wird für die nächsten zehn Jahre halten. Die B&W 705 Signature hat das Finish einer Skulptur und klingt hervorragend. Da auch der Preis stimmt, sollte man sie bei Interesse unbedingt in die engste Wahl ziehen.